Österliche Bußzeit

2. Fastensonntag C

Erste Lesung

Gen 15,5-18

In jenen Tagen führte der Herr Abram hinaus und sprach: Sieh zum Himmel hinauf, und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein.
Abram glaubte dem Herrn, und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an.
Er sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat, um dir dieses Land zu Eigen zu geben.
Da sagte Abram: Herr, mein Herr, woran soll ich erkennen, dass ich es zu Eigen bekomme?
Der Herr antwortete ihm: Hol mir ein dreijähriges Rind, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine Haustaube!
Abram brachte ihm alle diese Tiere, zerteilte sie und legte je eine Hälfte der andern gegenüber; die Vögel aber zerteilte er nicht. Da stießen Raubvögel auf die Fleischstücke herab, doch Abram verscheuchte sie. Bei Sonnenuntergang fiel auf Abram ein tiefer Schlaf; große, unheimliche Angst überfiel ihn. Die Sonne war untergegangen, und es war dunkel geworden. Auf einmal waren ein rauchender Ofen und eine lodernde Fackel da; sie fuhren zwischen jenen Fleischstücken hindurch. An diesem Tag schloss der Herr mit Abram folgenden Bund: Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land vom Grenzbach Ägyptens bis zum großen Strom, dem Eufrat.

Zweite Lesung

Phil 3,17-4,1

Ahmt auch ihr mich nach, Brüder, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt. Denn viele - von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche - leben als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott der Bauch; ihr Ruhm besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn.
Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann. Darum, meine geliebten Brüder, nach denen ich mich sehne, meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn, liebe Brüder.

Evangelium

Lk 9,28b-36

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß.
Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte.
Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte.
Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst. Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.
Als aber die Stimme erklang, war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon.
Heilige Schrift

Gemeinschaft mit dem Herrn

Es ist ein inniges Anliegen, das Paulus in der heutigen Lesung am Herzen liegt und sichtlich schmerzt. Er erinnert sich an viele, die ihm wohl seit der Zeit seiner Missionstätigkeit sehr vertraut waren. Jetzt aber gehen sie andere Wege. Sie halten sich nicht an das Evangelium, das Paulus in seinen Gemeinden verkündet hat. Was sie genau zu Feinden des Kreuzes Christi gemacht hat, erwähnt Paulus nicht. Vielleicht haben sie ihre Position in der Gemeinde zu ihrem eigenen Vorteil ausgenutzt, haben es dann mit dem Glauben nicht mehr so ernst genommen und sich eine eigene Religion zusammen gebastelt, die dem nicht mehr entsprach, was Paulus über Jesus Christus verkündet hat.
Umso mehr ermahnt Paulus diejenigen, die ihm und seinem Evangelium bisher treu geblieben sind, das auch weiterhin zu bleiben. Wer seinem Beispiel folgt, geht sicher auf dem Weg des Heiles und soll sich von anderen vermeintlichen Heilsbringern nicht verunsichern lassen.
Unsere Heimat ist im Himmel. Jesus Christus, der für und gestorben und auferstanden ist, ist Garant für unser Heil. In ihm ist Gott uns nahe gekommen und bleibt uns nahe. In ihm hat Gott uns die Gemeinschaft mit sich angeboten.
Paulus weist darauf hin, dass der Leib vergänglich ist. Christus wird unseren Leib verwandeln. Er meint damit sicher nicht, dass wir unseren Leib vernachlässigen sollen, aber wir sollen ihn auch nicht vergöttern. Der Leib ist das irdische Zuhause unserer Seele und sie soll es dort gut haben, im Himmel aber bekommt sie eine neue Wohnung von Gott geschenkt.
Daher lohnt es nicht, nach Irdischem zu streben. Es ist vergänglich und Christus wird es sich letztlich unterwerfen. Als Christen sind wir schon zu Bürgern des himmlischen Reiches geworden. Auch wenn wir jetzt noch in der Fremde leben, ist Christus uns dennoch nahe.
Weil aber unsere wahre Heimat noch verborgen ist, lassen sich viele beirren. Noch dazu, wenn es so viele Irrlehrer gibt. Was ist richtig, was ist wahr? Wie kann ich bei all dem den richtigen Weg finden?
Das Richtige ist nicht immer das, was sich gut anhört und selbst auch nicht immer das, was sich gut anfühlt. Es gilt auch einige Entbehrungen auf sich zu nehmen und Durststrecken zu durchschreiten, um zum Ziel zu gelangen. Aber doch ist der Weg nicht so schwer, dass das Ziel unerreichbar wäre.
Es ist gut, Vorbilder im Glauben zu haben, wie Paulus ein Vorbild für seine Gemeinden war. Wir brauchen solche Vorbilder. Das sind Menschen die mehr gesehen haben von Gottes Größe, wie die drei Apostel am Berg Tabor oder Paulus bei seiner Berufung vor Damaskus, als ihm der Herr begegnet ist. Solche Menschen können uns den Weg weisen, uneigennützig, und mit einer tiefen Sehnsucht im Herzen, dass alle das Heil erlangen.

Abraham

Gottes Verheißung an Abraham

Steht fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn! - dazu ruft uns Paulus in der heutigen Lesung auf. Abraham zeigt uns, wie diese vertraute Gemeinschaft mit Gott aussehen kann. Gott spricht mit ihm. Sie halten gemeinsam Mahl, was durch Gottes Annahme vom Abrahams Opfer deutlich wird. Und dann segnet Gott Abraham. Ein vertrautes Treffen zwischen Gott und Mensch, wie wenn sich zwei Freunde treffen. Eine solche Erfahrung kann ein Höhepunkt im Leben eines jeden Menschen sein.

Abraham ist auf Gottes Wort hin in das Land Kanaan gezogen. Er hat dort Fuß gefasst und sein Besitz nimmt zu. Nur mit der Nachkommenschaft, die Gott ihm verheißen hat, will es nicht so recht klappen. Er und seine Frau sind schon alt und immer noch kinderlos. Darüber sinniert er in seinem Zelt, als plötzlich Gott mit ihm spricht.
Um in Abraham den Glauben an die Verheißung einer großen Nachkommenschaft zu stärken, führt Gott ihn erst einmal hinaus - und zeigt ihm den Sternenhimmel, der damals in der klaren Dunkelheit der Wüste wahrscheinlich viel beeindruckender war, als wir es in unseren lichtüberfluteten Nächten wahrnehmen können.

Sieh doch zum Himmel hinauf, und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. So zahlreich werden deine Nachkommen sein. - Und Abram glaubte dem Herrn. (Gen 15,5f.)

Gott gibt Abraham noch ein weiteres Zeichen seiner Gegenwart. Er soll ein Brandopfer aus verschiedenen Tieren herrichten. Tieropfer waren damals ein besonderes Zeichen der Verehrung Gottes. Die Größe der Herden galt als Statussymbol. Man opferte die besten Tiere der Herde, um Gott dafür zu danken, dass die Herde sich vermehrt und auch, um Gott um seinen Schutz und Segen zu bitten.
Abraham wurde müde von der schweren Arbeit, all diese Tiere zu schlachten und den Altar für das Opfer herzurichten. Er schläft ein, doch dann überkommt ihn ein Schauer. Es ist die Erfahrung der Gegenwart Gottes, der kommt, um das Opfer Abrahams anzunehmen.
Gott begegnet dem Abraham in einer unvorstellbaren Nähe. Ähnliches werden wir kommenden Sonntag von Mose hören, als Gott aus dem brennenden Dornbusch zu ihm spricht. Gottes Gegenwart lässt den Menschen erschrecken. Viele würden sich wünschen, dass Gott ihnen näher wäre, doch nur, wer sich im Glauben darauf vorbereitet, kann diese Nähe Gottes überhaupt ertragen.
Es muss ein unglaubliches Schauspiel gewesen sein, wie Gottes Feuer durch die Opfertiere Abrahams fuhr und sie verzehrte. Abraham wurde ein untrügliches Zeichen für Gottes Gegenwart gewährt. Abraham durfte erfahren, dass er sein Leben nicht auf Sand gebaut hat, sondern auf den lebendigen Gott, der die Macht hat, seine Verheißungen zu erfüllen:

Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land.

Wir wollen etwas bei dieser Erzählung verweilen. Abraham erfährt Gottes Gegenwart.
Wo erfahre ich Gottes Gegenwart in meinem Leben?
Hatte ich schon einmal eine persönliche Begegnung mit Gott?
Sehne ich mich danach, ihm zu begegnen?
Abraham hat die besten Tiere seiner Herde für Gott geopfert. Was bin ich bereit, Gott zu schenken?

Tabor

Jesus nahm Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg (Lk 9,28)

Abraham hat ein Zeichen für Gottes Gegenwart geschenkt bekommen. Jesus schenkt drei von seinen Jüngern einen Blick auf seine Göttlichkeit.

Wahrhaftig, das sage ich euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie das Reich Gottes gesehen haben. (Lk 9,27)

Ich denke, dieser Satz muss als Einleitung zur Schilderung der Verklärung des Herrn gesehen werden, auch wenn die Einheitsübersetzung ihn in den vorausgehenden Abschnitt einreiht. Denn was bedeutet die Anschauung des verklärten Herrn anderes, als einen Blick in die jenseitige Welt Gottes zu werfen?

Wenn der Herr leuchtet, so wird er erleuchtet durch Teilhabe am göttlichen Licht. (Johannes von Damaskus)

Berge gelten seit jeher als Orte besonderer Gottesbegegnung, man denke nur daran, was Mose auf dem Berg Sinai und was Elija auf dem Berg Horeb erfahren hat. Auch Jesus ist oft auf einen Berg gestiegen, um zu beten. Meist tat er dies allein, nun nimmt er drei seiner Jünger mit. Diese werden Zeugen eines außergewöhnlichen Ereignisses.
Jesus, den sie bisher nur als besonderen Menschen, der andere heilen und Wunder vollbringen kann, kannten, erweist sich als das, was er in Wahrheit ist: Gottes auserwählter Sohn. Lichtvoll erstrahlt die Herrlichkeit Gottes mitten in dieser Welt.
Doch als Petrus diesen Augenblick festhalten will, ist plötzlich wieder alles vorbei. Was bleibt, ist der Widerhall der Stimme Gottes, die gesprochen hat:

Dies ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.

Im Hören auf Gottes Wort, auf die Botschaft Jesu, die uns in den Evangelien überliefert ist, können wir Gottes Herrlichkeit auf dieser Welt sichtbar machen. Überall, wo Menschen Gottes Willen tun, ist Gottes Reich auf Erden Gegenwart.
Sicher, oft scheint diese Gegenwart Gottes auch den Glaubenden allzu weit verborgen zu sein. Wir machen eher die Erfahrung des Scheiterns angesichts des Leidens und der Trübsal, die uns überall umgeben. Aber dennoch: das was damals auf dem Tabor geschehen ist, gilt auch für uns als Zeichen und Grund unserer Hoffnung. Und vielleicht machen wir ja hier und da in unserem Leben die Erfahrung, dass für einen kurzen Augenblick ein Strahl jenes Lichtes vom Berge Tabor unser Leben durchblitzt.

Weitere Texte zum Thema "Verklärung des Herrn" des Zweiten Fastensonntags finden Sie auf einer weiteren Seite zum Zweiten Fastensonntag.