Marienfeste

8.9. Mariä Geburt

Maria Geburt

Mariä Geburt

Maria Geburt

Das Fest Mariä Geburt ist eines der ältesten Marienfeste überhaupt. Sein Termin bestimmte das jüngere Fest der Unbefleckten Empfängnis am 8. Dezember. Das Geburtsfest Mariens steht wahrscheinlich in Zusammenhang mit dem Weihefest der Annakirche in Jerusalem, die im 5. Jahrhundert am angeblichen Ort des Geburtshauses Mariens erbaut worden war. Um das Jahr 500 existieren bereits Hymnen zum Fest der Geburt Mariens, was auf eine tiefe Verwurzelung im Glauben des Volkes schließen lässt. Im Westen lässt sich das Fest im 7. Jahrhundert in Rom nachweisen und es wurde um 700 durch Papst Sergius I. durch eine Prozession ausgezeichnet. Spätestens im 10./11. Jahrhundert breitet es sich in der ganzen katholischen Kirche aus.
Im liturgischen Festkreis werden nur drei Geburtsfeste gefeiert, die Geburt Jesu, die Geburt Johannes des Täufers (24. Juni) und eben die der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria. Wenn die Kirche entgegen ihrer Gewohnheit - nämlich den Todestag eines Heiligen zu feiern - bei Maria auch deren Geburtstag begeht, dann tut sie es, weil sie zutiefst davon überzeugt ist, dass Maria schon von ihrer Geburt an die Heiligkeit in sich trug. Wir ehren Maria als die Unbefleckte Empfängnis. Sie ist der einzige Mensch, den Gott von der Empfängnis an von der Erbsünde bewahrt hat.
Auch der Name Mariens zeigt ihre Erwählung. Mirjam bedeutet soviel wie: Die von Jahwe Geliebte. Maria ist von Anfang an von Gott geliebt und in seinen Heilsplan einbezogen.

In der Bibel lesen wir von Menschen, die Gott schon bei ihrer Geburt zu etwas Besonderem erwählt hat. So ist es bei den Stammvätern des Hauses Israel, bei Mose, beim Propheten Samuel und vielen anderen. Sie nehmen in ihrem Leben einen Platz ein, der die Geschichte der Menschheit entscheidend verändert hat und erfüllen eine Aufgabe, die ihnen allein zukommt. Oft hat es schon mit der Geburt dieser Menschen etwas Wunderbares auf sich und oft werden sie ihren Eltern erst in hohem Alter nach einer langen Zeit der Unfruchtbarkeit geschenkt.
Auch über die Geburt Mariens weiß die Legende Wunderbares zu berichten. So heißt es dort:

Joachim aus der Stadt Nazaret in Galiläa nahm Anna, die aus Betlehem stammte, zur Frau. Beide lebten in Gerechtigkeit und nach den Geboten des Herrn. Ihr Hab und Gut teilten sie in drei Teile. Einen Teil gaben sie dem Tempel und seinen Dienern, den anderen den Pilgern und Armen und einen Teil behielten sie für ihren eigenen Lebensunterhalt.
Zwanzig Jahre lebten sie so zusammen und waren noch immer kinderlos. Da machten sie das Gelübde: Wenn Gott ihnen ein Kind schenkt, so wollen sie es ihm ganz weihen.
Jedes Jahr pilgerten sie zu den drei Hauptfesten nach Jerusalem. Als Joachim wieder einmal zum Fest der Tempelweihe nach Jerusalem pilgerte und zusammen mit seinen Stammesgenossen sein Opfer bringen wollte, stieß ihn der Priester voller Zorn vom Altar weg. Er beschimpfte ihn, warum er es wage, als der Unfruchtbare und somit vom Herrn Verfluchte zusammen mit den Fruchtbaren und Gesegneten vor den Altar des Herrn zu treten.
Joachim war tief beschämt und wollte nicht wieder unter seine Stammesgenossen treten nach Hause zurückkehren. Er ging zu einem Hirten. Als er bei dem einige Zeit gelebt hatte, erschien ihm ein Engel des Herrn. Der sagte zu ihm:
"Ich bin der Engel des Herrn und zu dir gesandt, um dir zu verkünden, dass deine Gebete erhört wurden und deine Almosen vor Gottes Angesicht aufgestiegen sind. Der Herr hat deine Schande gesehen und den Vorwurf der Unfruchtbarkeit gehört. Daran bist du unschuldig, denn dies ist ein Gebrechen der Natur und keine Folge der Sünde. Und wenn der Herr den Leib einer Frau verschließt, so allein deshalb, um ihn später umso wunderbarer zu öffnen, damit offenbar werde, dass das Kind ein Geschenk Gottes und nicht die Frucht leiblicher Begierde ist.
Deine Frau Anna wird eine Tochter gebären, die sollst du Maria nennen. Sie soll von Kind auf dem Herrn geweiht sein, wir ihr es gelobt habt, und sie wird von Mutterleib an voll des Heiligen Geistes sein.
Und das soll dir ein Zeichen sein: Wenn du nach Jerusalem zur Goldenen Pforte kommst, wird dir deine Frau Anna begegnen. Sie wird betrübt sein, weil du so lange von zuhause fort warst und wird sich freuen, dich zu sehen."
Anna aber saß voller Sorgen um ihren Mann zuhause. Da erschien auch ihr der Engel Gottes und verkündete ihr die gleichen Worte wie Joachim. So ging sie auf des Engels Geheiß nach Jerusalem und beide begegneten einander an der Goldenen Pforte. Beide freuten sich und dankten Gott. Dann kehrten sie in froher Erwartung nach Hause zurück.
Anna gebar eine Tochter und nannte sie Maria. Als drei Jahre vergangen und das Kind entwöhnt war, führten die Eltern sie zusammen mit ihrem Opfer zum Tempel. Der Tempel hatte fünfzehn Stufen gemäß den fünfzehn Stufenpsalmen. Das Kind aber stieg diese Stufen ohne Hilfe empor wie ein Erwachsener. Als sie ihr Opfer dargebracht hatten, kehrten die Eltern nach Hause zurück, Maria aber blieb unter den anderen Jungfrauen im Tempel.
Maria nahm täglich an Heiligkeit zu. Als sie vierzehn Jahre alt war, wurde sie aus dem Dienst des Tempels entlassen und sollte wie die anderen Jungfrauen nach Hause zurückkehren, damit man sie einem Mann zur Ehe gäbe. Maria aber verwies auf das Gelübde ihrer Eltern, die sie ganz dem Dienst des Herrn geweiht hatten und wollte im Tempel bleiben. Da traten die Ältesten zusammen, um in dieser Angelegenheit den Herrn zu befragen. Der Herr gab die Weisung, dass alle unverheirateten Männer im heiratsfähigen Alter aus dem Stamm Juda eine Rute zum Altar bringen sollen. Wessen Rute erblühe und auf die der Heilige Geist in Gestalt einer Taube herabkomme, der solle mit der Jungfrau verlobt werden.
Unter den Männern aus dem Stamm Juda war auch Josef. Er verbarg jedoch seine Rute, da es ihm unziemlich schien, dass er in seinem hohen Alter ein solch zartes Mädchen zur Frau nehme. Als die Ältesten nun keine blühende Rute finden konnten, befragten sie abermals den Herrn. Es kam heraus, dass Josef seine Rute verborgen hatte und nun musste auch er sie zum Altar bringen. Sogleich erblühte sie und eine Taube kam vom Himmel herab und ließ sich auf der Spitze der Rute nieder. Damit wurde deutlich, dass er mit Maria verlobt werden solle.
Maria Geburt

Die Geburt Mariens - ein Zeichen der Hingabe und Liebe

Wie war es wirklich mit der Geburt Mariens? Trat ihre Heiligkeit schon damals so deutlich hervor? Oder lebte sie unscheinbar im Haus ihrer Eltern, bis dann eines Tages der Engel zu ihr kam?
Große Ereignisse kündigen sich stets vorher an und warum sollte Gott nicht das Große, das Maria vollbringen sollte, schon im Voraus angekündigt haben? Was Maria getan hat, war wahrlich das Größte, das ein Mensch vollbringen kann, nämlich den Sohn Gottes zur Welt zu bringen.
Wie dem auch sei, eines wird hier ganz deutlich, dass nämlich die Eltern Mariens sich ganz Gott hingegeben haben und ihr Kind ganz in Gottes Hand gelegt haben. So war dann auch das Leben Mariens ganz Hingabe an Gott. Echte Hingabe aber ist immer verbunden mit Liebe und dem Vertrauen, nicht enttäuscht zu werden. Nur, wer diesen Mut zur Hingabe hat, kann auch das Leben finden.
Papst Benedikt XVI. sagt:

"Nur der Liebende findet das Leben. Und Liebe verlangt immer das Weggehen aus sich selbst, verlangt, sich selber zu lassen. Wer umschaut nach sich selbst, den anderen nur für sich haben will, der gerade verliert sich und den anderen. Ohne dieses tiefe Sich-Verlieren gibt es kein Leben.
"Wer sein Leben um meinetwillen verliert...", sagt der Herr: Ein letztes Loslassen unserer Selbst ist nur möglich, wenn wir dabei am Ende nicht ins Leere fallen, sondern in die Hände der ewigen Liebe hinein. Erst die Liebe Gottes, der sich selbst für uns und an uns verloren hat, ermöglicht auch uns, frei zu werden, loszulassen und so das Leben wirklich zu finden."

So kann durch Hingabe neues Leben entstehen und Freude in Fülle.

Die Geburt Mariens - Ein Hoffnungszeichen

In der Liturgie der Kirche singen wir heute:

Deine Geburt, Jungfrau und Gottesgebärerin,
hat der ganzen Welt Freude gebracht.
Denn aus dir ging hervor
die Sonne der Gerechtigkeit,
Christus unser Gott.

Wenn ein Kind geboren wird, so ist das stets ein freudiges Ereignis. Wir staunen immer wieder neu über das Wunder des Lebens, wie ein neuer Mensch im Leib einer Frau heranwächst und dann hineintritt in diese Welt. Die Geburt ist immer ein Zeichen der Hoffnung, dass das Leben weitergeht auf dieser Erde.
Jeder Mensch hat seinen Platz auf dieser Erde, für jeden Menschen gibt es eine Aufgabe, jeder kann dort, wo er steht, im Großen oder im Kleinen, etwas in dieser Welt verändern. Kein Mensch ist unnütz. Gott setzt in jeden Menschen die Hoffnung, dass er fähig ist, der Welt etwas Gutes zu geben.
Gott setzt immer wieder seine Hoffnung auf Menschen und wartet darauf, dass sie bereit sind, seinem Willen zu folgen. Er weiß, wie leicht Menschen verführbar sind und sich andere Ziele suchen und so Gottes Plan, der das Gute des Menschen will, am Eigensinn des Menschen scheitert, an der Freiheit, die Gott selbst dem Menschen gegeben hat, damit er aus freien Stücken Ja sagt zu Gott, die aber auch die Möglichkeit des Nein in sich enthält.
Maria hat Ja gesagt zu Gottes Plan. Ihr ganzes Leben hat sie Gott geweiht. Wir wissen nicht, ob sie schon als Kind um ihre besondere Erwählung wusste. Als dann aber der Engel zu ihr kam, da war sie bereit, die Mutter von Gottes Sohn zu werden. Es ist für die Menschheit bis zum heutigen Tag eine große Freude, dass Maria die Hoffnung, die Gott in sie gesetzt hat, nicht enttäuscht hat. So konnte Gottes Plan des Heils für uns Menschen gelingen.
Wir brauchen nicht zu denken, dass Gott sich nur wenige Menschen aussucht, deren Leben dann besonders bedeutsam ist und dass das Verhalten der anderen Menschen unwichtig wäre. Freilich, es gibt immer wieder Menschen, durch die Gott auf ganz besondere Weise wirkt. Aber Gott hat mit jedem von uns einen Plan. Jeder hat einen Platz auf dieser Welt, den nur er allein besetzen kann und Gott braucht jeden einzelnen, um den Menschen etwas von dem Licht zu bringen, das die Finsternis dieser Welt hell macht.
Maria ist für uns ein solches Hoffnungszeichen dafür, dass bei Gott jeder Mensch etwas zählt, dass jedes Kind, dass geboren wird, kostbar und wertvoll ist. Bitten wir Maria, dass die Kinder in eine Umgebung hinein geboren werden, die ihren Wert zu schätzen weiß und dass jeder Mensch die Erfahrung macht, wie kostbar er ist, für sich selbst, für Gott und für die Welt.