Jahreskreis A

9. Sonntag

Erste Lesung

Dtn 11,18.26-32

Mose sagte zum Volk:
Diese meine Wort sollt ihr auf euer Herz und auf eure Seele schreiben. Ihr sollt sie als Zeichen um das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf eurer Stirn werden.
Seht, heute werde ich euch den Segen und den Fluch vorlegen:
den Segen, weil ihr auf die Gebote des Herrn, eures Gottes, auf die ich euch verpflichte, hört,
und den Fluch für den Fall, dass ihr nicht auf die Gebote des Herrn, eures Gottes, hört, sondern von dem Weg abweicht, den ich euch heute vorschreibe, und anderen Göttern nachfolgt, die ihr früher nicht gekannt habt.
Ihr sollt also auf alle Gesetze und Rechtsvorschriften, die ich euch heute vorlege, achten, und sie halten.

Zweite Lesung

Röm 3,21-28

Jetzt ist unabhängig vom Gesetz die Gerechtigkeit Gottes offenbar geworden, bezeugt vom Gesetz und von den Propheten: die Gerechtigkeit Gottes aus dem Glauben an Jesus Christus, offenbart für alle, die glauben.
Denn es gibt keinen Unterschied. Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus. Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam durch Glauben.
Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch gerecht wird durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes.

Evangelium

Mt 7,21-27

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten, und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!
Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.
Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.
Nicht jeder, der zu mir sagt: "Herr! Herr!", wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. (Mt 7,21)

Wehe den Schmeichlern! Wir kennen solche Menschen, die nach oben hin den Diener machen, um sich bei den Mächtigen einzuschmeicheln, um dann von deren Gunst zu profitieren. Viele Mächtige umgeben sich lieber mit solchen Schmeichlern als mit Kritikern. Auch hat der Reiche scheinbar viele Freunde, weil viele von seinem Reichtum profitieren wollen. Den wahren Freund aber erkennt man in der Not. Wenn man nichts Materielles mehr zu bieten hat, werden sich die Schmeichler schnell abwenden, denn sie waren ja nur an ihrem eigenen Gewinn interessiert und nicht am anderen Menschen.
Manche glauben, dass sie auch Gott so schmeicheln können und mit Heuchelei von seiner Gunst profitieren können. Sie geben sich nach außen hin besonders fromm, doch in ihrem Herzen lassen sie sich nicht auf Gott ein. Sie erwarten, dass sie für ihre scheinbare Frömmigkeit von Gott irdischen Lohn erhalten, Reichtum, Gesundheit, langes Leben. Was es aber bedeutet, nach Gottes Willen zu leben, darauf wollen sie sich nicht einlassen. Ihnen geht es nicht um Gott, sondern nur um ihren persönlichen Vorteil. Jesus aber blickt in das Herz eines jeden Menschen, bei ihm ihn kann man sich nicht einschmeicheln. Jesus verurteilt kein anderes Verhalten so sehr wie die Heuchelei. Wer Jesus nur mit den Lippen bekennt, sein Herz aber vor ihm verschließt, ist noch schlimmer dran als ein ungläubiger Mensch.

Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes! (Mt 7,22-23)

Auch Wundertaten, die im Namen Gottes vollbracht werden, sind kein hinreichendes Zeichen für einen wahren Verkündiger Gottes. Die Kraft, Wunder zu tun, kann auch andere Quellen haben. Gerade wenn sich der Wundertäter selbst in den Mittelpunkt stellt, ist Vorsicht geboten.

Man soll also begreifen, dass an einem Menschen die Liebe und die Demut, nicht aber wunderbare Kräfte zu verehren sind. Sollten daher bei Irrlehrern Wunder vorkommen, so gibt die heilige Kirche darauf nichts; denn sie weiß, dass diese Dinge nicht die Gestalt der Heiligkeit darstellen. Die Probe auf die Heiligkeit ist nicht, Zeichen und Wunder zu wirken, sondern seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst, von Gott die Wahrheit zu denken, und von seinem Mitmenschen Besseres als von sich selbst. (Gregor der Große)
Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. (Mt 7,24)

Hören und Tun müssen zusammen gehen. Wie wichtig es ist, das Wort Gottes immer vor Augen zu haben, sagt uns das Buch Deuteronomium. Dort heißt es:

Bergpredigt
Diese meine Worte sollt ihr auf euer Herz und eure Seele schreiben. Ihr sollt sie als Zeichen um das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf eurer Stirn werden. (Dtn 11,18)

So binden sich in wörtlicher Befolgung dieser Stelle fromme Juden die Worte der Tora an Handgelenk und Stirn. Das soll sie allezeit an die Worte Gottes erinnern: "Höre Israel! Der Herr, unser Gott, der Herr ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft." (Dtn 6,4-5) Doch das Festmachen dieser Worte an Handgelenk und Stirn macht noch nicht zu einem gläubigen Menschen. Wichtiger ist, dass der Mensch die Worte Gottes in sein Herz und seine Seele schreibt, dass sie sein ganzes Leben bestimmen, er sie nicht nur vor sich hat, sondern auch danach lebt. Der Schmuck mit den Worten Gottes muss eine ständige Erinnerung sein an die Forderung Gottes, diese Worte auch zu leben.

Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört. (Mt 7,25-27)

Jesus gebraucht hier ein Beispiel, das allen Menschen vertraut war. Die Häuser waren damals bei weitem nicht so massiv gebaut, wie unsere Häuser heute. Es gab noch keine verbindlichen Normen für den Hausbau. Jeder baute so, wie es seinem Wissen und seinen Mitteln entsprach. Manche bauten ihre Häuser einfach auf den Boden. In der Trockenheit war dieser Boden fest, aber wenn ein Unwetter kam, wurde der Boden weich und somit verlor das ganze Haus seine Stabilität, wurde zusätzlich noch vom Wind geschüttelt und stürzte schließlich ein. Ein guter Bauherr prüft zunächst den Grund, ob der auch wirklich für den Hausbau taugt.
Wenn wir uns diese Verse genau ansehen, entdecken wir eine Parallelität. Die Häuser der beiden Männer sind gleichermaßen dem Wolkenbruch, Wassermassen und Stürmen ausgeliefert. Jesus sagt nicht, dass der, der seine Worte hört und danach handelt, davor bewahrt bliebe.

Kein Mensch, ob Gläubiger und Ungläubiger, wird hier auf Erden von Leid, Krankheit und anderer Mühsal verschont bleiben. Krankheit ist keine Strafe für Unglauben, genauso wie Gesundheit keine Belohnung für ein gutes Leben ist. Wir können den Unterschied zwischen Glauben und Unglauben nicht am irdischen Wohlergehen fest machen.
Den Unterschied, worauf das Haus gebaut ist, erkennt man daran, wie es aus all den Widrigkeiten hervorgeht. Der gläubige Mensch wird anders mit den Mühsalen des Lebens umgehen als der unvernünftige. Wer die Worte Jesu hört und danach handelt, wer also im wahren Glauben ganz auf Gott vertraut und ihn als Herrn seines Lebens anerkennt, den kann irdische Mühsal nicht wirklich erschüttern. Er weiß sich ganz in Gottes Hand. Er weiß, dass er sein Leben auf einem unerschütterlichen Felsen gegründet hat. Er weiß, dass ihn keine Mühsal und Not von dem Gott trennen kann, der selbst auf dieser Erde Leid und Tod erfahren hat.
Ein bloßes Lippenbekenntnis zu Gott, das nicht ins Herz geht, kann dies nicht verstehen. Der Schmeichler hatte sich ja von Gott seinen eigenen materiellen Vorteil erhofft. Er kann nicht verstehen, wie Gott und Leid zusammen gehen. Daher wendet er sich von Gott ab, sein Haus stürzt ein und was bleibt ist die Verzweiflung.
Sicher, auch dem, der wirklich glaubt, fällt es nicht leicht, Leid zu ertragen. Er ist sicher auch oft nahe daran, an Gott zu verzweifeln. Doch er vertraut darauf, dass Gott ihn stets vor der letzten Verzweiflung bewahrt. Gott wird in jedem Leid Trost spenden, wenn Wassermassen und Stürme noch so toben, sie bringen das Haus des Gerechten nicht zum Einsturz. Es ist freilich nicht ausgeschlossen, dass es dem Menschen auch materiell gut geht, wenn er sich auf ein Leben mit Gott einlässt. Ganz im Gegenteil. Ein gläubiger Familienvater beispielsweise darf auf Gott vertrauen, dass er für das Wohlergehen seiner Familie sorgt. Wir dürfen uns von Gott aber nicht allein irdischen Lohn erhoffen. Wer sich ganz dem Willen Gottes überlässt, wird auf Erden mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Doch im festen Vertrauen auf Gott kann er sie alle bestehen. Auch wenn es nach irdischen Kriterien unlogisch erscheint, sein Haus wird letztlich mehr Bestand haben, als das Haus dessen, der allein nach irdischen Maßstäben gerechnet hat. Das Leben mit Gott ist spannend und hält immer wieder neue Überraschungen bereit. Es lohnt sich, sich darauf einzulassen.

Mein Gott, wie oft baue ich mein Leben auf Sand, wie oft gerät es ins Wanken, weil das Fundament nicht hält.
Es werden so viele Worte gemacht, so viele Versprechungen, so viele Ankündigungen. Oft verlasse ich mich darauf. Und oft werde ich enttäuscht.
Dann will ich mich an dich halten, Herr, an dein Wort, das du mir schenkst. Hilf mir, Herr, damit mein Leben aufzubauen, das so jeder Herausforderung standhält.