Österliche Bußzeit

Übersicht

Fastenzeit

Herr, öffne unser Herz für dich und dein Wort und halte in uns die Sehnsucht wach, dich und den Vater zu sehen.

Texte zur Fastenzeit

Für die einzelnen Fastensonntage habe ich jeweils eine Seite erstellt, die für alle Lesejahre gilt, sowie zusätzlich für jedes Lesejahr eine eigene Seite. Wenn Sie in der Tabelle den jeweiligen Fastensonntag anklicken, gelangen Sie zur allgemeinen Seite des Sonntags, über die Buchstaben A, B oder C zur Seite des jeweiligen Fastensonntags in einem der Lesejahre A, B oder C.


Aschermittwoch

Erster Fastensonntag         
Zweiter Fastensonntag         
Dritter Fastensonntag         
Vierter Fastensonntag         
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Palmsonntag         
Leidensgeschichte         

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Mittwoch der Karwoche

Gründonnerstag

Karfreitag

Johannespassion

Karsamstag


Fastenmeditation 1

Fastenmeditation 2

Fastenmeditation 3



Fastenzeit

Fastenzeit - lichte Zeit

Die Lichtsymbolik ist uns für viele Feste vertraut, Adventskranz, Christbaum, Osterfeuer sind einige bekannte Beispiele dafür. Wenn uns aber jemand fragt, ob auch die Fastenzeit eine Lichtsymbolik kennt, würden wir das eher verneinen. Umso erstaunter war ich, bei einem bekannten Hymnus zur Fastenzeit eine reichhaltige Lichtsymbolik vorzufinden, die uns vielleicht erst auf den zweiten Blick wirklich deutlich wird.

Nun ist sie da, die rechte Zeit,
die Gottes Huld uns wieder schenkt,
nun ist er da, der Tag des Heils,
erfüllt von Christi hellem Licht.

So lautet die bekannte Übersetzung der ersten Strophe dieses Hymnus. In den ersten beiden Zeilen wird da jedoch ein markantes Wort des lateinischen Originals unterschlagen. Denn hinter dem, was im deutschen mit einem einfachen "ist" wiedergegeben wird, versteckt sich das lateinische Wort "fulget". Die rechte Zeit ist nicht nur einfach da, sondern sie leuchtet auf wie ein Blitz am Himmel.
Diese Zeit ist ein Geschenk der göttlichen Huld und daher ist sie auch rechte Zeit, tempus acceptabile, wie es im lateinischen heißt, annehmbare oder vielleicht sogar angenehme Zeit. Aber warum ist sie das? Erscheint sie uns nicht eher als eine unangenehme Zeit, deren Kommen uns schreckt und deren Ende wir stets neu ersehnen?
Fastenzeit ist Zeit der Heilung. Der kranke Erdkreis wir geheilt durch die Enthaltsamkeit, wie es im lateinischen Text heißt. Es tut gut, enthaltsam zu leben. Wenn wir richtig hinsehen, sagt uns das der gesunde Menschenverstand. Luxus und Völlerei können krank machen. Wir kennen die Wohlstandskrankheiten sehr gut. Doch nicht nur der Körper, auch der Geist wird träge, wenn wir ihn nicht richtig pflegen.
Sicher, es kostet anfangs Überwindung. Da tut es gut, einen festen Zeitpunkt im Jahr zu haben, der uns immer wieder wach rüttelt. Es ist also gar nicht verkehrt, wenn uns der Stachel der Fastenzeit immer etwas piekst. Wenn auch sicher nur wenige die Möglichkeit dazu haben, ihr Leben in der Fastenzeit groß umzustellen, so kann doch jeder einzelne für sich etwas finden, das ihm hilft, seine Heilung zu fördern.
Heilung ist stets ein ganzheitliches Phänomen. Heute entdeckt man wieder neu, welch tiefer Zusammenhang zwischen Geist und Leib besteht. Was anderen Zeiten und anderen Kulturen selbstverständlich ist, müssen wir erst wieder lernen. Wer vielleicht aus rein körperlichen Gründen eine Fastenkur macht, wird merken, wie sich auch das Fühlen und Denken wandelt.
Unser Leben ist etwas Einzigartiges und Kostbares. Daher ist es wichtig, bewusst zu leben. Es ist nicht egal, was wir denken und reden, es ist nicht egal, wie wir uns ernähren. Die Ernährung beeinflusst in hohem Maße, wie wir uns fühlen. Unsere Gedanken beeinflussen unser Geschick. Wer immer nur negativ denkt, braucht sich nicht zu wundern, wenn ihm nichts wirklich gelingt. Zwar ist nicht alles vom Denken abhängig, aber wenn wir mit einer positiven Einstellung durchs Leben gehen, werden wir mit Sicherheit glücklicher sein - und auch eine positive Stimmung unter unseren Mitmenschen verbreiten.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie wir mit kleinen Dingen unser Leben verändern können. Mit etwas Interesse kann da jede und jeder für sich etwas entdecken. Sicher ist nicht alles für jeden Menschen gleich gut. Dem einen hilft das weiter, der anderen jenes. Aber es ist wichtig, sich überhaupt Gedanken darüber zu machen, was einem gut tun könnte.
Schauen wir, wo sich Schmutz angesetzt hat auf unserem Fenster zum Leben. Fangen wir an mit dem Frühjahrsputz, dass Gottes helles Licht wieder neu uns bescheinen kann. Wir kennen es ja, was es oft für Überwindung kostet, mit dem Putzen anzufangen. Wenn wir nichts tun, ärgern wir uns jeden Tag über Staub und Unordnung. Aber wenn wir uns dazu aufgerafft haben, zu Putzen und für Ordnung zu sorgen, dann freuen wir uns nach getaner Arbeit noch lange daran, dass endlich wieder alles glänzt.
Sehen wir die Fastenzeit aus so eine Zeit der Reinigung für uns selbst. Wenn wir jeden Tag nur ein wenig mehr für Ordnung und Sauberkeit sorgen, kann schon bald neuer Glanz entstehen und der Strahl der göttlichen Gnade strahlt dann noch um einiges heller als der Sauberglanz in der Werbung für Putzmittel. Probieren wir es aus und dann können wir uns bald noch lange daran erfreuen.

Nunc tempus acceptabile
fulget datum divinitus,
ut sanet orbem languidum
medela parsimoniae.

Christi decoro lumine
dies salutis emicat,
dum corda culpis saucia
reformat abstinentia.


Nun leuchtet auf die rechte Zeit,
die Gottes Huld uns wieder schenkt,
dass sie den kranken Erdkreis heilt,
durch das Heilmittel der Enthaltsamkeit.

Im Lichtglanz Christi blitzt hervor
der leuchtend helle Tag des Heils,
indem Herzen die von Sünde wund
neu werden durch Enthaltsamkeit.



Fastenzeit

Zur Entwicklung der christlichen Fastenpraxis

Jesus ist an einem Freitag gestorben. Der Karfreitag wurde sehr früh bei den Christen zu einem Tag der Trauer und des mitleidenden Fastens. Für ihn galten die Worte Jesu "an jenem Tag werden sie fasten" (Mt 9,15; Mk 2,20; Lk 5,34f). Das Fasten bezog sich auch auf den Karsamstag als Tag der Grabesruhe Jesu. Die ältesten Zeugnisse für ein Fasten an diesen beiden Tagen reichen bis ins 2. Jahrhundert zurück. Es handelte sich dabei um ein Vollfasten, das die vollständige Enthaltung von Speise und Trank an diesen beiden Tagen bedeutete. Bis heute ist der Karfreitag ein streng gebotener Fasten- und Abstinenztag.
Ausgehend vom Fasten am Karfreitag entwickelte sich der bereits um das Jahr 100 bezeugte Brauch, an allen Freitagen des Jahres zu fasten. Hinzu kam das Fasten am Mittwoch als Tag des Verrats Jesu durch Judas. Belegt ist auch die frühe Herausbildung einer vierzigtägigen Fastenzeit. Für das 3. Jahrhundert gibt es Zeugnisse für die Ausdehnung des Karfreitagsfastens auf die gesamte Karwoche und bereits das Konzil von Nikaia (325) spricht wie selbstverständlich von der "quadragesima paschae", also einer vierzigtägigen Vorbereitungszeit auf Ostern.
Die Zahl 40 hat einen hohen symbolischen Wert. Jesus selbst hat 40 Tage in der Wüste gefastet, Mose fastete 40 Tage auf dem Sinai (Ex 34,28) und Elija wanderte 40 Tage fastend zum Horeb (1Kön 10,8), um nur einige Beispiele zu nennen.
Zunächst erstreckte sich die Fastenzeit vom sechsten Sonntag vor Ostern bis zum Gründonnerstag (5 x 7 Tage + 5 Tage = 40 Tage). Da man an Sonntagen nicht fastete, jedoch an der Zahl der 40 Fasttage festhalten wollte, rechnete man zunächst den Karfreitag und den Karsamstag zu den Fasttagen hinzu. So kam man auf 36 Fasttage (6 x 6 Tage). Die vier fehlenden Tage wurden durch die Vorverlegung des Beginns des Fastens vom Ersten Fastensonntag auf den Aschermittwoch erreicht (4 Tage + 6 x 6 Tage = 40 Tage). Diese Entwicklung vollzog sich im 5. Jahrhundert.
Im 6. Jahrhundert wurde zusätzlich noch durch die Ausweitung der Fastenzeit auf die drei Sonntage vor dem 1. Fastensonntag eine Vorfastenzeit geschaffen. Diese wurde im Jahr 1969 mit der Neuordnung des Kirchenjahres abgeschafft. Für die Entstehung der Vorfastenzeit im Westen könnte die Praxis der Ostkirche ursächlich gewesen sein. Im Osten galten neben den Sonntagen auch die Samstage nicht als Fasttage, weshalb man eine achtwöchige Zeit brauchte, um auf 40 Fasttage zu kommen (8 x 5 Tage).
Das ursprüngliche vierzigtägige Fasten bestand darin, dass man sich mit einer Mahlzeit pro Tag begnügte, die am Abend eingenommen wurde. Hinzu kam der Verzicht auf Fleischspeisen und Wein, teilweise auch auf weitere tierische Produkte (Milch, Butter, Käse, Eier). Ab dem Hochmittelalter zeigt sich eine fortlaufende Milderung der Fastenpraxis. Seit alters her war mit dem Fasten auch die innere Umkehr und das Teilen mit den Armen verbunden.
Für die frühen Christen war religiös motiviertes Fasten eine Selbstverständlichkeit, die sie auch von anderen Religionen her kannten. Auch heute erleben wir die Fastenpraxis anderer Religionen, z.B. wenn Moslems, die unter uns leben, den Ramadan halten. Vielen Christen jedoch ist heute das Fasten aus religiösen Motiven fremd geworden. So stellt sich die Frage, welche Formen eine überzeugende Fastenpraxis heute in der Kirche haben könnte.

Fastenzeit



Die Zeit ist so viel wert wie Gott selbst,
weil man in einem Augenblick verloren gehen
und in einem Augenblick Gott selbst gewinnen kann.
Zieht also Nutzen aus dem Augenblick,
der in eurer Gewalt steht.
Wenn man auch die vergangene Zeit nicht mehr zurückrufen kann,
so kann man sie doch dadurch zurückbekommen,
dass man den Eifer im Gutestun verdoppelt.
Klemens Maria Hofbauer



Herr, gib uns die Zeit,
die wir brauchen,
um umzukehren zu dir
und unser Leben
neu an deinem Wort
auszurichten.
Amen.