Die Heiligen

12.8. Karl Leisner

Karl Leisner

Karl Leisner
1915-1945
Priester

Karl Leisner

Karl Leisner wurde am 28. Februar 1915 in Rees am Niederrhein als erstes von fünf Kindern geboren. Nach der Volksschule wechselte er auf das Gymnasium in Kleve. Hier traf er den Lehrer, der sein weiteres Leben prägte, Dr. Walter Vinnenberg, der als Neupriester Religion und Sport unterrichtete. Er erkannte früh die Führungsqualitäten des jungen Karl. Als dieser zwölf Jahre alt war, schlug der Geistliche die Gründung einer Jugendgruppe vor.
Seiner Zeit entsprechend lebte Karl Leisner eine sehr starke Christusfrömmigkeit. Er schreibt später:

Christus - Du bist meine Leidenschaft! ... Das ist meines Lebens letzter Sinn: Christus zu leben in dieser Zeit! Christus, wenn Du nicht bist, dann möchte ich nicht sein. Du bist, Du lebst. Nimm mich hin, verfüge ganz über mich... Du bist mein Leben, meine Liebe, meine innerste Glut!

Eine innige Marienfrömmigkeit, die ihm schon mit in die Wiege gelegt wurde, steht zu dieser Christusfrömmigkeit nicht im Gegensatz; vielmehr ergänzen sich beide auf großartige Weise.
Das Schuljahr 1933/34, das ihn zum Abitur führte, brachte ihm besondere Belastungen. Manchem nationalsozialistisch gesinnten Lehrer war der katholische Jugendführer ein Dorn im Auge. Dennoch blieb Karl Leisner optimistisch. Bewusst entschied er sich zu einer Haltung gegen den Nationalsozialismus. Trotz aller Widerstände machte Karl Leisner zu Ostern 1934 sein Abitur. Am 5. Mai 1934 trat er ins Collegium Borromäum ein, das Konvikt der Theologiestudenten in Münster. Doch nicht allein das Studium beschäftigte den jungen Mann; im März 1934 war ihm die gesamte katholische Jugend des Kreises Kleve anvertraut. Wenig später folgte die nächste Herausforderung: Bischof Clemens August Graf von Galen ernannte ihn zum Diözesanjungscharführer des Bistums. Sein Leitbild war, im Namen Jesu Christi Menschen zu führen:

Ich möchte so gern einst ein Menschenkünstler, -bildner werden. Ja, es braucht dazu viel Liebe, feines, demütigen Hinhorchen, unendliche Geduld und Geisteskraft.

Nachdem er 1936 vier Semester hinter sich gebracht hatte, wechselte er für zwei Semester nach Freiburg. Dort bezog Karl Leisner ein Zimmer bei Familie Ruby. Er erteilte den drei jüngsten Jungen der Familie Nachhilfeunterricht und brauchte als Gegenleistung keine Miete zu bezahlen. Die älteste Tochter des Hauses, Elisabeth, half im Haushalt und bei der Erziehung der Kinder. Karl verliebte sich in die junge Frau. Er begann zu zweifeln, ob er überhaupt Priester werden könne und nicht lieber eine Ehe und Familie gründen solle. Am 21. März 1937 verließ er Freiburg und bekam zu Ostern des Jahres seinen Stellungsbefehl zum Reichsarbeitsdienst (RAD). Am 23. Oktober 1937 wurde Karl Leisner aus dem RAD entlassen und zog sich in das Borromaeum in Münster zurück. Hier wollte er Klarheit darüber finden, ob er zum Priester geeignet sei. Am 24. Oktober 1937 war die Entscheidung gefallen: Karl Leisner hatte sich unwiderruflich zum Priesterberuf entschlossen.

O Herr, Jesus Christus, voll tiefer Liebe und Demut flehe ich zu Dir, stehe mir bei im Kampf um das Heilige in mir. Lass mich in hartem Dienst Dein bewährter Diener sein. Du adele meine Arbeit. Wenn ich auch schwach bin, sei Du mir Stärke und Burg, Schild und Schutz! Du, mein Erlöser, komme bald zu mir! Herr, zeig' mir den Weg, und gib mir den rechten Geistesfingerzeig, wohin ich gehen soll.

Am 25. März 1939 wurde der junge Priesteranwärter von Bischof Clemens August zum Diakon geweiht. Danach stand er kurz vor seinem Ziel, der Priesterweihe. Doch es sollte anders kommen: Der Diakon fühlte sich in der Folgezeit müde und matt, bei einer Untersuchung in der in der Praxis von Dr. med. Alexander Theben in Münster wurde eine Tuberkuloseerkrankung diagnostiziert. Diese war so weit fortgeschritten, dass beide Lungenflügel angegriffen waren. Die Ursache lag wahrscheinlich in der Sumpfarbeit beim Arbeitsdienst. Der behandelnde Arzt ordnete eine sofortige Kur an.

Karl Leisner

Am 8. November 1939 misslang ein Attentat auf Hitler in München. Karl Leisner kommentierte dies mit den Worten: "Schade, dass er nicht dabei gewesen ist." Karl Leisner wurde angezeigt, verhört, noch am selben Tag verhaftet und ins Freiburger Gefängnis eingewiesen. Wochenlang war der Diakon in einer Gefängniszelle in Freiburg eingesperrt. Er schrieb am 14. November 1939 in sein Brevier:

Ich bin vollkommen ruhig, ja froh; denn ich bin mir meines reinen Gewissens und sauberer Gesinnung bewusst. Und wenn ich vor Gottes klarem Richterspruch bestehen kann, was können Menschen mir dann schon antun!

Bis März 1940 blieb er in Gefängnishaft in Freiburg und in Mannheim. Am 3. März schickte man Karl Leisner mit anderen Gefangenen auf Transport ins KZ Sachsenhausen. Am 16. März traf er dort ein. Im Lager wurde er zu den Kranken gerechnet und daher nur zu Aushilfsarbeiten in der Aufnahmestelle für neue Gefangene herangezogen. Am 13. Dezember 1940 gehörte Karl Leisner zu einem Gefangenentransport, der nach Dachau ging. Ab Januar 1941 konnte die Kapelle in Block 26 benutzt werden. Dies war gerade für den Diakon ein großer Trost. Der junge Diakon hatte eine besondere Wirkung auf seinen Mitgefangenen durch seine stets optimistische Ausstrahlung. Er brachte den Kranken heimlich die heilige Kommunion, die er stets bei sich hatte; er ließ sich eine Gitarre schicken, um mit Spiel und Gesängen die Entmutigten aufzumuntern, für alle hatte er ein freundliches Wort.
Am 6. September 1944 traf ein Zug mit französischen Häftlingen aus dem KZ Natzweiler-Struthof im KZ Dachau ein. Unter ihnen befand sich der Bischof von Clermont, Gabriel Piguet. Nun gab es einen Bischof im Lager, der Karl Leisner zum Priester weihen konnte. Am 23. September schrieb der Diakon einen Brief an seinen Bischof Clemens August und fragte formlos an, ob es möglich sei, die Erlaubnis zur Weihe im KZ Dachau zu geben. Im Lager wurden umfangreiche Vorbereitungen getroffen. Die Krankheit Karl Leisners hatte sich in der Zwischenzeit derart verschlimmert, daß niemand vorhersagen konnte, ob er die Priesterweihe noch erleben würde. Am 17. Dezember, dem Gaudetesonntag, schließlich fand die Priesterweihe statt. Diese Priesterweihe war ein europäisches Ereignis, und sie löste starke Hoffnungen unter den Beteiligten aus. Da kniete ein deutscher Diakon vor einem französischen Bischof, und Priester aus über 20 Nationen, vor allem aus dem Osten Europas, deren Angehörige noch Krieg gegeneinander führten, waren hier im Namen Jesu Christi vereint. Gleichzeitig war diese Priesterweihe auch ein ökumenisches Ereignis. Die Gratulationsurkunde der evangelischen Mitbrüder weist 30 Unterschriften aus.
Die Primizfeier am 26. Dezember sollte die letzte Messe sein, die der junge Geistliche selbst feiern konnte. In den nächsten Wochen und Monaten verschlechterte sich sein Zustand weiter. Am 29. April 1945 wurde das KZ durch die Amerikaner befreit. Am 4. Mai gelang es Pater Otto Pies und dem Stadtpfarrer von St. Jakobus in Dachau, Karl Leisner aus dem Lager zu holen. Noch am selben Tag wurde er in das Sanatorium Planegg bei München eingeliefert. Am 30. Mai wurde der Todkranke mit den Sterbesakramenten versehen. Noch über zwei Monate verbrachte er bei sich ständig verschlechterndem Gesundheitszustand im Sanatorium und starb dort am 12. August an den Folgen seiner KZ-Haft. Seine letzte Tagebuchaufzeichnung vom 25. Juli 1945, dem Festtag des hl. Jakobus, lautet:

Segne auch, Höchster, meine Feinde!

Am 7. Dezember 1977 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet, am 12. Januar 1996 verkündete Papst Johannes Paul II. die Seligsprechung, und am 23. Juni 1996 nahm er sie in Berlin vor.

Die Urheberrechte für das sogenannte "Pulloverbild" liegen beim Internationalen Karl Leisner-Kreis (IKLK), dem ich für die Genehmigung zur Veröffentlichung ganz herzlich danke. Beim Internationalen Karl Leisner-Kreis erhalten Sie auch weitere Informationen zu Karl Leisner.