Die Heiligen

21.1. Agnes von Rom

Agnes von Rom

Agnes von Rom
+ um 304
Jungfrau
Märtyrin

Agnes von Rom

Unter den zahlreichen Märtyrern der letzten Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian an der Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert ragt die heilige Agnes in besonderer Weise hervor, was sich nicht zuletzt in den bis heute erhaltenen Eigentexten der Liturgie und ihrer Nennung im ersten Hochgebet der Hl. Messe zeigt. Große Kirchenmänner des 4. Jahrhunderts wie Papst Damasus I. und Bischof Ambrosius von Mailand wissen um Berichte über das Leben der heiligen Agnes und haben uns diese bis heute überliefert. Eine Tochter Kaiser Konstantins ließ über dem Grab der Heiligen eine Basilika errichten.
Agnes stammte aus einer vornehmen römischen Adelsfamilie. Sie soll sehr hübsch und gebildet gewesen sein. Wie damals üblich sollte sie im Alter von zwölf Jahren verheiratet werden. Kein geringerer als der Sohn des Stadtpräfekten von Rom warb um ihre Hand. Doch Agnes hatte trotz ihres jungen Alters bereits ihre eigene Vorstellung vom Leben. Sie bekannte sich zum christlichen Glauben und der Bräutigam, den sie sich erwählt hatte, übertraf selbst den Kaiser an Würde. Agnes wollte als Jungfrau allein Jesus Christus gehören. Ihren Verehrer wies sie mit folgenden Worten zurück:

"Ich liebe einen, der ist viel edler und würdiger denn du. Seine Mutter ist eine Jungfrau, sein Vater hat nie ein Weib erkannt, ihm dienen die Engel, Sonne und Mond bewundern seine Schönheit. Sein Gut wird nie gemindert, sein Reichtum nimmt nicht ab. Sein Atem macht die Toten lebendig, von seiner Berührung werden die Schwachen gesund. Seine Minne ist keusch, seine Berührung heilig, die Vereinigung mit ihm ein lauter Magdtum."

Fünf Dinge zeichnen ihren Bräutigam Jesus Christus aus.

"Wessen Edelkeit könnte größer sein, wessen Gewalt stärker, wessen Anblick schöner, wessen Liebe süßer und lieblicher? - Er hat mir einen Ring an den Finger gesteckt und mir ein edles Geschmeide um den Hals gelegt, er hat mich bekleidet mit einem Mantel, der mit Gold durchwirkt ist und hat mich geziert mit schönen Spangen. Er hat mir ein Zeichen an mein Antlitz gelegt, dass ich von nun an keinen anderen liebe als ihn allein."

Ihr Verehrer, der krank vor Liebe war, verlor fast den Verstand und versuchte noch mehrere Male vergeblich um ihre Hand zu werben. Dann kam sein Vater herbei und ließ Agnes voller Wut in ein Bordell bringen. Doch Agnes fürchtete sich nicht. Gottes Engel bewahrte sie vor jeder Schande und ihr langes Haar bedeckte ihre Nacktheit. So wurde die Stätte der Schmach zu einem Ort des Gebetes.

"Als Agnes an den Ort der Schande kam, fand sie den Engel des Herrn bereit. - Ich habe einen Beschützer meines Körpers mit mir, den Engel des Herrn."

Als ihr abgewiesener Verehrer sie mit seinen Kumpanen vergewaltigen wollte, fiel er tot zu Boden. Sein Vater bat inständig darum, Agnes solle ihn durch ihr Gebet wieder zum Leben erwecken, was auch geschah. Daraufhin hätte er Agnes gerne freigelassen, doch nun forderten die heidnischen Priester, die dieses Zeugnis für den christlichen Glauben nicht gelten lassen wollten, umso energischer ihren Tod.

Agnes von Rom

Agnes wurde vor den Richter geführt, der sie zum Tod verurteilte. Die Quellen belegen den Mut und die Standhaftigkeit, die das junge Mädchen im Angesicht des Todes zeigte. Ambrosius schreibt über die in seinem Buch über die Jungfrauen (De Virginibus):

"Freudigen Schrittes und eilenden Fußes schritt sie zur Richtstätte, nicht mit künstlichem Haarschmuck das Haupt geziert, sondern mit Christus, nicht mit Blumen bekränzt, sondern mit Tugenden. Alles weint, ihr hingegen kommt keine Träne ins Auge. ... So habt ihr denn in einem Opfer ein zweifaches Martyrium, das der Jungfräulichkeit und das der Gottesverehrung. Jungfrau blieb sie, die Märtyrerkrone erlangte sie."

Agnes sollte öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden, doch die Flammen konnten sie nicht verbrennen. Davon singt die Kirche in der Antiphon zum Magnifikat ("Stans beata Agnes"):

"Agnes stand inmitten der Flammen, breitete ihre Hände aus und betete zum Herrn: Allmächtiger Gott, dem Anbetung, Verehrung und Ehrfurcht gebührt, ich preise dich und ehre deinen Namen in alle Ewigkeit."

Da das Feuer sie nicht töten konnte, befahl der Richter, ihr ein Schwert durch die Kehle zu stoßen. So starb Agnes und wurde von ihrem himmlischen Bräutigam als seine Braut und Märtyrin empfangen. Sie wird meist mit einem Lamm dargestellt, denn sie starb wie ein Lamm, das man tötet, indem man ihm die Kehle durchstößt. Das Lamm weist auch hin auf den Opfertod Jesu Christi, der als das Lamm Gottes bezeichnet wird. In ihrem Namen klingt das lateinische Wort Agnus (Lamm) mit, wobei aber Agnes übersetzt "die Reine" bedeutet.

Unter Lebensgefahr holten ihre Freunde ihren Leichnam von der Richtstätte und begruben ihn. Über ihrem Grab ließ Konstantia, eine Tochter Kaiser Konstantins, die Basilika S. Agnese fuori le mura errichten, die im 7. Jahrhundert von Papst Honorius erneuert wurde und seitdem unverändert ist. Dort werden jedes Jahr am Festtag der hl. Agnes zwei Schafe gesegnet, aus deren Wolle das Pallium hergestellt wird, das der Papst an die Erzbischöfe überreicht. An dem Ort ihres Martyriums wurde im 8. Jahrhundert die Kirche S. Agnese al Circo Agonale errichtet, die im 17. Jahrhundert durch eine Barockkirche ersetzt wurde.
Papst Damasus I. schreibt über die Hl. Agnes:

Der Volksmund erzählt, einst haben die heiligen Eltern berichtet, Agnes, das Mägdlein, sei, als die düsteren Klänge ertönten, eilig der Hut der Erzieherin entflohen, habe aus eigenem Antrieb Drohung und Wut des Tyrannen verachtet, habe, als er ihren edlen Leib wollte in Flammen verbrennen, mit ihren schwachen Kräften die unermessliche Furcht überwunden, entkleidet des Haares Fülle über die Glieder gebreitet, dass nicht den Tempel des Herrn ein sterblich Angesicht schaue. O, Du mir Ehrwürdige, hohe, heilige Zierde der Scham, sei gnädig, erlauchte Märtyrin, so fleh' ich, des Damasus Bitten!