Die Heiligen

17.1. Antonius der Große

Antonius

Antonius der Große
um 251-356
Mönchsvater
Einsiedler

Hl. Antonius
Wenn du vollkommen sein willst,
geh, verkauf deinen Besitz
und gib das Geld den Armen;
so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben;
dann komm und folge mir nach. (Mt 19,21)

Diese Worte veränderten das Leben des heiligen Antonius. Als Sohn reicher Eltern geboren, war er einer der Ersten, die die zivilisierte Welt verlassen haben, um in der Einsamkeit der Wüste zu leben. Als ihn Freude nach Jahren in der Wüste fanden, sahen sie einen völlig veränderten Menschen, voll innerer Ruhe und Weisheit.
Obwohl Antonius in völliger Abgeschiedenheit leben wollte, scharten sich Schüler um ihn. Bald entstanden im damaligen Ägypten ganze Mönchskolonien in der Wüste. Nachdem sich das Christentum in der ganzen zivilisierten Welt ausgebreitet hatte, hielt man die Wüste für den letzten Rückzugsort der Dämonen. Durch ein reines und keusches Leben in Arbeit und ständigem Gebet kämpften die Wüstenväter gegen die Dämonen an und hatten dabei oft die grauenhaftesten Versuchungen zu bestehen.

Schaffe die Versuchungen ab, und niemand wird gerettet werden.

In diesem Ausspruch des Heiligen zeigt sich, wie entscheidend für ihn der Kampf gegen die Versuchungen war. Er ist zwar mit großen Mühen verbunden, wer aber die Versuchungen besiegt, geht als weiser und reifer Mensch voll innerer Stärke aus dem Kampf hervor.

Hl. Antonius

Von der Weisheit der Wüstenväter wollten die Menschen lernen. Selbst Kaiser Konstantin suchte Rat beim heiligen Antonius. Oft war es den Menschen genug, einfach nur zu sehen, wie einer der Mönche lebte und wie er seine ganz alltäglichen Arbeiten verrichtete. Wollte einer ein Wort von den Vätern, musste er oft lange warten und erst nach mehrmaligem Bitten erhielt er dann einen meist ganz einfachen Ratschlag, wie "Halte dein Zimmer in Ordnung" oder "Iss einmal in der Woche nur Gemüse". Nicht im großen Tun, sondern in der Treue in den kleinen Dingen zeigt sich der Charakter eines Menschen.
Über das Leben des heiligen Antonius berichtet uns der heilige Athanasius, der den Wüstenvater noch persönlich gekannt hat. Es heißt, dass Athanasius dem Antonius seinen Mantel geschenkt hat, den dieser stets in Ehren hielt. Nach dem Tod des Antonius erhielt Athanasius eines der beiden Schafsfelle, mit denen der heilige Einsiedler sich bekleidete. Antonius aber wurde vom Einsiedler Paulus im den Mantel des Athansius bestattet.

Vom Leben des heiligen Einsiedlers Paulus von Theben berichtet der heilige Hieronymus. Einmal sollen sich Antonius und Paulus in der Wüste getroffen haben, und als Paulus starb, wurde Antonius durch eine Vision gerufen, um ihn zu bestatten. Dabei sollen Löwen das Grab für den Heiligen ausgehoben haben.

Hl. Antonius

Ein bekanntes Attribut des heiligen Antonius ist das Schwein. Es steht für die zahlreichen Versuchungen, die er zu bestehen hatte. Schweine hatten aber auch eine besondere Bedeutung für den Antoniterorden, der im 11. Jahrhundert entstanden ist. Im Mittelalter hatte der Orden das Privileg, seine Schweine frei laufen zu lassen. Es gab mancherorts den Brauch, dass am Antoniustag das Antoniusschwein geschlachtet und an die Armen verteilt wurde. Daher ist Antonius der Patron der Haustiere, aber auch der Metzger.
Der Antoniterorden nahm sich besonders jener Menschen an, die am "Antoniusfeuer" erkrankt waren. Diese Massenkrankheit des Mittelalters entstand, weil immer wieder im Getreide wachsende Mutterkornpilze zusammen mit dem Getreide gemahlen und genossen werden. Die Krankheit war mit Geschwüren und qualvollen Schmerzen verbunden und endete meist tödlich. Antonius wurde als besonderer Helfer gegen diese Krankheit angerufen.

Hl. Antonius

Was der heilige Antonius uns heute lehren kann, ist eine innige Freundschaft mit Jesus Christus. Sein Motiv, in die Einsamkeit der Wüste zu gehen, war ja nicht, um die Askese um der Askese willen zu leben, sondern um Jesus Christus nahe zu sein. Der Einsiedler möchte möglichst viel Zeit im Gebet verbringen, weil er dadurch Jesus Christus in ganz besonderer Weise nahe ist. Weil diese Freundschaft mit Jesus Christus für den Heiligen das höchste Gut ist, verbringt er die meiste Zeit wachend und kämpft gegen die Versuchungen, um seinem Freund rein und heilig gegenüber treten zu können.
Auch wenn es nicht unsere Berufung ist, in der Einsamkeit zu leben, so dürfen wir doch im Alltag die Freundschaft mit Jesus Christus pflegen. Wir dürfen uns freuen auf die Zeiten des Gebetes, weil wir in ihnen eine ganz besondere Zeit mit Jesus Christus verbringen, wie wenn wir bei einem lieben Freund sind. Auch während des Tages dürfen wir immer wieder an Jesus Christus denken. Er ist bei uns auf allen unseren Wegen und bei allem, was uns geschieht. Diese Nähe des Herrn war es, die dem heiligen Antonius die Erfüllung seines Lebens geschenkt hat. Jesus Christus will auch unser Leben mit seiner Nähe bereichern.

Schon immer war die Wüste ein besonderer Ort der Gottesbegegnung. Als das Christentum sich weithin ausgebreitet hatte und mit Kaiser Konstantin die Verfolgungen ein Ende hatten, gab es Menschen, die in einem Leben in der Wüste eine Form sahen, die Ursprünglichkeit des christlichen Glaubens zu bewahren, der im nun geordneten christlichen Leben der Städte zu verflachen drohte.
Andererseits sah man, nachdem der "ganze Erdkreis" christlich geworden war, die Wüste als das letzte Rückzugsgebiet der Dämonen an. Wer in die Wüste ging, ließ sich hier auf einen Kampf der besonderen Art ein. Er wurde hier total mit seiner eigenen Schwachheit konfrontiert und musste lernen, den Versuchungen zu widerstehen. Antonius sagte einmal:

Wer in der Wüste sitzt und die Herzensruhe pflegt, wird drei Kämpfen entrissen: Dem Hören, dem Reden, dem Sehen. Er hat nur noch einen Kampf zu führen: den gegen die Unreinheit.

Eben dieser Antonius ist es, der als die erste große Gestalt unter jenen Wüstenmönchen hervorragt und sie alle übertrifft. Nur wenigen außer ihm wurde es zuteil, den Ehrentitel eines Wüstenvaters zu tragen. Zu diesen Vätern strömten Mönche und andere Menschen, um von ihnen ein Wort der Weisung für ihr Leben zu erhalten.
Man hat ihre Worte bewahrt und von Generation zu Generation überliefert. Man nennt diese Aussprüche Apophthegmata Patrum. Sie beginnen meist mit einer Frage an den Altvater, woraufhin dessen Antwort folgt. Auch wenn wir nicht den asketischen Alltag eines Wüstenmönches leben, so können uns dennoch die Worte der Wüstenväter auch heute noch eine Weisung für unser Leben sein.

Hl. Antonius

Vom Heiligen Antonius sind in den Sprüchen der Väter (Apophthegmata Patrum) viele Aussprüche und Begebenheiten aus seinem Leben überliefert. Einige davon finden Sie hier auf dieser Seite.
Dass auch große Heilige an sich selbst zweifeln können, zeigt die folgende Begebenheit:

Als der Altvater Antonius einmal in verdrießlicher Stimmung und mit düsteren Gedanken in der Wüste saß, sprach er zu Gott: "Herr, ich will gerettet werden, aber meine Gedanken lassen es nicht zu. Was soll ich in dieser meiner Bedrängnis tun? Wie kann ich das Heil erlangen?"
Bald darauf erhob er sich, ging ins Freie und sah einen, der ihm glich. Er saß da und arbeitete, stand dann von der Arbeit auf und betete, setzte sich wieder und flocht an einem Seil, erhob sich dann abermals zum Beten; und siehe, es war ein Engel des Herrn, der gesandt war, Antonius Belehrung und Sicherheit zu geben.
Und er hörte den Engel sprechen: "Mach es so und du wirst das Heil erlangen." Als er das hörte, wurde er von großer Freude und mit Mut erfüllt und durch solches Tun fand er Rettung.
Einer frage den Altvater Antonius:
Was muss ich tun, um Gott zu gefallen?
Der Greis gab ihm folgende Antwort:
Befolge, was ich dir auftrage!
Wohin immer du gehst -
habe überall Gott vor Augen!
Was immer du tust oder redest -
suche für alles ein Zeugnis in der Heiligen Schrift.
Wenn du dich an einem Ort niederlässt -
dann entferne dich nicht leicht.
Diese drei Dinge beachte,
und du wirst das Heil finden.