Die Heiligen

8.6. M.Droste z.Vischering

Maria Droste zu Vischering

Maria vom göttlichen Herzen Jesu Gräfin Droste zu Vischering
1863-1899
Ordensfrau, Mystikerin

Maria Droste zu Vischering wurde am 8. September 1863 im Erbdrostenhof zu Münster geboren. Sie war das vierte von zehn Kindern ihrer Eltern Clemens Droste zu Vischering und Helene, geborene von Galen. Ihre glückliche Kindheit verbrachte sie auf Schloss Darfeld, einer Wasserburg inmitten eines Parks, ein Paradies für die Kinder.
Maria wuchs in einer gläubigen Familie auf. Die Verehrung des Herzens Jesu war ihr seit ihrer Kindheit sehr wichtig. Schon früh verspürte sie die Berufung zum Ordensleben. Es war das Fest Mariä Lichtmess im Jahre 1878, als Maria mit ihrer Familie den Gottesdienst besuchte. Das Schriftwort „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen“, traf sie zutiefst und sie verstand das Vorrecht Jesu, alle Herzen zu besitzen:

Mir kam sofort der Gedanke in den Sinn, Schwester zu werden. Ich konnte der Gnade und der Stimme Gottes nicht widerstehen. Dieser Tag war entscheidend für mich, denn der Herr begann, mich an sich zu ziehen, indem er mir das Herz raubte. Ich verstand, dass er mich für sich haben wollte.“
“Nie mehr habe ich in mir dieses Bewusstsein der Berufung verloren. Ganz im Gegenteil, es wuchs immer mehr.

Die Jahre 1879 bis 1881 verbrachte sie in dem Internat der Sacre-Coeur-Schwestern in Riedenburg (Vorarlberg). In dieser Zeit verstärkte sich ihr Wunsch, einer Ordensgemeinschaft beizutreten:

Der liebe Heiland will das ganze Herz oder nichts.

Nach den Internatsjahren kehrte sie auf Schloss Darfeld zurück. Da es ihr damals nicht möglich war, in ein Kloster zu gehen, begann sie zuhause ein zurückgezogenes Leben, wie eine Ordensfrau. Ihr Wunsch nach Ganzhingabe an den Herrn ging schließlich im Jahr 1888 mit ihrem Eintritt in das Kloster der Schwestern vom Guten Hirten in Münster-Mauritz in Erfüllung. Sie erhielt dort den Ordensnamen Schwester Maria vom Göttlichen Herzen. Nach ihrer Ewigen Profess im Jahr 1891 schrieb sie:

Ich bin jetzt ganz eins mit meinem Jesus.

Sie übernahm die Leitung einer Wohngruppe von jungen Mädchen. Die Schwestern vom Guten Hirten nahmen sich vor allem der Mädchen und jungen Frauen an, die im Zuge der Industrialisierung in materielle und seelische Not geraten waren. Knapp hundert junge Frauen gehörten zur Wohngruppe, die Schwester Maria betreute. In ihren Erinnerungen schreibt sie dazu:

Einzig dem Herzen Jesu schreibe ich den guten Erfolg zu, den ich bei meinem Verkehr mit den Büßerinnen gehabt habe. Oftmals, wenn ein Fall verzweifelt schien, ebnete ER alle Schwierigkeiten.

Drei Jahre später, im Jahr 1894, wurde Schwester Maria vom Orden zur Oberin des Klosters vom Guten Hirten in Porto in Portugal berufen. Das erst im Jahr 1881 gegründete Kloster stand wegen der langjährigen Krankheit der ersten Oberin, drückender finanzieller Probleme und fehlender Ordensdisziplin am Rand des Ruins. Schnell führten die Maßnahmen der tatkräftigen neuen Oberin zur Wiederherstellung der klösterlichen Ordnung, das Haus wurde renoviert und eine Klausur eingerichtet. Im Herbst 1895 lernte Maria den Seckauer Benediktinerabt Ildefons Schober OSB kennen, der sich auf einer Visitationsreise in Portugal befand, und lud ihn in ihr Kloster ein, um dort Exerzitien zu halten. Er wurde ihr Freund und geistlicher Begleiter. Zwischen beiden entwickelte sich ein reger Briefverkehr, der wichtige Einblicke in Marias religiöses Leben erlaubt.
Die Schwestern in Porto beherbergten in ihren Klostergebäuden über hundert junge Frauen, die vorher auf der Straße leben mussten und sich nur durch Diebstahl und Prostitution ihr Überleben sichern konnten. Viele von ihnen waren krank und unterernährt. Schwester Maria nutzte ihre Herkunft aus einer angesehenen Adelsfamilie, um finanzielle Hilfe für die Arbeit ihres Ordens zu gewinnen, aber auch um Lehrstellen und Pflegefamilien für die jungen Mädchen zu finden.

Man muss das Göttliche nicht immer mit natürlichen Mitteln berechnen, sonst kommt man zu nichts im Weinberg Gottes.

Was die Mädchen brauchen, die sich in der Obhut der Schwestern befinden, ist nicht nur materielle Hilfe. Die seelischen Verletzungen und Verwundungen sind es, die ebenso der Heilung bedürfen. Den ganzen Menschen heilen, ihm seine Würde, seine Einzigartigkeit bewusst machen, darum bemühen sich die Schwestern vom Guten Hirten - damals wie heute. Maria Droste zu Vischering war ein Mensch, der Herzen aufschließen konnte. Die Mädchen hatten tiefes Vertrauen zu ihr.
Nachdem die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse des Klosters geklärt waren - Marias Vater hatte die Schulden getilgt -, erlitt die gesundheitlich angeschlagene Maria einen Zusammenbruch. Konnte sie im Februar noch eine Reise nach Frankreich und Deutschland unternehmen, fesselte sie seit Mai 1896 eine schwere Rückenmarkserkrankung für den Rest ihres Lebens ans Bett. Trotz ihrer körperlichen Hilflosigkeit wünschte die Oberin während ihrer letzten Lebensjahre kaum Erleichterungen äußerer Art, weder in der Nahrung, noch in der Kleidung, noch in der Ausstattung ihrer Krankenzelle. Mit Ausnahme der Tage schwerer Anfälle, ließ sich Maria auf einem Tragsessel so oft wie möglich in den Gemeinschaftssaal zu ihren 30 Mitschwestern bringen. Durch ihr heiteres, lebhaftes Wesen und ihre unvergleichliche Kunst im Erzählen verstand sie es, trotz ihrer Krankheit allen das Herz fröhlich zu machen.
In dieser Zeit wurden ihr immer häufiger Visionen zuteil. Eindringlich bat Jesus sie darum, sich an Papst Leo XIII. zu wenden, damit er die ganze Welt dem Heiligsten Herzen Jesu weihe. Nach eingehender Prüfung ordnete der Heilige Vater diese Weihe schließlich mit seiner Enzyklika „Annum sacrum” an.

Ich habe alles gelassen, um Dich bis zum letzten Augenblick meines Lebens zu lieben und alles zu tun, die Liebe Deines Heiligsten Herzens allen Menschen bekannt zu machen.

Schwester Maria starb am 8. Juni 1899 im Alter 35 von Jahren. In ihrer Todesstunde begann in der an ihr Zimmer angrenzenden Kapelle, in die sie durch ein kleines Fenster zum Tabernakel schauen konnte, gerade die erste Vesper am Vorabend der Feierlichkeiten zum weltweiten Herz-Jesu-Fest.
Ihr Grab befindet sich in der neuerrichteten Kirche des Klosters der Schwestern vom Guten Hirten in Ermesinde / Porto. Hatte sich schon zu ihren Lebzeiten in Porto der Ruf verbreitet, die schwerkranke Oberin vom Guten Hirten sei eine Heilige, nahm ihre Verehrung nach ihrem Tod weiter zu. Am 1. November 1975 wurde sie von Papst Paul VI. in Rom seliggesprochen.

Barmherziger Gott, du hast der seligen Maria Droste zu Vischering eine außergewöhnliche Liebe zu dir und den Menschen geschenkt. Hilf uns, ihrem Beispiel zu folgen und so den unendlichen Reichtum im Herzen deines Sohnes zu erkennen.
Maria Droste zu Vischering
Ich fühle und sehe, wie der liebe Gott mit mir ist, und so wächst mein Mut täglich, wenn’s auch manchmal schwer wird.

Petition der seligen Sr. Maria vom Göttlichen Herzen an Papst Leo XIII. mit der Bitte um die Weltweihe an das Heiligste Herz Jesu:

"Heiligster Vater! Tiefbeschämt komme ich abermals zu den Füßen Ew. Heiligkeit mit der demütigen Bitte, mir verstatten zu wollen, noch einmal zu Ihnen von dem Gegenstande sprechen zu dürfen, über welchen ich im verflossenen Monat Juni an Ew. Heiligkeit geschrieben habe. Damals hatte ich einen tödlichen Anfall kaum überstanden und meine Kräfte erlaubten mir nur, einen Brief zu diktieren. Jetzt bin ich zwar immer noch krank und an das Lager gebannt, allein es ist mir wenigstens möglich, mit Bleistift zu schreiben. In meinem letzten Briefe habe ich Ew. Heiligkeit einige Gnaden anvertraut, welche der Heiland in seiner unendlichen Barmherzigkeit mir zu gewähren sich würdigte, ohne auf mein Elend zu schauen. Mit Beschämung gestehe ich Ew. Heiligkeit, dass er seitdem fortfuhr, mich mit der gleichen Barmherzigkeit zu behandeln. Auf ausdrücklichen Befehl unseres Herrn und mit Zustimmung meines Beichtvaters komme ich in tiefster Ehrfurcht und vollkommenster Unterwerfung, Ew. Heiligkeit einige neuerliche Mitteilungen zu machen, welche der Heiland sich würdigte, an mich über denselben Gegenstand ergehen zu lassen, den mein erster Brief behandelte.
Als Ew. Heiligkeit im letzten Sommer von einem Unwohlsein befallen wurden, welches angesichts Ihres hohen Alters die Herzen Ihrer Kinder mit Sorge erfüllte, gab mir der Heiland den süßen Trost, dass er die Tage Ew. Heiligkeit zur Bewerkstelligung der Weihe der ganzen Welt an sein Göttliches Herz verlängern werde. Später, am ersten Freitag im Dezember, sagte er mir, er habe die Tage Ew. Heiligkeit gefristet, um Ihnen noch diese Gnade (die Vornahme der Weihe) zu gewähren, und wenn Sie diesen Wunsch seines Herzens erfüllt hätten, so müssten sich Ew. Heiligkeit bereithalten..., und er fuhr fort: „In meinem Herzen ... Trost ... eine sichere Zuflucht im Tode und im Gerichte." Er hinterließ mir den Eindruck, dass Ew. Heiligkeit nach Vornahme der Weihe bald Ihre Pilgerschaft hienieden vollenden würden.
An der Vigil des Festes der Unbefleckten Empfängnis ließ mich der Heiland erkennen, dass er durch diesen neuen Aufschwung, welchen die Verehrung seines Göttlichen Herzens nehmen soll, ein neues Licht über die ganze Welt will leuchten lassen, und die Worte der dritten Weihnachtsmesse: Quia hodie descendit lux magna super terram, drangen mir ins Herz. Ich glaubte, dieses Licht zu schauen (innerlich), das Herz Jesu, diese anbetungswürdige Sonne, welche ihre Strahlen auf die Erde herabsandte, zuerst auf einen engeren Kreis, dann sie ausbreitend und endlich die ganze Welt erleuchtend. Und er sagte: „Vom Glanze dieses Lichtes werden die Völker und Nationen erleuchtet und von seiner Glut wieder erwärmt werden." Ich erkannte das sehnlichste Verlangen, das er hat, sein anbetungswürdiges Herz mehr und mehr verherrlicht und erkannt zu sehen und seine Gaben und Segnungen über die ganze Welt auszugießen. Und er erwählte Ew. Heiligkeit, indem er Ihre Tage verlängerte, auf dass Sie ihm diese Ehre zu erweisen vermöchten, sein beleidigtes Herz zu trösten und auf Ihre Seele erlesene Gnaden herabzuziehen, welche diesem Göttlichen Herzen entquellen, dem Borne jeglicher Gnade, der Stätte des Friedens und des Glückes. Ich fühle mich unwürdig, all dies Ew. Heiligkeit mitzuteilen. Aber nachdem mich der Heiland mehr und mehr von meinem Elende durchdrungen und mich die Hingabe meiner selbst als Opfer und Braut seines Herzens hatte erneuern lassen, indem ich gern jede Art von Leiden, Verdemütigung und Missachtung annahm, gab er mir den gemessenen Befehl, an Ew. Heiligkeit abermals über diesen Gegenstand zu schreiben.
Es könnte befremden, dass der Heiland diese Weihe der ganzen Welt verlangt und sich nicht an der Weihe der katholischen Kirche genügen lässt. Aber so glühend ist sein Wunsch, zu herrschen, geliebt und verherrlicht zu werden und alle Herzen mit seiner Liebe und Barmherzigkeit zu entzünden, dass er will, Ew. Heiligkeit möchten ihm die Herzen aller jener darbringen, welche ihm durch die heilige Taufe gehören, um ihnen die Rückkehr zur wahren Kirche zu erleichtern. Ingleichen die Herzen aller jener, welche das geistige Leben noch nicht durch die Taufe empfangen haben, für die er aber auch sein Leben und Blut dahingegeben, die ebenso berufen sind, eines Tages Kinder der heiligen Kirche zu werden, um durch dieses Mittel ihre geistige Geburt zu beschleunigen.
In meinem Briefe vom Juni habe ich die Gnaden dargelegt, welche der Heiland infolge dieser Weihe gewähren will, sowie die Art und Weise, wie sich die Weihe nach seinem Willen vollziehen soll. In Anbetracht des erneuten Drängens des Herrn nahe ich mich abermals, um mit kindlichster Unterwürfigkeit und der größten Inständigkeit Ew. Heiligkeit zu bitten, dem Heilande den erwünschten Trost zu bieten und der Verehrung seines Göttlichen Herzens neuen Aufschwung verleihen zu wollen, wie es der Heiland Ihnen eingeben wird. Der Heiland hat mir zwar nur unmittelbar von der Weihe gesprochen, allein er zeigte mir auch zu wiederholten Malen sein sehnliches Verlangen, sein Herz mehr und mehr verherrlicht und geliebt zu sehen zum Heile der Nationen. Mir scheint, es wäre ihm angenehm, wenn die Andacht der ersten Monatsfreitage zunähme - und dies durch eine Aufmunterung seitens Ew. Heiligkeit an Klerus und Gläubige sowie durch die Verleihung neuer Ablässe. Der Heiland hat mir dies nicht so ausdrücklich gesagt, wie er von der Weihe sprach, aber ich glaube diesen lebendigen Wunsch seines Herzens zu ahnen, ohne indessen denselben behaupten zu können.
Nachdem ich nun in aller Offenheit und Einfalt Ew. Heiligkeit berichtet habe, erübrigt mir nur noch, Sie, Heiligster Vater, in tiefster Demut wegen meiner Kühnheit um Verzeihung anzuflehen und zu bitten, Sie wollen geruhen, die Huldigung meiner kindlichsten Ergebenheit gegen die heilige Kirche und die erhabene Person Ew. Heiligkeit entgegenzunehmen, der ich mich in vollkommenstem Gehorsam unterwerfe.
Geruhen Sie, Heiligster Vater, mit unsern Schwestern und Schützlingen diejenige zu segnen, welche ehrfurchtsvoll den Fuß Ew. Heiligkeit küsst und die Ehre hat, sich zu nennen Ew. Heiligkeit demütigste und gehorsamste Tochter Schwester Maria vom Göttlichen Herzen, Droste zu Vischering, Oberin des Klosters vom Guten Hirten zu Porto."

Nach sorgfältiger Prüfung dieser Bitte ordnete der Heilige Vater durch die Enzyklika „Annum Sacrum“ an, dass die Weihe an das Heiligste Herz Jesu in jeder Kirche des Erdkreises vollzogen werden sollte. Sr. Maria aber, die Botin dieser Weihe, verstarb am 8 Juni, dem Vorabend des Herz-Jesu Fest des Jahres 1899.