Die Heiligen

9.5. M.Ther.Gerhardinger

Maria Theresia Gerhardinger

Maria Theresia Gerhardinger
1797-1879
Ordensgründerin

Karolina Gerhardinger wurde am 20. Juni 1797 in Regensburg geboren. Sie war das einzige Kind des Schiffsmeisters Willibald Gerhardinger und seiner Frau Franziska. Bereits im Alter von 12 Jahren wurde Karolina Hilfslehrerin, mit 15 Jahren königliche Lehrerin an der Mädchenschule im Regensburger Stadtteil Stadtamhof.
Sie erkannte, dass vor allem Mädchen aus ärmeren Familien schulisch nur schlecht ausgebildet waren, dies zu ändern, wurde zu einem ihrer Hauptanliegen. Mit 25 Jahren entschloss sie sich, ihr Leben und ihre Arbeit Gott zu weihen. Nach Plänen von Bischof Wittmann sollte sie ein zeitgemäßes Kloster gründen, bei dem sich die Schwestern um die Erziehung und den Unterricht von Mädchen kümmerten. König Ludwig I. von Bayern genehmigte 1834 die Gründung eines solchen Klosters in Neunburg vorm Wald.
1835 legte Karolina ihr Ordensgelübde ab und nahm den Namen "Maria Theresia von Jesus" an. Sie war nun Oberin des neuen Ordens mit dem Namen "Arme Schulschwestern von Unserer Lieben Frau". Die von ihr gegründete Schule wurde bald zur Musterschule. Da sich die klösterliche Gemeinschaft ständig vergrößerte, wurde 1843 das Mutterhaus nach München verlegt. Rasch verbreitete sich der Orden in vielen Ländern Europas, 1847 schiffte sich Maria Theresia nach Nordamerika ein und gründete dort unter härtesten Bedingungen sieben Schulen.
Der Orden der Armen Schulschwestern war der erste moderne international und weltweit tätige Schulorden unter der selbstständigen Leitung einer Generaloberin. Die Schulen des Ordens waren richtungsweisend. Dem Orden ging es um die zielstrebige Erarbeitung einer nicht nur zeitgerechten, sondern weit in die Zukunft weisenden Pädagogik für eine Industriegesellschaft und die Bereitstellung von Bildungsmöglichkeiten für Mädchen und junge Frauen aus allen Schichten der Bevölkerung als Voraussetzung der Gleichberechtigung im gesellschaftlichen und politischen Leben. Maria Theresia selbst war eine geniale Erzieherin, die mit Professionalität und Umsicht die Ausbildung von Erzieherinnen und deren Einsatz in vorbildlich geführten Schulen organisierte.
Doch bald nach ihrer Rückkehr aus Amerika brach über Maria Theresia die wohl härteste Prüfung ihres Lebens herein. Der Münchner Erzbischof Graf Reisach verlangt von ihr die völlige Unterstellung des Ordens unter seine Jurisdiktion. Maria Theresia Gerhardinger sah sich außerstande, der ausdrücklichen Weisung Wittmanns zuwider zu handeln. Vor seinem Tod hatte er ihr aufgetragen, die Kongregation unmittelbar dem Papst zu unterstellen. Daraufhin enthebt sie der Erzbischof vorübergehend ihres Amtes als Oberin und bedroht sie für den Fall der nicht sofortigen Unterwerfung mit der Exkommunikation. Daraufhin kniet sie vor dem Erzbischof nieder und sagt mit ruhiger Stimme: "Ich unterwerfe mich Euer Erzbischöflichen Gnaden, soweit dies nicht dem Willen Gottes und meinem Gewissen widerspricht."
Man muss sich diese Klarheit, diese Stärke und ihre in einem unerschütterlichen Glauben begründete Sicherheit bewusst machen, um ihre Pädagogik richtig zu verstehen und auch das Ausmaß ihrer Wirkung angemessen zu begreifen. Maria Theresia Gerhardinger ist nicht nur selbst eine vorzügliche Lehrerin und Erzieherin, sie vermag auch andere für den Lehrberuf zu begeistern und meisterhaft auszubilden. Im Jahre 1853, 20 Jahre nach der Gründung des ersten Klosters in Neunburg, unterrichten bereits 346 Schwestern etwa 17 000 Schulkinder an den 70 Niederlassungen der Kongregation in den verschiedenen deutschen Ländern sowie in Böhmen, Österreich und Nordamerika.
Am 9. Mai 1879 starb die Klosterschwester mit fast 82 Jahren. Heute ruht sie in der Grabkapelle der neuen St. Jakobskirche in München. An ihrem Lebensende gab es bereits 166 Niederlassungen in Europa und 125 in Nordamerika mit insgesamt 3000 Schulschwestern. 1985 sprach Papst Johannes Paul II. Schwester Maria Theresia Gerhardinger in Rom selig. Ihr Gedenktag ist der 9. Mai, ihr Todestag. 1998 erfuhr die Schwester eine hohe Ehrung. Ihre Büste wurde in der Walhalla unter die herausragende Persönlichkeiten Deutschlands eingereiht.

Was Gott will,
wie Gott will,
weil Gott will,
wo Gott will,
wann Gott will!

Mehr als wir tragen können,
legt uns Gott nicht auf.

Freiheit ist die erworbene
Kraft des Geistes,
sich von nichts
hindern zu lassen, den
Willen Gottes zu erfüllen.