Jahreskreis B

7. Sonntag

Erste Lesung

Jes 43,18-25

So spricht der Herr:
Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten.
Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?
Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe und Straßen durch die Wüste.
Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm verkünden.
Jakob, du hast mich nicht gerufen, Israel, du hast dir mit mir keine Mühe gemacht. Du hast mir mit deinen Sünden Arbeit gemacht, mit deinen üblen Taten hast du mich geplagt.
Ich, ich bin es, der um meinetwillen deine Vergehen auslöscht, ich denke nicht mehr an deine Sünden.

Zweite Lesung

2Kor 1,18-22

Gott ist treu, er bürgt dafür, dass unser Wort euch gegenüber nicht Ja und Nein zugleich ist.
Denn Gottes Sohn Jesus Christus, der euch durch uns verkündigt wurde - durch mich, Silvanus und Timotheus -, ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in ihm ist das Ja verwirklicht.
Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat. Darum rufen wir durch ihn zu Gottes Lobpreis auch das Amen.
Gott aber, der uns und euch in der Treue zu Christus festigt und der uns alle gesalbt hat, er ist es auch, der uns sein Siegel aufgedrückt und als ersten Anteil am verheißenen Heil den Geist in unser Herz gegeben hat.

Evangelium

Mk 2,1-12

Als Jesus nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er wieder zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort.
Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab.
Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!
Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott?
Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher?
Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause!
Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.
Neu

Seht ich mache alles neu

Diese Worte des Propheten dürfen uns zuversichtlich stimmen. Gott ist es, der uns unverdienterweise immer wieder die Versöhnung anbietet, wenn wir uns von ihm abgewandt haben. Er ist bereit, unsere Sünden zu vergessen, wenn wir von ganzem Herzen uns ihm wieder zuwenden.

Angesichts dessen gilt es für uns, zwei Fehler zu vermeiden. Der eine Fehler besteht darin, dass wir Gott nicht zutrauen, dass er uns vergibt. Da sind Menschen, die von ganzem Herzen ihre Sünden bereuen, beichten und sich bemühen, das was sie an Schlechtem getan haben, soweit es in ihren Kräften steht wieder gutzumachen, aber dennoch daran zweifeln, dass Gott ihnen vergeben könnte. Ihnen ruft Gott durch den Propheten zu: denkt nicht mehr an das, was früher war!

Leicht lassen wir uns aber auch zu einem anderen Fehler verführen indem wir denken: ich kann ja zur Beichte gehen, da muss ich mir jetzt keine Mühe geben und kann diese Sünde begehen. Wir sollten nicht leichtfertig mit der Barmherzigkeit Gottes umgehen. Wir können zwar immer wieder umkehren, aber dennoch erwartet Gott von uns, dass wir dann als bekehrte Menschen leben. Das Neue, das Gott macht, besteht nach den Worten des Propheten darin, dass das Volk seinen Ruhm verkündet. Und was ist das anderes als ein Leben nach seinem Willen?

Das Evangelium kann uns helfen, dies tiefer zu verstehen. Durch die Hilfe von Freunden kommt der Gelähmte zu Jesus. Er braucht nichts zu tun, für Jesus genügt sogar, dass er den Glauben der Freunde sieht. Bevor er sein äußeres Leiden heilt sagt Jesus: Deine Sünden sind dir vergeben. Jesus möchte, dass wir das Leben in Fülle haben und dabei ist das Entscheidende, dass unser Inneres, das unser Menschsein ausmacht, gesund ist. Gott möchte alles, mit dem wir uns selber im Weg stehen, was uns hindert, auf unsere Mitmenschen zuzugehen und was vor allem auch zwischen uns und Gott steht, von uns nehmen. Dies ist eben die Sünde und ihre Folgen. Lassen wir Gott diese Befreiung an uns wirken. Nur so können wir als erlöste Menschen leben.

Gott kann auch die äußere Gesundheit schenken, aber dennoch bleibt Krankheit im Leben des Menschen nicht aus. Wenn wir aber im Innern gesund und mit Gott verbunden sind, können wir diese Leiden mit ihm vielleicht leichter ertragen.

Heilung des Gelähmten

Was ist leichter?

Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher!

Für uns, denke ich, ist beides gleich schwer. Keiner von uns würde es sich zutrauen, nur durch sein Wort einen Gelähmten zu heilen und keiner wird es sich anmaßen, einem anderen in seinem Namen die Sünden zu vergeben.
Als Anmaßung haben auch die Schriftgelehrten das Verhalten Jesu empfunden. Zur Sündenvergebung bedarf es einer Vollmacht. Diese Vollmacht hat letztlich nur Gott. Wenn Jesus Sünden vergibt, stellt er sich damit Gott gleich. Das war für die Schriftgelehrten damals ein unvorstellbares Verhalten. Wir aber glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist und die Vollmacht hat, Sünden zu vergeben. Diese Vollmacht hat er weitergegeben an die Kirche, an die Priester, die auch heute noch im Namen Jesu die Sünden vergeben.
Der Bericht von der Heilung des Gelähmten ist sehr spannend. Da bringen vier Männer einen Gelähmten, wollen unbedingt zu Jesus, doch sie kommen nicht zu ihm, weil einfach zu viele Leute sein Haus belagern. Doch sie geben nicht auf. Sie finden eine Lösung. Sie decken einfach das Dach ab und lassen den Gelähmten direkt vor die Füße Jesu herunter.
Kennen sie das, wenn man etwas wirklich will, wenn man sich von nichts und niemand von etwas abbringen lassen will und voll und ganz überzeugt ist, dass man das richtige tut und irgendwie weiß, dass es auch gelingen wird? So ähnlich muß es da gewesen sein. Als Jesus ihren Glauben sah ... heißt es. Sie haben nicht an ihrem Erfolg gezweifelt, ihren kranken Freund zu Jesus bringen zu können. Sie haben nicht daran gezweifelt, dass Jesus ihn heilen wird.
Doch was passiert? Anstatt den Gelähmten zu heilen sagt Jesus zu ihm: Deine Sünden sind dir vergeben. Und es passiert scheinbar erstmal garnichts. Was mögen sich die vier Freunde des Gelähmten gedacht haben? Was die umherstehende Menge? Gedacht haben sich die Schriftgelehrten etwas und Jesus hat ihre Gedanken erkannt. Er spricht sie direkt darauf an.

Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher!

Eine äußerliche Heilung ist sicher publikumswirksamer, weil ihr Erfolg direkt sichtbar ist, die Vergebung der Sünden aber ist auf den ersten Blick nicht sichtbar. Hätte Jesus den Gelähmten einfach nur geheilt, wären wohl alle zufrieden gewesen, die vier Freunde des Gelähmten hätten erreicht, was sie wollten und die Menge hätte ein weiteres Wunder Jesu miterlebt.
Doch Jesus geht nicht den leichteren Weg. Er will den Menschen zeigen, dass es nicht nur auf das äußerlich sichtbare ankommt. Es ist nicht genug, einen Menschen nur äußerlich heil zu machen und es ist nicht genug, in Jesus nur den frommen Wunderheiler zu sehen. Jesus ist der Sohn Gottes, er ist selbst Gott und wenn er einen Menschen heilt, dann heilt er ihn ganz.

Ja-Amen

Der Anspruch Jesu, Gott zu sein und Sünden vergeben zu können hat Konsequenzen für ihn. Sünden kann nur Gott vergeben. Kein Mensch kann sich selbst und andere von den Sünden erlösen. Wir sind erlöst, weil in Jesus Gott selbst unsere Sünden auf sich genommen hat und sie getragen hat an das Holz des Kreuzes. Der Anspruch Jesu, Sünden zu vergeben, führt zu seinem Tod am Kreuz und gerade sein Tod am Kreuz ist es, durch den er uns Menschen von unseren Sünden erlöst hat.

Jesus geht es um den ganzen Menschen. Die Vergebung der Sünden ist schwerer als die körperliche Heilung, weil sie den beschwerlichen Weg Jesu ans Kreuz zur Folge hat. Doch Jesus hat diesen beschwerlicheren Weg gewählt und dadurch nicht nur einen Menschen körperlich geheilt, sondern uns allen das Heil gebracht. Jesus ist den beschwerlichen Weg bis ans Kreuz gegangen für die Erlösung aller Menschen. Er ist ihn gegangen auch für uns Menschen hier und heute.
Wenn wir uns dessen bewusst werden, was es bedeutet, dass Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch ist und wenn wir glauben, dass er uns erlöst hat, dass er uns ganz heil machen kann, dann dürfen auch wir wie die Leute damals ins Staunen kommen: So etwas haben wir noch nie gesehen.

"Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!" (Mk 2,5)
Sünde ist das, was einen Menschen lähmt,
sie steht zwischen ihm und seinen Mitmenschen,
zwischen ihm und seinem Gott.
Die Sünde hält den Menschen in sich gefangen
und stört seine Beziehungen nach außen.
Sünde ist der Schatten über dem Licht der Liebe.
Die Befreiung von der Sünde befreit den Menschen aus seinem Kerker
und lässt das Licht der Liebe wieder neu zu ihm dringen.
Erlösung macht frei für Begegnung mit Gott und dem Mitmenschen.
Jesus schenkt uns diese Befreiung, er spricht uns die Erlösung zu -
kostenlos und unverdient.
Er wartet auf uns, dass wir zu ihm kommen -
vielleicht auch über manche Umwege und über Hindernisse hinweg.
Er sehnt sich danach, uns das Wort der Erlösung zu sagen:
"Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben."