Die Heiligen

15.11. Albert d. Große

Hl. Albert der Große

Albert der Große
um 1193-1280
Bischof
Kirchenlehrer

Hl. Albert der Große

Albert der Große wurde um das Jahr 1193 in Lauingen an der Donau geboren. Während seiner Studienzeit in Padua und Bologna begegnete er Jordan von Sachsen, dem damaligen Ordensmeister der Predigerbrüder. Dieser Orden war erst wenige Jahre zuvor vom Hl. Dominikus (+1221) gegründeten worden. Albert war fasziniert von diesem Weg der Nachfolge Jesu und trat 1223 in den Orden ein. In Köln absolvierte er das Noviziat, theologische Studien und wurde 1228 zum Priester geweiht. Köln wurde ihm zur zweiten Heimat und er kehrte immer wieder dorthin zurück. Er war auch dort, als 1248 der Grundstein für den Bau des Domes gelegt wurde.
Albert war zunächst innerhalb des Ordens als Lehrer tätig. Anfang der 40 Jahre schickte der Orden ihn als ersten deutschen Lehrer an die Universität von Paris, wo Albert 1245 zum Magister der Theologie promoviert wurde. Er lernte dort Thomas von Aquin kennen, mit dem er Zeit seines Lebens verbunden blieb.
Albert war einer der ganz großen theologischen Lehrer des Mittelalters und einer der ersten großen mittelalterlichen Naturwissenschaftler. Er beherrschte die Fächer Medizin, Biologie, Chemie, Physik, Astronomie und Geografie, weshalb er den Ehrentitel Doctor Universalis trug. Schon zu seinen Lebzeiten hatte er ein Ansehen, wie niemals ein Mensch es in der Wissenschaft gehabt hat. Er hat der Nachwelt ein riesiges Werk mit Abhandlungen zu den verschiedensten Themen hinterlassen.
Maßgeblich war Albert auch an der Verbreitung der damals wiederentdeckten Werke des Aristoteles beteiligt. Nicht zuletzt der Einfluss dieser Werke mag wohl bei ihm zu einer ganz neuartigen Verbindung von Theologie und Naturwissenschaften in seinem Denken beigetragen haben. Albert war davon überzeugt:

Gott lässt sich finden in der Welt.

Die Schöpfung selbst ist dazu befähigt, die Allmacht und Güte des Schöpfers zu offenbaren. Daher führt das Studium der Schöpfung immer auch hin zu dem, der alles erschaffen hat.
Albert schöpfte sein Wissen nicht nur aus den Werken der damaligen Zeit, die größtenteils nur das Wissen wiedergaben, das schon in der Antike verbreitet war, sondern stellte selbst eigene Beobachtungen an. Gelegenheit dazu hatte er genug, denn viele Zeit seines langen Lebens war er auf Reisen - und das nicht etwa hoch zu Roß oder gar in einer Kutsche, sondern zu Fuß, wie es der Weisung des Hl. Dominikus entsprach, der wollte, dass die Ordensbrüder arm leben. Neben dem großen Lehrer blieb Albert der arme Predigerbruder, der auch dem einfachen Volk verbunden war.

"Mit Gott sprechen oder mit anderen über Gott sprechen." So lautet eine Weisung des Hl. Dominikus, der auch Albert treu blieb.
Immer wieder übernahm Albert große Aufgaben für den Orden und die Kirche. 1248 begann er, in Köln ein Generalstudium aufzubauen und legte damit die Grundlage für die spätere Universität Köln. Von 1254 bis 1257 war er Provinzialprior der deutschen Dominikaner, was für ihn weite und vor allem auch lange Reisen zu Fuß durch halb Europa zu den einzelnen Niederlassungen des Ordens bedeutete.
1260 ernannte Papst Alexander IV. ihn zum Bischof von Regensburg. Albert sollte Ordnung in das zu dieser Zeit sehr verwahrloste Bistum bringen. Die Dominikanerkirche in Regensburg ist zu Lebzeiten Alberts des Großen entstanden und erinnert noch heute an sein Wirken in Regensburg. Doch die hohe Würde eines Bischofs, die auch mit äußerer Repräsentation verbunden war, widersprach dem Ideal eines armen Predigerbruders und so war diese Ernennung innerhalb des Ordens sehr umstritten. Sein Ordensoberer sagte dazu, er würde Albert lieber auf dem Totenbett sehen als auf dem Bischofsstuhl. Das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass Albert schon nach knapp zwei Jahren dieses Amt niedergelegt hat.
Doch der Papst hat ihn nicht aus dem Dienst der Kirche entlassen. In den folgenden Jahren zog er im Auftrag des Papstes durch Böhmen und Deutschland, um mit Predigten für den 7. Kreuzzug zu werben. Danach lebte und lehrte Albert in Würzburg und Straßburg und kehrte 1270 nach Köln zurück. Sehr geschätzt war Albert auch immer wieder als Friedensstifter in innerkirchlichen Streitigkeiten.
Nach einer reichen und ausgefüllten Tätigkeit starb Albert der Große 1280 in Köln. Sein Grab befindet sich in der St. Andreas-Kirche in Köln. Im Jahr 1931 wurde Albert der Große in das Verzeichnis der Heiligen aufgenommen und erhielt den Titel eines Kirchenlehrer.

Hl. Albert der Große

Albert-Tafel - Lebensweisung des Heiligen

Albert der Große war ein frommer Beter und ein demütiger und bescheidener Mensch, der ganz auf die Gnade Gottes vertraute. Oft unterbrach er sein Studium, um vor dem Herrn im Tabernakel seine Schwierigkeiten auszubreiten und ihn Erleuchtung seines Verstandes anzuflehen. Ihm war klar, dass zur Erkenntnis Gottes nicht allein der Verstand genügt. Eine viel lebendigere Erfahrung Gottes macht der Mensch, der Gott liebt und ihm in Demut naht. Albert hat einmal gesagt:

Will man jemanden nach den Geheimnissen Gottes fragen, so frage man den ärmsten Menschen, der auf Erden lebt und der mit Freuden arm ist aus Liebe zu Gott, denn der weiß von Gottes Geheimnissen mehr, als der weiseste Gelehrte auf Erden.

Diese Einstellung Alberts kommt auch in der sogenannten Albert-Tafel zum Ausdruck. In ihr gibt der Heilige zwölf Lebensregeln, die fern aller Frömmelei auf das wesentlich Christliche aufmerksam machen.

Das erste ist: Wenn einer einen Cent in der Liebe unseres Herrn in diesem Leben gibt, so ist das Gott wohlgefälliger und den Menschen nützlicher, als wenn seine Nachkommen nach seinem Tod so viel Gold und Silber austeilen, um Dome zu bauen, die von dieser Erde bis zum Himmel reichten.

Diese Worte erinnern an die arme Witwe, die uns Jesus im Evangelium zum Vorbild gibt. Obwohl die zwei kleinen Münzen, die sie opfert, materiell fast wertlos sind, hat ihr Opfer einen größeren Wert als alle Spenden der Reichen zusammen:
"Sie haben nur etwas von ihren Überfluss gegeben - diese Frau aber hat alles gegeben."
Gott will von uns nicht nur einen Teil von unserem Überfluss,
Gott will nicht nur am Rand in unserem Leben mitspielen,
Gott will uns ganz, weil er selbst sich uns ganz schenken möchte.
Nur wer bereit ist, loszulassen, der bekommt das wahre Gut geschenkt,
und wer bereit ist, sein Leben zu geben, erlangt Leben in Fülle.

Dazu passt auch ein anderes Wort des Heiligen:

Wer seinem Nächsten zu Hilfe kommt in seinem Leid, sei es geistlich oder weltlich, dieser Mensch hat mehr getan als derjenige, der von Köln bis Rom bei jedem Meilenstein ein Münster errichtet.
Hl. Albert der Große
Das zweite ist: Wer ein hartes Wort geduldig erträgt, Lieb und Leid in rechter Demut von Gottes Hand empfängt und beides als Gottes Gabe erkennt: Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn er auf seinem Rücken alle Tage einen Wagen voll Birkenreiser zerschlüge.

Vor allem im Mittelalter war es ein Zeichen besonderer Frömmigkeit, wenn Menschen sich selbst geißelten, ja solche Übungen wurden sogar als Instrumente des geistlichen Lebens empfohlen. Heute gehört eine solche Leibfeindlichkeit nicht mehr zu einem Zeichen christlicher Frömmigkeit.
Albert der Große zeigt in seiner zweiten Weisung, dass es ein Gott wohlgefälligeres Tun gibt als private Bußübungen. Das Leben an sich bietet schon genug Gelegenheit, Schläge geduldig zu ertragen. Das können unliebsame Worte anderer Menschen sein, oder die Schicksalsschläge, die in keinem Leben ausbleiben.

Das dritte ist, dass du dich vor Gott demütigst unter alle Geschöpfe. Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du von einem Ende der Welt bis ans andere gingst und deine Fußstapfen von Blut gerötet wären.
Das vierte ist, dass du Gott mit seiner Gnade stets Reue bietest in deiner Seele. Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du von einem Ende der Welt bis ans andere liefst.
Hl. Albert der Große

Pilgern ist schon immer bei Menschen beliebt. Im Mittelalter wie heute nehmen viele Menschen beispielsweise die Strapazen des weiten Weges nach Santiago de Compostela auf sich. Pilgern kann das Leben verändern, zu größerer Tiefe führen, aber nur dann, wenn man auch bereit ist, sich wirklich darauf einzulassen. Nicht allein das Laufen an sich macht schon zu einem besseren Menschen.
Dabei nimmt man auf jeden Weg sich selbst mit. Daher ist das Entscheidende, dass man an sich selbst arbeitet, seine Fehler erkennt und dann auch alles daran setzt, sich zu verändern. Dazu kann auch eine Pilgerreise hilfreich sein. Albert der Große mahnt aber diejenigen zur Vorsicht, die meinen, allein durch körperliche Anstrengung schon zu einem besseren Menschen zu werden.

Das fünfte ist, dass der Mensch einen Tropfen aus lauter Liebe wegen des Leidens Christi weint: Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn seine Nachkommen aus Schmerzen einen Bach so groß wie die Donau weinten.

Es ist für uns alles so selbstverständlich, wenn wir immer wieder hören und auch selbst davon sprechen, dass Christus für uns gestorben ist. Uns fällt es so schwer, die Liebe zu ermessen, die Gott uns erwiesen hat, und wirklich ergriffen zu sein vom Geheimnis dieser Liebe. Wenn wir nur einen kleinen Schimmer davon bekommen würden, was diese Liebe Gottes für uns bedeutet, dann würde es uns nicht so schwer fallen, Gott auch nur einige Minuten unseres Lebens zu schenken. Wenn wir von Gottes Liebe ergriffen sind, dann lernen wir nicht nur vom Hörensagen und aus Büchern über das Leben mit Gott, dann machen wir uns selbst auf, um unser Leben mit Gott zu leben.

Das sechste ist: Geh selber zu Gott! Das ist dir nützlicher, als wenn du alle Heiligen und alle Engel, die im Himmel sind, hinsenden würdest.
Das siebte ist: Verurteile und verdamme niemanden! Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du sieben Stunden am Tag dein Blut vergössest.

Leben mit Gott, das bedeutet, sich nicht über andere zu erheben, andere nicht zu verurteilen. Leben mit Gott, das bedeutet auch, das mit Geduld anzunehmen, was das Leben bringt, auch wenn es oft schwer fällt. Das Leben mit Gott ist nicht ewiger Sonnenschein auf Wolke sieben. Gott kann sich uns überall und in jeder Situation des Lebens zeigen und ist uns immer nahe.

Das achte ist, dass du mit Geduld entgegennimmst, was Gott über dich verhängt: Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du wie St. Paulus in den dritten Himmel entrückt würdest.

Leben mit Gott, das bedeutet auch, dass wir für unsere Mitmenschen da sind, nicht nur von oben herab Almosen geben, sondern uns von der Not der Menschen ergreifen lassen, sie an uns heranlassen.

Das neunte ist: Hab Mitleid mit deinen Mitmenschen! Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du so viele Kranken speisest, wie in einem ganzen Lande leben.

Doch man soll sehen, dass man sich wegen der guten Werke nicht über andere erhebt. Alle, die Gutes tun, wirken mit am Werk Gottes und wir sollen uns darüber freuen, wenn möglichst viele Menschen hier mittun. Albert sagt:

Das zehnte ist, wenn du heilige Werke und andere reine Tugenden siehst und bei deinem Nächsten wahrnimmst, du dich freust in rechter Liebe: Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du dich mit Gott im Himmel freutest.

Gott will, dass wir selbst heilig leben, aber auch, dass wir andere auf diesen Weg der Heiligkeit führen. Dabei sollen wir einander Beistand und Helfer sein. Es ist ein großes Werk der Liebe, einen Menschen, der auf dem falschen Weg ist, auf den rechten Weg zurückzuführen. Albert sagt:

Das elfte ist, dass du strebst, die Sünder von ihren Sünden zu bringen: Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du mit Gott selber im Himmel säßest.

Doch um dies tun zu können, muss jeder bei sich selbst anfangen, darauf schauen, dass das eigene Leben in Ordnung ist. Albert sagt:

Das zwölfte ist, dass du dich selber erkennst und dich selber zu Gott ziehst und bringst: Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du die ganze Welt zu den ewigen Gnaden brächtest, du selber aber ewiglich verdammt würdest.

Zitiert nach Kränkl, Emmeram, Worte der Heiligen, Augsburg 2011