Österliches Triduum

Osternacht

Erste Lesung

Gen 1,1-2,2

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.
Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis, und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: erster Tag.
Dann sprach Gott: Ein Gewölbe entstehe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser. Gott machte also das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. So geschah es, und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: zweiter Tag.
Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. So geschah es. Das Trockene nannte Gott Land, und das angesammelte Wasser nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war.
Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. So geschah es. Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin. Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: dritter Tag.
Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen Zeichen sein und zur Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen; sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, die über die Erde hin leuchten. So geschah es. Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne. Gott setzte die Lichter an das Himmelsgewölbe, damit sie über die Erde hin leuchten, über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden. Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: vierter Tag.
Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen, und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen. Gott schuf alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen, von denen das Wasser wimmelt, und alle Arten von gefiederten Vögeln. Gott sah, dass es gut war. Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar, und vermehrt euch, und bevölkert das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich auf dem Land vermehren. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: fünfter Tag.
Dann sprach Gott: Das Land bringe alle Arten von lebendigen Wesen hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Tieren des Feldes. So geschah es. Gott machte alle Arten von Tieren des Feldes, alle Arten von Vieh und alle Arten von Kriechtieren auf dem Erdboden. Gott sah, dass es gut war.
Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land. Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch, und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.
Dann sprach Gott: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, was Lebensatem in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung. So geschah es. Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag.
So wurden Himmel und Erde vollendet und ihr ganzes Gefüge. Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte.

Dritte Lesung

Ex 14,15-15,1

In jenen Tagen, als die Israeliten sahen, dass die Ägypter ihnen nachrückten, erschraken sie sehr und schrien zum Herrn. Da sprach der Herr zu Mose: Was schreist du zu mir? Sag den Israeliten, sie sollen aufbrechen. Und du heb deinen Stab hoch, streck deine Hand über das Meer, und spalte es, damit die Israeliten auf trockenem Boden in das Meer hineinziehen können. Ich aber will das Herz der Ägypter verhärten, damit sie hinter ihnen hineinziehen. So will ich am Pharao und an seiner ganzen Streitmacht, an seinen Streitwagen und Reitern meine Herrlichkeit erweisen. Die Ägypter sollen erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich am Pharao, an seinen Streitwagen und Reitern meine Herrlichkeit erweise.
Der Engel Gottes, der den Zug der Israeliten anführte, erhob sich und ging an das Ende des Zuges, und die Wolkensäule vor ihnen erhob sich und trat an das Ende. Sie kam zwischen das Lager der Ägypter und das Lager der Israeliten. Die Wolke war da und Finsternis, und Blitze erhellten die Nacht. So kamen sie die ganze Nacht einander nicht näher. Mose streckte seine Hand über das Meer aus, und der Herr trieb die ganze Nacht das Meer durch einen starken Ostwind fort. Er ließ das Meer austrocknen, und das Wasser spaltete sich. Die Israeliten zogen auf trockenem Boden ins Meer hinein, während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Mauer stand.
Die Ägypter setzten ihnen nach; alle Pferde des Pharao, seine Streitwagen und Reiter zogen hinter ihnen ins Meer hinein. Um die Zeit der Morgenwache blickte der Herr aus der Feuer- und Wolkensäule auf das Lager der Ägypter und brachte es in Verwirrung. Er hemmte die Räder an ihren Wagen und ließ sie nur schwer vorankommen. Da sagte der Ägypter: Ich muss vor Israel fliehen; denn Jahwe kämpft auf ihrer Seite gegen Ägypten. Darauf sprach der Herr zu Mose: Streck deine Hand über das Meer, damit das Wasser zurückflutet und den Ägypter, seine Wagen und Reiter zudeckt. Mose streckte seine Hand über das Meer, und gegen Morgen flutete das Meer an seinen alten Platz zurück, während die Ägypter auf der Flucht ihm entgegenliefen. So trieb der Herr die Ägypter mitten ins Meer. Das Wasser kehrte zurück und bedeckte Wagen und Reiter, die ganze Streitmacht des Pharao, die den Israeliten ins Meer nachgezogen war. Nicht ein einziger von ihnen blieb übrig.
Die Israeliten aber waren auf trockenem Boden mitten durch das Meer gezogen, während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Mauer stand. So rettete der Herr an jenem Tag Israel aus der Hand der Ägypter. Israel sah die Ägypter tot am Strand liegen. Als Israel sah, dass der Herr mit mächtiger Hand an den Ägyptern gehandelt hatte, fürchtete das Volk den Herrn. Sie glaubten an den Herrn und an Mose, seinen Knecht.
Damals sang Mose mit den Israeliten dem Herrn dieses Lied; sie sagten: Ich singe dem Herrn ein Lied, denn er ist hoch und erhaben. Rosse und Wagen warf er ins Meer.

Vierte Lesung

Jes 54,5-14

Jerusalem, dein Schöpfer ist dein Gemahl, „Herr der Heere“ ist sein Name. Der Heilige Israels ist dein Erlöser, „Gott der ganzen Erde“ wird er genannt. Ja, der Herr hat dich gerufen als verlassene, bekümmerte Frau. Kann man denn die Frau verstoßen, die man in der Jugend geliebt hat?, spricht dein Gott. Nur für eine kleine Weile habe ich dich verlassen, doch mit großem Erbarmen hole ich dich heim. Einen Augenblick nur verbarg ich vor dir mein Gesicht in aufwallendem Zorn; aber mit ewiger Huld habe ich Erbarmen mit dir, spricht dein Erlöser, der Herr. Wie in den Tagen Noachs soll es für mich sein: So wie ich damals schwor, dass die Flut Noachs die Erde nie mehr überschwemmen wird, so schwöre ich jetzt, dir nie mehr zu zürnen und dich nie mehr zu schelten. Auch wenn die Berge von ihrem Platz weichen und die Hügel zu wanken beginnen - meine Huld wird nie von dir weichen und der Bund meines Friedens nicht wanken, spricht der Herr, der Erbarmen hat mit dir.
Du Ärmste, vom Sturm Gepeitschte, die ohne Trost ist, sieh her: Ich selbst lege dir ein Fundament aus Malachit und Grundmauern aus Saphir. Aus Rubinen mache ich deine Zinnen, aus Beryll deine Tore und alle deine Mauern aus kostbaren Steinen. Alle deine Söhne werden Jünger des Herrn sein, und groß ist der Friede deiner Söhne. Du wirst auf Gerechtigkeit gegründet sein. Du bist fern von Bedrängnis, denn du brauchst dich nicht mehr zu fürchten, und bist fern von Schrecken; er kommt an dich nicht heran.

Sechste Lesung

Bar 3,9-4,4

Höre, Israel, die Gebote des Lebens; merkt auf, um Einsicht zu erlangen.
Warum, Israel, warum lebst du im Gebiet der Feinde, siechst dahin in einem fremden Land, bist unrein geworden, den Toten gleich, wurdest zu den Abgeschiedenen gezählt?
Du hast den Quell der Weisheit verlassen. Wärest du auf Gottes Weg gegangen, du wohntest in Frieden für immer.
Nun lerne, wo die Einsicht ist, wo Kraft und wo Klugheit, dann erkennst du zugleich, wo langes Leben und Lebensglück, wo Licht für die Augen und Frieden zu finden sind.
Wer hat je den Ort der Weisheit gefunden? Wer ist zu ihren Schatzkammern vorgedrungen?
Doch der Allwissende kennt sie; er hat sie in seiner Einsicht entdeckt. Er hat ja die Erde für immer gegründet, er hat sie mit Tieren bevölkert.
Er entsendet das Licht, und es eilt dahin; er ruft es zurück, und zitternd gehorcht es ihm. Froh leuchten die Sterne auf ihren Posten. Ruft er sie, so antworten sie: Hier sind wir. Sie leuchten mit Freude für ihren Schöpfer.
Das ist unser Gott; kein anderer gilt neben ihm.
Er hat den Weg der Weisheit ganz erkundet und hat sie Jakob, seinem Diener, verliehen, Israel, seinem Liebling. Dann erschien sie auf der Erde und hielt sich unter den Menschen auf.
Sie ist das Buch der Gebote Gottes, das Gesetz, das ewig besteht. Alle, die an ihr festhalten, finden das Leben; doch alle, die sie verlassen, verfallen dem Tod.
Kehr um, Jakob, ergreif sie! Geh deinen Weg im Glanz ihres Lichtes! Überlass deinen Ruhm keinem andern, dein Vorrecht keinem fremden Volk! Glücklich sind wir, das Volk Israel; denn wir wissen, was Gott gefällt.

Epistel

Röm 6,3-11

Wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind auf seinen Tod getauft worden. Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben. Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein.
Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde und wir nicht Sklaven der Sünde bleiben. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde.
Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Denn durch sein Sterben ist er ein für alle Mal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott.
So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus.

Evangelium

Es wird je nach Lesejahr A, B oder C der Osterbericht des entsprechenden Evangelisten als Evangelium vorgetragen. Siehe dazu die Seite zu den Osterevangelien.
Osterzeit

Die Feier der Osternacht

Christus erstand von den Toten, er zertrat den Tod durch den Tod, und denen in den Gräbern schenkte er das Leben.

Dieser Gebetstext der orthodoxen Kirche wird lebendig, wenn wir die Auferstehungsikone betrachten. Christus der Auferstandene, tritt die Tore der Unterwelt nieder. Kreuzförmig liegen die Türflügel zu seinen Füßen, was darauf hinweist, wie er es geschafft hat, diese Tore aus den Angeln zu heben: durch das Kreuz, das Werkzeug des Todes, hat er den Tod besiegt.
So liegt denn auch der Tod, durch eine schaurige Figur symbolisiert, gefesselt am Boden und seine Werkzeuge liegen verstreut umher. Er kann sie nicht mehr gebrauchen. Vielmehr weist ihn ein Engel deutlich darauf hin, wer nun die Herrschaft über sein Reich übernommen hat: der Auferstandene Christus. Er holt die aus den Gräbern, die seit Urzeiten darin gefangen sind. Adam und Eva stehen für alle Menschen, die der Tod seit Anbeginn der Welt unter seiner Macht hatte. Sie sind nun frei, frei mit Christus in das Leben einzugehen.
Christus kommt, um den gefangenen Adam und die mitgefangene Eva von ihren Schmerzen zu erlösen, er, zugleich Gott und der Eva Sohn. Er fasst Adam bei der Hand und spricht: „Wach auf, Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein! (Eph 5,15) Ich habe dich nicht geschaffen, damit du im Gefängnis der Unterwelt festgehalten wirst.
Zum Leben hat uns Gott erschaffen und um uns dieses Leben zu schenken, ging Gott selbst in den Tod. Doch der Tod konnte ihn nicht bezwingen. Das Leben ist stärker als der Tod. Christus hat für uns alle den Sieg über den Tod errungen, damit wir mit ihm zusammen leben. Christus wollte nicht für sich alleine auferstehen, sondern will uns alle in seiner Auferstehung zum Leben rufen in seinem Reich.
Halleluja! Jesus lebt und er hat uns das Leben neu geschenkt! Freuen wir uns, dass wir mit Christus Sieger sind über den Tod! Halleluja!
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Osterfest und die Freude des Auferstandenen!

Die Osternacht ist der Höhepunkt des christlichen Jahres, die Nacht der Nächte, die Mutter aller Vigilien (Nachtwachen). Wachend harren die Gläubigen in der Dunkelheit auf das Aufstrahlen des neuen Lichtes. Die Kirche erwartet die Auferstehung des Herrn und feiert sie in heiligen Zeichen. Wir feiern den Durchgang von der Nacht zum Tag, von der Finsternis zum Licht. Der Heiland, der am Karfreitag begraben wurde, ist am Ostermorgen siegreich auferstanden. Im ersten Licht des Ostermorgens wurde die frohe Botschaft verkündet: Jesus lebt!
Die Liturgie der Osternacht besteht aus vier Teilen. Sie beginnt mit der Lichtfeier. Die Gemeinde versammelt sich um das Osterfeuer. Nach der Segnung des Feuers wird die Osterkerze bereitet und entzündet und anschließend in feierlicher Prozession in die Kirche getragen. Ihr Licht ist Symbol für Christus, der das Licht der Welt ist. Während des Einzugs in die Kirche erschallt dreimal der Ruf "Lumen Christi - Christus das Licht!", auf den die Gemeinde antwortet mit dem Ruf "Deo gratias - Dank sei Gott!" Christus wird hier gepriesen als das Licht, das unsere Finsternis erleuchtet.
Wir erfahren die lebendige Kraft dieses Lichtes, wenn das Licht der Osterkerze an die Gemeinde weiter gegeben wird und schließlich die ganze Kirche erhellt. Später in der Tauffeier wird uns gezeigt, wie wir Anteil an Christus erhalten. Jeder Getaufte geht den Weg aus der Finsternis zum Licht und wird durch das Wasser der Taufe mit Christus vereint. So erleuchtet Christus das Licht nicht nur symbolisch die Kirche, sondern wir alle tragen als Getaufte dieses Licht in uns und haben Anteil an ihm. An die Tauffeier schließt die Eucharistiefeier an, in der wir durch den Empfang von Christi Leib und Blut eins werden mit ihm und untereinander. Nach der Verteilung des Lichtes an die Gläubigen wird das Osterlob (Exsultet) gesungen.
Zwischen der Lichtfeier und der Tauffeier liegt der Wortgottesdienst, der in der Osternacht besonders lang und intensiv ausgestaltet ist. In der nur vom Schein der Kerzen erhellten Kirche hören wir sieben Lesungen aus dem Alten Testament, die von den großen Taten Gottes berichten. Die Anzahl der Lesungen darf auf drei verkürzt werden, wobei auf jeden Fall die Lesung aus dem Buch Exodus vom Durchzug durch das Rote Meer vorgetragen werden muss.
Nach der letzten Lesung aus dem Alten Testament folgt das Gloria, bei dem die Glocken nach dem Schweigen der Kartage zum ersten Mal wieder erklingen. Dann hören wir die Lesung aus dem Römerbrief, in der Paulus auf das Geschehen, das wir in der Osternacht feiern, hinweist. Christus ist für uns gestorben und auferstanden, in der Taufe haben wir Anteil an seinem neuen Leben:

Wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind auf seinen Tod getauft worden. Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben. (Röm 6,3f.)

Vor dem Evangelium wird das Halleluja, das während der gesamten Fastenzeit entfallen ist, feierlich gesungen. Es wird die Osterbotschaft des dem Lesejahr entsprechenden Evangelisten vorgetragen. Ich habe auf dieser Seite vier Lesungen aus dem Alten Testament und die Epistel vorgestellt. Die Texte der Osterevangelien und Gedanken dazu finden Sie auf der folgenden Seite. Die Ostertexte des Johannesevangeliums hören wir jedes Jahr am Ostersonntag.
Nach dem Wortgottesdienst folgt die Tauffeier. Unter der Anrufung der Heiligen in der Heiligenlitanei wird das Taufwasser gesegnet. Die Osternacht war der ursprüngliche Tauftermin der alten Kirche. In dieser Tradition findet auch heute in vielen Gemeinden in der Osternacht die Taufe statt, vor allem wenn es sich um die Taufe von Erwachsen handelt. Die ganze Gemeinde erneuert hier ihr Taufversprechen. In der Eucharistiefeier wird der auferstandene Herr in Brot und Wein unter uns gegenwärtig und wir treten hinzu zum himmlischen Festmahl.

Gott allen Trostes,
Tod und Auferstehung
deines geliebten Sohnes
haben die Menschheitsfamilie
für immer verändert.
Meine Hoffnung als Christ
gründet darin, dass der
Auferstandene Herr
immer gegenwärtig ist -
in meinem Leben und
in der Gemeinschaft,
zu der ich gehöre,
ja überall auf der Welt.
In dieser Hoffnung
kann ich meinen
Lebensweg gehen,
zusammen mit
meinen Brüdern
und Schwestern -
im Vertrauen, dass du
mich und uns alle
über alles liebst.

Joseph Bernardin
Ostern

Christus das Licht

Licht ist eines der zentralen Erlebnisse der Osternacht, Christus das Licht, das im Symbol der Osterkerze die Dunkelheit vertreibt. Doch wir müssen den Bogen noch weiter spannen. Das Licht wurde schon am ersten Schöpfungstag, wie wir in der ersten Lesung der Osternacht (Gen 1,1 - 2,2) hören. Gott hat der Schöpfung das Licht geschenkt. Von diesem Licht kündet auch der Prolog des Johannes-Evangeliums. Das Licht aber war immer wieder bedroht durch die Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht erfasst.
Das wahre Licht ist aufgestrahlt in der Welt, als Jesus Christus geboren wurde. Er hat mit seinen Worten und Werken den Menschen das Licht in ihr Leben gebracht. Sein Tod am Kreuz, die Finsternis des Karfreitags, konnte dieses Licht nicht auslöschen. So feiern wir in der Osternacht den Sieg des Lichtes über die Finsternis. Aus dem Dunkel des Grabes ersteht lichtvoll der Herr.
Dieses Licht symbolisiert die Osterkerze, die wir am Beginn der Osternacht feierlich entzünden. Von diesem Licht kündet das feierliche Exsultet nach dem Einzug in die Kirche:

Frohlocket, ihr Chöre der Engel, frohlocket, ihr himmlischen Scharen, lasset die Posaune erschallen, preiset den Sieger, den erhabenen König! Lobsinge, du Erde, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe! Licht des großen Königs umleuchtet dich. Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel. Auch du freue dich, Mutter Kirche, umkleidet von Licht und herrlichem Glanze! Töne wider, heilige Halle, töne von des Volkes mächtigem Jubel.
Erhebet die Herzen.
Wir haben sie beim Herrn.
Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott.
Das ist würdig und recht.
In Wahrheit ist es würdig und recht, den verborgenen Gott, den allmächtigen Vater, mit aller Glut des Herzens zu rühmen und seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn Jesus Christus, mit jubelnder Stimme zu preisen. Er hat für uns beim ewigen Vater Adams Schuld bezahlt und den Schuldbrief ausgelöscht mit seinem Blut, das er aus Liebe vergossen hat. Gekommen ist das heilige Osterfest, an dem das wahre Lamm geschlachtet ward, dessen Blut die Türen der Gläubigen heiligt und das Volk bewahrt vor Tod und Verderben.
Dies ist die Nacht, die unsere Väter, die Söhne Israels, aus Ägypten befreit und auf trockenem Pfad durch die Fluten des Roten Meeres geführt hat.
Dies ist die Nacht, in der die leuchtende Säule das Dunkel der Sünde vertrieben hat.
Dies ist die Nacht, die auf der ganzen Erde alle, die an Christus glauben, scheidet von den Lastern der Welt, dem Elend der Sünde entreißt, ins Reich der Gnade heimführt und einfügt in die heilige Kirche.
Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg. Wahrhaftig, umsonst wären wir geboren, hätte uns nicht der Erlöser gerettet.
O unfassbare Liebe des Vaters: Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin! O wahrhaft heilbringende Sünde des Adam, du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet hat. O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden! O wahrhaft selige Nacht, dir allein war es vergönnt, die Stunde zu kennen, in der Christus erstand von den Toten. Dies ist die Nacht, von der geschrieben steht: „Die Nacht wird hell wie der Tag, wie strahlendes Licht wird die Nacht mich umgeben.“ Der Glanz dieser heiligen Nacht nimmt den Frevel hinweg, reinigt von Schuld, gibt den Sündern die Unschuld, den Trauernden Freude. Weit vertreibt sie den Hass, sie einigt die Herzen und beugt die Gewalten.
In dieser gesegneten Nacht, heiliger Vater, nimm an das Abendopfer unseres Lobes, nimm diese Kerze entgegen als unsere festliche Gabe! Aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet, wird sie dir dargebracht von deiner heiligen Kirche durch die Hand ihrer Diener. So ist nun das Lob dieser kostbaren Kerze erklungen, die entzündet wurde am lodernden Feuer zum Ruhme des Höchsten.
Wenn auch ihr Licht sich in die Runde verteilt hat, so verlor es doch nichts von der Kraft seines Glanzes. Denn die Flamme wird genährt vom schmelzenden Wachs, das der Fleiß der Bienen für diese Kerze bereitet hat.
O wahrhaft selige Nacht, die Himmel und Erde versöhnt, die Gott und Menschen verbindet!
Darum bitten wir dich, o Herr: Geweiht zum Ruhm deines Namens, leuchte die Kerze fort, um in dieser Nacht das Dunkel zu vertreiben. Nimm sie an als lieblich duftendes Opfer, vermähle ihr Licht mit den Lichtern am Himmel. Sie leuchte, bis der Morgenstern erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht: dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, der von den Toten erstand, der den Menschen erstrahlt im österlichen Licht; der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.

Wir dürfen darauf vertrauen, dass mit dem Sieg Christi über den Tod die Finsternis endgültig besiegt ist. Wie die Osterkerze mit ihrem Licht die dunkle Kirche erleuchtet, wie sich ihr Licht an alle Gläubigen verteilt, so haben wir Anteil an Christi Sieg. Wir haben jetzt schon Teil an der neuen Schöpfung Gottes, in der es keine Nacht mehr geben wird und in der wir wohnen werden im himmlischen Jerusalem, das allezeit von Gottes Herrlichkeit erleuchtet ist.
Der Sieg des Lichtes über die Finsternis wird immer wieder deutlich, wenn ein Mensch getauft wird. Daher wurden in der alten Kirche die Taufbewerber in der Osternacht getauft. Auch heute feiern wir wo es möglich ist in der Osternacht eine Taufe oder wir denken zumindest durch Taufwasserweihe und Tauferneuerung an unsere Taufe.
In der dritten Lesung (Ex 14,15 - 15,1), die in der Osternacht niemals fehlen darf, hören wir vom Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer. Diese Rettungstat Gottes, in der das Volk Israel der Sklaverei in Ägypten entkommen ist und die den Zug ins Gelobte Land eröffnete, war das zentrale Ereignis der Geschichte Israels. Schon früh wurde sie auf die Taufe gedeutet.
Wie Gott in der Schöpfung Wasser und Land geschieden hat und so den Lebensraum des Menschen geschaffen hat, so hat er am Roten Meer erneut die Wasser geschieden, so dass für die Menschen der Weg offen stand in einen neuen Lebensraum. In der Taufe werden wir ins Wasser getaucht und gehen daraus als neue Menschen hervor. Wir waschen den alten Menschen ab und werden zu neuen Menschen, die an Christi Sieg und Leben Anteil haben.
So heißt es auch im Exsultet:

Dies ist die Nacht, die unsere Väter, die Söhne Israels, aus Ägypten befreit und auf trockenem Pfad durch die Fluten des Roten Meeres geführt hat.
Dies ist die Nacht, in der die leuchtende Säule das Dunkel der Sünde vertrieben hat.
Dies ist die Nacht, die auf der ganzen Erde alle, die an Christus glauben, scheidet von den Lastern der Welt, dem Elend der Sünde entreißt, ins Reich der Gnade heimführt und einfügt in die heilige Kirche.
Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg. Wahrhaftig, umsonst wären wir geboren, hätte uns nicht der Erlöser gerettet. O unfassbare Liebe des Vaters: Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin!

Im Licht des von den Toten erstandenen Jesus Christus bricht bereits der erste Tag der neuen Schöpfung an. Der Auferstandene setzt die alte, von den Mächten der Finsternis noch immer angefochtene und beschädigte Schöpfung unaufhaltsam auf den Weg zu ihrer Vollendung. So bricht mit dem achten Tag, dem Tag der Auferstehung, bereits die Ewigkeit ein in unsere Zeit. Wir haben in dieser Welt bereits Anteil an Jesus Christus, der nun wieder zur Rechten des Vaters thront.

Heilige Schrift

Geh deinen Weg im Glanz des Lichtes!

Eine der sieben Lesungen aus dem Alten Testament, die nur selten vorgetragen wird, ist die Lesung aus dem Buch Baruch. Sie ist ein Weisheitsgedicht, das für sich selbständig ist und als solches in das Buch Baruch integriert wurde. Weisheit ist für den gläubigen Juden gleichbedeutend mit dem Gesetz, das Gott dem Volk Israel gegeben hat. Als Christen glauben wir, dass Gottes Weisheit in Jesus Christus Mensch geworden ist. Seine Worte sind die Richtschnur für unser Leben und ihm wollen wir ähnlich werden.
Zunächst schildert das Gedicht die Situation, in der sich Israel in der Zeit der Entstehung des Textes befindet. Das Land wurde verwüstet und das Volk in die Verbannung nach Babylon geführt. Dazu kam es, weil Israel nicht der Weisheit Gottes gefolgt ist. Das folgende Lob der Weisheit wird gerahmt von der Aufforderung, dieser zu folgen, denn nur die Weisheit zeigt den Weg, auf dem "Licht für die Augen und Frieden zu finden sind" (Bar 3,14).
Der Gedanke des Lichtes kehrt in dem Text oft wieder und er ist es auch, der mich dazu angeregt hat, diese Gedanken zum Osterfest zu schreiben. Wir haben ja oben bereits gesehen, wie wichtig das Licht für die Feier der Osternacht ist, ja dass das Licht mit Christus selbst gleich gesetzt wird, wie in dem alten Text das Licht für die Weisheit Gottes steht.
Gott ist der Schöpfer des Lichtes. So hören wir es ganz am Anfang der Bibel im Schöpfungsbericht und auch hier heißt es:

Er entsendet das Licht, und es eilt dahin; er ruft es zurück, und zitternd gehorcht es ihm. Froh leuchten die Sterne auf ihren Posten. (Bar 3,33f.)

Es gibt vielleicht nichts in dieser Welt, das tiefgründiger ist als das Licht. Bis heute kann kein Mensch genau erklären, was Licht ist. Aber es ist da, und ohne Licht können wir nicht Leben. Das Licht zeigt uns die Vielfalt der Körper der Natur und macht sie leuchtend und bunt. Das Licht der Sterne erhellt die Nacht und heute liefern uns Satelliten erstaunliche Bilder von dem, was in den Tiefen des Universums geschieht. All dieses Gewaltige hat Gott geschaffen und es gehorcht seinem Befehl und er könnte das Licht der Sterne ausknipsen, wie wir eine Lampe mit dem Lichtschalter. Doch Gott lässt das Licht weiter leuchten und lässt uns dessen Geheimnisse immer tiefer ergründen. Vielleicht können wir auch den Zusammenhang zwischen Gott, seiner Weisheit, und dem Leben auf dieser Welt immer tiefer verstehen, je deutlicher uns die Geheimnisse des Lichtes offenbar werden.
Auf jeden Fall lohnt es sich, nach Gottes Weisheit zu suchen. Es gibt im Leben immer wieder Neues zu entdecken. Wir dürfen nie meinen, der Weisheit letzten Schluss ergründet zu haben. Hinter jeder Entdeckung steht ein neues Rätsel. Und je mehr wir die Geheimnisse dieser Welt entdecken, desto mehr entdecken wir auch Gott. Er will sich uns offenbaren in seiner Schöpfung und in seinem Wort, das zu uns auf Erden gekommen ist. Gott hat uns das Licht gebracht, das uns voraus leuchtet in die unergründlich scheinenden Tiefen des Universums.
Doch es bringt nichts, nach den Sternen zu greifen, wenn es in uns selbst dunkel ist. Jeder Mensch muss für sich das neue Leben entdecken, das Christus für uns bereitet hat. Dazu bedarf es keiner besonderen Fähigkeiten, keiner verborgenen Einweihungen. Jeder hat Zugang zu Gottes Licht. Das Wasser der Taufe allein genügt, um einen neuen Menschen aus uns zu machen und als solche neuen Menschen haben wir die Verantwortung, immer mehr nach dem Licht der Weisheit Gottes zu streben.

Kehr um, ergreif sie! Geh deinen Weg im Glanz ihres Lichtes! Überlass deinen Ruhm keinem andern. (Bar 4,2f.)

Es ist eine Ehre, Anteil an Gottes Weisheit zu haben, dessen sollten wir uns stets bewusst sein. Jeder Mensch ist auserwählt, Anteil an Gottes Licht zu Leben zu haben. Der Weg des Lichtes ist die Berufung jedes Menschen. Das will uns die Feier der Osternacht wieder neu bewusst machen. Wir spüren neu die Kraft des Lichtes und erneuern unser Taufversprechen. Ja ich will Gottes Weg gehen, mich neu von seinem Licht erleuchten lassen und ein Bote des Lichtes werden.
In der orthodoxen Feier der Osternacht ist für die Gläubigen ein Höhepunkt der Ruf des Priesters:

Kommt und nehmt das Licht vom ewigen Licht und verherrlicht Christus, der von den Toten auferstanden ist.

Christus das Licht wird verteilt an die Gläubigen, damit jeder einzelne ein Lichtbringer wird. Es ist nicht schwer, Bote des Lichtes zu sein. Wir müssen uns nur immer wieder neu dessen bewusst werden, was unsere Berufung ist. Wir sind gerufen, immer mehr das zu entdecken, was in uns steckt, und es fruchtbar werden zu lassen für uns und andere. Das müssen keine großen Dinge sein. Wir brauchen nicht in die Ferne zu blicken. Jeder Mensch kann anfangen an dem Platz, an dem er gerade steht.
Helfen wir mit, in den Menschen das Licht der Freude über die Auferstehung des Herrn neu zu entzünden. Je mehr Menschen vom Feuer der Liebe Christi brennen und in seinem Licht gehen, desto heller wird es in unserer Welt. Unsere Welt braucht dieses Licht. Schließen wir uns zusammen zu einer Lichterkette für das Leben. Tragen wir das Licht der Osternacht das ganze Jahr hindurch in uns, nicht als einen verborgenen Schatz für uns, sondern als offenes Leuchten, das wir mit anderen Teilen.