Texte über Maria

Die Mariendogmen

Maria

Die Mariendogmen

Die Verehrung Mariens ist schon von Anfang an tief im Christentum verwurzelt. Die Evangelien berichten von ihrem Glauben, der Maria Ja sagen ließ zum Willen Gottes, dass durch sie der Erlöser der Welt geboren werden sollte. Wir sehen die besondere Verbindung, die Maria zum Heiligen Geist hat und die Apostelgeschichte berichtet davon, dass Maria vor dem Pfingstfest zusammen mit den Aposteln im Gebet um den Heiligen Geist versammelt ist.
Seit fast 2000 Jahren wird Maria von gläubigen Menschen verehrt, in Liedern besungen, in Bildern und Plastiken dargestellt. Freilich hat es auch mancherlei Übertreibungen, Entstellungen und Entgleisungen gegeben. Doch wen wundert es, dass die Liebe der Menschen bisweilen überschwänglich redet. Heute besteht eher die Gefahr, dass wir Maria aus unserem Leben und Beten verdrängen. Eine gesunde Marienverehrung orientiert sich an der Heiligen Schrift und der Lehre und Tradition der Kirche, die im Neuen Testament verwurzelt ist. Wer die Mariendogmen der Kirche unvoreingenommen betrachtet, dem wird klar: Maria führt uns zu Christus, Maria erklärt uns die Kirche und den erlösten Menschen.
Zunächst ist aber die Frage zu beantworten, was genau damit gemeint ist, wenn wir von Mariendogmen sprechen.

"Mit göttlichem und katholischem Glauben ist all das zu glauben, was im geschriebenen und überlieferten Wort Gottes enthalten ist und von der Kirche im feierlichen Lehrurteil oder durch gewöhnliche und allgemeine Lehrverkündigungen als von Gott geoffenbart zu glauben vorgelegt wird" (1. Vatikanisches Konzil).

Somit sind Dogmen unfehlbare Lehrsätze, die vom kirchlichen Lehramt, das aus dem Papst oder dem Papst in Verbindung mit dem Kollegium der Bischöfe besteht, auf Grundlage der göttlichen Offenbarung verkündet werden. In Bezug auf Maria gibt es vier solcher Lehraussagen der Kirche.

Maria

Maria ist Muttergottes

Ein erstes großes Dokument für die Bedeutung, die Maria schon immer in der Kirche hat, ist das Konzil von Ephesus im Jahre 431. Dort wird der Titel "Gottesmutter" für Maria feierlich bestätigt und setzt damit eine Welle der Marienverehrung in Gang.

"Und so haben es die heiligen Väter getrost unternommen, die heilige Jungfrau Gottesgebärerin (Theotokos) zu nennen, ... weil der vernünftig beseelte heilige Leib aus ihr geboren wurde."

Das grundlegende Dogma sagt: Maria ist Mutter Gottes. So bezeugt es die Heilige Schrift: "Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden" (Lk 1, 35). So beten wir es im Credo der Messe, das bereits auf dem Ersten Konzil von Konstantinopel im Jahr 381 festgelegt wurde: Jesus Christus "ist fleischgeworden vom Heiligen Geist aus Maria, der Jungfrau". Auch im ältesten Mariengebet heißt es "Unter deinem Schutz und Schirm fliehen wir, heilige Gottesmutter".
Maria hat den Menschen Jesus geboren, der gleichzeitig der ewige Sohn Gottes war und ist. Maria ist Zeuge der Menschheit Jesu. Doch es geht nicht nur um die biologische Tatsache ihrer Mutterschaft, sondern mehr noch um ihre Mutterschaft im Glauben. Sie sagt dem Engel ihr gläubiges Fiat. "Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort" (Lk 1,38), weil sie an Gottes Verheißungen glaubt. Und sie hat dieses Ja des Glaubens durchgehalten von der Krippe bis zum Kreuz. Darin ist sie uns Mutter im Glauben geworden. Gott hat die menschliche Existenz seines Sohnes an das gläubige Jawort dieser Frau aus dem jüdischen Volk gebunden. Nur im Glauben können wir erfassen, dass Jesus, Gottes eigener Sohn, Mensch geworden ist.

Maria

Maria ist Jungfrau vor, während und nach der Geburt Jesu

Das zweite Dogma bestätigt die Jungfrauschaft Mariens. Bereits im Glaubensbekenntnis des Ersten Konzils von Konstantinopel im Jahr 381 wurde Maria Jungfrau genannt. Auf dem zweiten Konzil von Konstantinopel im Jahr 553 wird diese Aussage präzisiert:

Jesus ist "fleischgeworden aus der heiligen und glorreichen Gottesgebärerin und immerwährenden Jungfrau Maria".

Durch die Attribute heilig und glorreich wird der Titel Mariens als Theotokos nochmals herausgehoben. Ihre Jungfrauschaft wird als immerwährend definiert, das bedeutet vor, während und nach der Geburt Jesu. Maria ist ganz Mutter und doch unterscheidet sich ihre Mutterschaft von anderen Frauen. So sagte der Engel zu Josef im Traum: "Das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist" (Mt 1,20).
So heißt es auch in den Dokumenten der Lateransynode aus dem Jahr 649:

"Wer nicht gemäß den heiligen Vätern im eigentlichen Sinne und wahrhaftig die heilige, allzeit jungfräuliche und unbefleckte Maria als Gottesgebärerin bekennt, da sie ja im eigentlichen Sinne und wahrhaft Gott, das Wort, selbst, der vor allen Zeiten aus Gott, dem Vater, geboren wurde, in den letzten Zeiten ohne Samen aus Heiligem Geist empfangen und unversehrt geboren hat, wobei ihre Jungfrauschaft auch nach seiner Geburt unzerstört blieb, der sei verurteilt."

Warum hält die Kirche an diesem für uns heute schwierigen Bekenntnis fest? Weil uns das Bekenntnis zur jungfräulichen Geburt daran festhalten lässt, dass Jesu Ursprung in Gott, dem Vater, liegt. Maria ist somit Zeugin der Gottheit Jesu: Dieses Kind ist empfangen vom Heiligen Geist, allein geboren aus Gottes Gnadeninitiative. Die jungfräuliche Geburt Jesu aus Maria verweist uns auf Gottes Heilsinitiative für uns Menschen. Das Gott-Sein Jesu wird uns darin verbürgt.

Maria

Maria ohne Erbsünde

Das dritte Dogma verkündete Papst Pius IX. im Jahr 1854:

"Die seligste Jungfrau Maria blieb im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechtes, von jedem Fehl der Erbsünde bewahrt."

Schon der Engel begrüßt Maria als "Begnadete", und wir beten: Maria "voll der Gnade", weil sie aufgrund der Erwählung Gottes bei ihm Gnade gefunden und weil sie sich im Glauben ganz auf Gottes Ruf eingelassen hat. Darin ist Maria Vorbild und Urbild jedes Erwählten, Glaubenden und Begnadeten. Das Ja des Glaubens hat Maria mit ihrer ganzen Existenz gesprochen. Dem Ja des Glaubens entspricht die Fülle der Erlösungsgnade, die Gott ihr von Anfang ihrer Existenz an schenkt, so dass sie von der Erbsünde und von jeder Sünde bewahrt blieb. Sie ist die Ganz-Heilige, weil ganz im Glauben an Gott hingegeben. So erfasst die Erlösungstat Christi am Kreuz Maria im Voraus und von Anfang an. Maria ist Zeichen dafür, dass Gottes Gnade den Glaubenden ganz ergreifen will und erlöst.

Maria

Maria aufgenommen in den Himmel

Das vierte Dogma verkündete Papst Pius XII. im Jahr 1950:

"Es ist eine von Gott geoffenbarte Glaubenswahrheit, dass die unbefleckte, immer jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen worden ist."

Wir bekennen im Credo die Auferstehung Jesu Christi und die Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Maria, die ganz Begnadete - so bezeugt unser Glaube - erhält Anteil an der Auferstehung Jesu und wird so zur Erfüllung unser aller Hoffnung. Und diese Hoffnung geht den ganzen Menschen an; mit Leib und Seele ist sie ganz bei Gott in seiner Herrlichkeit. In Maria wird deutlich, dass diese Hoffnung für uns alle fruchtbar wird und dass sie die Vollendung des ganzen Menschen einschließt. So ist Maria Urbild für die Hoffnung der Christen, "felix porta coeli", "die glückselige Pforte des Himmels".

Bedeutung der Mariendogmen

Durch Maria zu Jesus. Die Mariendogmen der Kirche zeigen uns Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott, und sie zeigen uns den erlösten Menschen, der ganz von Gottes Gnade in Christus kommt und ganz der Seligkeit der Auferstehung Christi teilhaft wird. Die beiden Dogmen über die Mutterschaft und die Jungfrauschaft Mariens wollen das Geheimnis Christi verdeutlichen. Und die beiden Dogmen von der Unbefleckten Empfängnis und der Aufnahme Mariens sagen uns etwas über die Ankunft des erlösten Menschen. Im Glauben ist Maria uns Mutter. Wir rufen sie um ihre Fürbitte an. So lehrt uns auch das Zweite Vatikanische Konzil (LG 62):

"Maria trägt in ihrer mütterlichen Liebe Sorge für die Schwestern und Brüder ihres Sohnes, die noch auf der Pilgerschaft sind und in Gefahr und Bedrängnissen weilen, bis sie zur seligen Heimat gelangen. Deshalb wird die selige Jungfrau in der Kirche unter dem Titel der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistandes und der Mittlerin angerufen."

Wir schauen auf die Mutter unseres Herrn. Sie zeigt uns ihren Sohn Jesus Christus, damit wir ihn mit unserer ganzen Existenz lieben, wie sie ihn geliebt hat, und ihm nachfolgen, wie sie sein Leben von der Krippe bis zum Kreuz begleitet hat. Maria zeigt uns, wie Gottes Gnade in uns wirken kann, wenn wir ein Leben aus dem Glauben führen, wie sie es getan hat, und zu welcher Hoffnung er uns befreit, wenn wir als Suchende und Sehnende und Hoffende unseren Weg zu Ende gehen. Wir rufen sie um ihre Hilfe an. Wir verehren sie als die von Gott in den Himmel aufgenommene Mutter Christi, Bild der Hoffnung für uns alle. Sie legt Fürsprache für uns ein bei Christus, ihrem Sohn.

Papst Paul VI. fasst die Glaubensaussagen über Maria zusammen:

"Wir glauben, dass Maria, die allzeit Jungfrau blieb, die Mutter des menschgewordenen Wortes ist, unseres Gottes und Heilands Jesus Christus, und dass sie im Hinblick auf diese einzigartige Gnadenauserwählung und durch die Verdienste ihres Sohnes auf eine vollkommenere Art erlöst worden ist, indem sie von jedem Makel der Erbsünde bewahrt und mit dem Gottesgeschenk der Gnade mehr bedacht wurde als alle anderen Geschöpfe.
Verbunden in einer ganz innigen und unauflöslichen Weise mit dem Geheimnis der Menschwerdung und Erlösung, wurde die allerseligste Jungfrau, die Unbefleckte Jungfrau, am Ende ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen und - in Vorausnahme des künftigen Loses aller Gerechten - ihrem auferstandenen Sohne in der Verklärung angeglichen.
Wir glauben, dass die heilige Gottesmutter, die neue Eva, die Mutter der Kirche, im Himmel ihr mütterliches Amt fortsetzt im Hinblick auf die Glieder Christi, indem sie mitwirkt bei der Erweckung und Entfaltung des göttlichen Lebens in den erlösten Seelen."