Die Heiligen

20.10. Wendelin

Hl. Wendelin

Wendelin
um 555-617
Missionar

Der hl. Wendelin lebte um die Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert als Mönch und Einsiedler im Waldgebiet zwischen Saar und Hunsrück. Es war eine turbulente Zeit, aus der uns nur wenige historische Dokumente erhalten sind. Die Legenden zum Leben des hl. Wendelin stammen aus späterer Zeit.
Wendelin wird geschildert als ein schottischer Königssohn, der wahrscheinlich zusammen mit dem hl. Kolumban aufgebrochen ist, um das Festland zu missionieren. Er gehört somit zu den iro-schottischen Glaubensboten, die um diese Zeit nach den Wirren der Völkerwanderung Glaube und Kirche in Mitteleuropa gefestigt haben.
Lange Zeit lebte Wendelin in einer einfachen Hütte im Hunsrück. Der Legende nach soll eines Tages ein Adliger an seiner Hütte vorbei gekommen sein. Dieser war aber keineswegs begeistert vom frommen Leben des Einsiedlers, sondern nannte Wendelin vielmehr einen Faulpelz, der besser mit Arbeit seinen Lebensunterhalt verdienen solle. Auf den Ruf Gottes hin ging Wendelin mit dem Adligen auf sein Gut und wurde dort Schweinehirte, ein Tätigkeit unterster Klasse. Weil sich die Schweineherde gut entwickelte, wurde er zum Rinderhirten und schließlich zum Schafhirten befördert.
Die anderen Hirten jedoch schwärzten Wendelin beim adligen Herrn an. Sie sagten, Wendelin bringe die Herde in Gefahr, weil er sie zu weit vom adligen Gutshof weg treibe. Tatsächlich fand der Adlige daraufhin Wendelin mit seinen Schafen sehr weit entfernt. Alle zweifelten daran, dass Wendelin bis zum Abend die Herde in den sicheren Stall zurück bringen könne, doch als der Adlige nach anstrengendem Ritt auf sein Gut zurückgekehrt ist, war Wendelin mit seiner Herde schon dort.
Sooft es ihm möglich war, verbachte Wendelin die Zeit mit Gebet und Betrachtung. Die Leute sahen das fromme Leben des Hirten und waren von ihm beeindruckt. Somit gab Wendelin mehr durch sein Leben als durch Predigt Zeugnis von seinem Glauben an Gott. Man kann sagen, dass Wendelin es geschafft hat, ein frommes Leben mit den Anforderungen eines anstrengenden Berufes in Einklang zu bringen. Das Gedenken an diesen heiligen Mann ist bis in unsere Tage in Erinnerung geblieben.
Einigen Überlieferungen zu Folge gilt Wendelin als Gründer der Abtei Tholey im Saarland, die nahe der nach ihm benannten Stadt St. Wendel gelegen ist. In der Wallfahrtsbasilika in St. Wendel ruhen bis heute die Gebeine des Heiligen und sind Ziel vieler Pilger aus nah und fern. Die Verehrung des Heiligen breitete sich im Mittelalter in ganz Europa aus und wurde später durch Auswanderer auch in Amerika lebendig. Besonders als Schutzpatron für das Vieh ist er sehr beliebt und wird oft um Hilfe angerufen.