Österliche Bußzeit

3.Fastensonntag A

Erste Lesung

Ex 17,3-7

In jenen Tagen dürstete das Volk nach Wasser und murrte gegen Mose. Sie sagten: Warum hast du uns überhaupt aus Ägypten hierher geführt? Um uns, unsere Söhne und unser Vieh verdursten zu lassen? Mose schrie zum Herrn: Was soll ich mit diesem Volk anfangen? Es fehlt nur wenig, und sie steinigen mich.
Der Herr antwortete Mose: Geh am Volk vorbei, und nimm einige von den Ältesten Israels mit; nimm auch den Stab in die Hand, mit dem du auf den Nil geschlagen hast, und geh! Dort drüben auf dem Felsen am Horeb werde ich vor dir stehen. Dann schlag an den Felsen! Es wird Wasser herauskommen, und das Volk kann trinken. Das tat Mose vor den Augen der Ältesten Israels. Den Ort nannte er Massa und Meriba (Probe und Streit), weil die Israeliten Streit begonnen und den Herrn auf die Probe gestellt hatten, indem sie sagten: Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht?

Zweite Lesung

Röm 5,1-2.5-8

Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Christus ist schon zu der Zeit, da wir noch schwach und gottlos waren, für uns gestorben. Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben; vielleicht wird er jedoch für einen guten Menschen sein Leben wagen. Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.

Evangelium

Joh 4,5-42

In jener Zeit kam Jesus zu einem Ort in Samarien, der Sychar hieß und nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde.
Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken!
Seine Jünger waren nämlich in den Ort gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen. Die samaritische Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern.
Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.
Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, wie seine Söhne und seine Herden?
Jesus antwortete ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.
Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen.
Er sagte zu ihr: Geh, ruf deinen Mann, und komm wieder her!
Die Frau antwortete: Ich habe keinen Mann. Jesus sagte zu ihr: Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt.
Die Frau sagte zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss.


Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Die Frau sagte zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, das ist: der Gesalbte - Christus. Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden.
Da sagte Jesus zu ihr: Ich bin es, ich, der mit dir spricht.
Inzwischen waren seine Jünger zurückgekommen. Sie wunderten sich, dass er mit einer Frau sprach, aber keiner sagte: Was willst du?, oder: Was redest du mit ihr?
Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, eilte in den Ort und sagte zu den Leuten: Kommt her, seht, da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist er vielleicht der Messias? Da liefen sie hinaus aus dem Ort und gingen zu Jesus.
Währenddessen drängten ihn seine Jünger: Rabbi, iss!
Er aber sagte zu ihnen: Ich lebe von einer Speise, die ihr nicht kennt.
Da sagten die Jünger zueinander: Hat ihm jemand etwas zu essen gebracht?
Jesus sprach zu ihnen: Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen. Sagt ihr nicht: Noch vier Monate dauert es bis zur Ernte? Ich aber sage euch: Blickt umher und seht, dass die Felder weiß sind, reif zur Ernte. Schon empfängt der Schnitter seinen Lohn und sammelt Frucht für das ewige Leben, so dass sich der Sämann und der Schnitter gemeinsam freuen. Denn hier hat das Sprichwort recht: Einer sät, und ein anderer erntet. Ich habe euch gesandt, zu ernten, wofür ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr erntet die Frucht ihrer Arbeit.
Viele Samariter aus jenem Ort kamen zum Glauben an Jesus auf das Wort der Frau hin, die bezeugt hatte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. Als die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage.
Und noch viel mehr Leute kamen zum Glauben an ihn aufgrund seiner eigenen Worte. Und zu der Frau sagten sie: Nicht mehr aufgrund deiner Aussage glauben wir, sondern weil wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt.
Lebendiges Wasser

Lebendiges Wasser

Wasser in der Wüste

In der Lesung aus dem Buch Exodus hören wir, wie das Volk nach dem Auszug aus Ägypten auf der Wanderung durch die Wüste gegen Gott und gegen Mose aufbegehrt. Nach dem triumphalen Auszug folgt nun eine mühsame Wanderung, im wahrsten Sinne des Wortes eine Durststrecke, die es zu überwinden gilt. Immer wieder murrt das Volk. In Ägypten lebten sie zwar als Sklaven, hatten aber alles, was zum Leben nötig war. Nun sind sie frei, aber es fehlt scheinbar an allem.
Sie zweifeln immer wieder daran, dass Gott sie führt. Gott hat sie aus Ägypten herausgeführt, er führt sie durch die Wüste, das heißt auch, dass er für sie sorgt. Sie aber stellen Gott immer wieder auf die Probe: Ist Gott in unserer Mitte oder nicht?
Mose soll dem Volk inmitten der trockenen Wüste Wasser schenken. Mit seinem Stock, mit dem er bereits vor den Pharao getreten ist und die Plagen gegen Ägypten heraufbeschworen hat, mit dem er beim Auszug auf das Meer geschlagen hat, woraufhin es sich gespalten hat, damit Israel trockenen Fußes hindurchziehen konnte, mit diesem Stock schlägt er nun gegen einen trockenen Felsen und solgleich fließt frisches Wasser daraus hervor, das den Durst des Volkes stillt.

Wasser aus dem Felsen - lebendiges Wasser, nach dessen Genuss man keinen Durst mehr hat, sondern selbst zur sprudelnden Quelle wird. Wasser für den leiblichen Durst - lebendiges Wasser, das unseren Lebensdurst stillt. Beides gibt Gott. Das lebendige Wasser aber ist Gottes Heiliger Geist, der uns erfrischt und uns belebt, der Geist und Sinn erneuert und uns lebendig macht, zu lebendigen Zeugen für den Gott des Lebens, der uns ein erfülltes Leben auf Erden schenkt und ewiges Leben für uns bereit hält. Davon berichtet der heutige Abschnitt aus dem Johannesevangelium.

Begegnung am Jakobsbrunnen

Jesus kam zu einem Ort in Samarien, der Sychar hieß und nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken! Seine Jünger waren nämlich in den Ort gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen. (Joh 4,5-8)

Jesus wandert mit seinen Jüngern durch Samarien. Juden waren dort nicht willkommen, ebenso wie die Samariter von den Juden gemieden wurden. Die Samariter verehren Gott auf dem Berg Garizim. Das macht sie in den Augen der Juden zu Götzendienern, da ihrer Ansicht nach Gott nur im Tempel in Jerusalem verehrt werden darf.
Doch Jesus kümmert sich nicht um diese gegenseitige Antipathie zwischen den beiden Stämmen. Auch die gesetzestreuen Juden verehren Gott nicht so, wie es ihm gebührt. Jesus öffnet den Weg zu einer neuen Gottesverehrung, die alle verbindet, Juden, Samariter und auch Heiden.
Um die Mittagszeit sind die Jünger Jesu in die Stadt gegangen, um etwas zu essen zu kaufen. Jesus bleibt allein am Brunnen zurück und spricht dort eine Frau an, die zum Brunnen kommt, um Wasser zu schöpfen. Jesus ist es, der die Initiative ergreift. Obwohl Juden nicht mit Samaritern sprechen, spricht er die Frau an. Jesus überwindet die Gegensätze und wendet sich der Frau zu, lässt sich ein auf ein Gespräch mit ihr, ja mehr noch, er bittet sie um Wasser.
Oft ist es so, dass sich Menschen öffnen, wenn jemand sie um etwas bittet. Was ich? Bin ich wirklich so wichtig? Ach so, ja, kann ich da wirklich helfen? Gerade Menschen, die sonst eher am Rand stehen, fühlen sich geehrt, wenn sie für jemanden etwas tun dürfen.
Oft denken wir: Der taugt doch eh nichts, da ist nichts zu wollen. Doch gerade solche Menschen können zu den treuesten Helfern werden.
Jesus bittet die Frau um Wasser, dabei ist gerade er selbst es, der sie beschenken will. Doch erst seine Bitte macht die Frau offen für sein Geschenk.
Jesus kommt nicht von oben herab, ach du arme Samariterin, schau, ich hab da was für dich. Nein, er zeigt zuerst der Frau ihre Würde. Du bedeutest mir etwas, du kannst mir das Wasser reichen, wir sind auf Augenhöhe.
Wir kennen ja die Sprüche, mit denen wir einteilen, ob jemand über oder unter uns steht oder auf gleicher Stufe mit uns. Wir müssen den Menschen zeigen, welche Würde sie haben, wenn wir ihnen etwas schenken wollen. Eine Gabe von oben herab ist oft entwürdigend. Jesus weiß, dass er der Frau unendlich mehr geben kann als sie ihm. Aber doch kann sie etwas für ihn tun. Sie kann ihm Wasser geben, und das ist etwas Großes.
Die Frau aber ist verwundert:

Die samaritische Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern. Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. (Joh 4,9-10)

Brunnen und Wasser sind Symbole des Lebens. Wie der Mensch zum irdischen Leben des Wassers bedarf, so bedarf er für das Leben seiner Seele des himmlischen Quells der göttlichen Gnade, der Liebe Gottes, die der Heilige Geist in uns ausgießt. Wasser ermöglicht dem Menschen das irdische Leben. Jesus aber gibt mehr. Er gibt kein Wasser, das nur kurzfristig den leiblichen Durst stillt, sondern Wasser, das unser ewiges Leben schenkt. In dieses Geheimnis weiht Jesus die Frau Schritt für Schritt ein.

Sieh aber, wie die Frau allmählich zur Höhe der Lehre geführt wird: Zuerst hielt sie ihn für irgendeinen ihr abgeneigten Juden. Dann, als sie vom lebendigen Wasser hörte, vermutete sie, dass von sinnlichen Dingen gesprochen werde. Danach, als sie lernte, dass es geistliche Dinge waren, über die gesprochen wurde, glaubte sie, dass ein bestimmtes Wasser das Durstgefühl wegnehme. Sie wusste noch nicht, was das für ein Wasser ist, sondern begehrte es, weil sie es für über das Sinnliche erhaben hielt. (Johannes Chrysostomus)
Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, wie seine Söhne und seine Herden? (Joh 4,11-12)

Noch weiß die Frau nicht so recht, was sie von dem Fremden halten soll. Vom Stammvater Jakob weiß sie, dass er groß war. Er hat in unvordenklicher Zeit diesen Brunnen gegraben, von dem die Leute immer noch Wasser schöpfen. Wie will Jesus das machen? Er hat nicht das Werkzeug dazu, einen neuen Brunnen zu graben, nicht einmal ein Schöpfgefäß, um aus dem vorhandenen Brunnen zu schöpfen. Woher will er das lebendige Wasser nehmen? Jesus aber erklärt ihr, worum es geht:

Jakobsbrunnen
Jesus antwortete ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt. Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen. (Joh 4,13-16)

Nun nimmt das Gespräch eine interessante Wende. Die Frau möchte dieses lebendige Wasser kosten. Aber wie geht das? Jesus verweist sie zunächst auf die Wunde ihres Lebens, ihre Schuld. Sie lebt in ungeordneten familiären Verhältnissen. Das muss die Frau anerkennen. Es ist kein Hindernis, für das Wasser des Lebens, sonst hätte Jesus sie nicht angesprochen. Indem sie aber ehrlich und aufrichtig ihre Sünde bekennt, erfährt sie sofort Heilung und Vergebung.

Er sagte zu ihr: Geh, ruf deinen Mann, und komm wieder her! Die Frau antwortete: Ich habe keinen Mann. Jesus sagte zu ihr: Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt. (Joh 4,16-18)

Nun erkennt die Frau, dass Jesus wirklich ein Prophet ist, kein selbsternannter Gerechter oder religiöser Fanatiker. Jesus meint es wirklich ernst und er eröffnet ihr eine neue Perspektive in ihrem perspektivenlos gewordenen Leben. Sie nutzt diese Chance aber auch, um von Jesus eine Antwort auf die große Frage zu bekommen, die zwischen Juden und Samaritern steht: wo und wie wird Gott in rechter Weise verehrt.

Die Frau sagte zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss. Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten. (Joh 4,19-24)

Die wahre Anbetung Gottes ist im Geist und in der Wahrheit. Nun ist das Gespräch auf den zentralen Punkt gekommen. Die Frau ist nun auch bereit für Jesu Selbstoffenbarung.

Die Frau sagte zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, das ist: der Gesalbte - Christus. Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden. Da sagte Jesus zu ihr: Ich bin es, ich, der mit dir spricht. (Joh 4,25-26)

Ich bin, sagt Jesus im Anklang an die alttestamentliche Offenbarungsformel Gottes: Ich bin der ich bin. Jesus sagt damit nicht, dass er dies oder jenes ist, sondern Jesus ist, er ist das Sein, er ist Gott. Ich bin Gott, ich, der mit dir redet. Du brauchst nicht fragen, ob du Gott hier oder da anbeten sollst. Gott ist jetzt bei dir und er wird immer bei dir bleiben. Das ist der entscheidende Höhepunkt dieser Perikope. Jesus offenbart sich der Samariterin als Gott. Sie erkennt und gibt Zeugnis von ihm.

Wie die Apostel nach ihrer Berufung die Netze liegen ließen, so lässt sie den Wasserkrug zurück und tut das Werk der Evangelisten; sie ruft ihm nicht nur einen, sondern den ganzen Ort. (Johannes Chrysostomus)
Inzwischen waren seine Jünger zurückgekommen. Sie wunderten sich, dass er mit einer Frau sprach, aber keiner sagte: Was willst du?, oder: Was redest du mit ihr? Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, eilte in den Ort und sagte zu den Leuten: Kommt her, seht, da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist er vielleicht der Messias? Da liefen sie hinaus aus dem Ort und gingen zu Jesus. (Joh 4,27-30)

Die Jünger sind ratlos. Jesus redet mit einer fremden Frau, noch dazu einer Samariterin. Sie haben nicht mitbekommen, was geschehen ist. Sie brauchen Zeit, sind verdutzt. Wie so oft in den Evangelien sind sie noch zu sehr im Irdischen verhaftet. Der "Höhenflug", den die Frau gerade mit Jesus erlebt hat, ist ihnen fremd. Stattdessen sind sie nun mit dem Essen aus dem Ort zurückgekommen und wollen, dass Jesus mit ihnen isst. Eine ordentliche Brotzeit statt himmlischer Speise und lebendigem Wasser. Da muss Jesus für Klarheit sorgen.

Währenddessen drängten ihn seine Jünger: Rabbi, iss! Er aber sagte zu ihnen: Ich lebe von einer Speise, die ihr nicht kennt. Da sagten die Jünger zueinander: Hat ihm jemand etwas zu essen gebracht?
Jesus sprach zu ihnen: Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen. Sagt ihr nicht: Noch vier Monate dauert es bis zur Ernte? Ich aber sage euch: Blickt umher und seht, dass die Felder weiß sind, reif zur Ernte. Schon empfängt der Schnitter seinen Lohn und sammelt Frucht für das ewige Leben, so dass sich der Sämann und der Schnitter gemeinsam freuen. Denn hier hat das Sprichwort recht: Einer sät, und ein anderer erntet. Ich habe euch gesandt, zu ernten, wofür ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr erntet die Frucht ihrer Arbeit.
Viele Samariter aus jenem Ort kamen zum Glauben an Jesus auf das Wort der Frau hin, die bezeugt hatte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. Als die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage. Und noch viel mehr Leute kamen zum Glauben an ihn aufgrund seiner eigenen Worte. Und zu der Frau sagten sie: Nicht mehr aufgrund deiner Aussage glauben wir, sondern weil wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt. (Joh 4,31-42)

Die samaritische Frau hat Jesus als den Messias erkannt. Sie hat die Leute aus ihrem Dorf geholt. Ihr Zeugnis ist nicht ohne Wirkung geblieben. Viele aus der Stadt kommen zum Glauben an Jesus.
Wenn wir uns öffnen für das Geschenk der Liebe Gottes, so fließt sie in uns über, hin zu den anderen Menschen. Wir werden zu wahrhaft Liebenden, die zuerst Gott und in Gott alles und den Nächsten wie sich selbst lieben. In dieser Liebe finden wir den Weg zum ewigen Leben.
Glauben wir als Christen nicht, wir wären besser als andere. Seien wir uns immer unserer Armseligkeit und Schwachheit bewusst. Behandeln wir nie andere von oben herab, sondern zeigen wir ihnen stets ihre Würde, die ihnen als Kindern Gottes zukommt, dann können wir wie Jesus auch Zeugen der Liebe Gottes sein.
Lebendiges Wasser zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht abgestanden ist, sondern immer frisch nachfließt. Wenn wir in uns lebendiges Wasser haben wollen, so müssen wir bereit sein zu geben. Nur im Schenken und Teilen entsteht der Raum, der frisches Wasser fließen lässt. Gott wird den Durst der Menschen, die sehnsüchtig nach dem Leben verlangen, nicht ungestillt lassen. Aber es gilt:

Wer leben will, der muss den Strom weiterleiten, damit neues Wasser nachfließen kann. Wer nicht gibt, ist unfähig zu empfangen und bleibt unfruchtbar an Herz und Geist. (Maria Calasanz Ziesche)
Römer

Gottes Liebe

Gott hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Röm 5,8)

Paulus schreibt im Römerbrief von der Liebe Gotts den Menschen. In dieser Liebe hat Gott seinen Sohn dahingegeben, um die Menschen zu erlösen. Er hat die Sünde der Welt hinweg genommen und den Menschen von einem Feind Gottes zu einem Freund Gottes gemacht. All dies hat Gott für uns getan, als wir noch Sünder waren. Jetzt aber, nachdem er uns durch den Tod Jesu Christi gerecht gemacht hat und wir Freunde Gottes sind, wieviel mehr Liebe wird er uns da noch schenken! Versuchen wir uns immer wieder neu, Gottes grenzenlose Liebe zu uns Menschen vorzustellen. Johannes Chrysostomus sagt:

Man muss also, will der Apostel sagen, um den Glauben an Gottes Liebe zu festigen, nicht an den Tod Christi allein denken, sondern auch an das, was uns durch diesen Tod zuteil geworden ist. Schon das allein, dass er für uns, die wir im Zustand der Sünde waren, gestorben ist, war der höchste Erweis von Liebe. Wenn aber klar wird, dass er in seinem Tod uns noch beschenkt, so reich beschenkt, uns, solch unwürdige Menschen beschenkt, dann offenbart das ein Übermaß von Liebe und muss den Schwachgläubigsten zum Glauben bringen. Denn kein anderer ist es ja, der uns retten soll, als der, welcher uns, als wir noch Sünder waren, so geliebt hat, dass er sich selbst dahingab. ...
Jetzt aber sind wir Gottes Freunde geworden, und wenn Gott mit uns als Feinden so schonend verfuhr, dass er seinen Sohn nicht verschonte, wie sollte er nicht auf unserer Seite stehen, nachdem wir seine Freunde geworden sind und es nicht mehr gilt, den Sohn dahinzugehen? Dass einer einen andern oft nicht rettet, kommt daher, dass er es entweder nicht will, oder, wenn er es will, nicht kann. Keines von beiden lässt sich von Gott sagen, nachdem er seinen Sohn dahingegeben hat. Dadurch hat er gezeigt, dass er uns retten will und dass er es auch kann. Er hat es dadurch gezeigt, dass er uns als Sünder gerechtfertigt hat. Was kann uns also noch ein Hindernis sein, die zukünftigen Güter zu erlangen? Gar nichts.
Die Liebe Gottes, die uns Jesus Christus offenbart hat,
sei vor unseren Augen ein lockendes Ziel,
in unseren Herzen die treibende Kraft
und unter unseren Füßen der tragende Grund.

Die Frau am Jakobsbrunnen

Die Frau steht am Brunnen
sie müht sich und plagt
schwer ist es Wasser zu schöpfen
und das Leben ist hart.

Da kommt einer daher
meint leben ist nicht schwer
meint Wasser zu haben
doch ohne Brunnen woher?

Lebendiges Wasser
das frisch ist und fließt
bleibt doch immer ein Traum nur
im kargen Land in dem du bist.

Doch Jesus redet weiter
die Frau hört und versteht
und langsam begreift sie
wie leicht leben geht.

Unser Mühen und Plagen
hat auch seinen Sinn
doch das Leben geht tiefer
vielleicht kommen wir dahin.

Du kannst es nicht machen
es wird dir geschenkt
doch du brauchst ein Gefäß
für dieses Getränk.

Du selbst musst Schale werden
die das Wasser empfängt
dann beginnt es zu strömen
bis es dich ganz durchtränkt.

So ganz durchflutet
teilst nun du Wasser aus
und im kargen Land
treibt neues Leben aus.