Weihnachtszeit

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"Wo Weihnachten erfunden wurde" - Eine kurze Geschichte zu Weihnachten
"Der Magier Chandan" - Eine etwas andere Geschichte der Heiligen Drei Könige

Zu den Tagen der Weihnachtszeit

26.12. Hl. Stephanus - Erster Märtyrer
27.12. Hl. Evangelist Johannes
28.12. Unschuldige Kinder
Sonntag nach Weihnachten - Fest der Heiligen Familie
31.12. Hl. Papst Silvester I.
01.01. Hochfest der Gottesmutter, Neujahr
2. Sonntag nach Weihnachten
06.01. Epiphanie - Erscheinung des Herrn, Dreikönig
Fest der Taufe des Herrn
02.02. Darstellung des Herrn

Weihnachten

Zur Entwicklung des Weihnachtsfestes

Weihnachten ist bis heute einer der populärsten Feiertage in unserer Gesellschaft. Wenn auch der christliche Kern des Festes, die Geburt Jesu Christi, immer mehr in den Hintergrund tritt, so ist doch in weiten Teilen der Gesellschaft in Bezug auf Weihnachten zumindest noch der Gedanke an Frieden und Gemeinschaft lebendig. Gerade in der vorweihnachtlichen Zeit werben viele Hilfswerke um Spenden und können mit diesem Geld viel Gutes tun in der Welt. Wenn auch die Stimmung an Weihnachten nicht immer friedlich ist und sich gerade an diesem Fest in der Familie so mancher Konflikt entzündet, so hat doch die Atmosphäre, die dieses Fest verbreitet, schon oft geholfen, manchen Streit zu schlichten und Menschen wieder zu versöhnen. Es ist also nicht alles schlecht, was heute in der Welt an Weihnachten geschieht.
Entstanden ist das Weihnachtsfest im vierten Jahrhundert. Die ersten Christen kannten dieses Fest noch nicht. Für sie war zunächst das Osterfest das zentrale Fest und dieses ist ja bis heute das höchste aller christlichen Feste. Doch schon die Evangelien berichten von der Geburt Jesu Christi. Schon früh haben Christen also nach dem Ursprung gefragt, wo dieser Jesus herkommt. Die Evangelien versuchen zu erklären, wie Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Der Sohn Gottes, der seit Ewigkeit beim Vater ist, kommt in die Zeit und wird Mensch aus einer Jungfrau. In diesem Jesus sind die Verheißungen der Propheten in Erfüllung gegangen.
Die genaue Entstehung des Weihnachtsfestes lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Das Fest ist ab dem Jahr 354 für Rom belegt, wurde aber wahrscheinlich bereits ab dem Jahr 335/37 dort gefeiert. Von Rom breitet sich das Fest bis zum 6. Jahrhundert in der gesamten christlichen Welt aus. Auch die Herkunft der Festlegung auf den 25. Dezember ist nicht eindeutig geklärt. Nach dem heidnischen Kalender Roms feierte man an diesem Tag den Geburtstag des unbesiegten Sonnengottes (Sol invictus). Diese Feier orientierte sich am Naturgeschehen der Wintersonnenwende. Nun werden die Tage wieder spürbar länger. Indem dieser heidnische Festtag durch ein christliches Fest ersetzt wurde, brachte man den Sieg des Christentums über das Heidentum deutlich zum Ausdruck. Nicht ein heidnischer Gott verhilft der Sonne zu neuer Kraft, sondern Christus ist das Licht der Welt.

Gott mit uns

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich um das Weihnachtsfest ein umfangreiches Brauchtum entwickelt. Die heute so wichtigen Geschenke waren ursprünglich mit dem Nikolaustag verbunden. Im Zuge der Reformation und ihrer Abschaffung der Heiligenfeste wurde der Brauch des Schenkens zunächst bei den evangelischen Christen auf das Weihnachtsfest gelegt, während die katholischen Kinder noch lange ihre Geschenke am Nikolaustag bekamen. Erst allmählich wurde auch bei Katholiken das Schenken auf das Weihnachtsfest verlegt. Der Weihnachtsbaum ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt, während die Entwicklung zum romantischen Familienfest wohl erst im 19. Jahrhundert einsetzt.
Vielerorts wird an Weihnachten eine Krippe aufgestellt, in der das Weihnachtsgeschehen nachgestellt wird. Dieser Brauch ist seit dem 8. Jahrhundert belegt. Viele haben in der Wohnung eine kleine Krippe unter dem Christbaum stehen, aber es gibt auch große Krippen, mit denen verschiedene Szenen aus dem Weihnachtsfestkreis dargestellt werden können. Besonders die Heiligen Drei Könige haben mit ihrem prachtvollen Gefolge immer wieder die Phantasie der Künstler beflügelt.
Der Brauch, das Weihnachtsfest lebendig darzustellen, wie wir es heute noch in den Krippenspielen kennen, geht auf den Hl. Franz von Assisi zurück. Im Jahr 1223 hat er im italienischen Greccio das berühmte Weihnachtsfest mit einer lebendigen Krippenszene gefeiert. Franziskus wollte mit dieser Feier den Menschen wieder neu vor Augen führen, was es bedeutet, dass Gott Mensch geworden ist - für uns.

Weihnachtsquiz

(1) In der Bibel können wir die Weihnachtsgeschichte nachlesen. Welches Evangelium berichtet uns vom Kind in der Krippe, zu dem die Hirten von den Feldern kamen?
(a) alle Evangelien
(b) nur das Matthäus-Evangelium
(c) nur das Lukas-Evangelium

(2) Was feiern wir am 26. Dezember?
(a) den 2. Weihnachtstag
(b) das Fest der Heiligen Familie
(c) das Fest des Märtyrers Stephanus

(3) Ab wann ist die Feier des Weihnachtsfestes belegt?
(a) seit dem 1. Jahrhundert
(b) seit dem 4. Jahrhundert
(c) seit dem 12. Jahrhundert

(4) Es heißt, dass es schon im 8. Jahrhundert in Rom eine Weihnachtskrippe gegeben hat. Aber worauf geht der Brauch zurück, das Geschehen von Weihnachten lebendig nachzuspielen?
(a) schon im 8. Jahrhundert gab es bei der Weihnachtskrippe ein Krippenspiel
(b) Franziskus hat im 13. Jahrhundert zum ersten Mal ein solches Weihnachtsfest gefeiert
(c) das Krippenspiel ist im 19. Jahrhundert entstanden, um den Kindern zu zeigen, was an Weihnachten geschehen ist

(5) Bei jeder Krippe finden wir auch einen Ochs und einen Esel. Wo kommen die her?
(a) davon berichten schon die Evangelien
(b) schon die ersten Weihnachtskrippen stellen einen Stall dar und da gehören Ochs und Esel einfach dazu
(c) Ochs und Esel sind durch Franziskus in die Krippenszene gekommen

(6) Geschenke gehören für uns heute untrennbar zu Weihnachten, aber war das schon immer so?
(a) ja, zu Weihnachten wurden die Kinder schon immer beschenkt
(b) nein, erst seit der Reformationszeit gibt es zu Weihnachten Geschenke
(c) nein, Geschenke an Weihnachten sind eine moderne Erfindung

Die richtige Lösung zum Quiz lautet: 1c, 2c, 3b, 4b, 5c, 6b. Eine ausführliche Erklärung zu den Antworten finden Sie im folgenden Text.

(1) Weihnachtsevangelien

Von der Geburt Jesu erfahren wir aus dem Matthäus- und dem Lukasevangelium, doch erzählen Matthäus und Lukas zwei unterschiedliche Weihnachtsgeschichten. Beide belegen, dass Jesus in Betlehem geboren wurde und später in Nazaret aufgewachsen ist. Nach Lukas mussten Maria und Josef von Nazaret nach Betlehem reisen, weil sich damals auf Befehl des Kaisers Augustus jeder Mann in seiner Heimatstadt eintragen lassen musste. Da Josef aus dem Haus und Geschlecht des Königs David stammte, war seine Heimatstadt Betlehem. Dort in Betlehem fanden Maria und Josef keine Herberge. Darum kam Jesus in einem Stall (oder einer Felsenhöhle) zur Welt und wurde in eine Krippe gelegt. Hirten von den umliegenden Feldern kamen, um das Kind zu sehen.
Matthäus berichtet nicht von Krippe und Hirten, statt dessen erzählt er von den Weisen aus dem Morgenland, die kamen, um dem Jesuskind zu huldigen. Durch sie wird König Herodes auf das Kind aufmerksam. Er sieht in dem neugeborenen "König der Juden" einen potentiellen politischen Feind und lässt daher alle Kinder in Betlehem töten. Doch Maria und Josef sind mit dem Jesuskind bereits nach Ägypten geflohen. Nach ihrer Rückkehr aus Ägypten siedeln sie sich in Nazaret an.
Das Markus-Evangelium kennt keine Kindheitsgeschichte. Bei Johannes ersetzt der Prolog die Weihnachtsgeschichte. Er erzählt nicht von der Geburt Jesu, formuliert aber den entscheidenden Satz: "Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt."

(2) 26.12. Heiliger Stephanus

Die Weihnachtszeit umfasst mehrere Festtage. Am Sonntag nach Weihnachten feiern wir das Fest der Heiligen Familie, eine Woche nach Weihnachten, am 1. Januar, feiern wir das Hochfest der Gottesmutter, am 6. Januar ist Erscheinung des Herrn (auch Dreikönig genannt) und am Sonntag danach das Fest der Taufe des Herrn. Mit dem Fest der Taufe des Herrn endet die Weihnachtszeit und beginnt die Zeit im Jahreskreis. Das Fest der Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess) am 2. Februar bildete früher den Abschluss der Weihnachtszeit, gehört aber nach dem neuen kirchlichen Kalender nicht mehr zum Weihnachtsfestkreis.
Der 26. Dezember ist in Deutschland ein Feiertag und hat sich als 2. Weihnachtstag eingebürgert. Die Kirche feiert an diesem Tag aber das Fest der Heiligen Stephanus. Von ihm berichtet uns die Apostelgeschichte im 6. und 7. Kapitel. Stephanus gehört zu den ersten Christen in Jerusalem. Vor dem Hohen Rat hält er eine lange Rede, um den Juden zu beweisen, dass Jesus der erwartete Messias ist. Der Hohe Rat aber lässt ihn wegen Gotteslästerung zum Tod durch Steinigung verurteilen. Er ist der erste Christ, der wegen seines Glaubens hingerichtet wird, der erste Märtyrer der Kirche. Wenn wir sein Fest gleich am Tag nach Weihnachten feiern, so zeigt uns dies, dass Weihnachten mehr ist als ein schönes Fest. Der Glaube an Jesus Christus, der für uns Mensch geworden ist, soll uns zu neuen Menschen machen, die bereit sind, durch ihr Leben für diesen Jesus Zeugnis zu geben.

Weihnachten

(3) Entstehung des Festes

Die ersten Christen kannten noch kein Weihnachtsfest. Für sie war Ostern das zentrale Fest und dieses ist es ja bis heute geblieben. Doch schon die Kindheitsgeschichten der Evangelien zeigen, dass auch die ersten Christen danach fragten, wie dieser Jesus geboren worden ist. Schon den ersten Christen war klar: der Tod und die Auferstehung Jesu Christi können uns nur dann das Heil bringen, wenn Gott wirklich Mensch geworden ist, wenn er nicht in einem Scheinleib oder wie ein Geist auf Erden gelebt hat, sondern wirklich Mensch war mit Fleisch und Blut. Ohne Weihnachten kann es kein Ostern geben, das wussten die Christen von Anfang an. Es hat aber einige Zeit gedauert, bis dies auch im Festkalender der Kirche seinen Ausdruck gefunden hat.

Der genaue Entstehung des Weihnachtsfestes lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Das Fest ist ab dem Jahr 354 für Rom belegt, wurde aber wahrscheinlich bereits ab dem Jahr 335/37 dort gefeiert. Von Rom breitet sich das Fest bis zum 6. Jahrhundert in der gesamten christlichen Welt aus. Auch die Herkunft der Festlegung auf den 25. Dezember ist nicht eindeutig geklärt. Nach dem heidnischen Kalender Roms feierte man an diesem Tag den Geburtstag des unbesiegten Sonnengottes (Sol invictus). Diese Feier orientierte sich am Naturgeschehen der Wintersonnenwende. Nun werden die Tage wieder spürbar länger. Indem dieser heidnische Festtag durch ein christliches Fest ersetzt wurde, brachte man den Sieg des Christentums über das Heidentum deutlich zum Ausdruck. Nicht ein heidnischer Gott verhilft der Sonne zu neuer Kraft, sondern Christus ist das Licht der Welt.

Weihnachten

(4) Erste Weihnachtskrippe

Der Hl. Franz von Assisi bedauerte, dass das Geschehen von Weihnachten zu wenig in die Herzen der Menschen eindringt. Er hatte daher eine Idee: Er wollte den Menschen das Geschehen von Weihnachten lebendig vor Augen führen und so auch ihre Herzen anrühren. Das geschah zum ersten Mal im Jahr 1223, als Franziskus mit seinen Brüdern und den Menschen aus dem Ort im italienischen Greccio das berühmte Weihnachtsfest mit einer lebendigen Krippenszene gefeiert hat.

(5) Ochs und Esel an der Krippe

Auch Ochs und Esel, die heute in keiner Weihnachtskrippe fehlen, kamen durch den Hl. Franziskus in die Krippenszene hinein. Er hat damals gesagt: "Ich möchte mit meinen leiblichen Augen sehen, wie es war, in einer Krippe liegen und auf dem Heu schlafen, zwischen einem Ochsen und einem Esel." Ochs und Esel erinnern auch an das Wort des Propheten Jesaja: "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn." (Jes 1,3)

(6) Weihnachtsgeschenke

Weihnachten machen wir uns Geschenke, das ist nicht erst eine Erfindung unserer modernen Zeit. Ursprünglich war der Nikolaustag der Tag, an dem die Kinder Geschenke bekamen. Im Zuge der Reformation und ihrer Abschaffung der Heiligenfeste wurde der Brauch des Schenkens zunächst bei den evangelischen Christen auf das Weihnachtsfest gelegt, während die katholischen Kinder noch lange ihre Geschenke am Nikolaustag bekamen. Erst allmählich wurde auch bei Katholiken das Schenken auf das Weihnachtsfest verlegt, wie es heute bei uns üblich ist.
Das größte Geschenk, das wir an Weihnachten bekommen, ist das Kind in der Krippe. In ihm möchte uns Gott das Geschenk seiner Nähe machen und will uns zeigen, wie lieb er uns hat. Vielleicht meinen wir oft, dass wir ihn nicht brauchen in unserem Leben. Aber wenn wir ehrlich sind, könnten wir ihn manchmal vielleicht doch ganz gut brauchen, wenn er wirklich ein Gott ist, dem wir wichtig sind und auf den wir uns verlassen können. Und so ein Gott ist er ja, das hat er uns damals beim ersten Weihnachtsfest gezeigt.
Denken wir einfach an dieses Kind im Stall. Dieses Kind von Betlehem will uns auch heute beschenken. Wie damals bei den Hirten will es auch in unsere Herzen Freude bringen und Glück. Schließen wir einmal kurz die Augen und versuchen wir uns vorzustellen, wie uns das Kind aus der Krippe anlächelt und mit seinem liebevollen Blick ansieht, der zu mir sagt: Ich kenne dich, ich will dir helfen, ich will dir ganz nahe sein in deinem Leben, wohin du auch gehst, ich bin bei dir.

Weihnachten

Ante luciferum genitus

Gezeugt vor dem Morgenstern und vor aller Zeit, ist der Herr, unser Heiland, heute der Welt erschienen.

Diese Antiphon aus dem Stundenbuch der Kirche möchte ich zum Leitgedanken für die Weihnachtszeit nehmen. Christus, der ewige Gott, wird heute Mensch. Was heißt das?
Im Credo bekennen wir den Glauben an den "einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden."
Die Antiphon fasst gleichsam diese Sätze des Glaubensbekenntnisses zusammen. Der Vater hat in der Ewigkeit vor aller Zeit den Sohn gezeugt und aus beiden geht der Heilige Geist hervor. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind ein Gott, sie sind eines Wesens. Dieser eine Gott hat nach seinem Willen aus Liebe die Welt erschaffen. Der Vater erschafft die Welt durch sein Wort und dieses sein Wort ist der Sohn. So hat Christus schon seit der Erschaffung der Welt eine besondere Verbindung zu ihr. Dennoch wird es für uns Menschen immer unbegreiflich bleiben, wie der ewige Gott sich in die Zeit begeben kann, um ein Mensch zu werden wie wir. Der Sohn hat gleichsam auf sein Gottsein verzichtet, hat sich selbst entäußert. Das ist ein unergründliches Geheimnis der Liebe Gottes. Es zeigt uns, wie sehr Gott sich nach uns Menschen sehnt. Indem Gott selbst das Menschsein angenommen hat, konnte er die Menschen erlösen. In Christus hat uns Gott gezeigt, was das Ziel unseres Lebens ist. Diese Welt ist nicht das Letzte, das Heil ist nicht in dieser Welt zu finden. Diese Welt ist aber auch nicht etwas, das Gott gegenüber stehen würde. Wir glauben, dass diese Welt von Gott kommt und dass sie einmal in Gott ihre Vollendung finden wird.
Nun wird man sich vielleicht fragen, was diese Gedanken mit meinem Leben zu tun haben. Ich denke sehr viel. Wenn ich an einen Gott glaube, der es ernst meint mit dieser Welt, der die Welt so sehr liebt, dass er sich in sie hineinbegibt, und zwar nicht nur als Gott, sondern als ein Mensch wie wir, der ein hilfsbedürftiges Kind wird, allen Gefahren ausgesetzt, die jeden Menschen bedrohen, so weiß ich, daß ich niemals allein bin in dieser Welt. Gott ist der Welt so nahe, dass er jederzeit bei jedem Menschen ist, auch wenn wir das vielleicht oft nicht so konkret erfahren.
Gerade an Weihnachten wird deutlich, was in unserem Leben nicht stimmt. Je mehr der christliche Gehalt des Festes verloren geht, wird es in unserer Gesellschaft zu einem sentimentalen Familienfest, an dem all das an Harmonie nachgeholt werden soll, was das ganze Jahr über vernachlässigt wird. Das kann nicht funktionieren. Diese überzogenen Erwartungen an das Weihnachtsfest sind oft der Grund für dessen Scheitern. Medien und Kaufhäuser möchten in uns eine sentimentale Stimmung wachrufen, romantische Geschichten mit Happy End die Sehnsucht nach Idylle wecken. Doch es gibt in dieser Welt wenig wirkliche Geschichten mit einem sentimentalen Happy End. Unser Leben besteht in dem ständigen Bemühen darum, mit ihm zurecht zu kommen. Christliches Leben besteht in dem ständigem Mühen darum, ein Leben nach dem Willen Gottes zu führen. Nur, wenn wir uns das ganze Jahr über darum mühen, mit anderen Menschen in Liebe und in Frieden zu leben, kann Weihnachten für uns auch ein Fest der Liebe und des Friedens werden.
Doch nicht nur Medien und Kaufhäuser, auch die Kirche scheint in und ein Gefühl der Sentimentalität wachrufen zu wollen. Da ist die Krippe mit dem Jesuskind, Maria und Josef, Ochs und Esel, Hirten, Schafe und Engel. Die Mühsal der Herbergssuche scheint vergessen, der Stall bei Wind und Kälte scheint komfortabler zu sein als jedes Luxushotel. Wie war es wirklich, damals in Betlehem? Ob Maria wirklich so glücklich war, in der Kälte des Stalles unter Mühsal ihr Kind zu gebären, von dem ihr gesagt wurde, dass es der Erlöser der Welt sein sollte? Wird sie sich nicht im Stillen gefragt haben, was das denn für ein Gott sein soll, der unter solch ärmlichen Verhältnissen in diese Welt kommt?
Vielleicht können wir im Blick auf die Krippe verstehen, was uns die Antiphon und die Worte des Glaubensbekenntnisses für unser Leben sagen wollen. Wenn der allmächtige Gott solche Mühsal für uns auf sich nimmt und wirklich unter uns Menschen als Mensch lebt, so kann er mitfühlen mit all unserer Not, so ist er in jedem Schmerz unseres Lebens bei uns, auch wenn wir es nicht merken. Christus ist bleibend bei uns. Seine Menschwerdung ist nicht ein Ereignis, das etwa 2000 Jahre zurückliegt, sie ereignet sich auch heute. Wir feiern an Weihnachten nicht das Gedenken an ein fernes Geschehen. Wir feiern, was sich heute mitten unter uns ereignet, dass Gott auch heute Mensch wird für uns, dass er mitten unter uns ist in allen unseren Nöten und uns nicht verlässt. Wir feiern, dass er Mensch geworden ist zu unserem Heil, das wir auch heute erfahren.