Die Heiligen

15.10. Teresa von Avila

Teresa von Avila

Teresa von Avila
1515-1582
Ordensfrau
Kirchenlehrerin

Teresa von Avila

Teresa wurde am 28. März 1515 in Avila in Spanien geboren. Ihre Eltern gehörten dem niederen Adel an. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend im Kreis einer großen Geschwisterschar. "Wir waren drei Schwestern und neun Brüder", schreibt sie. Die Mutter starb, als Teresa 13 Jahre alt war. Als ihre ältere Schwester, die die Mutterrolle übernommen hatte, heiratet, bringt der Vater die 16-jährige zur weiteren Erziehung in das Kloster der Augustinerinnen in Avila. Nach einigen Monaten musste Teresa das Kloster aus gesundheitlichen Gründen wieder verlassen, doch ist damit das Thema Kloster in ihrem Leben keineswegs abgeschlossen.

Schon mit sechs Jahren war Teresa fasziniert vom Begriff "Ewigkeit", in ihrer Zeit bei den Augustinerinnen hatte sie wertvolle geistliche Impulse erhalten. Im Jahr 1535, Teresa ist nun 21 Jahre alt, verlässt sie heimlich das Elternhaus und tritt nun gegen den Willen ihres Vaters in das Kloster der Karmelitinnen in Avila ein. Nach einigen Monaten wird Teresa wieder schwer krank, ihre Mitschwestern meinen sogar, sie sei gestorben. Drei Jahre lang ist sie wie gelähmt und auf Pflege angewiesen.

Erst im Jahr 1542 geht es ihr gesundheitlich besser, sie fällt nun jedoch in eine tiefe religiöse Krise und hält sich für unwürdig, Christus zu begegnen. Doch sie bleibt im Kloster. Erst in der Fastenzeit im Jahr 1554, nach mehr als 18 Jahren im Kloster, entdeckt Teresa beim Anblick eines Bildes, das Jesus von Wunden bedeckt zeigt, ihre wahre Berufung: Braut und Gefährtin des armen und demütigen Christus zu sein.

Teresa von Avila
Mein Gott, wie klar hat es sich gezeigt, dass du mich mehr liebst, als ich mich selbst.

Beten ist nichts anderes als ein Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammen kommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher sind, dass er uns liebt.

Diese Worte werden nun für Teresa erfahrbare Wirklichkeit. Sie lebt fortan in tiefer Verbundenheit mit Gott im Gebet, in einem Gebet, das sich Gott rückhaltlos als sein Eigentum und Werkzeug zur Verfügung stellt. Ihre spirituellen Erfahrungen werden weiter vertieft durch die sogenannte Höllenvision im Jahr 1560, in der sie die Hölle nach den damaligen Vorstellungen beschreibt, deren Kern aber eine tiefe Erfahrung des Erbarmens ist, das Gott den Menschen umsonst schenkten.

Teresa von Avila
Wie schnell sind wir bereit, Gott zu beleidigen, und wie viel schneller ist Gott bereit, uns zu verzeihen.

Obwohl ich dich verließ, hast du mich nicht verlassen. Stets hast du mir deine Hand gereicht und mich, wenn ich gefallen war, wieder erhoben. Oft wollte ich diese Hand nicht ergreifen und deine Stimme nicht hören, die mich immer aufs neue rief.

Aus dieser tiefen Erfahrung heraus, von Gott geliebt zu sein, und in inniger Verbindung mit Gott, geht Teresa nun ihren eigenen Weg. Sie tut das, was Christus ihr zeigt, um seinen Willen auf Erden zu erfüllen.

Christus hat niemanden auf Erden außer euch, keine Hände außer die euren, keine Füße außer die euren. Deine Augen sind es, durch die Christi Erbarmen auf diese Welt blicken will. Deine Füße sind es, mit denen Er umhergehen will, um Gutes zu tun. Deine Hände sind es, mit denen Er die Menschen jetzt segnen will.

Mit Hilfe des Bischofs von Avila erhält sie von Papst Pius IV. die Erlaubnis, in ein Kloster zu gründen, in dem die ursprüngliche Regel des Karmel befolgt werden soll. Es entsteht die Gemeinschaft der "Unbeschuhten Karmelitinnen". Bald folgen weitere Gründungen für Schwestern, und in Zusammenarbeit mit Johannes vom Kreuz auch ein männlicher Zweig des Teresianischen Karmel, dessen Kennzeichen ein geschwisterlicher Lebensstil, Einübung in die Selbstentsagung und die Pflege einer intensiven Freundschaft mit Gott sind.

Teresa von Avila

Folgende Worte trug Teresa immer bei sich:

Nichts soll dich ängstigen.

Nichts dich erschrecken.

Alles vergeht.

Gott bleibt derselbe.

Geduld erreicht alles.

Wer Gott besitzt,

dem kann nichts fehlen.

Gott allein genügt.

Teresa von Avila
Ich bin ein Weib und obendrein kein gutes.

So lautet ein bekannter Ausspruch der heiligen Teresa von Avila. Sie, die eine der größten Mystikerinnen der katholischen Kirche ist und als erste Frau zur Kirchenlehrerin erhoben wurde, ist zugleich eine Heilige, die durch ihre Menschlichkeit dem christlichen Nachfolgeweg eine befreiende Ausrichtung gibt. Ihre Mitschwestern sagten von ihr: "Gepriesen sei Gott, der uns eine Heilige sehen ließ, die wir alle nachahmen können. Sie spricht, schläft und isst wie wir, und ihre Art ist nicht umständlich; sie braucht nicht ständig fromm zu sein." Ihren Mitschwestern sagt Teresa:

Bedenkt, dass der Herr auch in der Küche inmitten der Töpfe euch nahe ist.

Doch dies kann durchaus zu Komplikationen führen nämlich dann, wenn Teresa gerade - wie eine kleine Anekdote erzählt - bei der Küchenarbeit eine Vision hat. Voller Schreck rief da eine ihrer Mitschwestern: "O Gott, musst Du denn die Madre gerade jetzt besuchen; sie wird noch das wenige Öl, das uns bleibt, ins Feuer schütten."
Teresa besitzt die Gabe, zwischen Sein und Schein zu unterscheiden. Immer wieder führt sie ihren Mitmenschen vor Augen, dass ein großer Unterschied besteht zwischen dem, was sie vorgeben zu sein und dem, was sie wirklich sind und wie viel ihnen an der Vollkommenheit, die sie zu besitzen meinen, noch fehlt.

Teresa von Avila
Solange jemand allein lebt, kann er sich leicht für heilig halten. erst in der Gemeinschaft wird er spüren, ob er wirklich demütig und geduldig ist.

Es ist notwendig, dass eure Grundlage aus mehr besteht als Gebet und Kontemplation. Wenn ihr nicht nach Tugenden strebt und sie nicht auch praktiziert, dann werdet ihr immer Zwerge bleiben. Seid also erfüllt mit Gebet, nicht um geistige Tröstungen zu suchen, sondern um der Stärke des Dienens willen. Maria und Martha müssen sich vereinigen.

Wenn dich an einem anderen etwas stört, so übe an dir selbst das gute Gegenteil. Denn Beispiel wirkt mehr als Worte.

Bemüht euch, gegen alle möglichst freundlich zu sein. Dieser Rat ist besonders wichtig für Schwestern; je heiliger sie sind, desto liebenswürdiger werden sie mit ihren Mitschwestern sein.

Gott, schütze uns vor den sauertöpfigen Heiligen!

Wir können uns gut vorstellen, welche Personen Teresa damit vor Augen hat. Es gibt immer wieder Menschen, die sich ob ihrer "Heiligkeit" für etwas Besseres halten und auf die anderen herabschauen. Wer wirklich nach Heiligkeit strebt, braucht dies nicht immer vor anderen auszubreiten, im Gegenteil, er wird demütig und tritt selbst hinter die anderen zurück. Teresa sagt:

Teresa von Avila
Ich überlegte mir einmal, warum unser Herr so sehr die Demut liebte. Da kam ganz unvermittelt die Einsicht: weil Gott die höchste Wahrheit ist, die Demut aber nichts anderes als in Wahrheit wandeln.

Wer wirklich etwas "ist", braucht sich nicht selbst darzustellen, wer aber nur vorgibt, etwas zu sein, muss immer wieder den Schein aufpolieren, damit sein Schwindel nicht entdeckt wird.

Teresa von Avila wurde 1970 von Papst Paul VI. zur Kirchenlehrerin erhoben. Ihre Schriften sind voll Charme und feinem Humor sowie sprühender Freude. Dies entsprang ihrer großen inneren Freiheit, die ihr durch ihre völlige Hingabe an Gott eigen war. Jesus Christus war das Zentrum ihres Lebens, die Quelle all dessen, was Teresa war und tat. Immer wieder kommt bei ihr diese Hingabe an Gott, die allein den Menschen befreit und die mit dieser Hingabe verbundene Liebe zu Gott und allen Menschen zum Ausdruck. Ihren Mitschwestern gibt sie den Rat:

Es kommt nicht darauf an, viel zu denken, sondern viel zu lieben. Darum tut das, was in euch am meisten die Liebe weckt.

Liebe erweckt wieder Liebe.

Durch ihre Klostergründungen wurde sie zur geistigen Mutter vieler Ordensschwestern - bis heute. Als sie auf der Rückreise von ihrer letzten Klostergründung am 4. Oktober 1582 in Alba de Tormes stirbt, ist sie die "madre" einer neuen Ordensfamilie, deren Wurzeln weit in die Geschichte zurückreichen.
Ihr Gedenktag ist der 15. Oktober. Da ihr Todestag, der 4. Oktober, schon für den heiligen Franziskus reserviert war, wählte man den darauf folgenden Tag. Da aber genau in ihrem Todesjahr die Zeitrechnung vom ungenauen julianischen auf den gregorianischen Kalender umgestellt wurde, wobei zehn Tage übersprungen wurden, folgte auf dem 4. der 15. Oktober.