Die Heiligen

17.3. Patrick von Irland

Patrick von Irland

Patrick von Irland
um 400-461/491
Bischof
Glaubensbote

Die Lebensgeschichte des Heiligen Patrick ist eine Geschichte voll Hoffnung. In einer Zeit des Niedergangs, in der altgewohnte Strukturen zerbrachen, neue Völker die Herrschaft übernahmen und der Blick in die Zukunft ungewiss war, trägt er den Glauben an den einen Gott weiter an Völker, die diesen Gott bisher nicht kannten. Eine neue christliche Nation entsteht, aus der später wiederum Glaubensboten ausziehen werden, um den Glauben in anderen Gegenden zu stärken. Gottes Wege mit dem Menschen führen auch mitten durch die Umbrüche unserer Zivilisation hindurch. Aber Gott braucht Menschen, die sich ganz auf ihn einlassen und ihm nachfolgen, damals wie heute.

Ich ging mit der Kraft Gottes, der mir den Weg zum Guten in mir wies.

Dieser Satz aus der Lebensgeschichte des hl. Patrick kann auch für jeden von uns wegweisend sein. Gottes Kraft führt jeden, der bereit ist, sich führen zu lassen. Wenn auch die Wege Gottes mit den Menschen manchmal unergründlich scheinen, Gott will stets das Gute in uns zur Entfaltung bringen, was in uns grundgelegt ist. Auch wenn der Weg mit Gott manchmal hart erscheint, am Ende steht die Fülle des Glücks.
Der hl. Patrick war nicht der erste christliche Missionar in Irland, er konnte auf dem Werk anderer weiterbauen. Aber seine Missionierung hat das Land am deutlichsten geprägt und seine Persönlichkeit ist den Menschen dieses Landes am stärksten in Erinnerung geblieben. Weltweit feiern die Iren bis heute am 17. März ihren Nationalheiligen, der ihrem Land im 5. Jahrhundert den christlichen Glauben gebracht hat. Damals war die Insel von einzelnen kriegerischen Keltengruppen besiedelt, die von fünf Stammeskönigen regiert wurden. Die Römer, die große Teile Britanniens erobert hatten, pflegten zwar Handelsbeziehungen mit der Insel, aber hatten nie konkrete Pläne, diese zu erobern.
Patrick stammt aus dem römischen Teil Britanniens. Zur Zeit seiner Geburt gegen Ende des 4. Jahrhunderts befand sich die römische Herrschaft in Britannien im Niedergang. Es begann eine dunkle Zeit, über die wir nur wenig Informationen haben. Immer wieder fielen plündernde Stämme über die immer schutzloseren Dörfer und Städte her. Bei einem dieser Raubzüge wurde auch Patrick vom irischen König Niall of the Nine Hostages nach Irland verschleppt und in die Sklaverei verkauft. Patrick war damals 16 Jahre alt und musste nun sechs Jahre lang als Hirte am Berg Slemish im County Antrim dienen.
In seiner Confessio, aus der ich nun immer wieder zitieren werde, führt Patrick dieses Unglück auf den Unglauben zurück. Sein Schicksal lässt ihn aber nicht verzweifeln, sondern er wendet sich auf ganz neue Weise Gott zu und erfährt so bisher ungeahnte Kräfte für sein Leben. Er schreibt:

Hier war es auch, dass Gott mir zu verstehen gab, wie immens mein Unglaube war. Und so bekannte ich meine Sünden, wenn auch spät, und wandte mich mit ganzem Herzen dem Herrn, meinem Gott zu. Er blickte auf meine demütige Existenz hinab und zeigte Erbarmen mit meiner Jugend und Unwissenheit. Er bot mir Schutz, noch bevor ich ihn erkannt und Weisheit erlangt hatte und zwischen Gut und Böse zu unterscheiden vermochte. Er gab mir Kraft und tröstete mich wie ein Vater seinen Sohn.

Patrick sieht sich selbst als einen Unwissenden und Ungebildeten vom Land. Da aber sein Großvater ein Priester war und sein Vater Diakon und römischer Beamter, wird man auch bei Patrick eine gewisse Bildung vermuten dürfen, wenn auch in seiner Jugendzeit die Möglichkeiten, Bildung zu erwerben, infolge des allgemeinen Niedergangs sehr begrenzt waren.

Bin ich also im Grunde ein Mann vom Land, ein Flüchtling und ungebildet, jemand, der nicht weiß, sich um die Zukunft zu sorgen, so weiß ich doch das eine ganz genau, dass ich, bevor ich in Demut versank, wie ein Stein im tiefen Sumpf lag. Dann kam der Herr mit Macht und in seiner Barmherzigkeit nahm er mich auf, hob mich empor und legte mich oben auf die Mauer. Deshalb muss ich es laut rufen und Gott auf diese Weise danken für seine großen Wohltaten, hier und jetzt und für immer, für das, was der menschliche Geist nicht fassen kann.

Wie ein Stein im Sumpf, so war das Leben des hl. Patrick bis zu seiner Bekehrung in Dunkelheit gehüllt. Er sah keinen Weg, sah kein Licht, das ihm die Richtung wies. Er kannte keinen Elan, sondern nur Niedergeschlagenheit wegen des allgemeinen Niedergangs. Aber Gott hebt ihn empor, oben auf die Mauer, von wo er in die Weite sehen kann und vom Licht erleuchtet wird.
Die Zeit als Hirtensklave nutzt Patrick zu intensivem Gebet und findet so zu einer innigen Begegnung mit Gott:

Als ich nach Irland gekommen war, musste ich täglich Schafe hüten. Ich betete oftmals am Tag und die Liebe zu Gott wie die Furcht vor ihm erfassten mich mehr und mehr. Mein Glaube wurde stärker und mein Geist ward getrieben, so dass ich an nur einem Tag bis zu hundert Gebete sprach und nachts fast ebenso viele, egal ob ich nun im Wald oder in den Bergen weilte. Ich stand vor Sonnenaufgang auf, um in Schnee, Eis und Regen zu beten. Ich fühlte keinen Schmerz, noch befiel mich Trägheit, und erst jetzt sehe ich, dass der Geist damals in mir glühte.

Gott offenbart ihm auch, dass er wieder in seine Heimat zurückkehren wird. Nach sechs Jahren ergreift er die Flucht von seinem Herrn und wandert an die Küste, wo Gott ihm ein Schiff verheißen hat.

Ich ging mit der Kraft Gottes, der mir den Weg zum Guten in mir wies, und ich hatte keine Furcht, bis ich beim Schiff ankam. Als ich ankam, setzte das Schiff ab. Ich fragte, ob ich mit ihnen fahren durfte. Doch das missfiel dem Kapitän, und er antwortete unfreundlich und zornig: "Wage es nicht, mit uns zu kommen!" Als ich dies vernommen hatte, ging ich wieder fort von ihnen, dahin, wo ich mir eine bescheidene Unterkunft genommen hatte. Auf meinem Weg begann ich zu beten, und noch bevor ich mein Gebet zu Ende gesprochen hatte, hörte ich einen von ihnen laut hinter mir her rufen: "Komm schnell! Die Leute hier rufen dich!" Ich kehrte sofort um, und sie begannen auf mich einzureden: "Komm! Wir nehmen dich mit. Wir vertrauen dir. Lass uns Freundschaft schließen, wie es dir beliebt."

Nach der Überfahrt nach Britannien wandern sie durch menschenleeres Gebiet. Die Männer vom Schiff waren Heiden, Patrick aber bekannte sich vor ihnen als Christ. Als den Leuten nach einem Monat der Proviant ausging, wandten sie sich an Patrick:

"Was ist los, Christenmensch? Du behauptest, dein Gott sei groß und allmächtig. Warum betest du dann nicht für uns? Wir leiden Hunger und ringsum ist kein Hinweis auf eine Menschenseele zu finden." Ich antwortete ihnen mit Zuversicht: "Wendet euch gläubig und mit ganzem Herzen dem Herrn zu, denn nichts ist ihm unmöglich. Bittet ihn, dass er euch heute noch etwas zu essen schicken möge auf eurem Weg und dass es für alle genug sei, denn überall hat er reichlich davon." Und mit Gottes Hilfe kam es tatsächlich so: Vor unseren Augen erschien mitten auf dem Weg eine Herde Schweine. Sie schlachteten eine große Zahl davon und rasteten zwei Nächte lang und alle wurden gestärkt.

Durch die Hilfe Gottes gewinnt Patrick an Ansehen und die Männer haben ein erstes Zeichen des Christengottes erhalten. Nach einigen Tagen treffen sie auf ein Dorf und nach längerer Zeit gelingt es Patrick, in seinen Heimatort zu seinen Eltern zurückzukehren. Patrick hat immer wieder Erscheinungen, aber auch heftige Versuchungen des Teufels quälen ihn. Nach einiger Zeit hat er eine Vision, die erneut für sein Leben richtungsweisend wird:

Ich hatte in der Nacht die Vision eines Mannes, der aus Irland zu kommen schien. Sein Name war Victoricus, und er hatte unzählige Briefe bei sich, von denen er mir einen überreichte. Ich las den Anfang des Briefes, wo geschrieben stand: "Aufruf der Iren", und wie ich zu lesen anfing, da war mir, als hörte ich die Stimmen derer, die in der Nähe des Waldes von Foklut waren, der am westlichen Meer gelegen ist. Sie riefen wie aus einem Mund: "Wir bitten dich, heiliger Junge, komm und sei bei uns." Das traf mich in meinem tiefsten Herzen und ich konnte nicht weiterlesen. Da wachte ich auf. Gott sei es gedankt, dass der Herr ihnen viele Jahre später gewährte, wonach sie verlangten.
Patrick von Irland

Zunächst ging Patrick nach Frankreich, wo er in Auxerre beim Heiligen Germanus den christlichen Glauben tiefer kennenlernte und zum Priester geweiht wurde. Germanus hat Patrick auch im Jahr 432 zum Bischof geweiht, andere Quellen berichten von einer Bischofsweihe durch Papst Coelestin I. in Rom. Somit war er mit allen kirchlichen Würden ausgestattet, um als Nachfolger des Bischof Palladius die Missionierung Irlands fortzusetzen. Dazu erhielt er die offizielle Erlaubnis von Laoghaire, den Hochkönig von Irland und Sohn von Niall of the Nine Hostages, der ihn einst gefangen genommen hatte. Ungewiss bleibt, ob der König die Missionierung nur gebilligt hat, oder selbst Christ geworden ist. Auf jeden Fall sind Patrick und seine Schüler in den zwei bis drei Jahrzehnten ab 432 in fast alle Ecken Irlands gereist und haben das Land bis zum Ende des 5. Jahrhunderts zu einer christlichen Nation gemacht.

Ich begab mich überall in viele Gefahren, ging bis in die abgelegensten Gegenden, jenseits derer niemand mehr wohnt und wo noch nie jemand hingekommen war, um zu taufen oder Geistliche zu weihen oder Menschen im Glauben zu festigen. Weil es mir durch Gott gegeben war, habe ich dies alles mit Eifer und größter Freude für euer Seelenheil getan.

Allzu oft hat es ihn in das christliche Gallien oder seine Heimat Britannien gezogen, aber er bleibt seiner Berufung treu, dem irischen Volk den Glauben zu bringen.

So hoffe ich, getan zu haben, was von mir verlangt wurde. Aber ich traue mir selber nicht, solange ich in diesem todgeweihten Körper lebe. Denn stark ist er, der täglich versucht, mich von meinem Glauben abzubringen und von den Geboten der wahren Religion, denen ich mich bis an mein Lebensende verschrieben habe für Christus meinen Herrn. Doch das uns feindlich gesonnene Fleisch zieht uns immer zum Tod hin, verbotene Gelüste zu befriedigen. Ich bin mir in gewisser Weise bewusst, dass ich kein perfektes Leben geführt habe, wie es andere Gläubige zu tun vermochten. Doch bekenne ich dies vor meinem Herrn und ich erröte nicht vor seinem Angesicht, weil ich nicht lüge: Seit ich ihn in meiner Jugendzeit kennenlernte, wuchs meine Liebe zu Gott und meine Furcht vor ihm, und bis zum heutigen Tag habe ich mit Gottes Hilfe meinen Glauben bewahrt.

Menschen, die bis vor kurzem nichts von Gott wussten und nur Götzenbilder und andere Gegenstände anbeteten, wurden zum Volk Gottes und Söhne Gottes genannt. Viele Söhne und Töchter der irischen Stammesfürsten wurden Mönche und Jungfrauen Christi. Patrick förderte die Berufungen. Besonders lag ihm daran, für seine Arbeit keinen irdischen Lohn anzunehmen. Geschenke frommer Menschen wies er ab und gab sie ihnen zurück.

Ich habe immer versucht, mich einigermaßen in Acht zu nehmen, auch im Hinblick auf meine christlichen Brüder und die Jungfrauen Christi und die religiösen Frauen, die mir von sich aus Geschenke brachten und ihre Schmuckstücke auf dem Altar ausbreiteten. Ich gab sie ihnen wieder zurück, und es verärgerte sie, dass ich es tat. Doch ich tat es in der Hoffnung auf immerwährendes Heil, und um mich in jeder Hinsicht gewissenhaft zu schützen, damit man mir als dienendem Amtsträger nicht den Vorwurf der Bestechlichkeit machen konnte und damit ich den Ungläubigen nicht den geringsten Anlass gab, mich zu verdächtigen oder zu verleumden.

Sicher hatten Patrick und seine Gefährten auch viele Gegner. Vor allem die Druiden, bisher die religiösen Führer des Volkes, wollten ihren Einfluss nicht ohne weiteres aufgeben. Doch mit ihrem authentischen Leben und einem festen Glauben konnten Patrick und seine Gefährten die Menschen überzeugen. Ein weiterer Aspekt für den Erfolg Patricks war sicher auch, dass er während seiner Gefangenschaft die irische Sprache erlernt hatte und von Anfang an den christlichen Glauben in der Landessprache verkündet hat. Somit erschien den Irden das Christentum nicht als etwas Fremdes, sondern schon bald als etwas sehr Vertrautes.
Er verkündete den Glauben so, dass die Menschen ihn verstehen konnten. Ein Beispiel dafür ist der Shamrock, eine Art dreiblättriges Kleeblatt, das in dieser Form nur in Irland wachsen soll. Mit ihm soll Patrick den Iren das Geheimnis der Dreifaltigkeit erklärt haben. Der Shamrock ist zu einem Nationalsymbol Irlands geworden.
Am Ende seiner Confessio schreibt Patrick:

Ich übergebe mein Leben nun meinem treuesten Gott, für den ich missionarisch unterwegs bin. ... Er möge es niemals zulassen, dass ich sein Volk verliere, das er in den entlegensten Gegenden dieser Welt für sich gewonnen hat. Ich bete zu Gott, dass er mir die Ausdauer gibt und dass er mich seinen zuverlässigen Zeugen sein lässt bis an mein Lebensende. ...
Wieder und wieder möchte ich mit wenigen Worten mein Bekenntnis ablegen: Ich bezeuge in Wahrheit und mit der Freude meines Herzens vor Gott und seinen heiligen Engeln, dass ich nie einen anderen Grund hatte als das Evangelium und seine Verheißungen, warum ich jemals zu dem Volk zurückgekehrt bin, dem ich zuvor nur mit Mühe entkommen war.

Hier wird die Liebe des hl. Patrick zum irischen Volk deutlich, dem er mit ganzem Eifer den Glauben an den einen Gott verkündet hat. Er starb nach einem erfüllten Leben. Zeit und Ort seines Todes lassen sich nicht zweifelsfrei identifizieren. Die meisten Quellen deuten aber darauf hin, dass Patrick am 17. März im Jahr 461 gestorben ist.