Die Heiligen

4.2. Rabanus Maurus

Rabanus Maurus

Rabanus Maurus
um 780-856
Abt, Bischof

Rabanus Maurus

Rabanus wurde um das Jahr 780 als Kind wohlhabender Eltern in Mainz geboren. Schon sehr früh wurde er den Benediktinern in Fulda zur Erziehung übergeben. Im Kloster erhielt er den Namen Maurus. Dieser erinnert an den hl. Maurus, den treuen Schüler des hl. Benedikt, der wie er bereits als Kind dem Heiligen anvertraut wurde.
Die Erziehung im Kloster eröffnete Rabanus Maurus einen einzigartigen Zugang zum Wissen der damaligen Zeit und er strebte mit großem Eifer danach, sich dieses Wissen anzueignen. Von Fulda aus wird er zur weiteren Ausbildung zu Alkuin geschickt, dem bedeutendsten Gelehrten am Hof Kaiser Karl des Großen. Nach seiner Rückkehr nach Fulda wird er Leiter der Klosterschule, die sich unter ihm zu einer der großen Schulen seiner Zeit entwickelt.
Rabanus Maurus gilt als einer der größten Gelehrten seiner Zeit und trägt den Ehrentitel "Praeceptor Germaniae" (Lehrer Germaniens). Bis heute sind wertvolle Handschriften seiner Werke erhalten. Neben enzyklopädischen Sammelbänden (hier v.a. sein Werk De Rerum Naturis - Über die Natur der Dinge) und theologischen Abhandlungen hat Rabanus Maurus auch liturgische Hymnen gedichtet. So wird der großartige Pfingsthymnus "Veni Creator Spiritus" (Komm Heil?ger Geist der Leben schafft) seiner Feder zugeschrieben.
Berühmt sind die kunstfertigen Figurengedichte, die damals sehr verbreitet waren. Sie stellen eine eindrucksvolle Kombination von Text und Bild dar und dienen zur Betrachtung des vorgestellten theologischen Geheimnisses. Der fortlaufende Text ist so kunstvoll komponiert, dass sich innerhalb der Bilder über die Zeilen hinweg neue Worte bilden, welche die zentrale Aussage des Textes darstellen, die von dem weiteren Text näher erläutert wird. Das erste Werk von Rabanus Maurus stellt das um 810 entstandene Werk De laudibus sanctae crucis - Über das Lob des Heiligen Kreuzes dar.
Das Bild neben dem Text zeigt aus diesem Werk ein Figurengedicht zu Ehren des heiligen Kreuzes. Es würde zu weit führen, hier das ganze Gedicht zu entschlüsseln. Deutlich erkennen wir im Heiligenschein Christi die Worte REX REGUM ET DOMINUS DOMINORUM - König der Könige und Herr der Herren. Nicht der leidende Christus wird hier dargestellt, sondern - wie in damaliger Zeit weit verbreitet - Christus, der König auf dem Kreuzesthron, der vom Kreuz mit ausgebreiteten Armen in Gerechtigkeit über die Erde herrscht. Dies wird auch unterstrichen durch den Text im Haar Christi ISTEST REX IUSTITAE - dieser ist der König der Gerechtigkeit.

Rabanus Maurus

Trotz der vielfältigen Tätigkeiten, die Rabanus Maurus seit seiner Einsetzung als Abt von Fulda im Jahr 822 beanspruchen, findet er stets die Zeit zum literarischen Schaffen. So bleibt er seinem Leitsatz treu:

Übe dich selbst, indem du liest, und tu dazu etwas Nützliches, indem du schreibst.

Und weiter sagt er:

Wer in der Betrachtung nachlässig ist, der beraubt sich selbst der Schau des Lichtes Gottes.

Wissen war für ihn kein Selbstzweck. Unser Wissen von Gott, das durch die Betrachtung der Heiligen Schrift und das Studium theologischer Werke zwar nie vollkommen sein kann, aber zu immer tieferer Erkenntnis führt, muss uns auch hinführen zu einer immer größeren Liebe.

Wer den Gipfel der Weisheit erreichen will, muss zum Gipfel der Liebe gelangen; denn niemand ist vollkommen im Wissen, der nicht vollkommen ist in der Liebe.

Im Jahr 842 tritt Rabanus Maurus als Abt des Klosters Fulda zurück. Grund dafür sind politische Auseinandersetzungen um die Nachfolge Kaiser Ludwigs des Frommen. Rabanus steht hier auf der Seite Lothars I., jedoch fällt Fulda bei der Teilung des Reiches unter die Herrschaft Ludwigs des Deutschen. Nach einer Aussprache mit Ludwig wird Rabanus Maurus jedoch im Jahr 847 zum Erzbischof von Mainz erhoben. Dort stirbt er nach einem erfüllten Leben im Jahr 856.