Osterzeit

Vierter Sonntag

1.Lesung A

Apg 2,36-41

Am Pfingsttag trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden:
Mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel: Gott hat ihn zum Herrn und Messias gemacht, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.
Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz, und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder?
Petrus antwortete ihnen: Kehrt um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung und all denen in der Ferne, die der Herr, unser Gott, herbeirufen wird.
Mit noch vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie: Lasst euch retten aus dieser verdorbenen Generation! Die nun, die sein Wort annahmen, ließen sich taufen. An diesem Tag wurden ihrer Gemeinschaft etwa dreitausend Menschen hinzugefügt.

1.Lesung B

Apg 4,8-12

Da sagte Petrus zu ihnen, erfüllt vom Heiligen Geist:
Ihr Führer des Volkes und ihr Ältesten! Wenn wir heute wegen einer guten Tat an einem kranken Menschen darüber vernommen werden, durch wen er geheilt worden ist, so sollt ihr alle und das ganze Volk Israel wissen: im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat. Durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch. Er (Jesus) ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist. Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.

1.Lesung C

Apg 13,43-52

Sie selbst wanderten von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich. Es schlossen sich viele Juden und fromme Proselyten Paulus und Barnabas an. Diese redeten mit ihnen und ermahnten sie, der Gnade Gottes treu zu bleiben. Am folgenden Sabbat versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort des Herrn zu hören. Als die Juden die Scharen sahen, wurden sie eifersüchtig, widersprachen den Worten des Paulus und stießen Lästerungen aus.
Paulus und Barnabas aber erklärten freimütig: Euch musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden. Da ihr es aber zurückstoßt und euch des ewigen Lebens unwürdig zeigt, wenden wir uns jetzt an die Heiden. Denn so hat uns der Herr aufgetragen: Ich habe dich zum Licht für die Völker gemacht, bis an das Ende der Erde sollst du das Heil sein.
Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und alle wurden gläubig, die für das ewige Leben bestimmt waren. Das Wort des Herrn aber verbreitete sich in der ganzen Gegend. Die Juden jedoch hetzten die vornehmen gottesfürchtigen Frauen und die Ersten der Stadt auf, veranlassten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet. Diese aber schüttelten gegen sie den Staub von ihren Füßen und zogen nach Ikonion. Und die Jünger waren voll Freude und erfüllt vom Heiligen Geist.

2.Lesung A

1Petr 2,20b-25

Wenn ihr aber recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes. Dazu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. Er hat keine Sünde begangen, und in seinem Mund war kein trügerisches Wort. Er wurde geschmäht, schmähte aber nicht; er litt, drohte aber nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter.
Er hat unsere Sünden mit seinem Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot seien für die Sünden und für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber seid ihr heimgekehrt zum Hirten und Bischof eurer Seelen.

2.Lesung B

1Joh 3,1-2

Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.

2.Lesung C

Offb 7,14-17

Danach sah ich: eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen.
Und er sagte zu mir: Es sind die, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht. Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel; und der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über ihnen aufschlagen. Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden, und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten. Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.

Evangelium A

Joh 10,1-10

Amen, amen, das sage ich euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.
Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter, und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus.
Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme.
Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme des Fremden nicht kennen.
Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte.
Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen.
Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.
Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden.
Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten.
Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.

Evangelium B

Joh 10,11-18

Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.
Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.
Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.
Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.
Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

Evangelium C

Joh 10,27-30

Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.
Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen.
Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.
Ich und der Vater sind eins.
Guter Hirte

Sonntag vom Guten Hirten

Der vierte Sonntag der Osterzeit wird auch der "Sonntag vom Guten Hirten" genannt. An ihm hören wir je nach Lesejahr einen der Abschnitte aus der Rede Jesu vom guten Hirten im 10. Kapitel des Johannesevangeliums. Die einzelnen Perikopen sollen auf dieser Seite nacheinander vorgestellt und erläutert werden.
Mit dem heutigen Sonntag tritt auch eine Wende ein bei den Texten der Evangelien der Osterzeit. Standen an den ersten Sonntagen die Berichte von den Erscheinungen des Auferstandenen im Mittelpunkt, so hören wir heute und an den folgenden Sonntagen verschiedene Abschnitte aus den Reden Jesu im Johannesevangelium.
Wer an die Texte des Johannesevangeliums allein mit geradlinigem, rationalem Denken herangeht, wird ihren Sinn nicht erfassen. Johannes verwendet Bildworte, die er aus verschiedenen Sichtweisen betrachtet und vertieft. Die einzelnen Textabschnitte ergänzen einander und lassen so das dargestellte Bild immer deutlicher erscheinen. So ist es auch mit dem Bild vom guten Hirten. Wer nur einseitig denkt, wird sich schnell verwirren lassen davon, dass sich Jesus beispielsweise einerseits selbst mit dem guten Hirten identifiziert, dann aber auch die Tür ist, durch die die Schafe ein- und ausgehen.
Indem Jesus sich als der gute Hirte bezeichnet, stellt er sich in die Tradition der Gottesbilder des Alten Testaments. Bereits dort wurde Gott als der Hirte seines Volkes gesehen. Besonders deutlich wird dies bei den Propheten Ezechiel (Ez 34-37) und Sacharja (Sach 13) und im bekannten Psalm 23. Hirte sein, das war im Orient auch das Bild für den Herrscher. In der alten lateinischen Fassung beginnt der Psalm 23 mit den Worten: Dominus regit me. Regere - herrschen, leiten - ist verwandt mit rex - König. Der Herr ist mein Hirte, er führt mich, er leitet mich, er sorgt für mich.
Das Bild von Jesus als dem guten Hirten erfreut sich seit frühesten Zeiten größter Beliebtheit und ist eine der ältesten Darstellungen, die sich Christen von Jesus gemacht haben. In den Katakomben von Rom finden wir über 140 Mal dieses Bild. Was fasziniert die Christen bis heute daran? Die folgenden Texte und Betrachtungen sollen helfen, das Bild vom Guten Hirten in verschiedenen Facetten aufscheinen zu lassen und besser zu verstehen.

Guter Hirte

Das Bild von Jesus als dem guten Hirten erfreut sich seit frühesten Zeiten größter Beliebtheit und ist eine der ältesten Darstellungen, die sich Christen von Jesus gemacht haben. In den Katakomben von Rom finden wir über 140 mal dieses Bild. Was fasziniert die Christen bis heute daran? Die folgenden Texte und Betrachtungen sollen helfen, das Bild vom Guten Hirten in verschiedenen Facetten aufscheinen zu lassen und besser zu verstehen.
Das schönste Bild vom guten Hirten zeichnet Psalm 23. Eine Betrachtung zu diesem Psalm finden Sie auf meiner Website Bibleworld.

Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Er stillt mein Verlangen; er leitet mich
auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.
Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht,
ich fürchte kein Unheil; du bist ja bei mir,
dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.
Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher.
Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang
und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.

Lesejahr A - Der Gute Hirte ist vertraut mit seinen Schafen

Amen, amen, das sage ich euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. (Joh 10,1)

Die Rede Jesu vom guten Hirten beginnt nicht mit einem melancholischen Bild verklärter Hirtenromantik. Sie zeigt vielmehr zunächst die Gefahr durch falsche Hirten auf. Diebe und Räuber brechen in den Schafstall ein, falsche Hirten suchen nur den schnellen eigenen Gewinn, indem sie die Herde schlachten und verschachern. Die Herde ist ständig in Gefahr, und der Schaden, der von innen, von falschen Hirten droht, scheint größer als die Gefahr von außen.
Johannes hat hier sicher die Situation der Gemeinden seiner Zeit vor Augen. Spaltungen und schlechte Vorsteher bedrohten ihren Bestand. Auch in den Johannesbriefen hören wir von diesen Gefahren. Der gute Hirte aber ist mit seinen Schafen vertraut. Er braucht nicht heimlich in den Schafstall einzudringen, sondern kann offen durch die Türe gehen. Diese Tür zu den Schafen ist Jesus Christus. Ihm gehört die Herde und jeder Hirte muss sie in seinem Namen führen.

Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. (Joh 10,2)

Der Blick auf die Gefahren, die durch falsche Hirten entstehen, die negativen Erfahrungen mit Hirten, lassen bei vielen die Frage aufkommen, ob es denn überhaupt einen Hirten für die Herde braucht. Die Vollmacht des Hirten ist mit Macht verbunden. Macht aber hat für viele einen negativen Beigeschmack, weil sie auf der anderen Seite den Gehorsam fordert. Zudem erscheint eine Herde als eine gleichförmige Masse, die blind ihrem Hirten folgt. Die Herde, das sind doch die, die selber nicht nachdenken und einfach hinterher laufen. Das widerspricht dem Verlangen vieler Menschen nach Unabhängigkeit und Freiheit. Doch ist es wirklich das, was Jesus meint, wenn er vom guten Hirten spricht?
Uns Menschen heute ist ein Hirt mit seiner Herde bei weitem nicht mehr so vertraut, wie den Menschen zur Zeit Jesu. Würde man einen guten Hirten - und von solch einem spricht Jesus ja - fragen, was er von seinen Tieren hält, so wird er sie sicher nicht als eine dumme, blökende Masse bezeichnen. Der gute Hirt kennt jedes einzelne Tier aus seiner Herde. Er weiß, wieviel er jedem einzelnen zumuten kann. Er darf die Herde nie schneller und weiter führen, als es das schwächste Tier verkraftet. Er merkt sofort, wenn einem Tier etwas fehlt, er sucht das Verirrte.

Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. (Joh 10,4)

Der gute Hirte ist vertraut mit jedem einzelnen Tier seiner Herde. Er weiß, dass jedes Tier anders ist und schon allein deshalb ist die Herde für ihn mehr als eine gleichförmige Masse. Auch die Schafe folgen nicht blind jedem Hirten. Sie sind vielmehr ebenso mit ihrem Hirten vertraut. Sie kennen genau seine Stimme. Sie mussten sich erst an ihn gewöhnen. Nun, da sie ihn kennen, folgen sie ihm, weil sie wissen, dass er sie stets den richtigen Weg zu grünen Weiden und frischem Wasser führt.
Hirten im übertragenen Sinn sind alle Menschen, die Verantwortung für andere tragen, die andere Menschen führen und leiten. Um ein guter Hirte zu sein, ist dieses vertraute Verhältnis zu den anvertrauten Menschen unerlässlich. Wer andere Menschen führt, muss diese kennen, ihre Stärken und Schwächen, er muss wissen, wieviel er jedem einzelnen zutrauen kann, wen er besonders fördern muss.
Ein guter Hirte muss aber auch seine Herde zusammenhalten können und dazu gehört Autorität. Wenn sich die Herde zerstreut, kann der Hirte nicht mehr für sie sorgen. Nur, wenn die Herde zusammen bleibt, hat er die Möglichkeit, sich auch um jeden einzelnen zu kümmern. Menschen, die andere führen, müssen um diese Gabe der liebevollen Strenge bitten und um die Vertrautheit mit den Menschen.

Guter Hirte
Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. (Joh 10,7)

"Ich bin die Tür" - dieses Wort Jesu hat mich lange beschäftigt. Wie kann Jesus etwas so lebloses wie eine Tür sein? Der gute Hirte, die Wahrheit, all dies kann man sich vorstellen, entweder konkret oder abstrakt, aber eine Tür? Was ist an einer Tür so besonderes, dass sie göttlich sein könnte, wie es Gottes Sohn ist?
Mir kam dann der Gedanke an den einen oder anderen Science-Fiction-Film, in dem es mysteriöse Tore in eine andere Galaxie, in eine andere Welt gibt, man geht hindurch und ist plötzlich an einem unzählige Lichtjahre weit entfernten anderen Ort. Aber so ein "Star-Gate", nein, auch damit würde ich Jesus nicht vergleichen wollen.
Wenn wir aber einmal näher über Türen nachdenken, so ist es doch so, dass hinter jeder Tür eine andere Welt wartet. Besonders deutlich spüren wir das, wenn wir eine Kirche betreten, vielleicht sogar einen gotischen Dom, dann öffnet sich die Tür in einen Raum, in dem Licht und Dunkel, Stille und Mystik eine ganz eigene Verbindung eingehen, deren Atmosphäre sich gänzlich von dem bunten Treiben auf den Straßen der Stadt vor dieser Tür unterscheidet.
Aber auch, wenn jemand uns privat in seine Wohnung einlädt, öffnet sich uns eine andere Welt. Wenn wir die Wohnung eines anderen Menschen betreten, werden wir so manches entdecken, was die ganz eigene Persönlichkeit dieses Menschen widerspiegelt, es entsteht eine Vertrautheit, wie sie bei Treffen an öffentlichen Orten so tief nicht entstehen kann.
Jede Tür hat die Funktion zu trennen und zu verbinden. Wer nicht dazu eingeladen wird, durch eine Tür einzutreten, der muss draußen bleiben und gehört nicht dazu. Wem sich aber die Tür öffnet, der ist Gast und Freund, der tritt ein in einen Raum des Vertrauens und der Gemeinschaft.
Dieses Vertrauen und diese Gemeinschaft eröffnet uns Christus mit Gott und untereinander. Er hat eine neue Vertrautheit des Menschen mit Gott geschaffen und zugleich erwächst aus dieser Vertrautheit mit Gott eine neue Gemeinschaft der Menschen als Volk Gottes. Der gemeinsame Blick auf Christus bildet das einende Band dieser Gemeinschaft. Wenn wir durch Christus, die Tür, eintreten, so sind wir in einer neuen Welt, eine Welt, in der Leben in Fülle möglich ist.

Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. (Joh 10,8-9)

Jesus ist die Tür zu den Schafen und die guten Hirten gehen durch diese Tür mit ihren Herden ein und aus. Wenn wir auf die Kirche blicken, so ist Jesus der oberste Hirte und die Menschen, die in der Kirche Verantwortung tragen, haben Teil an diesem Hirtenamt Jesu Christi. Wenn Menschen im Namen Jesu andere Menschen führen, dann ist es sehr wichtig, dass sie selbst mit Jesus vertraut sind. Wer in den Dienst Jesu tritt, muss seinen Meister kennen. Er soll ja die Menschen nicht in seinem eigenen Namen führen, sondern im Namen Jesu. Nur wer Jesus kennt weiß auch, was sein Wille ist und wohin er die Menschen führen möchte.

Guter Hirte
Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten. Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Joh 10,10)

Nicht alle Hirten sind gut, manchmal erkennt man das erst auf den zweiten Blick. Es gibt Diebe, die durch die Hintertür in den Stall kommen, nicht durch die Tür, die Jesus Christus ist. Sie wollen die Schafe nur in ihrem eigenen Namen führen, auf einem Weg, der den Tod bedeutet, sei es durch materielle oder seelische Ausbeutung. Wir erleben es ja leider viel zu oft, dass Menschen sich von falschen Hirten verführen lassen, und dann verzweifelt zurück bleiben.
Jesus will, dass die Menschen das Leben haben und es in Fülle haben. Daher müssen die Hirten immer wieder prüfen, wie vertraut sie selbst mit Jesus sind, ob sie wirklich in seinem Namen zu den Menschen gehen, oder doch, wenn auch versteckt, in ihrem eigenen Namen. Menschen zu Jesus führen, das ist die größte Aufgabe eines Menschen.
Leben in Fülle, das beginnt dort, wo Menschen erkennen, dass Leben mehr ist als materieller Reichtum und gesundheitliches Wohlergehen, es beginnt dort, wo ein Mensch Gott entdeckt und dadurch zu sich selbst findet, wo er beginnt, seinen Weg in der Freude des Herzens zu gehen, in der Freude darüber, ein Kind Gottes zu sein. Leben in Fülle beginnt dort, wo Menschen sich für andere einsetzen, die in Not sind.

Herr Jesus, du hast uns Leben in Fülle verheißen.
Dieses Leben kommt nicht, wenn wir warten und die Hände in den Schoß legen.
Rüttle du uns auf, dass wir aufstehen, und dem Leben entgegen gehen, dass du uns verheißen hast. Gib dass wir uns führen lassen von dir, dem guten Hirten, denn du kennst den Weg zum Leben, du weißt wo die Orte der Freude sind.
Schenke uns Menschen, die uns zu dir führen und lass auch uns Menschen sein, die andere führen, durch die Tür, die du selbst bist.
Guter Hirte

Lesejahr B - Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe

Jesus sagt: Ich bin der gute Hirt. Ich gebe mein Leben hin für die Schafe.
Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen.

Was ist das für eine Macht, von der Jesus spricht? Vollmacht, das meint doch zunächst, die Macht etwas zu erreichen, über andere zu bestimmen, die Macht über die Schafe der Herde zu herrschen. Jesu Macht aber scheint gerade das Gegenteil zu bedeuten, die Vollmacht dazu, etwas zu erleiden, das Leben hinzugeben. Braucht man dazu eine Vollmacht? Ist das Erleiden nicht vielmehr eine Schwäche?
In der Realität wäre es fatal, wenn ein Hirte für die Schafe stirbt. Wenn er sich selbst vom Wolf fressen lässt, wie kann er dann die Schafe schützen? Sicher wird den Hörern der Worte Jesu dieser Widerspruch bewusst gewesen sein.
Bei Jesus erkennen wir die Umkehrung aller menschlichen Vorstellungen. Für ihn ist nicht der groß, der herrschen kann, sondern der, der fähig ist zu dienen. Sicher braucht man, um Macht auszuüben auch Fähigkeiten und es ist ein harter Weg, um an die Spitze zu kommen. Aber braucht es nicht noch viel mehr Disziplin, um bereit sein zu dienen? Wer kann schon von sich sagen, dass er sich ganz hingeben kann. Immer wieder wollen wir selbst über uns bestimmen und sind wie störrische Schafe, die blökend durch die Gegend laufen. Wir mühen uns ab, verausgaben uns und erreichen dennoch nichts.
Wer sich hingibt, der empfängt. Das ist die Weisheit, die Jesus uns lehren will. Jesus gibt sein Leben hin, aber nicht, um es zu verlieren, sondern um es neu vom Vater geschenkt zu bekommen. Das ist der Weg, den Jesus uns zeigt und auf dem wir ihm nachfolgen sollen. Was wir Gott und unserem Nächsten schenken, ist nicht verloren. Es wird verwandelt und uns selbst wieder überreich zurückgegeben.
Der gute Hirte gibt sein Leben hin für die Schafe. Im Licht des Osterereignisses offenbart dieses Wort seine tiefste Wahrheit: Jesus hat aus Liebe zu uns Menschen sein Leben hingegeben. Er hat als der gute Hirt gesehen, wie das Leben seiner Schafe, wie das Leben jedes Menschen, immer wieder bedroht wird vom Wolf, von der Macht der Sünde und des Todes. Um das Leben der Schafe zu retten, sah er keinen anderen Weg, als sich selbst dem Wolf auszuliefern.
Durch seine Hingabe aber ist Jesus als der gute Hirte dem Wolf überlegen. Wenn Jesus am Kreuz stirbt, dann heißt das eben nicht, dass er verloren hat, dass seine Gegner stärker waren als er, dass der Wolf gesiegt hätte und nun über die Herde herfallen kann. Gottes Macht ist stärker als der Tod und daher bedeutet Jesu Tod gerade den Sieg des Lebens.
In manchen Bildworten wird beschrieben, wie Jesus nach seinem Tod in das Reich des Todes eindringt, um dem Tod die Gefangenen zu rauben. Er begibt sich in die Höhle des Feindes, um ihn dort mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Der Tod konnte Jesus nicht beherrschen wie die Menschen bisher. Jesus hebt vielmehr die Tore des Totenreichs aus den Angeln und führt die Toten heraus zum Leben. Die Macht des Todes ist gebrochen - ein für alle mal. So hat Jesus das Leben seiner Schafe durch seine Hingabe für immer gerettet. Nun kann ihnen nichts und niemand mehr schaden.

Guter Hirte

Ein guter Hirte sorgt sich um seine Schafe. Er weiß, was gut für sie ist, er setzt sich für sie ein, führt sie zu saftigen Weideplätzen und behütet sie vor allen Gefahren. Im Vertrauen auf die Güte des Hirten dürfen sich die Schafe ihm ganz anvertrauen. So sorgt Gott um uns. Er will uns stets das Gute schenken.
Im Ersten Johannesbrief (3,1-2) lesen wir:

Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es.

Und in Jesaja (49,15) heißt es:

Kann denn eine Mutter ihr Kindlein vergessen? Und selbst wenn sie es vergäße, ich vergesse dich nicht.

Gottes Liebe übersteigt die größte Liebe, die es unter Menschen geben kann. Wenn wir uns seiner Hirtensorge anvertrauen, können wir sicher sein, dass er es nicht zulassen wird, dass uns ein Unheil widerfährt, das über unsere Kraft hinausgeht.
Gott kann auch heute unsere Leiden und Gebrechen heilen. In der Apostelgeschichte (4,8-12) hören wir vom Bekenntnis des Petrus nach einer Krankenheilung: Der Kranke wurde geheilt "im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat. Durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch." An solche Wunder dürfen wir auch heute glauben.

Ich wünsche dir Kraft auf deinem Weg, Kraft aus der Höhe und Kraft aus der Tiefe, damit du deine Berufung spürst und deinen Schritten traust.
Ich wünsch dir Mut auf deinem Weg, Mut zum Hören und zum Stillwerden, damit du dir treu bist, wenn du sprichst und wenn du handelst.
Ich wünsche dir Freundschaft auf deinem Weg. Gott schenke sie dir in der Nähe zu Menschen. Er halte dich in seiner Hand.
Guter Hirte

Lesejahr C - Der Gute Hirte gibt seinen Schafen ewiges Leben

Eigentlich ist es nicht besonders erstrebenswert, ein Schaf zu sein. Schafe gehören zu den schutzlosesten Tieren überhaupt. Sie haben keine scharfen Zähne oder Klauen, sind weder besonders schnell, noch besonders stark. Daher können sie sich bei einer Bedrohung weder verteidigen noch weglaufen. Sie brauchen den Schutz eines Hirten, um überleben zu können.
Auch wir Menschen erfahren uns oft hilflos in dieser Welt, gerade wenn es darum geht, sich dem Bösen und dem Leid zu widersetzen. Auch dem Tod ist der Mensch hilflos ausgeliefert. Er braucht einen Erlöser, der ihn vor dem Bösen und dem Tod bewahrt.
Dieser Erlöser ist Jesus Christus. Er kam als Mensch zu uns auf die Erde. Er hat sich selbst ganz in die Hände des Bösen und des Todes übergeben, er nahm unsägliches Leid auf sich, als er am Kreuz starb. Jesus hat sein Leben hingegeben für die Schafe, hat den Tod auf sich genommen, damit wir das Leben haben.
Im Tod hat Christus den Tod besiegt. Weil Gott Jesus Christus von den Toten auferweckt hat, haben auch wir die Hoffnung, dass wir mit Christus durch den Tod zum Leben hinübergehen. Wir glauben Jesu Wort, das uns ewiges Leben verheißt.
Von uns selbst aus können wir dieses ewige Leben nicht erlangen. Dem Tod gegenüber sind wir hilflos wie die Schafe. Doch unser Hirte führt uns auf dem Weg zum Leben. Er ist uns voran gegangen. Wenn wir auf seine Stimme hören und ihm folgen, finden wir den Weg zum ewigen Leben.
Wie der gute Hirte kümmert sich Jesus um uns, dass wir auf dem Weg nicht verloren gehen. Gott kennt jeden einzelnen von uns. Für den guten Hirten ist nicht ein Schaf wie das andere. Er erkennt das Besondere eines jeden Schafes, jedes hat seinen ganz persönlichen Namen. Unter den Milliarden der Menschheit weiß Gott um jeden einzelnen. Jedem schenkt er ganz persönlich seine Zuwendung. Sein Herz sehnt sich danach, dass jeder Mensch auf die Stimme des guten Hirten hört. Gott will, dass alle eingehen zum ewigen Leben in seinem Reich.
Ist es dieser Glaube an Gottes liebende Sorge um uns, seine Verheißung von Leben in Fülle, die das Bild von Jesus als dem guten Hirten zu allen Zeiten so bedeutsam machen?

Gebetstag um geistliche Berufe

Der Sonntag vom Guten Hirten ist zugleich der Gebetstag um geistliche Berufe. Wir wollen heute besonders darum beten, dass der Herr seiner Kirche gute Hirten schenken möge. Wir beten um gute Priester, aber auch darum, dass Bischöfe, Priester und Diakone stets in Jesus Christus Kraft finden für ihren Dienst.

Herr Jesus,
schenke deiner Kirche gute Hirten,
die ganz mit dir verbunden sind.
Stärke sie in ihrem Dienst,
damit sie für deine Kirche sorgen,
so wie es dein Wille ist.
Lass die Kirche einen Ort sein,
an dem Menschen das Leben finden,
das Leben in Fülle, das du
uns allen schenken möchtest.
Amen.
Guter Hirte

Erster Petrusbrief - Heilung durch Jesu Wunden

Wenn ihr aber recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes. Dazu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. (1Petr 2,20b-21)

Der Erste Petrusbrief zeigt auf, wie christliches Leben in der Situation der Bedrängnis gelingen kann. Es gibt Anfeindungen von außen und auch die Gefahr durch falsche Lehrer in den Gemeinden. Wer in der Bedrängnis standhaft bleiben will, muss daher auch bereit sein, Leiden zu ertragen. Aus Sicht des Ersten Petrusbriefes ist es Gnade, wenn ein Mensch recht handelt und trotzdem Leiden erdulden muss. Er wird dadurch Christus ähnlich, der wegen seiner Gerechtigkeit zum Tod am Kreuz verurteilt wurde.
Leiden als Nachfolge Christi, dieses Motiv scheint uns heute überholt. Wir wollen nicht Leiden, wir wollen Leben, und ist es nicht das Leben in Fülle, das Christus uns verheißen hat? Wo hat da das Leiden seinen Platz?
Um dieses Wort aus dem Ersten Petrusbrief besser zu verstehen, müssen wir auf den Zusammenhang sehen, in dem es steht. Die vorausgehenden Worte richten sich an Sklaven. Diese sollen ihren Herren gehorsam sein. Auch wenn bei den Christen damals Sklaven als vollwertige Gemeindemitglieder galten, wollte man nicht die Institution der Sklaverei an sich in Frage stellen. Die Sklaverei war eine der Grundlagen der Gesellschaft im Römischen Reich. Sklaven gab es in allen Gesellschaftsschichten. Sie waren nicht nur ausgebeutete Arbeitskräfte sondern auch vornehme Verwalter. In ihrem aber dennoch oft harten Leben sollen sie sich Christus zum Vorbild nehmen, der wie ein Sklave aller geworden ist.
Diese Sichtweise relativiert die auf den ersten Blick verklärten Worte über das Leid und das bedeutet auch, dass wir das Leid nicht suchen sollen, so wie es viele Asketen getan haben, die sich selbst Leiden zugefügt haben. Aber wir müssen uns auch davor hüten, zu verweichlichen. Gerade in unserer Zeit, die so viele Annehmlichkeiten bietet, ist das sehr leicht. So wie man im Sport nur durch hartes Training Fortschritte erzielen kann, so muss auch der Glaube trainiert werden.
Wir geraten immer wieder in Versuchungen. Ja, Gott ist barmherzig und er verzeiht uns immer wieder, wenn wir einen Fehler machen und ihn bereuen. Aber das berechtigt nicht zu der Einstellung, dass wir uns nicht gegen die Versuchungen zur Wehr zu setzen brauchen und uns von ihnen einfach treiben lassen. Gerade in unserer freizügigen Gesellschaft ist es ja eine große Gefahr, einfach mit dem Strom zu schwimmen und alles gut zu heißen, was Spaß macht.
Auch in Zeiten in denen es uns gut geht, gilt es, uns für das Leid zu wappnen. Wir wissen nie, was auf uns zukommt. Leid hat vielfältige Formen. Es gibt keinen Menschen, der nicht irgendwann im Leben Leid erfährt. Wir sollen das Leid nicht suchen, und wenn es kommt, gilt es so viel wie möglich dafür zu tun, das Leid zu lindern. Aber wenn es unvermeidbar neben uns steht - so wie es damals für einen ungerecht behandelten Sklaven unvermeidbar war -, dann gilt es, das Leid anzunehmen, es zu tragen. Dabei kann uns dann der Blick auf Jesus Christus helfen, der für uns gelitten hat und das Wort aus dem Ersten Petrusbrief: "Wenn ihr aber recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes."
Der Hinweis auf das Leiden Christi wird noch weiter ausgeführt durch einen Hymnus auf den leidenden Christus, der starke Anklänge an das vierte Lied vom Gottesknecht aus Jesaja 53 aufweist:

Er hat keine Sünde begangen und in seinem Mund war kein trügerisches Wort.
Er wurde geschmäht, schmähte aber nicht; er litt, drohte aber nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter.
Er hat unsere Sünden mit seinem Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot seien für die Sünden und für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. (1Petr 2,22-24)

Christus hat uns durch seinen Tod am Kreuz gerettet. Er, der Gerechte, ist wegen der Ungerechtigkeit der Menschen gestorben. Er hat sich nicht gewehrt gegen das, was die Menschen ihm angetan haben. In dieser Hingabe an den Willen des Vaters, der das Leid seines Sohnes nicht verhindern wollte, hat er uns das Heil gebracht. Die Wunden Jesu sind das Heilmittel für die Wunden unserer Seele.

Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber seid ihr heimgekehrt zum Hirten und Bischof eurer Seelen. (1Petr 2,25)

Bei Jesus Christus haben wir unsere Heimat gefunden. Er ist unser Hirte. Er ist der gute Hirte, der selbst sein Leben riskiert, um seine Herde zu schützen, der sich dem Wolf entgegenwirft, der den Löwen besiegt. Das bedeutet das Leiden, das Jesus ertragen hat. Es war der Kampf mit dem Feind der Menschen. Er hat ihn besiegt, er hat die Menschen dem Tod entrissen und so ist aus dem Leid Jesu Christi neues Leben geworden für die Vielen.

Guter Hirte

Offenbarung - Die Anbetung des Lammes

Vor dem Thron und vor dem Lamm stand eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen, niemand konnte sie zählen und sie trugen Palmzweige in den Händen. (Offb 7,9)

Die Offenbarung des Johannes ist ein Buch des Trostes. Den Christen in der Bedrängnis will der Seher von Patmos deutlich machen, dass sie keine Not zu fürchten brauchen. Das Reich Christi und des Vaters triumphiert über alle Macht der irdischen Reiche, auch wenn deren Machthaber jetzt die Christen verfolgen.
Zur Zeit der Entstehung der Offenbarung des Johannes nahm der Kaiserkult im Römischen Reich ein immer größeres Ausmaß an. Um das Reich zu einigen, wurde die Verehrung, ja Anbetung des Kaisers von allen Bewohnern des Reiches gefordert. Wer dazu nicht bereit war, galt als Staatsfeind und Hochverräter, dem die Todesstrafe drohte. Wer Christ sein wollte, der konnte bei aller Loyalität zum Römischen Reich doch eben diese Anbetung des Kaisers nicht leisten. Wir wissen um die unzählbar große Zahl der Märtyrer, die deshalb für ihren Glauben in den Tod gegangen sind.
Anbetung gebührt allein Gott. Die einzig wahre Anbetung geschieht vor dem Thron Gottes und des Lammes.
Der Seher Johannes wurde in den Himmel entrückt vor Gottes Thron. Um den Thron herum stehen die Sitze von 24 Ältesten und in deren Mitte thront Jesus Christus als das Lamm Gottes. Der himmlische Chor singt das Lied des Lammes. Mit Palmzweigen wurde Christus schon bei seinem Einzug in Jerusalem als König verehrt. Diese Verehrung findet ihre Vollendung im Himmel.
Christus erscheint als ein blutendes, geschlachtetes Lamm mit sieben Hörnern und sieben Augen. Das Lamm steht für Friedfertigkeit und Reinheit, zugleich aber zeigen die sieben Hörner seine unbegrenzte Macht und die sieben Augen seinen Einfluss auf die ganze Welt. In diesem Lamm vereinen sich absolute Macht und absolute Gerechtigkeit. Das Lamm ist mächtig und doch geschlachtet, es wurde getötet, aber es lebt.
Dieses Bild erscheint uns sonderbar. Warum zeigt uns Johannes Christus nicht als Mensch, als Auferstandenen mit Wundmalen und Siegesfahne? Weil das Bild vom geschlachteten Lamm am eindrucksvollsten das Wesen Christi beschreiben kann. Sanft wie ein Lamm, zart und lieblich, zugleich ein Opfertier, wie es das Altes Testament beschreibt. Durch sein Blutopfer hat es die Sünden der Welt getilgt. Und doch ist Christus mächtig, nicht wie ein Opfertier, das sich seinem Schicksal fügen muss, sondern er hat sich selbst aktiv aus eigenem Willen als Opfer dargebracht. Er ist Sohn Gottes, daher lebt er, auch wenn er getötet wurde und zeigt mit seinen Hörnern und Augen seine Macht. Aber es ist eine demütige Macht, die nicht auf gewaltsame Herrschaft setzt, sondern die Herzen mit seiner Liebe regieren will.

Dein Kampf ist unser Sieg, dein Tod ist unser Leben;
in deinen Banden ist die Freiheit uns gegeben.
Dein Kreuz ist unser Trost, die Wunden unser Heil,
dein Blut das Lösegeld, der armen Sünder Teil.
(Adam Thebesius)

"Das Lamm erlöste die Schafe" - so heißt es in der Sequenz zum Osterfest und Johannes beschreibt in der Offenbarung auf ganz eigene Weise, wie das Lamm selbst zum Hirten wird.

Jesus
Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten. Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. (Offb 7,16-17)

Diese Welt ist für den Menschen kein Paradies. Krankheit und Not können allen widerfahren. Schon gleich an ihrem Beginn wird in der Bibel darüber nachgedacht, warum das so ist. Warum hat Gott die Erde nicht als Paradies erschaffen, in dem es allen Menschen gut geht? Die Antwort der Bibel lautet: wegen seiner Sünde wurde der Mensch aus dem Paradies vertrieben und muss im Schweiße seines Angesichts für seinen Lebensunterhalt sorgen. Die Frage nach dem "Warum?" wird gerade an religiöse Menschen immer wieder herangetragen. Warum lässt Gott das Leid zu? Warum treffen harte Schicksalsschläge auch gute und fromme Menschen?
Wir werden keine befriedigende Antwort auf diese Fragen finden. Die Antwort Gottes ist das geschlachtete Lamm der Offenbarung. In seinem Sohn Jesus Christus hat Gott selbst alle Mühsal und alles Leid der Welt auf sich genommen. Freiwillig hat er sich dem Tod ausgeliefert, um zu zeigen, dass Leid und Tod nicht das Letzte sind. Nach jedem Schmerz wartet eine neue Freude, nach jedem Tod wartet das Leben. Es bleibt uns nicht erspart, durch diese dunklen Mauern hindurch zu gehen, aber Gott geht mit uns diesen Weg und nach dem Dunkel kommt das Licht, oft bereits in diesem Leben, immer im neuen Leben bei Gott.
Das Bild der Offenbarung, das dem Leiden unter Hunger, Durst und Sonnenglut einen paradiesischen Garten gegenüberstellt, in dem es frisches Wasser und Schatten gibt, ist nicht nur eine Vertröstung auf das Jenseits. Freilich, Johannes schreibt die Offenbarung zunächst an Christen in der Bedrängnis, die jederzeit damit rechnen müssen, für ihren Glauben ins Gefängnis oder gar in den Tod zu gehen. Er macht ihnen Mut und zeigt, dass Gottes Macht größer ist als die Mächte, die gegen Gott und seine Getreuen kämpfen. Aber es wird ein Ende der Verfolgung geben. Gott vergisst seine Getreuen nicht und wer standhaft ausharrt, wird auf unerdenkliche Weise belohnt werden.
Blicken wir auf das Lamm, es ist geschlachtet, wie tot, aber doch ist es voller Leben. Dieses Lamm ist Christus, der Sieger über Leiden und Tod. Im Blick auf ihn finden wir Antwort auf all unsere Fragen, im Vertrauen auf ihn werden wir alles überwinden, er gibt uns Kraft im Leiden und Mut in der Verzweiflung, er stillt unseren Durst nach Leben und schenkt uns Schatten in der Glut der Versuchung.

Herr Jesus,
Lamm Gottes,
für uns geopfert,
du Sieger über den Tod,
in dir triumphiert das Leben,
du zeigst uns
den Sinn des Lebens.
Du guter Hirte,
dir will ich folgen,
rufe mich beim Namen
und lass mich deine Stimme erkennen.
Lass mich mit dir
ein Zeuge des Lebens sein
und zusammen mit dir
hineingehen zum ewigen Leben.
Amen.