Herrenfeste

2.2. Darstellung d. Herrn

Erste Lesung

Mal 3,1-4

So spricht Gott, der Herr: Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heere.
Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer im Schmelzofen und wie die Lauge im Waschtrog. Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen: Er reinigt die Söhne Levis, er läutert sie wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen. Und dem Herrn wird das Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein wie in den Tagen der Vorzeit, wie in längst vergangenen Jahren.

Zweite Lesung

Hebr 2,11-18

Er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle von Einem ab; darum scheut er sich nicht, sie Brüder zu nennen und zu sagen: Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen; und ferner: Seht, ich und die Kinder, die Gott mir geschenkt hat.
Da nun die Kinder Menschen von Fleisch und Blut sind, hat auch er in gleicher Weise Fleisch und Blut angenommen, um durch seinen Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel, und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren.
Denn er nimmt sich keineswegs der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an. Darum musste er in allem seinen Brüdern gleich sein, um ein barmherziger und treuer Hoherpriester vor Gott zu sein und die Sünden des Volkes zu sühnen. Denn da er selbst in Versuchung geführt wurde und gelitten hat, kann er denen helfen, die in Versuchung geführt werden.

Evangelium

Lk 2,22-40

Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.


Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht,
wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.
Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuels, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.
In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.
Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.
Darstellung des Herrn

Entstehung und Inhalt des Festes

Darstellung des Herrn, Reinigung Mariens, Mariä Lichtmess, Hypapante, das heutige Fest hat viele Namen und ist tief im Brauchtum des Volkes verwurzelt. Ein Lichterfest im Februar. Bei Lichterfesten denken wir an den Advent, wenn jeden Sonntag ein weiteres Licht am Kranz entzündet wird und wir denken an Weihnachten mit seinen vielen Lichtern. Das heutige Lichtfest markiert traditionell das Ende der Weihnachtszeit, auch wenn bereits nach dem Fest der Taufe des Herrn die Zeit im Jahreskreis begonnen hat. So werden wir, die wir an den letzten Sonntagen schon dem erwachsenen Jesus auf seinem Weg gefolgt sind, noch einmal zurückversetzt in die Zeit seiner Kindheit.
Das Fest wird am 40. Tag nach Weihnachten gefeiert, denn an diesem Tag brachten, wie es dem Gesetz des Mose entspricht, Maria und Joseph das Kind Jesus, wie jeden anderen Erstgeborenen in Israel, zum Tempel, um für ihn das vorgeschriebene Opfer darzubringen. Für nicht so wohlhabende Familien, zu denen auch Maria und Joseph zählten, sind als Opfer ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben vorgeschrieben. Neben der Auslösung des Erstgeborenen diente das Opfer auch der Reinigung der Mutter. Frauen galten nach der Geburt 40 Tage als unrein und mussten sich zu Hause aufhalten. Danach war das Reinigungsopfer darzubringen und die Frau durfte sich wieder in der Öffentlichkeit bewegen.
Maria bedurfte der Reinigung nicht, blieb sie doch vor, während und nach der Geburt reine Jungfrau. Dennoch erfüllt sie das, was zur damaligen Zeit üblich war, und stellte sich nicht über die anderen Menschen. In der Legenda Aurea, dem bedeutenden Heiligenbuch des Mittelalters, heißt es dazu:

Um deutlich zu machen, dass Maria rein und ohne Makel ist, ordnete die Kirche an, dass man an diesem Fest brennende Kerzen tragen soll. Diese sagen uns: Heilige Jungfrau, du bedarfst keiner Reinigung, du leuchtest und glänzt ganz und gar.

Der Glanz der Kerzen soll uns den Glanz der Reinheit Mariens vor Augen führen. Wir sind berufen, in der Helle des Lichtes zu wandeln. Ist es doch die Unreinheit, die sich im Schatten der Dunkelheit verbirgt, Reinheit aber darf sich offen zeigen. So bittet auch die Kirche heute im Tagesgebet:

Allmächtiger Gott, läutere unser Leben und Denken, damit wir mit reinem Herzen vor dein Antlitz treten.

Bereits im 4. Jahrhundert ist im Osten die festliche Feier dieses 40. Tages nach Weihnachten belegt. Da dort der 6. Januar der Termin des Weihnachtsfestes ist, fällt dieser Festtag auf den 14. Februar. In Rom, wo man begann, das Weihnachtsfest am 25. Dezember zu feiern, ist bereits Mitte des 5. Jahrhunderts für den 2. Februar eine Festfeier mit Lichterprozession bezeugt. Sie trat an die Stelle einer heidnischen Sühneprozession. Die Lichter erinnern an die Worte Simeons, der Jesus als "Licht, das die Heiden erleuchtet" bezeichnet. Eine Segnung der Lichter ist um die Wende zum ersten Jahrtausends in Gallien bezeugt. Bis heute bildet die Kerzensegnung einen wichtigen Bestandteil dieses Festes.
Bis zur Liturgiereform 1969 trug das Fest im Westen den Namen "Reinigung Mariens" (Purificatio Beatae Mariae Virginis) oder auch Mariä Lichtmess. Dann wurde es umbenannt in "Fest der Darstellung des Herrn". Das einstige Marienfest wurde zu einem Herrenfest, was es wohl von seinem Ursprung her auch gewesen ist.
In der orthodoxen Kirche trägt das Fest seit dem 5. Jahrhundert den Namen Hypapante - Fest der Begegnung. Der Messias kommt in seinen Tempel und begegnet dem Gottesvolk des Alten Bundes, vertreten durch Simeon und Hanna. Besonders die Begegnung mit Simeon wird im Lukas-Evangelium ausführlich geschildert. Der Tempel galt für die Juden als Wohnung Gottes auf Erden. Von dort aus sollte das Licht der Herrlichkeit Gottes in die ganze Welt strahlen. Daher ist es nicht unbedeutend, dass dort die Begegnung zwischen Gott und den Frommen, die auf sein Erscheinen gewartet haben, geschieht.
Es ist wichtig zu beachten, wer diese Begegnung bewirkt. Die Begegnung kommt nicht allein dadurch zustande, dass Simeon ständig im Tempel gewartet hat. Nein, er scheint gar nicht genau gewusst zu haben, worauf er warten soll. Aber er wusste, dass er am richtigen Ort ist und dass Gott ihm das Entscheidende zeigen wird, wenn es soweit ist. Durch sein unermüdliches und treues Warten schafft er die Voraussetzung dafür, dass ihm Gott begegnen kann. Er ist offen für den Anruf Gottes, offen für Gottes Geist. Dieser Heilige Geist hat Simeon offenbart, dass er nicht sterben wird, bevor er Jesus Christus gesehen hat. Simeon lebt getreu dieser Verheißung und so kann der Heilige Geist die Begegnung zwischen Simeon und Jesus bewirken.
Als Simeon erkennt, dass sich die Verheißung an ihm erfüllt hat, drückt er seine Freude in einem wundervollen Lobgesang aus, der Eingang gefunden hat in das Nachtgebet der Kirche:

Darstellung des Herrn
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht,
wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
und Herrlichkeit für dein Volk Israel.

Man merkt förmlich, wie Simeon all sein Sehnen erfüllt sieht. Nun kann er in Frieden sterben. Sein langes Leben ist nun auch ein erfülltes Leben. Er hat nicht vergebens auf Gott vertraut. Er darf Jesus, den Retter, leibhaftig in seine Arme schließen. Hautnah darf er den Heiland bei sich haben. Auf dem Bild von Rembrandt kann man sehen, wie er mit Jesus zugleich das Licht in seinen Armen hält. Christus ist das Licht, das in die Dunkelheit strahlt. Christus, das Licht für die Heiden.
So ist Simeon auch ein Beispiel für uns, wenn wir Christus begegnen wollen. Er zeigt uns, dass es zunächst dieser grundsätzlichen Offenheit für Gott bedarf, die sich darin zeigt, dass wir gerecht und gottesfürchtig ein Leben nach Gottes Geboten führen. Wie Simeon sollen auch wir geduldig warten, sollen still werden vor Gott, offen im Gebet für seinen Anruf, für seinen Geist. Es ist der Heilige Geist, der uns dann die entscheidende Begegnung mit Gott schenkt und darum dürfen wir immer wieder neu bitten.

Wie soll ich dich empfangen?
Simeon und Hanna, zwei alte Menschen, sie haben gewartet, ihr Leben lang, im Tempel, auf den Herrn. Sie haben gewartet auf die Begegnung mit Gott.
Wie soll ich dir begegnen, Herr? Wie soll ich dich empfangen?
Lange mühe ich mich schon und kann doch nicht zu dir gelangen. Doch du kommst zu mir, du wirst ein Mensch, ein Kind in meinen Armen.
Du sagst: "Ich will schwach sein, damit ihr mich lieben könnt. Ich will ein Kind sein, damit ihr für mich sorgen könnt. Ich werde einer wie ihr, damit ihr mit begegnen könnt."
Ich öffne die Arme und empfange dich. Auch wenn meine Augen trüb sind, du leuchtest doch so hell, dass ich dich sehen kann. Das Warten hat sich gelohnt. Mein Leben ist nicht umsonst. Nun bist du da, mein Herr, Licht in meiner Dunkelheit. Nun bin ich im Frieden, im Frieden mit der Welt, im Frieden mit mir und im Frieden mit dir, Herr.

Ein Text zu Mariä Lichtmess für Kinder

Liebe Kinder!
Die Bilder zum heutigen Festtag zeigen Maria und Josef, die Eltern Jesu, das Jesuskind, die Prophetin Hanna und einen älteren Herr in einem reich verzierten Gewand. Das ist ein Priester im jüdischen Tempel. Er hält das Jesuskind in seinen Armen. Maria hat ihm das Kind gegeben.
So ähnlich, wie es heute bei uns ist, dass die Kinder getauft werden, wurden sie damals in den Tempel gebracht und dort sozusagen Gott vorgestellt. Man brachte das Kind vor Gott, um seine Dankbarkeit Gott gegenüber zu zeigen. Dadurch kommt sehr schön zum Ausdruck, dass jedes Kind ein Geschenk Gottes ist. Daher heißt das Fest, das wir am 2. Februar feiern, Darstellung des Herrn. Jesus wird im Tempel dem Priester und dadurch Gott vorgestellt, oder eben dargestellt.
Damals war es üblich, für Gott im Tempel Opfer darzubringen, zum Beispiel Lämmer oder auch Tauben, etwas, das wir heute so gar nicht mehr kennen. Auf dem Bild sehr ihr, wie Joseph, der links steht, zwei Tauben mitgebracht hat. Der Priester wird Maria das Kind zurückgeben und dafür von Joseph die beiden Tauben annehmen, die er Gott zum Opfer bringt.
Das Fest heute hat aber auch noch einen anderen Namen, Mariä Lichtmess. Licht ist das Zeichen von etwas Schönem und Reinem. Mit den Lichterprozessionen, die an diesem Fest in vielen Kirchen stattfinden, wollen wir zeigen, wie rein und schön Maria ist, die als Jungfrau den Sohn Gottes geboren hat. Diese Schönheit und dieser Glanz kommen von Jesus, ihrem Sohn. Diesen Lichtglanz trägt Maria in sich und auch wir bekommen Anteil an diesem Licht, wenn wir mit Jesus leben.
So will uns das Fest heute zeigen, wie schön es ist, ein Kind Gottes zu sein, der unser Leben hell macht. Als Kinder Gottes sind wir auch Kinder des Lichtes. Das Fest ermuntert uns dazu, dass wir uns bemühen, immer so zu leben, wie es Gott gefällt.

Darstellung des Herrn

Die Weissagung Simeons

Das Licht, das strahlende Kind, Simeon und Hanna, die vor Freude entzückt sind, das heutige Fest ist ein Fest der Freude, doch bei aller Freude fehlt nicht die Ahnung des Schmerzes. Simeon weiß darum, dass das Leben des Messias nicht rosig sein wird. Er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Seiner Mutter Maria wird ein Schwert durch die Seele dringen. Das Licht kommt in die Welt, aber die Menschen lieben die Finsternis oft mehr als das Licht.
Die fromme Tradition kennt sieben Schmerzen Mariens. Die biblische Grundlage für die Verehrung der Schmerzen Mariens bilden die prophetischen Worte des Simeon bei der Darstellung Jesu im Tempel:

Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. (Lk 2,35)

Dieses Wort gilt selbst schon als einer der Schmerzen Mariens. In weiteren sechs Ereignissen sehen wir diese Weissagung erfüllt:
in der Flucht nach Ägypten (Mt 2,13-15),
in dem Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel (Lk 2,41-52),
in der Begegnung am Kreuzweg (nicht in der Bibel erwähnt, vgl. aber Lk 23,27),
im Stehen Mariens unter dem Kreuz (Joh 19,25),
in der Abnahme des Leichnams, der in den Schoß der Mutter gelegt wird und
in der Beiwohnung bei der Grablegung ihres Sohnes.
Die den letzten beiden Szenen werden in der Heiligen Schrift nicht explizit erwähnt, die fromme Überlieferung sieht aber Maria die ganze Zeit seines Leidens vom Kreuzweg bis zur Grablegung in der Nähe ihres Sohnes.
Doch lassen wir uns dadurch nicht entmutigen. Christus ist das Licht, das durch nichts und niemanden ausgelöscht werden kann. Keine Finsternis ist ihm zu finster, er leuchtet überall. Nehmen wir dieses Licht wie Simeon in unser Leben. Auch uns ist Christus ganz nahe, auch wir können zu Menschen des Lichtes werden. Führen wir, wie Simeon, ein Leben nach den Geboten Gottes, seinen wir gerecht und gottesfürchtig, öffnen wird uns für den Heiligen Geist durch unser Beten und Tun. Glauben wir fest daran, dass Christus in dieser Welt leuchtet und bitten wir immer wieder um sein Licht für uns und alle Menschen.
Beten wir hoffnungsvoll mit Ephräm dem Syrer:

Ein Licht ging den Gerechten auf und Freude denen, die rechtschaffenen Herzens sind. Unser Herr Jesus Christus ging uns aus dem Schoße seines Vaters auf. Er kam und entführte uns aus der Finsternis und erleuchtete uns durch sein herrliches Licht. Der Tag ging über die Menschen auf, und da entfloh die Macht der Finsternis.
Licht ging uns aus seinem Lichte auf und erleuchtete die finstern Augen. Seine Glorie ging im Erdkreis auf und ergoss Licht in die tiefsten Abgründe. Der Tod verlor seine Macht, und die Finsternis entschwand; die Pforten der Unterwelt wurden zertrümmert, und erleuchtet ward die ganze Schöpfung, welche zuvor in Dunkelheit gehüllt lag. Die im Staube liegenden Toten standen auf und priesen ihn, dass er ihnen Erlöser ward. Er gab uns das Leben und fuhr dann zu seinem erhabenen Vater hinauf; dann kommt er einst in seiner großen Herrlichkeit wieder.

Das heutige Fest ist auch ein Fest der Betrachtung. Simeon, der das Jesuskind staunend in Händen hält, gibt uns ein Beispiel für das, was Kontemplation bedeutet.
Heute betrachten wir mit Simeon und Anna das göttliche Kind, das fleischgewordene Wort, das zum Tempel gebracht wird: dem Tempel unseres Herzens.

Das kontemplative Leben beginnt hier, um in der himmlischen Heimat seine Vollendung zu finden; denn das Feuer der Liebe, das hier zu brennen beginnt, wird sich beim Anblick dessen, den man liebt, in noch größerer Liebe zu ihm entzünden. Darum endet das kontemplative Leben keinesfalls, denn wenn das Licht dieser Welt erlöschen wird, wird es seine Vollkommenheit erreichen. (Gregor der Große)
In dem heiligen Tempel trug ihn Simeon auf seinen Armen und sang ihm zu: "Du bist, o Erbarmer, gekommen und erbarmst dich über mein Greisenalter, indem Du meine Gebeine im Frieden in die Unterwelt einführest! Durch dich werde ich einst aus dem Grabe in das Paradies auferweckt." Hanna schloss ihn in ihre Arme und drückte ihren Mund auf seine Lippen. Da sank der Geist auf ihre Lippen herab, wie einst dem Jesaja, dessen Mund schwieg, die Kohle, welche seinen Lippen sich nahte, denselben eröffnete. Hanna erglühte im Geiste, dass auch ihr Mund ihm lieblich zu singen begann: "Sohn königlicher Macht und Sohn der Verachtung, der du hörst und stille bist, siehst und unsichtbar bist, weißt und verborgen bist, Gott und Menschensohn, Preis sei deinem Namen!" (Ephräm der Syrer)
Darstellung des Herrn

Die Gottheit nimmt Anteil an unserer Menschheit (Hebr 2)

Er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle aus Einem; darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen und zu sagen: Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen; und ferner: Ich will auf ihn mein Vertrauen setzen; und: Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir geschenkt hat. Da nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil genommen. (Hebr 2,11-14)

Gott wird Mensch, weil er so seiner Schöpfung am nächsten sein kann. Gott hat die Welt erschaffen und steht von Anfang an mit ihr in einer engen Beziehung. Vielfältig und auf vielerlei Weise hat er seit Anbeginn zu den Menschen gesprochen. Aber all diese Offenbarungen überbietet jene, die Gott in Jesus Christus gebracht hat. Aber wer ist Jesus Christus? Kann Gott sich wirklich so erniedrigen, wie er es in Jesus Christus getan hat, dass er selbst Mensch wird? Dieses Geheimnis ist schon immer vielen unverständlich. Vielleicht haben wir uns nur zu sehr daran gewöhnt, dass es uns so selbstverständlich erscheint. Ein Gott, der Mensch wird, verletzlich, sterblich, schwach in den Augen der Menschen, der sogar am Kreuz stirbt, kann niemals selbstverständlich sein.
Menschen wollen lieber starke Götter, Geistwesen, die sich nicht mit der Welt des Menschlichen verbinden. Auch im Christentum hat es immer wieder Lehren gegeben, die Jesu Menschheit im Vergleich zu seiner Göttlichkeit als vernachlässigbar betrachtet haben oder sein Menschsein gar nur auf einen Scheinleib reduziert haben, der ihm lediglich als Hülle gedient hat. Andererseits gab es auch viele, die das Gottsein Jesu abgelehnt haben im Hinblick auf seine Menschlichkeit. Nur das Geistige zählt, dachten viele. Ihnen standen die Engel näher, die wie das Göttliche reine Lichtwesen waren und nicht mit der Materie vermengt.
Aber christlicher Glaube sieht die Welt anders. Göttliches und Weltliches stehen nicht im Widerspruch zueinander. Gott hat die Welt erschaffen und wohnt selbst in ihr. Alles in der Welt kann auf das Göttliche verweisen. Und weil die Welt Gott so nahe steht, kann er auch selbst in ihr Wohnung nehmen. In Jesus Christus kommt Gott selbst in diese Welt und als Jesus Christus zum Vater zurückkehrt, nimmt er auch sein Menschsein mit und sendet den Heiligen Geist, der unverwüstlich in der Welt Göttliches wirkt.
Die Menschwerdung Gottes ist angemessen, weil Gott die ganze Schöpfung zu sich führen will. Die ganze Geschichte der Menschheit ist nichts anderes als der Ruf Gottes nach dem Menschen. Gott will in inniger Vertrautheit mit dem Menschen leben, ihm seine Nähe und Fürsorge zeigen, ihm alles schenken. Aber der Mensch tut sich so schwer, Gottes Liebe zu erkennen. Er hat andere Ziele, Macht und Reichtum, und mit seiner Gier zerstört der Mensch die schöne und fruchtbare Schöpfung Gottes und er zerstört sich selbst, indem er das Bild Gottes zerstört, das er selbst sein soll.
Gott und Mensch gehören zusammen. Gott will nicht eine unnahbare und erhabene Majestät für den Menschen sein, kein Gott, den Priester im Tempel wegsperren, damit er dem gemeinen Volk ja nicht zu nahe kommt und sie selbst schön ihre Ehrenstellung als Diener Gottes behalten und damit auch ihren Anteil an den reichen Gaben, die das Volk den Göttern spendet. Gott will auch keine rein geistige Wesenheit sein, die nur große Denker ergründen können.
Gott will mitten unter den Menschen sein, er will allen Menschen nahe sein, den Reichen, aber mehr noch den Armen, den Gebildeten, aber mehr noch den Einfältigen, den Starken, aber mehr noch den Schwachen und Unterdrückten. So hat Jesus gelebt. Er ist unter das einfache Volk gegangen, hat sich der Nöte der Menschen angenommen, hat sich nicht von den Mächtigen bestechen lassen, sondern ihnen deutlich die Meinung gesagt, hat sich nicht von den Frommen blenden lassen, sondern ihnen den Spiegel vorgehalten, der zeigt, dass vieles an ihrer Frömmigkeit nur trügerischer Schein ist.
In Jesus ist Gott zum Menschensohn geworden, zum Jedermann, zu einem Menschen wie du und ich, er ist zum Bruder der Menschen geworden, der die Menschheit als geschwisterliche Gemeinschaft formen wollte, die eins ist in der Liebe. Er hat vor denen gewarnt, die ihn als Herrn erheben und so aus der Mitte der Menschen fortnehmen wollten, um ihn selbst in Besitz zu nehmen und sich an ihm zu bereichern.
Alle Menschen sind Gottes Kinder, Gott ist unser Vater und wir alle sind Schwestern und Brüder. In Gott sind alle Menschen untereinander verbunden und zugleich mit der Schöpfung. Es gilt nicht mehr die alte Unterscheidung zwischen Bruder und Fremder, sondern alle sind wir Brüder und Schwestern, weil wir alle von Gott stammen. Warum maßen wir uns an, den einen Fremden oder gar Feind zu nennen, den Gott uns zum Bruder oder zur Schwester gegeben hat?
Am Fest Mariä Lichtmess bringen seine Eltern Jesus in den Tempel, um das vorgeschriebene Reinigungsopfer darzubringen. Wie jeder jüdische Junge wird Jesus durch die Beschneidung in das Volk Gottes aufgenommen. Jesus - ganz Mensch und doch Gottes Sohn. In seinem Leben wird er uns zeigen, wie Gott den Menschen gewollt hat. Er zeigt uns, wie auch wir leben können, um eine Welt zu gestalten, in der Gottes Bild lebendig wird.

Darstellung des Herrn

Das Reinigungsopfer

In Erinnerung an den Exodus, den Auszug Israels aus Ägypten, galt alle Erstgeburt Israels dem Herrn heilig (Ex 13,2). Damals hat der Würgeengel in der Nacht alle Erstgeborenen der Ägypter erschlagen, die Erstgeborenen Israels aber am Leben gelassen. Jeder Erstgeborene musste daher vor Gott gebracht, im Tempel "dargestellt" und damit ausgelöst werden (Ex 2,12f.). Zudem galten bei den Juden im Zusammenhang mit der Geburt strenge Reinigungsvorschriften. Sieben Tage ist die Frau nach der Geburt unrein, dann folgt die Beschneidung des Kindes und die Frau soll noch weitere 33 Tage zu Hause bleiben. Danach, am 40. Tag nach der Geburt, muss ein Opfer dargebracht werden, ein einjähriges Schaf als Brandopfer und eine junge Taube oder Turteltaube als Sündopfer, oder, wenn die Mittel für ein Schaf nicht ausreichen, zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben (Lev 12).
Den Gedanken des Opfers finden wir in der ersten Lesung aus dem Buch Maleachi:

Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heere. ... Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen. Und dem Herrn wird das Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein wie in den Tagen der Vorzeit, wie in längst vergangenen Jahren. (Mal 3,1-4)

Der Prophet Maleachi spricht vom Kommen des Herrn. Gott ist gekommen, aber anders, als die Menschen es erwartet haben. Er kam als Kind in die Welt, arm und unscheinbar. Selbst der Bote, der ihm voranging, hätte ihn fast nicht erkannt. Johannes der Täufer hat das Gericht Gottes verkündet. Wie der Prophet Maleachi und andere Propheten vor ihm hat er den Menschen ihre Sünden vorgehalten. Viele haben sich daraufhin bekehrt, aber viele haben ihn auch abgelehnt und die Notwendigkeit einer Umkehr für sich bezweifelt.
Als Gott selbst in Jesus Christus zu den Menschen kommt, tritt er nicht als Richter auf. Er setzt die donnernden Gerichtsworte Johannes des Täufers nicht in die Tat um. Vielmehr offenbart er Gottes Liebe, die jedem Verlorenen nachgeht, um alle Menschen heimzuführen zum Vater. Doch auch dieser Liebe Gottes widersetzen sich die Menschen. Die unerhörten Ratschläge Jesu, die Liebe über alles zu stellen, bleiben bis heute vielen Menschen unverständlich.

Darstellung des Herrn

Gott kommt immer anders, als wir Menschen es erwarten. Die Begegnung mit Gott geschieht anders, als wir es planen. Wir können uns auf diese Begegnung vorbereiten, aber wir haben es nicht in der Hand, wann und wie sie geschieht. Gott lässt sich nicht zu einem Baustein in unserem Leben machen, zu einem Tagesordnungspunkt unter vielen. Wer Gott begegnet, den wird diese Erfahrung in jeder Zelle seines Körpers durchdringen und fortan jedem Augenblick seines Lebens bestimmen.
Begegnung mit Gott, das feiern wir auch am Fest der Darstellung des Herrn, an dem wir die Worte des Propheten Maleachi als Lesung hören. Zwei fromme Menschen, Simeon und Hanna, die schon lange im Tempel leben und das Heil Gottes erwarten, begegnen dem Sinn und Ziel ihres Lebens. Bis zu diesem Augenblick hätten sie sich wahrscheinlich nicht träumen lassen, dass es ein einfaches Kind sein wird, in dem sie Gott begegnen. Aber sie vertrauen ihrer Eingebung, sie vertrauen dem Ruf des Heiligen Geistes und es geschieht die Begegnung, auf die sie so sehnsüchtig gewartet haben.
Maria und Josef bringen Jesus in den Tempel, um das im Gesetz des Mose vorgeschriebene Opfer für ihn darzubringen. Doch was für ein Geschehen! Gott selbst bringt sich letztlich als Opfer dar. Nicht ein menschliches Opfer, sondern das Opfer, in dem Gott sich selbst darbringt, wirkt die Heiligung des Menschen. Am Fest der Darstellung des Herrn wird somit vorausgebildet, was sich im Tod Jesu Christi vollenden wird.
In einer Predigt zum heutigen Festtag erklärt der hl. Gregor Palamas dieses Geschehen:

Bevor Christus kam, war jener von den Ureltern ererbte Fluch und Urteilsspruch uns allen gemeinsam, ausgegossen über alle aus einem einzigen Urahn, gleichsam entsprungen aus der Wurzel des Menschengeschlechts selbst und unserer Natur zugeteilt wie ein Los. Durch sein persönliches Tun konnte zwar jeder einzelne Mensch entweder das Lob oder den Tadel Gottes auf sich ziehen, doch gegen jenen gemeinsamen Fluch und Urteilsspruch und das böse Erbe, das von seinen Vorfahren her auf ihn gekommen war und durch ihn selbst wiederum auf seine Nachkommen überging, vermochte er nichts. Doch Christus ist gekommen, der Befreier unserer Natur, und hat den gemeinsamen Fluch in gemeinsamen Segen verwandelt, indem er aus einer unversehrten Jungfrau unsere Menschennatur annahm. ... Er, der alle zur Gänze retten will, beugte die Himmel und kam herab für alle, und nachdem er durch seine Werke, Worte und Leiden den Weg des Heils aufgezeigt hatte, stieg er wieder hinauf in die Himmel, um all jene dorthin zu ziehen, die an ihn glauben.

In einem Gebet der Ostkirche heißt es:

Sei gegrüßt, gnadenerfüllte Gottesmutter und Jungfrau,
denn aus dir ging auf die Sonne der Gerechtigkeit,
Christus, unser Gott,
um zu erleuchten alle, die da sind in Finsternis;
frohlocke auch du, gerechter Greis,
denn in deine Arme nimmst du unsern Befreier,
der uns die Auferstehung schenkt.

Um dieses Werk der Erlösung zu vollbringen, musste Christus vollkommen unsere Menschheit annehmen. Dies geschieht auch dadurch, dass er alle Gebote vollkommen erfüllte. Dazu sagt der hl. Gregor Palamas weiter:

Seht ihr, wie der Schöpfer und Gebieter des Gesetzes sich in allem dem Gesetz unterzieht? Was vollbringt er damit? Er macht unsere Natur gehorsam gegenüber dem himmlischen Vater in allen Dingen, heilt uns von ihrem Ungehorsam und verwandelt den auf ihr liegenden Fluch in einen Segen. Denn so wie unsere ganze Natur in Adam war, so ist sie auch in Christus. Und so wie in dem von der Erde stammenden Adam wir alle, die wir aus ihm das Sein empfingen, zur Erde zurückkehrten, ... so sind wir durch den aus dem Himmel stammenden Adam alle in den Himmel hinaufgerufen zu der dortigen Herrlichkeit. ...
Wo aber keine Eltern vorhanden waren, sondern nur eine Mutter, und zwar eine jungfräuliche, und ein Kind, das gezeugt worden war ohne Samen, war eine Reinigung nicht nötig, sondern sie erfolgte aus Gehorsam, um die ungehorsame Natur zurückzuführen und die durch den Ungehorsam eingegangene Verpflichtung zu löschen. ...

Das ist das Opfer, von dem der Prophet Maleachi spricht. Kein Mensch hätte jemals vermocht, ein Opfer darzubringen, das Gott so wohlgefällig gewesen wäre, dass es die Sünde Adams getilgt hätte. Doch in seiner übergroßen Liebe bringt sich Gott für die Menschen dar, um uns zu heiligen. Daher ist es auch kein Zufall, dass dieses Ereignis im Tempel geschieht. Gott begegnet seinem Volk in seinem Tempel, doch zugleich erneuert und überbietet er alle Opfer, die dort bisher dargebracht wurden. Dadurch verliert der Tempel seine Funktion. In der Liturgie des Gottesvolkes des neuen Bundes bringt sich Christus selbst dar und auf den Altären dieser Welt wird Brot und Wein gewandelt in seinen Leib und sein Blut, hingegeben für uns.