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"Wo Weihnachten erfunden wurde" - Eine kurze Geschichte zu Weihnachten
"Der Magier Chandan" - Eine etwas andere Geschichte der Heiligen Drei Könige

Zu den Tagen der Weihnachtszeit

26.12. Hl. Stephanus - Erster Märtyrer
27.12. Hl. Evangelist Johannes
28.12. Unschuldige Kinder
Sonntag nach Weihnachten - Fest der Heiligen Familie
31.12. Hl. Papst Silvester I.
01.01. Hochfest der Gottesmutter, Neujahr
2. Sonntag nach Weihnachten
06.01. Epiphanie - Erscheinung des Herrn, Dreikönig
Fest der Taufe des Herrn
02.02. Darstellung des Herrn

Gott mit uns
A solis ortus cardine
Vom hellen Tor der Sonnenbahn
bis zu der Erde fernstem Rand
erschalle Christus unser Lob,
dem König, den die Magd gebar.

Der Herr und Schöpfer aller Welt
hüllt sich in arme Knechtsgestalt,
im Fleische zu befrein das Fleisch,
vom Tod zu retten, die er schuf.

In keuscher Mutter Werdestatt
schmiegt Gnade sich des Himmels ein;
Geheimstes trägt der Jungfrau Schoß,
was keine Jungfrau noch erfuhr.

Die Halle dieser keuschen Brust
wird Gottes Tempel über Nacht;
die, unberührt, vom Mann nicht weiß,
empfing den Sohn im Engelwort.

So schenkt den die Gebärende,
den Gabriel vorausgesagt,
den, noch verhüllt im Mutterschoß,
Johannes selig vorgefühlt.

Er scheut es nicht, auf Stroh zu ruhn,
die harte Krippe schreckt ihn nicht.
Von einer Mutter wird gestillt,
der allem Leben Nahrung gibt.

Der Himmel bricht in Jubel aus,
die Engel künden Gottes Huld,
den Hirten wird geoffenbart
der Hirt, der alle Völker lenkt.

Herr Jesus, dir sei Ruhm und Preis,
Gott, den die Jungfrau uns gebar,
Lob auch dem Vater und dem Geist
durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.

„A solis ortus cardine“ ist einer der schönsten Hymnen zur Weihnachtszeit und stammt aus dem 5. Jahrhundert. Gedichtet wurde er von Caelius Sedulius (+ um 450). Es handelt sich dabei um die ersten sieben Strophen eines 23 Strophen umfassenden Hymnus über das Erlösungswerk Jesu Christi, wobei die Strophen nacheinander mit den Buchstaben gemäß der Reihenfolge des Alphabets beginnen. Gesungen wird der Hymnus in der Weihnachtsoktav zum kirchlichen Morgengebet, der Laudes. Die Strophen 8, 9, 11 und 13 bilden an Epiphanie den Hymnus „Hostis Herodes impie“ zum Abendgebet, der Vesper, während die anderen der 23 Strophen weitgehend in Vergessenheit geraten sind.

A solis ortus cardine
Ad usque terræ limitem,
Christum canamus principem,
Natum Maria Virgine.

Der Hymnus beginnt mit einer Aufforderung zum Lobpreis. Das Lob Christi, des Sohnes Gottes, der aus der Jungfrau Maria Mensch geworden ist, nimmt kosmische Dimensionen an. Gemäß antiker Legende stellte man sich den Tageslauf der Sonne als die Bahn des Gottes Helios vor, der mit seinem Sonnenwagen das Firmament befährt. Am Morgen öffnen sich die Tore, aus denen der Sonnenwagen hervor fährt. Von den Türangeln des Beginns jenes Sonnenweges her bis hin zum fernsten Rand der Erde soll das Lob Christi erschallen. Im antiken Verständnis meint dies das gesamte Universum.

Beatus auctor sæculi
Servile corpus induit,
Ut carne carnem liberans
Ne perderet, quos condidit.

Das Lob gilt dem Schöpfer eben jenes Universums, das entstanden ist durch Gottes Wort. Wie uns der Johannesprolog eindringlich schildert ist es dieses Wort Gottes, das Fleisch annimmt, die Knechtsgestalt eines Körpers aus Fleisch. Gottes ewiges Wort wird Mensch in unserer Zeit. Nicht nur damals im Stall von Betlehem, sondern zu allen Zeiten. Das wird dadurch deutlich, dass der Hymnus von Menschwerdung im Präsens spricht. Es geht nicht um ein geschichtliches Ereignis, sondern um das, was täglich mitten unter uns geschieht. Auch heute wirkt Gott die Erlösung, durch das Fleisch befreit er das Fleisch, damit nicht zugrunde geht, was Er erschaffen hat.

Weihnachten
Castæ parentis viscera
Cælestis intrat gratia,
Venter puellæ baiulat
Secreta, quæ non noverat.

Vom Kosmos und der allgegenwärtigen Erlösung schwenkt der Blick nun hin auf Mariens reinen Schoß. Hier in diesem kleinen Raum nimmt Gottes Wort Wohnung inmitten der Welt, die göttliche Gnade tritt ein in den Leib einer Frau. Maria, das junge Mädchen, die Jungfrau, sie weiß noch nicht, wie ihr geschieht. Sie weiß um das Geheimnis, aber sie vermag es noch nicht zu ergründen.

Domus pudici pectoris
Templum repente fit Dei,
Intacta nesciens virum,
Concepit alvo filium.

Das Haus des reinen Herzens Mariens wird plötzlich zum Tempel Gottes, zum Ort, an dem Gott Wohnung nimmt in unserer Welt. Nicht im übertragenen Sinne sondern ganz konkret. Gott ist in unserer Welt, mitten unter uns. Auch hier bleibt der Hymnus in der Gegenwart und zeigt damit, dass dies mehr ist als ein geschichtliches Ereignis. Auch heute können Menschen mit reinem Herzen zum Tempel Gottes werden. In der Kommunion empfangen wir Christus, der damals Fleisch geworden ist und auch heute Brot und Wein wandelt in Seinen Leib und Sein Blut. Der jungfräuliche Schoß Mariens hat durch das Wort des Engels Gottes Sohn empfangen. Hier trug Gottes Wort zum ersten Mal lebendige Frucht. Auch wir sind dazu berufen, Gottes Wort in uns aufzunehmen und fruchtbar werden zu lassen in dieser Welt.

Weihnachten
Enititur puerpera,
Quem Gabriel prædixerat,
Quem ventre Matris gestiens
Baptista clausum senserat.

Das Wort, durch das Maria empfangen hat, ist das Wort, das Gott durch den Erzengel Gabriel zu Maria gesprochen hat. Die Verkündigungsszene wird hier nochmals lebendig, doch gleichsam im Rückblick. Nun ist Gottes Sohn geboren. Vom Blickwinkel der Geburt aus schauen wir auf das, was vorangegangen ist. Neben der Verkündigung durch Gabriel war auch die Begegnung Mariens mit Elisabeth ein wundersames Ereignis. Hier hat Johannes der Täufer, der letzte Prophet des Alten Bundes, dem es zuteil wird, denn Messias zu sehen, bereits im Schoß seiner Mutter die Gegenwart dessen gespürt, dem er den Weg bereiten wird.

Fæno iacere pertulit,
Præsepe non abhorruit
Et lacte modico pastus est,
Per quem nec ales esurit.

Nach dem Blick auf die Vorgeschichte der Geburt ist der Hymnus nun endgültig in Betlehem angekommen. Nachdem anfangs die ewige Dimension der Menschwerdung Gottes im Vordergrund stand, sehen wir nun, wie seine Menschwerdung einmalig in der Geschichte konkret wurde. Wir sehen Gottes Sohn als Kind, das es aushielt, auf Stroh zu liegen und das sich vor der einfachen Krippe nicht scheute. Mit ein wenig Milch wird genährt, durch den nicht einmal ein Vogel hungert. Kein Spatz fällt vom Himmel, ohne dass er es weiß und bei uns sind sogar die Haare auf dem Kopf gezählt. Er, der um die ganze Schöpfung weiß, wird selbst ein hilfsbedürftiges Kind inmitten dieser Schöpfung. Was kann deutlicher machen, wie klein sich Gott für uns gemacht hat, wie tief er sich zu uns gebeugt hat, um uns zu erhöhen.

Heilige Schrift
Gaudet chorus cælestium,
Et Angeli canunt Deum,
Palamque fit pastoribus
Pastor, Creator omnium.

So klein und unscheinbar Gottes Sohn in der Krippe als Mensch liegt, es bleibt doch nicht verborgen, was da geschieht. Der kosmische Lobpreis, zu dem die erste Strophe aufgerufen hat, er wird an der Krippe konkret. Der Chor der himmlischen Heere jubelt vor Freude, die Engel singen Gott, und ihr Gesang dringt zu den Ohren der Hirten, denen jener offenbar wird, der Schöpfer ist von allem. Hier schließt sich der Kreis. Gott, der Schöpfer des Alls, bleibt auch dann nicht verborgen, wenn er als kleines Kind in einer Krippe liegt. Nicht die Weiten des Universums offenbaren uns Gott, sondern jedes kleine Geschehen in dieser Welt, durch das Menschen mit reinem Herzen Gottes Wort immer wieder neu gegenwärtig werden lassen.

Gott mit uns

Weihnachtsquiz

(1) In der Bibel können wir die Weihnachtsgeschichte nachlesen. Welches Evangelium berichtet uns vom Kind in der Krippe, zu dem die Hirten von den Feldern kamen?
(a) alle Evangelien
(b) nur das Matthäus-Evangelium
(c) nur das Lukas-Evangelium

(2) Was feiern wir am 26. Dezember?
(a) den 2. Weihnachtstag
(b) das Fest der Heiligen Familie
(c) das Fest des Märtyrers Stephanus

(3) Ab wann ist die Feier des Weihnachtsfestes belegt?
(a) seit dem 1. Jahrhundert
(b) seit dem 4. Jahrhundert
(c) seit dem 12. Jahrhundert

(4) Es heißt, dass es schon im 8. Jahrhundert in Rom eine Weihnachtskrippe gegeben hat. Aber worauf geht der Brauch zurück, das Geschehen von Weihnachten lebendig nachzuspielen?
(a) schon im 8. Jahrhundert gab es bei der Weihnachtskrippe ein Krippenspiel
(b) Franziskus hat im 13. Jahrhundert zum ersten Mal ein solches Weihnachtsfest gefeiert
(c) das Krippenspiel ist im 19. Jahrhundert entstanden, um den Kindern zu zeigen, was an Weihnachten geschehen ist

(5) Bei jeder Krippe finden wir auch einen Ochs und einen Esel. Wo kommen die her?
(a) davon berichten schon die Evangelien
(b) schon die ersten Weihnachtskrippen stellen einen Stall dar und da gehören Ochs und Esel einfach dazu
(c) Ochs und Esel sind durch Franziskus in die Krippenszene gekommen

(6) Geschenke gehören für uns heute untrennbar zu Weihnachten, aber war das schon immer so?
(a) ja, zu Weihnachten wurden die Kinder schon immer beschenkt
(b) nein, erst seit der Reformationszeit gibt es zu Weihnachten Geschenke
(c) nein, Geschenke an Weihnachten sind eine moderne Erfindung

Die richtige Lösung zum Quiz lautet: 1c, 2c, 3b, 4b, 5c, 6b. Eine ausführliche Erklärung zu den Antworten finden Sie im folgenden Text.

(1) Weihnachtsevangelien

Von der Geburt Jesu erfahren wir aus dem Matthäus- und dem Lukasevangelium, doch erzählen Matthäus und Lukas zwei unterschiedliche Weihnachtsgeschichten. Beide belegen, dass Jesus in Betlehem geboren wurde und später in Nazaret aufgewachsen ist. Nach Lukas mussten Maria und Josef von Nazaret nach Betlehem reisen, weil sich damals auf Befehl des Kaisers Augustus jeder Mann in seiner Heimatstadt eintragen lassen musste. Da Josef aus dem Haus und Geschlecht des Königs David stammte, war seine Heimatstadt Betlehem. Dort in Betlehem fanden Maria und Josef keine Herberge. Darum kam Jesus in einem Stall (oder einer Felsenhöhle) zur Welt und wurde in eine Krippe gelegt. Hirten von den umliegenden Feldern kamen, um das Kind zu sehen.
Matthäus berichtet nicht von Krippe und Hirten, statt dessen erzählt er von den Weisen aus dem Morgenland, die kamen, um dem Jesuskind zu huldigen. Durch sie wird König Herodes auf das Kind aufmerksam. Er sieht in dem neugeborenen "König der Juden" einen potentiellen politischen Feind und lässt daher alle Kinder in Betlehem töten. Doch Maria und Josef sind mit dem Jesuskind bereits nach Ägypten geflohen. Nach ihrer Rückkehr aus Ägypten siedeln sie sich in Nazaret an.
Das Markus-Evangelium kennt keine Kindheitsgeschichte. Bei Johannes ersetzt der Prolog die Weihnachtsgeschichte. Er erzählt nicht von der Geburt Jesu, formuliert aber den entscheidenden Satz: "Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt."

(2) 26.12. Heiliger Stephanus

Die Weihnachtszeit umfasst mehrere Festtage. Am Sonntag nach Weihnachten feiern wir das Fest der Heiligen Familie, eine Woche nach Weihnachten, am 1. Januar, feiern wir das Hochfest der Gottesmutter, am 6. Januar ist Erscheinung des Herrn (auch Dreikönig genannt) und am Sonntag danach das Fest der Taufe des Herrn. Mit dem Fest der Taufe des Herrn endet die Weihnachtszeit und beginnt die Zeit im Jahreskreis. Das Fest der Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess) am 2. Februar bildete früher den Abschluss der Weihnachtszeit, gehört aber nach dem neuen kirchlichen Kalender nicht mehr zum Weihnachtsfestkreis.
Der 26. Dezember ist in Deutschland ein Feiertag und hat sich als 2. Weihnachtstag eingebürgert. Die Kirche feiert an diesem Tag aber das Fest der Heiligen Stephanus. Von ihm berichtet uns die Apostelgeschichte im 6. und 7. Kapitel. Stephanus gehört zu den ersten Christen in Jerusalem. Vor dem Hohen Rat hält er eine lange Rede, um den Juden zu beweisen, dass Jesus der erwartete Messias ist. Der Hohe Rat aber lässt ihn wegen Gotteslästerung zum Tod durch Steinigung verurteilen. Er ist der erste Christ, der wegen seines Glaubens hingerichtet wird, der erste Märtyrer der Kirche. Wenn wir sein Fest gleich am Tag nach Weihnachten feiern, so zeigt uns dies, dass Weihnachten mehr ist als ein schönes Fest. Der Glaube an Jesus Christus, der für uns Mensch geworden ist, soll uns zu neuen Menschen machen, die bereit sind, durch ihr Leben für diesen Jesus Zeugnis zu geben.

(3) Entstehung des Festes

Die ersten Christen kannten noch kein Weihnachtsfest. Für sie war Ostern das zentrale Fest und dieses ist es ja bis heute geblieben. Doch schon die Kindheitsgeschichten der Evangelien zeigen, dass auch die ersten Christen danach fragten, wie dieser Jesus geboren worden ist. Schon den ersten Christen war klar: der Tod und die Auferstehung Jesu Christi können uns nur dann das Heil bringen, wenn Gott wirklich Mensch geworden ist, wenn er nicht in einem Scheinleib oder wie ein Geist auf Erden gelebt hat, sondern wirklich Mensch war mit Fleisch und Blut. Ohne Weihnachten kann es kein Ostern geben, das wussten die Christen von Anfang an. Es hat aber einige Zeit gedauert, bis dies auch im Festkalender der Kirche seinen Ausdruck gefunden hat.

Gott mit uns

Der genaue Entstehung des Weihnachtsfestes lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Das Fest ist ab dem Jahr 354 für Rom belegt, wurde aber wahrscheinlich bereits ab dem Jahr 335/37 dort gefeiert. Von Rom breitet sich das Fest bis zum 6. Jahrhundert in der gesamten christlichen Welt aus. Auch die Herkunft der Festlegung auf den 25. Dezember ist nicht eindeutig geklärt. Nach dem heidnischen Kalender Roms feierte man an diesem Tag den Geburtstag des unbesiegten Sonnengottes (Sol invictus). Diese Feier orientierte sich am Naturgeschehen der Wintersonnenwende. Nun werden die Tage wieder spürbar länger. Indem dieser heidnische Festtag durch ein christliches Fest ersetzt wurde, brachte man den Sieg des Christentums über das Heidentum deutlich zum Ausdruck. Nicht ein heidnischer Gott verhilft der Sonne zu neuer Kraft, sondern Christus ist das Licht der Welt.

(4) Erste Weihnachtskrippe

Der Hl. Franz von Assisi bedauerte, dass das Geschehen von Weihnachten zu wenig in die Herzen der Menschen eindringt. Er hatte daher eine Idee: Er wollte den Menschen das Geschehen von Weihnachten lebendig vor Augen führen und so auch ihre Herzen anrühren. Das geschah zum ersten Mal im Jahr 1223, als Franziskus mit seinen Brüdern und den Menschen aus dem Ort im italienischen Greccio das berühmte Weihnachtsfest mit einer lebendigen Krippenszene gefeiert hat.

Gott mit uns

(5) Ochs und Esel an der Krippe

Auch Ochs und Esel, die heute in keiner Weihnachtskrippe fehlen, kamen durch den Hl. Franziskus in die Krippenszene hinein. Er hat damals gesagt: "Ich möchte mit meinen leiblichen Augen sehen, wie es war, in einer Krippe liegen und auf dem Heu schlafen, zwischen einem Ochsen und einem Esel." Ochs und Esel erinnern auch an das Wort des Propheten Jesaja: "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn." (Jes 1,3)

(6) Weihnachtsgeschenke

Weihnachten machen wir uns Geschenke, das ist nicht erst eine Erfindung unserer modernen Zeit. Ursprünglich war der Nikolaustag der Tag, an dem die Kinder Geschenke bekamen. Im Zuge der Reformation und ihrer Abschaffung der Heiligenfeste wurde der Brauch des Schenkens zunächst bei den evangelischen Christen auf das Weihnachtsfest gelegt, während die katholischen Kinder noch lange ihre Geschenke am Nikolaustag bekamen. Erst allmählich wurde auch bei Katholiken das Schenken auf das Weihnachtsfest verlegt, wie es heute bei uns üblich ist.
Das größte Geschenk, das wir an Weihnachten bekommen, ist das Kind in der Krippe. In ihm möchte uns Gott das Geschenk seiner Nähe machen und will uns zeigen, wie lieb er uns hat. Vielleicht meinen wir oft, dass wir ihn nicht brauchen in unserem Leben. Aber wenn wir ehrlich sind, könnten wir ihn manchmal vielleicht doch ganz gut brauchen, wenn er wirklich ein Gott ist, dem wir wichtig sind und auf den wir uns verlassen können. Und so ein Gott ist er ja, das hat er uns damals beim ersten Weihnachtsfest gezeigt.
Denken wir einfach an dieses Kind im Stall. Dieses Kind von Betlehem will uns auch heute beschenken. Wie damals bei den Hirten will es auch in unsere Herzen Freude bringen und Glück. Schließen wir einmal kurz die Augen und versuchen wir uns vorzustellen, wie uns das Kind aus der Krippe anlächelt und mit seinem liebevollen Blick ansieht, der zu mir sagt: Ich kenne dich, ich will dir helfen, ich will dir ganz nahe sein in deinem Leben, wohin du auch gehst, ich bin bei dir.

Weihnachten

Ante luciferum genitus

Gezeugt vor dem Morgenstern und vor aller Zeit, ist der Herr, unser Heiland, heute der Welt erschienen.

Diese Antiphon aus dem Stundenbuch der Kirche möchte ich zum Leitgedanken für die Weihnachtszeit nehmen. Christus, der ewige Gott, wird heute Mensch. Was heißt das?
Im Credo bekennen wir den Glauben an den "einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden."
Die Antiphon fasst gleichsam diese Sätze des Glaubensbekenntnisses zusammen. Der Vater hat in der Ewigkeit vor aller Zeit den Sohn gezeugt und aus beiden geht der Heilige Geist hervor. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind ein Gott, sie sind eines Wesens. Dieser eine Gott hat nach seinem Willen aus Liebe die Welt erschaffen. Der Vater erschafft die Welt durch sein Wort und dieses sein Wort ist der Sohn. So hat Christus schon seit der Erschaffung der Welt eine besondere Verbindung zu ihr. Dennoch wird es für uns Menschen immer unbegreiflich bleiben, wie der ewige Gott sich in die Zeit begeben kann, um ein Mensch zu werden wie wir. Der Sohn hat gleichsam auf sein Gottsein verzichtet, hat sich selbst entäußert. Das ist ein unergründliches Geheimnis der Liebe Gottes. Es zeigt uns, wie sehr Gott sich nach uns Menschen sehnt. Indem Gott selbst das Menschsein angenommen hat, konnte er die Menschen erlösen. In Christus hat uns Gott gezeigt, was das Ziel unseres Lebens ist. Diese Welt ist nicht das Letzte, das Heil ist nicht in dieser Welt zu finden. Diese Welt ist aber auch nicht etwas, das Gott gegenüber stehen würde. Wir glauben, dass diese Welt von Gott kommt und dass sie einmal in Gott ihre Vollendung finden wird.
Nun wird man sich vielleicht fragen, was diese Gedanken mit meinem Leben zu tun haben. Ich denke sehr viel. Wenn ich an einen Gott glaube, der es ernst meint mit dieser Welt, der die Welt so sehr liebt, dass er sich in sie hineinbegibt, und zwar nicht nur als Gott, sondern als ein Mensch wie wir, der ein hilfsbedürftiges Kind wird, allen Gefahren ausgesetzt, die jeden Menschen bedrohen, so weiß ich, daß ich niemals allein bin in dieser Welt. Gott ist der Welt so nahe, dass er jederzeit bei jedem Menschen ist, auch wenn wir das vielleicht oft nicht so konkret erfahren.
Gerade an Weihnachten wird deutlich, was in unserem Leben nicht stimmt. Je mehr der christliche Gehalt des Festes verloren geht, wird es in unserer Gesellschaft zu einem sentimentalen Familienfest, an dem all das an Harmonie nachgeholt werden soll, was das ganze Jahr über vernachlässigt wird. Das kann nicht funktionieren. Diese überzogenen Erwartungen an das Weihnachtsfest sind oft der Grund für dessen Scheitern. Medien und Kaufhäuser möchten in uns eine sentimentale Stimmung wachrufen, romantische Geschichten mit Happy End die Sehnsucht nach Idylle wecken. Doch es gibt in dieser Welt wenig wirkliche Geschichten mit einem sentimentalen Happy End. Unser Leben besteht in dem ständigen Bemühen darum, mit ihm zurecht zu kommen. Christliches Leben besteht in dem ständigem Mühen darum, ein Leben nach dem Willen Gottes zu führen. Nur, wenn wir uns das ganze Jahr über darum mühen, mit anderen Menschen in Liebe und in Frieden zu leben, kann Weihnachten für uns auch ein Fest der Liebe und des Friedens werden.
Doch nicht nur Medien und Kaufhäuser, auch die Kirche scheint in und ein Gefühl der Sentimentalität wachrufen zu wollen. Da ist die Krippe mit dem Jesuskind, Maria und Josef, Ochs und Esel, Hirten, Schafe und Engel. Die Mühsal der Herbergssuche scheint vergessen, der Stall bei Wind und Kälte scheint komfortabler zu sein als jedes Luxushotel. Wie war es wirklich, damals in Betlehem? Ob Maria wirklich so glücklich war, in der Kälte des Stalles unter Mühsal ihr Kind zu gebären, von dem ihr gesagt wurde, dass es der Erlöser der Welt sein sollte? Wird sie sich nicht im Stillen gefragt haben, was das denn für ein Gott sein soll, der unter solch ärmlichen Verhältnissen in diese Welt kommt?
Vielleicht können wir im Blick auf die Krippe verstehen, was uns die Antiphon und die Worte des Glaubensbekenntnisses für unser Leben sagen wollen. Wenn der allmächtige Gott solche Mühsal für uns auf sich nimmt und wirklich unter uns Menschen als Mensch lebt, so kann er mitfühlen mit all unserer Not, so ist er in jedem Schmerz unseres Lebens bei uns, auch wenn wir es nicht merken. Christus ist bleibend bei uns. Seine Menschwerdung ist nicht ein Ereignis, das etwa 2000 Jahre zurückliegt, sie ereignet sich auch heute. Wir feiern an Weihnachten nicht das Gedenken an ein fernes Geschehen. Wir feiern, was sich heute mitten unter uns ereignet, dass Gott auch heute Mensch wird für uns, dass er mitten unter uns ist in allen unseren Nöten und uns nicht verlässt. Wir feiern, dass er Mensch geworden ist zu unserem Heil, das wir auch heute erfahren.