Die Heiligen

29.12. Thomas Becket

Thomas Becket

Thomas Becket
1118-1170
Bischof
Märtyrer

Thomas Becket

Thomas war der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns aus London. Die Mutter heißt es, sei eine sarazenische Fürstin gewesen, in die sich der Vater während eines Kreuzzuges verliebte und die er mit in die Heimat brachte. Thomas erhielt eine gute Erziehung in London, Paris, Bologna und Auxerre. Wenn man nicht aus dem hohen Adel stammte, war zur damaligen Zeit eine Karriere nur als Kleriker möglich und auch Thomas schlug diesen Weg ein. Um 1146 wurde er in Canterbury zum Priester geweiht und Erzdiakon an der dortigen Kathedrale. 1155 ernannte König Heinrich II. ihn zum Lordkanzler, eines der höchsten politischen Ämter im damaligen England, das bis ins 16. Jahrhundert hinein allein Klerikern vorbehalten war.
Etwa 350 Jahre später wird der heilige Thomas Morus der erste Lordkanzler sein, der nicht dem Klerikerstand angehört. Thomas Morus hat seinen Namenspatron stets hoch geschätzt und er war für ihn das große Vorbild in seinem eigenen Verhalten als Lordkanzler. Thomas Morus kam ebenso wie Thomas Becket in Konflikt mit dem König und bei beiden endete dieser Konflikt tödlich.
Zunächst herrschte zwischen Thomas Becket und König Heinrich II. bestes Einvernehmen, ja eine innige Freundschaft. Wie der König, so pflegte auch der Lordkanzler ein luxuriöses Leben zu führen, das dem eines Priesters nur wenig entsprach. Als der König im Interesse der eigenen Macht die Rechte der Kirche immer mehr einschränken wollte, hatte er seinen Lordkanzler auf seiner Seite. Nach dem Tod des Erzbischofs von Canterbury beschloss König Heinrich II., Thomas Becket als Nachfolger in dieses höchste Kirchenamt in England einzusetzen. Er erhoffte, damit noch größeren Einfluss auf die Kirchenpolitik nehmen zu können, doch es sollte anders kommen.
Thomas war von seiner Ernennung überrascht und stand ihr ablehnend gegenüber. Als er davon erfuhr, soll er zum König gesagt haben:

Mein Herr und König! Ich sehe es voraus und bin dessen gewiss, dass ich als Erzbischof von Canterbury bald eure Liebe verlieren, euren Hass aber gewinnen werde. Ihr habt auf mancherlei Weise schon in die Rechte der Kirche eingegriffen, und ich befürchte, ihr werdet von mir etwas verlangen, das ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren kann. Meine Feinde aber werden nicht unterlassen, dies auszunutzen, um mich zu verderben!

Nach seiner Ernennung zum Erzbischof von Canterbury im Jahr 1160 änderte Thomas sein Leben radikal. Gegen den Willen des Königs legte er sein Amt als Lordkanzler nieder. Er könne nicht "zwei Herren dienen". Hatte er bisher den antikirchlichen Kurs des Königs weitgehend unterstützt, so begann er nun, dem König gegenüber entschieden für die Rechte der Kirche einzutreten. Auch seinen persönlichen Lebensstil änderte Thomas nun total. Er verschenkte einen Großteil seines Vermögens an die Armen und führte selbst ein asketisches Leben, das dem der Mönche des hl. Benedikt glich.
1163 brach auf dem Hoftag zu Westminster der Streit zwischen König und Erzbischof offen aus. Der König verlangte die Zustimmung zu einem Gesetz, das die Eigengerichtbarkeit der Kirche weitgehend aufhob und auch Kleriker der weltlichen Gerichtbarkeit unterstellte. Dies war ein tiefer Eingriff in die Rechte der Kirche. Thomas lehnte dieses Gesetzt zunächst ab, dann aber stimmte er zu, widerrief aber alsbald seine Zustimmung. Wir können daraus ersehen, in welch innerer Zerrissenheit Thomas sich damals befand.
Nun aber hatte er sich durchgerungen und war nicht mehr bereit, auf die Seite des Königs umzuschwenken. Dieser aber war zutiefst gekränkt und sann auf Rache. 1164 zitierte er Thomas vor das Königsgericht. Thomas aber weigerte sich, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Stattdessen trat er in vollem Ornat vor den König und bat für den Frieden und die Freiheit der Kirche. Ein Skandal! Thomas musste nach Frankreich fliehen. Die Legende erzählt, dass seine Verfolger ihn noch an den Haaren ergreifen konnten, aber mit dem abgehauenen Pferdeschwanz in der Hand zurückblieben.
In Frankreich zog sich Thomas zunächst in ein Zisterzienserkloster zurück. Er traf mit Papst Alexander III. zusammen, der sein Rücktrittsgesuch als Erzbischof von Canterbury ablehnte. Thomas sollte weiter für die Rechte der Kirche in England eintreten. Die Bischöfe Englands aber waren weitgehend auf der Seite des Königs, so dass Thomas in England kaum Unterstützung für seine Kirchenpolitik erwarten konnte.
1170 schien eine Einigung zwischen König und Erzbischof möglich. Thomas würde sich dem König unterwerfen und im Gegenzug würde der König die Forderung nach der Unterzeichnung der Gesetzte von 1163 zurücknehmen. Zudem sollte Thomas die zum Erzbischofssitz Canterbury gehörigen Güter, die ihm nach seiner Flucht entzogen wurden, zurückerhalten.
Thomas kehrte nach Canterbury zurück. Das Volk empfing ihn mit großem Jubel, seine Feinde aber ließen nicht nach, den Hass des Königs auf Thomas zu schüren. Thomas wusste, in welche Gefahr er sich durch seine Rückkehr begab. Er suchte den Frieden zu retten, in einem langen Brief drückt er seine Wertschätzung für den König aus und seine Bereitschaft, sich im unterzuordnen, aber er rechtfertigt zugleich seine Entscheidung, für die Rechte der Kirche einzutreten und fordert den König dazu auf, diese Rechte anzuerkennen.

Es war mein Wunsch, euch nochmal aufzuwarten; allein in dem Zustand, zu dem ich erniedrigt bin, zwingt mich die Notwendigkeit, meine betrübte Kirche wieder zu besuchen. Mit eurer Erlaubnis, Herr, gehe ich, vielleicht werde ich meinen Tod finden. Ob ich aber lebe oder sterbe, ich bin der Eurige. Was auch mir oder den Meinigen geschehen mag, ich bitte Gott, dass Sein Segen auf euch und euern Kindern ruhen möge.

Während eines Festessens mit seinen Rittern tat der König eine Äußerung, die von einigen als Aufforderung zum Mord an Thomas Becket interpretiert wurde: "Ist unter den Feiglingen, die mein Brot essen, keiner, der mich von diesem unruhigen Priester befreien wird?" Vier Ritter schworen daraufhin einen Eid, Thomas Becket zu ermorden. Sie zogen los und drangen in die Kathedrale von Canterbury ein, wo der Erzbischof gerade mit seinen Klerikern und Mönchen das kirchliche Abendlob feierte.
"Wo ist Thomas Becket, der Verräter an König und Königreich?"
Thomas blieb gefasst und stellte sich mutig den Eindringlingen.

Hier bin ich, kein Verräter, sondern ein Priester und Erzbischof!

Ein erster Schwerthieb verwundete Thomas am Kopf.

In Christi Namen und zu seiner Kirche Verteidigung bin ich bereit zu sterben.

Der zweite Schwerthieb war tödlich, Thomas sank an den Stufen des Altars nieder. Am Abend des 29. Dezember 1170 stirbt Thomas Becket als Märtyrer für die Freiheit der Kirche. Schon 1173 wird er heiliggesprochen. Der König beteuerte seine Unschuld am Tod seines einstigen Freundes. Er will nun den Frieden mit der Kirche wiederherstellen und macht sogar selbst eine Wallfahrt zum Grab des Heiligen nach Canterbury.
Thomas wird zu einem Nationalheiligen Englands, zu seinem Grab, an dem sich viele Wunder ereignen, pilgern unzählige Menschen. Beim Bau der London-Bridge errichtete man auf dieser eine Kapelle zu Ehren des Heiligen. Erst König Heinrich VIII. setzte der Wallfahrt 1538 ein Ende und ließ den kostbaren Thomasschrein zerstören. Er vollzog die Trennung der Kirche Englands von Rom und ließ seinen kirchentreuen Lordkanzler Thomas Morus zum Tode verurteilen.