Die Heiligen

5.9. Mutter Teresa

Mutter Teresa

Mutter Teresa
1910-1997
Ordens-
gründerin

Mutter Teresa

Leben

Der Geburt nach bin ich Albanerin,
der Staatsangehörigkeit nach Inderin;
ich bin eine katholische Schwester.
Durch meine Mission gehöre ich der ganzen Welt,
aber mein Herz gehört nur Jesus.

Mutter Teresa wurde am 26. August 1910 in Skopje in Albanien geboren. Ihr Geburtsname lautet Agnes Gonxha ("Blütenknospe") Bojaxhiu. Sie wuchs in einem frommen katholischen Elternhaus auf. Ihr Vater, ein Bauunternehmer, starb als sie neun Jahre alt war.
Schon bald hatte Agnes den Wunsch, Missionarin zu werden. Im Alter von 18 Jahren schloss sie sich den "Schwestern der Jungfrau von Loreto" an. In Irland erhielt sie ihre Ausbildung und kam dann über Colombo, Madras und Kalkutta nach Darjeeling am Fuß des Himalaya-Gebirges, wo sie das Noviziat absolvierte. Bei ihrer Aufnahme in den Orden erhielt sie den Namen Teresa.
In Darjeeling arbeitete Teresa vor allem als Lehrerin und Krankenschwester. Hierbei wurde sie erstmals mit dem Elend der Armen konfrontiert. Nach ihrer Versetzung in das Kloster in Kalkutta legte sie am 14. Mai 1937 ihre Ewigen Gelübde ab und wurde Direktorin der dortigen St. Mary - Schule.
Immer stärker bewegte sie das Elend der Ärmsten der Armen in Kalkutta und sie erkannte es als ihre Berufung, gerade für diese Menschen da zu sein. Nach langem Beten und Nachdenken entschloss sie sich im Jahr 1946, ihre Stellung im Orden aufzugeben und das Kloster zu verlassen. Teresa nahm die indische Staatsbürgerschaft an. 1949 gründete sie eine Schule in den Slums von Kalkutta, zunächst ohne Stühle, Tische, Tafel oder Kreide. Sie schrieb die Buchstaben mit einem Stock in die Erde. Doch bald fand sie immer mehr Unterstützung.
Teresa schlossen sich andere Frauen an, eine Gemeinschaft entstand, aus dieser ging der Orden der "Missionarinnen der Nächstenliebe" hervor, der vom Papst anerkannt wurde. Den Gelübden der Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams fügte Teresa ein weiteres hinzu: den "rückhaltlosen und freien Dienst an den Ärmsten der Armen zu leisten." Ein Moslem schenkte Mutter Teresa ein Haus, das zum Mutterhaus des neuen Ordens wurde.
Als 1964 der Papst Indien besuchte, überließ er Mutter Theresa das Auto, sie versteigerte es und ließ das Geld den Armen zu Gute kommen. 1973 stellte man ihr ein riesiges Gebäude zur Verfügung. Sie nannte es "Geschenk der Liebe". Krankenhäuser, Herbergen, Schulen und Kliniken entstanden überall in Indien und bald entstanden auch die ersten Niederlassungen außerhalb Indiens. Als Anerkennung ihrer Arbeit erhielt Mutter Theresa Orden und Auszeichnungen und sie wurde in der ganzen Welt bekannt. 1979 erhielt sie den Friedensnobelpreis. Sie nahm alle Ehrungen dankbar an, denn ihrer Ansicht nach galten sie nicht ihr, sondern den Armen, denen sie diente.

Mutter Teresa starb am 5. September 1997 in Kalkutta im Alter von 87 Jahren. Nach ihrem Tod erhielt sie, der "Engel der Armen", ein Staatsbegräbnis. Der Heiligsprechungsprozess wurde im Juni 1999 eröffnet, die Seligsprechung erfolgte am 19. Oktober 2003, nur sechs Jahre nach ihrem Tod, es war die schnellste Seligsprechung der Neuzeit. Am 4. September 2016 wurde sie von Papst Franziskus heiliggesprochen. Ihre Heiligsprechung war einer der Höhepunkte im Jahr der Barmherzigkeit. Papst Franziskus sagte dazu:

Sie war in ihrem ganzen Leben eine großherzige Spenderin der göttlichen Barmherzigkeit, indem sie durch die Aufnahme und den Schutz des menschlichen Lebens für alle da war. Sie beugte sich über die Erschöpften, die man am Straßenrand sterben ließ, weil sie die Würde erkannte, die Gott ihnen verliehen hatte. Sie erhob ihre Stimme vor den Mächtigen der Welt, damit sie angesichts der Verbrechen der Armut, die sie selbst geschaffen hatten, ihre Schuld erkennen sollten.
Mutter Teresa

Gedanken zu ihren Worten

Die Armut wurde nicht von Gott geschaffen. Die haben wir hervorgebracht, ich und du mit unserem Egoismus.

Nicht Gott ist es, der den Unterschied zwischen Armut und Reichtum geschaffen hat, es sind die Menschen, die diesen Unterschied schaffen. Von Gott kommt alles Gute - und nur Gutes. Der Mensch aber ist dazu aufgerufen, anzupacken und mitzuhelfen, Armut und andere Widrigkeiten zu überwinden.
Nur wenige sind wie Mutter Teresa dazu berufen, ganz für die Armen da zu sein. Aber jeder kann mit anderen teilen. Jeder kann etwas tun, auch wenn es nur ganz kleine Schritte sind, wie ein kleiner Tropfen im Ozean. Aber ohne diesen Tropfen wäre der Ozean ein bisschen kleiner.

Bei allem Tun kommt es auf den Einzelnen an. Wir können uns nicht verstecken und auf die anderen zeigen oder darauf hinweisen, dass "man" oder "die da oben" etwas ändern müssen. Ich muss bei mir selbst anfangen. Auf die Frage eines Journalisten, was sich in der Kirche ändern sollte, antwortete Mutter Teresa:

Sie und ich.

Die Liebe, die wir anderen erweisen, muss aus unserem tiefsten Herzen kommen. Sie darf nicht etwas sein, das wir uns abringen müssen, sondern sie soll frei und ergiebig überfließen, weil Gott uns so erfüllt hat mit seiner Liebe.

Die Werke der Nächstenliebe sind nichts anderes als ein Überfließen der Liebe Gottes, die in uns ist. Je tiefer jemand mit Gott verbunden ist, desto mehr liebt er den Nächsten.
Die Quelle, aus der ihr schöpft, muss nur tief genug sein. Dann werden die, die ihr liebt, früher oder später merken, wo sie entspringt.

Sie war überzeugt davon:

Wenn wir einander lieben und uns den Frieden, die Freude, die Gegenwart des Herrn in die Häuser tragen, können wir alles Böse in der Welt überwinden.

Mutter Teresa

Grundlage allen Wirkens von Mutter Teresa war ihre Beziehung zu Gott, die sie durch das Gebet pflegte.

Beten macht das Herz weit, bis es so groß ist, dass es Gottes Geschenk, nämlich ihn selbst, in sich aufnehmen kann.

Gott schenkt sich uns selbst, wenn wir bereit sind, ihn in uns aufzunehmen. So werden wir zu Werkzeugen Gottes, die seine Liebe unter die Menschen bringen. Nicht durch unser Planen und Tun, sondern allein durch unsere völlige Hingabe kann Gottes Wirken in der Welt Wirklichkeit werden, kann Liebe wachsen und Friede werden.

Wir müssen Gott finden - und wir können ihn nicht im Lärm und in der Unruhe finden. Gott ist ein Freund der Stille.

Schau, wie alles in der Natur - Bäume, Blumen, Gras - in Stille wächst. Schau auf die Sterne, den Mond und die Sonne, wie sie sich in Stille bewegen.

Wir brauchen Stille, um die Seele berühren zu können.


Mutter Teresa
Der einfache Weg!
Die Frucht der Stille
ist das Gebet.
Die Frucht des Gebetes
ist der Glaube.
Die Frucht des Glaubens
ist die Liebe.
Die Frucht der Liebe
ist das Dienen.
Die Frucht des Dienens
ist der Friede!

Und dieser Friede geschieht ganz konkret.

Friede beginnt mit einem Lächeln. Lächle fünfmal am Tag einem Menschen zu, dem du gar nicht zulächeln willst. Tue es um des Friedens willen.

Nicht in den großen Dingen, sondern im Kleinen zeigt sich die Liebe, im konkreten Tun des Alltags.

Es gibt viele Leute, die die großen Dinge tun können. Aber es gibt sehr wenige Leute, die die kleinen Dinge tun wollen. Treue in Kleinigkeiten ist keine Kleinigkeit.
Mutter Teresa
Die wahre Heiligkeit besteht darin, mit einem Lächeln das zu tun, was Gott von uns will. Manchmal fällt es mir sehr schwer, Jesus zuzulächeln, denn er verlangt von mir sehr viel.

Diese Worte öffnen einen kleinen Spalt auf die Herzensnöte, die Mutter Teresa angefochten haben. Es ist nicht leicht, eine Heilige zu sein. Aber sie ist ihren Weg gegangen, mit Blick auf den Herrn und einem Lächeln auf den Lippen und einem offenen Herzen für alle Menschen, die ihrer Hilfe bedurften.
Mutter Teresa hatte immer konkret den einzelnen Menschen mit seinen Nöten im Blick:

Ich kümmere mich nie um Menschenscharen, sondern nur um eine Person. Würde ich die Scharen ansehen, würde ich nie beginnen.

Eines Tages bin ich in London eine Straße hinuntergegangen und habe einem Mann auf einer Bank sitzen gesehen. Er sah schlecht aus. Ich bin zu ihm gegangen und habe seine Hand geschüttelt. Er sagte: "Nach langer, langer Zeit spüre ich zum ersten Mal wieder die Wärme einer menschlichen Hand." Und er saß auf der Bank und hatte ein sehr schönes Lächeln auf seinem Gesicht.