Die Heiligen

1.12. Bianca v.Kastilien

Bianca

Bianca (Blanka) von Kastilien
1188-1252
Königin

Bianca

Bianca oder Blanka heißt übersetzt die Glänzende, Schöne. Sie muss eine Frau mit großer Ausstrahlungskraft gewesen sein. Sie war die erste weibliche Regentin Frankreichs und zeigte in ihrem Leben eine erstaunliche Durchsetzungskraft, so dass man von ihr sagte, sie sei eine "Frau von Geschlecht, aber männlich im Charakter ... ein Segen für das Jahrhundert" .
Bereits als Kind mit zwölf Jahren wurde sie von ihrer Heimat Kastilien nach Frankreich geschickt, um dort den Thronfolger zu heiraten. Adel verpflichtet, heißt es, und Bianca hat diese Verpflichtung zum Wohle Frankreichs gelebt. Durch ihre Eltern sowohl mit dem französischen als auch mit dem englischen Königshaus verwandt, sollte sie eine Friedensstifterin sein in den Streitigkeiten dieser beiden Länder. Doch die Konflikte gingen zu tief und brachen immer wieder neu auf. Als spätere Königin von Frankreich hat Blanka es verstanden, die Position des französischen Königtums gegenüber dem englischen zu festigen.
Ihr Mann Ludwig VIII., mit dem zusammen sie 1223 gekrönt worden war, starb früh. Erfolgreich führte sie dann die Regierung für ihren noch minderjährigen Sohn Ludwig IX., der mit dem Beinamen der Heilige in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Er hat vieles seiner Mutter zu verdanken und hat sie auch Zeit ihres Lebens und über ihren Tod hinaus hoch geschätzt. In ihrer Erziehung hat Blanka sowohl die staatsmännischen als auch die menschlichen Fähigkeiten ihres Sohnes herangebildet. Seine Regierung bedeutete für Frankreich ein goldenes Zeitalter.
Obwohl Blanka sich nach der Volljährigkeit ihres Sohnes immer mehr aus der Politik zurückzog und ihr Sohn zunehmend eigenständig handelte, war ihr Einfluss dennoch groß. Vor allem war sie auch stets darauf bedacht, für die Armen im Land zu sorgen, förderte die Kirche und gründete Klöster. Ein Papst wird sie später eine "große Frau des Evangeliums" nennen.

Blanka war die dritte Tochter von König Alfons VIII. von Kastilien und dessen Frau Eleonore Plantagenet. Väterlicherseits gehörte sie dem Haus Burgund-Ivrea an, mütterlicherseits war sie eine Enkelin des englischen Königs Heinrich II. Plantagenet und der Eleonore von Aquitanien, ihre Onkel waren die Könige Richard Löwenherz und Johann Ohneland.
Um den Frieden zwischen Frankreich und England zu sichern - die englische Krone besaß zu jener Zeit noch umfangreichen Besitz auf dem europäischen Festland, der aber zunehmend vom erstarkenden Frankreich beansprucht wurde - wurde Blanka mit dem französischen Thronprinzen Ludwig, der später als König Ludwig VIII. die Geschicke Frankreichs lenken wird, verheiratet.
Eine Anekdote besagt, dass zunächst Blankas ältere Schwester Urraca als Braut vorgesehen gewesen sei, allerdings hätten sich ihre Eltern dann doch für Blanka entschieden, weil sie glaubten, der Name Urracas sei für die Franzosen unaussprechlich, während aus Blanca einfach Blanche werden würde.
Man bedenke, dass Blanka zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit im Jahr 1200 erst 12 Jahre alt gewesen ist. So sind die ersten Jahre am Hof von Paris für das junge Ehepaar von weiterer Erziehung und Ausbildung bestimmt. Im Jahr 1209 gebar Blanka ihr erstes Kind. Nachfolger als König wird nach dem Tod des ersten Sohnes im Jahr 1218 ihr im Jahr 1214 geborener zweiter Sohn, der spätere König Ludwig IX., genannt der Heilige.
Trotz der Heirat konnte der Frieden mit England nicht besiegelt werden. Die Streitigkeiten dauerten an und sollten noch lange die Geschichte der beiden Länder bestimmen. 1223 starb König Philipp II. August und Ludwig VIII. wurde zusammen mit Blanka in der Kathedrale von Reims gekrönt. Beide kämpften in der Folgezeit erfolgreich für ein Erstarken Frankreichs nach außen hin. Im Inneren waren die sich in Südfrankreich ausbreitenden Albigenser zu einer Bedrohung geworden. Diese christliche Sekte strebte nach einem reinen Leben und lehnte die offizielle Kirche strikt ab. Ludwig VIII. führte 1226 einen erfolgreichen Kreuzzug gegen die Albigenser, jedoch starb er selbst auf der Rückkehr von diesem Kreuzzug.
Ludwig IX. wurde zum König gekrönt und Blanka übernahm die Regentschaft für ihren noch minderjährigen Sohn. Jedoch war diese Krönung nicht unumstritten. Erfolgreich konnte Blanka sich in Verbindung mit dem Papst gegen eine von England unterstützte Adelsopposition behaupten. Blanka gelang es, durch ein strenges Regiment und geschickte Diplomatie die Herrschaft für ihren Sohn zu festigen und übergab ihm schließlich schrittweise die Regierungsgewalt.
Blanka unterstütze mit besonderer Hingabe Arme und Schwache. Zahlreiche Hilfseinrichtungen wurden von ihr gegründet. Gleichzeitig förderte sie Kirchen und Klöster. Sie unterrichtete ihren Sohn zu einem christlichen Leben und erklärte ihm, sie wolle lieber, dass er sterbe, als dass er eine Todsünde begehe. Ihre ganze Lebenszeit trug sie das Gewand des dritten Ordens des hl. Franziskus.
Ihr Sohn Ludwig der Heilige hat eine Bibelhandschrift in Auftrag gegeben. Auf einer Seite dieses wertvollen Werkes ist er zusammen mit seiner Mutter dargestellt, beide auf ihren Thronen sitzend. Es ist die erstaunliche Meisterschaft der Miniaturmaler zu erkennen. Die Gesichter sind äußerst detailreich dargestellt, gleiches gilt für die Gestaltung der Kleidung und die Gestik der einzelnen Figuren. Die verschwenderische Ausstattung dieser Bibel ist für sich schon ein Beweis, dass sie allein für den König hergestellt wurde.
Ludwig IX. wird seine Mutter bis zu ihrem Tod und darüber hinaus stets in Ehren halten. Doch obgleich sie großen Einfluss auf ihn und seine Regentschaft hat, weiß der König auch eigenständig zu entscheiden. Entgegen dem Anraten seiner Mutter legte Ludwig 1244 das Gelübde zum Kreuzzug ab. Als er 1248 schließlich zum Kreuzzug aufbrach, übernahm Blanka erneut die Regentschaft. Im November 1252 erkrankte Blanka schwer. Sie starb am 27. November in Paris und wurde in dem von ihr gegründeten Zisterzienserkloster Maubuisson beigesetzt.

Schon ihre Zeitgenossen hatten erkannt, dass Blanka zu den tatkräftigsten und politisch ambitioniertesten Frauengestalten ihrer Epoche zählte und sie ist in der Tat eine der herausragenden Frauengestalten in der mittelalterlichen Geschichte Frankreichs. Als faktisch erste weibliche Regentin des Landes und Mutter eines Heiligen wurde ihr eine nachhaltige Verehrung zuteil. So wurde sie bezeichnet als ein "Weib von Geschlecht, aber männlich im Charakter ... ein Segen für das Jahrhundert". Bei der Kanonisierung ihres Sohnes 1297 wurde sie von Papst Bonifatius VIII. als "starke Frau des Evangeliums" gepriesen.
Blanka oder Bianca bedeutet die Glänzende, Schöne.