Die Heiligen

22.7. Maria Magdalena

Maria Magdalena

Maria Magdalena
Apostola Apostolorum

Maria von Magdala hat ihren Beinamen wohl nach ihrem Heimatort. Nach Maria, der Mutter Jesu, ist sie sicher die bekannteste Frau aus dem Neuen Testament, ja vielleicht aus der gesamten Heiligen Schrift. Maria schloss sich Jesus als Jüngerin an, nachdem er sieben Dämonen von ihr ausgetrieben hatte (Lk 8,2). Sie sorgte - wie andere Frauen auch - für Jesu Lebensunterhalt (Lk 8,3). Mit Jesus und den Jüngern zog auch Maria nach Jerusalem; zusammen mit zwei anderen Frauen flüchtete sie aber nicht wie die anderen Jünger, sondern blieb bei der Kreuzigung und dem Sterben Jesu dabei (Mt 27,55-56). Maria verharrte nach der Grablegung Jesu weinend am Grab (Mt 27,61; Joh 20,11). Sie ging dann am Morgen nach dem Sabbat zusammen mit zwei anderen Frauen zum Grab, um den Leichnam Jesu einzubalsamieren; sie wurden die ersten Zeugen des leeren Grabes und der Botschaft des Engels: "Erschrecket nicht! Er ist nicht hier, er ist auferweckt worden." (Mk 16,6) und erhielten den Auftrag, dies den sich versteckt haltenden Jüngern zu berichten (Mk 16,7). Das Johannesevangelium (20,15-17) schildert, dass Maria am Ostermorgen allein war, als sie dem Auferstandenen begegnete: die traurig am Grab Weinende sah einen Mann, vermeintlich den Gärtner; nachdem er sie beim Namen nannte, erkannte sie dann Jesus als Lebenden. Sie wurde zur ersten Zeugin der Auferstehung Jesu und hat den Aposteln die Botschaft von der Erscheinung des Auferstandenen gebracht. Daher wird sie auch Apostolin der Apostel genannt.

Maria von Magdala war Jesus sehr nahe, hat viele seiner Wunder miterlebt, viele seiner Reden gehört. Sehr innig ist ihre Begegnung mit Jesus am Ostermorgen. Wegen dieser Nähe zu Jesus kamen einige Irrgeister dazu, Maria von Magdala ein partnerschaftliches, auch die sexuelle Begegnung einschließendes Verhältnis zu Jesus zuzuschreiben. Dieser Gedanke kommt vielen, auch mitunter frommen Zeitgenossen leider oft spontan bei der Nennung des Namens Maria von Magdala. Ein solches Bild jedoch zerstört den Glauben an Jesus. Jesus ist der Sohn Gottes. In allem was er sagt und tut, erkennen wir seine Andersheit. Er ist zwar ganz Mensch, aber doch erkennen die Menschen in seinem Reden und Tun das andere, das, was sein Gottsein ausmacht, was nicht von dieser Welt ist. Jesus ist nicht der Superstar, der die Massen begeistert und der dann zur Abwechslung im Stillen seine Triebe auslebt. Diese menschlichen Gewohnheiten auf Jesus zu übertragen bedeutet, das Jesusbild zu zerstören, aber dies zerstört zugleich auch das Frauenbild. Leider gibt es Menschen, die in der Frau allein das Ziel der sexuellen Begierde des Mannes sehen und es sich daher nicht vorstellen können, dass es zwischen Mann und Frau eine andere Beziehung geben kann als die sexuelle. Es muss uns aber klar sein, dass das nicht alles ist. Mann und Frau ergänzen sich nicht nur im sexuellen Bereich. Auch eine Freundschaft zwischen Mann und Frau, die bewusst auf Intimität verzichtet, kann für beide bereichernd sein und ist kein Zeichen irgendeiner Unnormalität. Auch durch geistige, durch geistliche Freundschaft können sich Mann und Frau ergänzen. Das wird man aber nur verstehen können, wenn man sich von einem körperlich-materiell fixierten Denken löst.
Jesus hat gewiss eine Anziehung auf Frauen ausgeübt und tut es ja bis heute. Wir erleben es immer wieder, wie ganz besonders Frauen von Jesus begeistert sind und ihr Leben ganz in seinen Dienst stellen. Wir hören von Frauen im Gefolge Jesu. Die Rolle der Frau in der damaligen Gesellschaft brachte es mit sich, dass Frauen eher im Hintergrund bleiben mussten. Aber ich glaube, sie waren doch immer ganz dabei. Oft lesen wir, dass die Apostel Jesus nicht verstanden haben. Von den Frauen lesen wir das nie. Wie es Frauen eigen ist, oft mehr mit dem Herzen zu sehen als die Männer, so haben sie vielleicht mehr von Jesus verstanden als die Apostel. Frauen waren bei Jesus unter dem Kreuz, als die Männer sich versteckt hielten. Frauen waren die ersten am Grab, als die Männer noch ganz verstört sich hinter verschlossenen Türen verbarrikadiert hatten.
Maria von Magdala hat erkannt, dass es allein Jesus ist, der ihrem Leben einen Sinn geben kann. Bei der ersten Begegnung wird Jesus sie angesehen haben und sie gefragt haben: Frau, was willst Du von mir? Und sie wird ihm den tiefsten Wunsch ihres Herzens gesagt haben, dass sie leben möchte. Ein Leben in der wahren Freiheit der Kinder Gottes. Jesus hat ihr geschenkt, was sie in ihrem tiefsten Inneren ersehnte.
Nach dem Tod Jesu war Maria von Magdala mit Maria, der Mutter Jesu, und anderen Frauen unter dem Kreuz. Sie haben zugesehen, wie der Leichnam Jesu in ein Grab gelegt wurde. Am Sabbat mussten sie die vorgeschriebene Ruhe einhalten. Doch am Morgen des nächsten Tages hielt sie nichts mehr. In aller Frühe, als die Männer noch schliefen, eilten die Frauen zum Grab. Sie entdeckten den weggewälzten Stein, das leere Grab, den Engel, der ihnen von der Auferstehung Jesu kündete. Voll Freude und Furcht eilten sie zu den Aposteln.

Maria Magdalena

Maria von Magdala bleibt am Grab. Sie kann noch nicht verstehen, was geschehen ist. Mit Jesus hat sie den liebsten Menschen verloren, ja sie hat jemand verloren, der mehr ist als ein Mensch. Wie soll ihr Leben nun weitergehen? Ihrem ganzen Schmerz lässt sie in ihren Tränen freien Lauf. Da kommt Jesus, doch sie erkennt ihn nicht an seinem Aussehen. Doch dann sagt er zu ihr: "Maria" und plötzlich erkennt sie ihn. Die Stimme Jesu ist unverwechselbar. Maria von Magdala hat sie erkannt.
Maria will Jesus fassen. Doch er lässt sich nicht fassen. Der Auferstandene ist nicht so da wie der irdische Jesus. Das muss Maria lernen. Das lehrt sie uns. Wir können Jesu Stimme hören, aber wir können ihn nicht fassen. Doch gerade so ist Jesus allen Menschen nahe, auch wenn wir ihn nicht sehen, nicht greifen können. Maria wird einige Zeit gebraucht haben, um das zu begreifen. Auch wir begreifen es oft nicht. Doch es ist so: Jesus lebt! Maria hat es mit ihrem Herzen erkannt. Ihre Trauer ist verschwunden. Die Sonne ist aufgegangen über Golgota. Das Leben hat den Tod besiegt. Das Leben, das Maria in Jesus gesucht hat, ist ihr nicht genommen. Es bleibt ihr. Jesus lebt, Maria weiß: sie lebt mit ihm. Wir alle Leben mit Christus, weil er uns durch seinen Tod und seine Auferstehung das Leben gebracht hat.

Jesus, Du weißt um meine Ängste und meinen Kummer.
In allen Dunkelheiten: Sei Du mein Licht.
Jesus, Du weißt, wie schwer es mir fällt, loszulassen.
In all meinen Aufbrüchen: Sei Du mein Licht.
Jesus, Du bist den Weg vom Tod zum Leben gegangen.
Ich möchte Dir folgen und glauben: Du bist mein Licht.

Von Maria Magdalena hören wir auch im Evangelium vom Ostersonntag.