Die Heiligen

27.7. Pantaleon

Pantaleon

Pantaleon
+ 305
Märtyrer
Nothelfer

Pantaleon bedeutet der "Löwenstarke", die griechische Form des Namens lautet Panteleimon, was der ganz Mitfühlende heißt. Die Verbindung von Erbarmen und Stärke macht uns erst fähig, anderen Menschen wirksam zu helfen. Wer mitfühlend ist, aber keine innere Stärke besitzt, der verliert sich leicht an die Menschen, denen er helfen will. Wer aber Stärke ohne Erbarmen besitzt, der neigt leicht dazu, andere für seine Zwecke zu missbrauchen. Pantaleon hat zu innerer Ruhe und Stärke gefunden und es dabei nie aufgegeben, sich der Menschen zu erbarmen.
Pantaleon wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts in Nikomedien geboren. Er war der Sohn eines heidnischen Senators, seine Mutter aber war Christin. Schon als Kind erkannte man seine Heilkräfte und sein Vater ließ ihn die Heilkunst erlernen. Ein heiliger Mann namens Hermelins unterwies ihn im christlichen Glauben, doch erst als ein von einer Schlange gebissenes Kind, für das keine Hoffnung mehr bestand, durch die Anrufung des Namens Jesu Christi geheilt wurde, ließ Pantaleon sich taufen.
Seine Fähigkeiten kamen dem Kaiser zu Ohren und Pantaleon wurde der Leibarzt des Kaisers Maximian. Dieses hohe Amt hinderte ihn aber nicht daran, auch dem einfachen Volk zu helfen. Unentgeltlich nahm er sich der körperlichen und seelischen Nöte der Armen an und unterstützte viele mit seinem Vermögen. Die Ostkirche verehrt ihn daher als einen der "Hagioi anargyrioi", der unentgeltlich Helfenden.
Sein christlicher Glaube blieb nicht verborgen. Die Heilung eines Blinden überzeugte schließlich auch seinen Vater, der sich lange dagegen gesträubt hatte, und er ließ sich taufen. Es heißt, dass Pantaleon auch die Frau des Kaisers Maximian zum Christentum bekehren wollte. Er wurde beim Kaiser, der das Christentum nicht duldete, angezeigt. Maximian wollte seinen geschätzten Arzt zum Abfall vom Christentum und zum Opfer für die heidnischen Götter überreden, doch Pantaleon blieb standhaft:

Lieber sollen meine Hände verdorren, als dass ich sie zum Schwur der heidnischen Götter erhebe.

Daraufhin musste er viele Qualen erdulden, er wurde ohne Nahrung in einen Kerker gesperrt und mit glühendem Blech gebrannt, doch nichts konnte ihm schaden. Als man ihn ertränken wollte, spülten ihn die Wellen an Land, wilde Tiere wurden zahm und taten ihm kein Leid. Schließlich band man ihn an einen Olivenbaum und schlug ihn mit Ruten, bis er voller Wunden war, aus denen Blut rann.

Wo aber sein Blut hinging, da wurde alles grün und schön und der dürre Ölbaum begann zu blühen und trug süße Frucht. Und überall wo sein Blut hinkam, ward alles voller Rosen, Lilien und Veilchen.

Schließlich band man ihm die Hände über dem Kopf zusammen. Einen großen Nagel schlug man durch die Hände bis in seinen Kopf. So stand er da, gemartert, gebunden und starb vor den Augen des Volkes, das zu diesem Schauspiel zusammengeströmt war. Viele bewunderten seine Standhaftigkeit und ließen sich taufen. Man sammelte sein Blut in kleinen Fläschchen. Pantaleon starb im Jahr 305. Sofort setzte die Verehrung des heiligen Arztes ein. Bis heute gehört er zu den vierzehn Nothelfern.

Niemand kann dich verletzen, wenn du es nicht selbst tust.

So sagt der heilige Johannes Chrysostomus. Trotz seiner vielen Wunden blieb Pantaleon letztlich unverletzt, obwohl er gebunden war, blieb er frei. Aus seinem Blut blühte das Leben, sein Tod wurde der Same neuen Lebens.
Stark und voll Erbarmen, das sind die Eigenschaften des Heiligen, die wir eingangs erwähnt haben. Pantaleon hat seine Fähigkeiten erkannt, hat sie gefördert und sie schließlich in den Dienst Christi und der Menschen gestellt.

Welches sind meine Fähigkeiten? Was kann ich anderen geben?

Pantaleon

Pantaleon hat sich den Menschen zugewandt, aber er hat sich nicht in seinem Dienst an den anderen verloren. Er war mit seinem Herzen ganz bei Gott, war zugleich ganz er selbst, und daraus erwuchs seine Kraft, auch ganz für andere da zu sein. Wenn wir an uns zweifeln, dann kann es leicht geschehen, dass wir geben wollen und doch damit zur Last werden, weil wir nicht wirklich geben, sondern von den anderen etwas erwarten. Wir erwarten, dass andere die Leere füllen, die in uns ist. So können wir nicht wirklich selbstlos lieben. Nur wer ganz bei sich ist, kann auch ganz beim anderen sein.
Woher kommt diese Kraft, ganz bei sich zu sein? Pantaleon erfuhr sie in der Begegnung mit Jesus Christus. Für ihn ist Christus der Arzt für unsere Wunden. Ihm wurde Pantaleon ähnlich. Er weiß, dass er nicht aus sich selbst heilen kann, sondern nur in der Kraft Christi. Diese Kraft erfüllt ihn. Er weiß, dass es etwas Stärkeres gibt als alle Mächte dieser Welt, darum können auch die Leiden, die Menschen ihm antun, ihm letztlich nicht schaden.
Zur inneren Mitte finden. Ganz in sich ruhen. Es ist ein weiter Weg, dorthin zu finden. Immer wieder ziehen uns unsere Schwächen und Leidenschaften weg aus dieser Mitte, wir suchen schnellen Trost, der uns dann nur noch ungetrösteter als zuvor zurücklässt. Jeder Mensch braucht eine Quelle der Kraft, die ihn davor bewahrt, sich mit Vordergründigem zufrieden zu geben, die ihn lehrt, tiefer zu schauen, das Vergängliche zu lassen und sich im Ewigen fest zu machen.
Dazu ist es nötig, uns mit unseren eigenen Wunden auszusöhnen. Meist sind sie es, die uns immer wieder in die gleichen Schlaglöcher auf unserem Weg tappen lassen und die uns lähmen. Wenn wir noch an unseren eigenen Wunden lecken, können wir nie ganz selbstlos anderen begegnen. Wenn wir aber unsere Wunden annehmen und nicht nach immer neuen Trostpflästerchen für sie suchen, dann können wir mit dem Blut, das aus ihnen strömt, ein Segen sein, wie Pantaleon mit seinem Blut den Ort zum Blühen brachte.