Das Hochfest der Verkündigung des Herrn ist ein sehr altes Marienfest. Seine Wurzeln reichen bis in das fünfte Jahrhundert zurück und der 25. März als Festtermin ist im Osten bereits in der Mitte des 6. Jahrhunderts, im Westen im 7. Jahrhundert bezeugt.
Der 25. März steht in nächster Nähe zur Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche und war daher schon immer ein bedeutsamer Tag. Er galt als erster Tag der Schöpfung. Durch die Empfängnis Christi an diesem Tag wurde er zum Beginn der Neuschöpfung, die in Tod und Auferstehung Christi ihre Erfüllung fand, weshalb der 25. März auch als der Todestag Christi gilt.
Am 25. März wurde unser Erlöser der Überlieferung nach empfangen und am 25. hat er gelitten, wie er auch am 25. Dezember geboren wurde. Nun ist an dem einen Tag die Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche und am anderen die Wintersonnenwende. Es ist angemessen, dass der, der in die Welt kam, um alle Menschen zu erleuchten, mit dem Wachstum des Lichtes empfangen und geboren wurde." (Beda Venerabilis)
Auf den Darstellungen zum heutigen Festtag sehen wir den Engel, wie er bei Maria eintritt, um ihr die Botschaft Gottes zu bringen. In der Hand hält er meist eine Lilie als Zeichen der jungfräulichen Mutterschaft Mariens. Ihre drei Blüten stehen für die Jungfräulichkeit Mariens vor, während und nach der Geburt. Oft sehen wir auch, wie der Erzengel Gabriel Maria beim Lesen eines Buches überrascht. Maria mag in die Betrachtung eines Gebetstextes versunken gewesen sein. Erschrocken blickt sie auf. Sie blickt nach oben, wo Christus in der Herrlichkeit des Himmels thront, umgeben von Engeln. Er, der Herrscher der Welt, wird herabsteigen in ihren Schoß, um von ihr als Mensch geboren zu werden. Ein unfassbares Geheimnis!
Gabriel heißt Stärke Gottes. Durch die Stärke Gottes musste der verkündet werden, der als Herr der Kräfte und mächtig im Kampf kam, um die bösen Gewalten zu überwinden." (Gregor der Große)
Der Text neben der Miniatur ist der Anfang des Psalms 25: "Ad te levavi animam meam".
Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele.
Mein Gott, auf dich vertraue ich.
Lass mich nicht scheitern,
lass meine Feinde nicht triumphieren!
Denn niemand, der auf dich hofft,
wird zuschanden.
Wir können uns gut vorstellen, wie diese Worte zum Gebet Mariens geworden sind. Sie hat auf Gott geschaut, hat Ja gesagt zu seinem Plan. Sie empfing Gottes Sohn, doch die Menschen um sie herum erkannten das Wunder nicht. In ihren Augen hatte Maria ein außereheliches Kind, was als Schande galt.
Doch Maria vertraut auf den Herrn, dass er die Macht hat, seine Pläne zu erfüllen. Sie geht mit Jesus, bis unter das Kreuz. Stets hofft sie, dass Gott größer ist, als wir Menschen es uns vorstellen können. Ihre Hoffnung wird nicht enttäuscht. Maria ist für uns alle zum Vorbild des Glaubens geworden.
Die Verkündigung des Engels an Maria, von der uns der Evangelist Lukas berichtet, ist ein unscheinbares, verborgenes Ereignis, etwas, das sich allein zwischen Gott und Maria - unter Vermittlung des Erzengels Gabriel - abgespielt hat. Und doch ist es ein Ereignis, das für die Geschichte der ganzen Menschheit entscheidend geworden ist: Gottes Sohn wird Mensch im Schoß einer Jungfrau.
Maria ist zunächst bestürzt und überrascht. Was spricht der Engel? Was nennt er mich eine Begnadete? Wie soll so etwas geschehen? Doch bei allem Erschrecken bleibt Maria mutig. Sie lässt es sich von Gabriel noch einmal erklären und sogleich erkennt sie darin den Willen Gottes.
Maria spricht ihr Ja zu Gottes Plan und empfängt Gottes Sohn. Wir können nie genug das Wunder betrachten, das hier geschehen ist. Wir denken daran dreimal am Tag, wenn wir den Angelus beten.
Es gibt viele verschiedene Arten der Gottesbegegnung - man sagt, so viele wie es Menschen gibt. Manchmal sind sie spektakulär, wie z.B. die Begegnung von Mose mit Gott im brennenden Dornbusch, manchmal ganz unscheinbar. Auch uns kann es geschehen, dass wir immer wieder oder wenigstens manchmal von einem Engel gestreift werden.
Der Mensch kann Gottes Stimme hören. Vielleicht ist das Ungewöhnliche daran nicht, dass Gott spricht, sondern dass der Mensch Gott hört. Gott möchte mit jedem Menschen ganz persönlich in Kontakt treten, doch den meisten Menschen fällt es schwer, ein offenes Ohr zu haben für Gott.
Gott hat mit jedem Menschen einen Plan. Mit manchen Menschen hat Gott etwas ganz Besonderes vor. Den größten aller Pläne hatte Gott mit Maria. Durch sie sollte Gottes Sohn Mensch werden.
Maria hatte ein offenes Ohr für Gott. Sie hörte, was Gott zu ihr sagte und sprach ihr Ja zu Gottes Willen. So kam durch sie Gottes Sohn zur Welt.
Maria,
Du hast ein offenes Ohr für Gott gehabt,
Du hast Ja gesagt zu Gottes Plan.
Hilf, dass auch wir ein offenes Ohr haben für Gott
und bereit sind, seinen Willen zu tun.
Amen.
Nach Marias Ja heißt es ganz lapidar bei Lukas: Danach verließ sie der Engel. Für Maria aber hat sich in diesen wenigen Augenblicken ihr ganzes Leben verändert. Sie ist nun nicht mehr ein einfaches junges Mädchen, sondern sie ist zu dem geworden, was sie bis heute für uns ist: die Mutter Gottes. Wie mag sich ihre Beziehung zu Gott nun verändert haben, ihr Beten zu Gott nun inniger und vertrauter geworden sein, da sie so eng mit ihm verbunden war.
Die Evangelien berichten uns wenig davon, wie sie innerlich und äußerlich darum rang, dass ihr Leben ihrer Berufung würdig war. Wir erfahren aber, dass Gott auch ihren Verlobten Joseph in den Plan mit einbezogen hat, der sich entschloß, Maria nicht zu verlassen. Wir erfahren, wie Maria zu ihrer Verwandten Elisabeth eilte, sicher um bei ihr Ruhe und Unterstützung zu finden.
Maria gelang der Übergang von der Stunde der Begegnung mit dem Engel in den Alltag. Darin ist sie uns zum Vorbild geworden, wie auch wir den Weg mit Gott in unserem Alltag gehen können. Lassen wir uns wie Maria vom Geist leiten, der das Wort in Maria wachsen ließ und sie zugleich forttrug, um zu dienen und Zeugnis zu geben.
Das Evangelium von der Verkündigung des Herrn hören wir auch am Vierten Adventssonntag im Lesejahr B.
Das Angelus-Gebet
Das Geheimnis der heutigen Festtages betrachten wir im Angelus-Gebet. Dreimal am Tag halten inne in unseren Alltag, um uns mit allen Betern auf der Welt zu einem gemeinsamen Gebet zu vereinen und der Menschwerdung Gottes zu gedenken. Dreimal am Tag, gewöhnlich morgens um 7 Uhr, mittags um 12 Uhr und abends um 19 Uhr läuten die Glocken, um uns zu diesem Gebet zu rufen:
Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft, und sie empfing vom Heiligen Geist.
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Maria sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort.
Gegrüßet seist du, Maria ...
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.
Gegrüßet seist du, Maria...
Bitte für uns, heilige Gottesmutter, auf dass wir würdig werden der Verheißungen Christi.
Lasset uns beten: Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt. Lass uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Zur Geschichte des Angelus-Gebetes
Entstanden ist das Angelus-Gebet im Mittelalter. Als früheste Erwähnung gilt der Rat des heiligen Bonaventura an seine Mitbrüder, am Abend Maria dreimal zu grüßen. Das war im Jahr 1274. Einige Zeit später, im Jahr 1318, ordnete Papst Johannes XXII. an, dass beim Abendläuten die Gottesmutter kniend durch drei Ave Maria zu grüßen sei.
Im Jahr 1456, als türkische Armeen die christlichen Länder Europas bedrohten, ordnete Papst Calixt III. besondere Gebete an, um den Beistand Gottes und Mariens anzurufen. Es wird das tägliche Mittagsläuten eingeführt, bei dem sich alle Christen im Gebet vereinen und drei Ave Maria und Vaterunser beten sollen.
Bald entstand in Rom der Brauch, neben dem Abend- und Mittagsläuten auch am Morgen zum Gebet von drei Ave-Maria zu läuten. Dieser Brauch wurde auch vom heiligen Ignatius von Loyola verbreitet, der im Jahr 1545 anordnet, "dass man dreimal zum Ave Maria läute, nämlich am Morgen, am Mittag und am Abend, damit das Volk wie in Rom bete".
Im Jahr 1571 schließlich führte Papst Pius V. das Angelusgebet in seiner heutigen Form für die ganze Kirche ein. Im Jahr 1978 betete Papst Johannes Paul II. erstmals den Angelus am Sonntag um 12 Uhr öffentlich am Petersplatz, und schuf damit eine Tradition, die von Papst Benedikt XVI. weitergeführt wird.
Das große Drama der Erlösung
spielt in jedem von uns.
Gott möchte in uns siegen.
Lassen wir ihn wirken!
Unser "Fiat", unser Ja,
gesprochen in der Nacht,
ist seine Ehre.
(Prosper Monier)