Die Heiligen

29.1. Josef Freinademetz

Josef Freinademetz

Josef Freinademetz
1852-1908
Priester
Missionar

Josef Freinademetz

Im 19. Jahrhundert hatte die christliche Missionierung nahezu die ganze Welt erfasst. Lateinamerika wurde nach der Eroberung durch Spanier und Portugiesen christlich, in Afrika verschaffte der Kolonialismus der Europäischen Mächte den Missionaren Zutritt zu nahezu allen Teilen des Kontinents. Auch in Asien hatte das Christentum mancherorts Fuß fassen können. Mit China und Japan traf die Expansion des Westens jedoch auf zwei mächtige Reiche, die sich mit allen Mitteln gegen das Eindringen Europäischer Elemente wehrten.
In China gab es seit frühesten Zeiten Ansätze der Missionierung, die jedoch immer nur eine kleine Minderheit erreichten und oft nach kurzer Zeit wieder zunichte gemacht wurden. Zu stark war der innere Zusammenhalt des mächtigen Kaiserreiches, zu fremd das westliche Denken. Im 17. und 18. Jahrhundert waren es vor allem Jesuitische Gelehrte, die über die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse besonders im Bereich der Astronomie, das Christentum der Oberschicht zugänglich machen wollten. Die im Ritenstreit von Rom verfügte Ablehnung einer Anpassung des Christentums an chinesische Denkweisen führte aber Ende des 18. Jahrhunderts zu einem offiziellen Verbot des Christentums im Chinesischen Reich.
Im 19. Jahrhundert geriet China gegenüber Europa mehr und mehr ins Hintertreffen. Die Industrialisierung brachte dem Westen einen immensen wirtschaftlichen und militärischen Vorsprung. Gewaltsam verschaffte man sich nun Zugang zum verschlossenen China und öffnete dessen Märkte für europäische Profite. China wurde in Schutzgebiete der westlichen Mächte unterteilt, das Gebiet um Qingdao gehörte von 1898 bis 1914 zum Deutschen Reich (aus dieser Zeit stammt das heute noch bekannte Tsingtao-Bier). Nun war unter dem Schutz europäischer Truppen auch wieder eine christliche Missionstätigkeit möglich. Einer, der seit seiner Jugend in China missionieren wollte und dies mit großem Erfolg getan hat, war Josef Freinademetz.

Josef Freinademetz wurde am 15. April 1852 als Sohn einer vielköpfigen Bauernfamilie aus Oies, einem kleinen Ort in den Südtiroler Dolomiten, geboren. Seine Familie gehörte der Volksgruppe der Ladiner an. Es war ein entbehrungsreiches Leben, dem Boden auf 1500 Metern Höhe das zum Leben Nötige abzugewinnen. Im seinem Elternhaus lernte er einen lebendigen Glauben und eine tief empfundene christliche Liebe zum Mitmenschen. Dieser Glaube hat Josef Freinademetz geformt und ihm sein Leben lang Halt gegeben.
Er besuchte das Gymnasium, dann das Priesterseminar in Brixen und wurde dort 1875 zum Priester geweiht. Bereits während seiner Studienzeit begann er über einen Einsatz in der Mission nachzudenken. Zunächst aber wirkte er als Kaplan in der Pfarrei Sankt Martin, nicht weit von seinem Geburtsort entfernt, und gewann schnell die Herzen seiner Landsleute. Zwei Jahre später nahm er Kontakt zu Arnold Janssen auf. Dieser hatte in Steyl in den Niederlanden den Missionsorden der Steyler Missionare gegründet (Gesellschaft des Göttlichen Wortes, SVD). Die Gründung erfolgte in den Niederlanden, weil damals durch die Religionsgesetze Bismarcks die Neugründung katholischer Orden im Deutschen Reich verboten war.
Mit der Erlaubnis seines Bischofs trat Josef Freinademetz im August 1878 in das Missionshaus in Steyl ein. Schon ein Jahr später, im März 1879, erhielt er zusammen mit Johann Baptist Anzer das Missionskreuz und beide gingen als erste Missionare von Steyl auf den Weg übers Meer nach China. Zwei Jahre lang bereiteten sie sich in Hongkong auf ihren Einsatz in Süd-Shantung vor, wo damals 158 Getaufte unter 12 Millionen Einwohnern lebten. Nach einer Lehrzeit bei Mailänder Missionaren war mit der Entgegennahme des damals notwendigen französischen Missionarspasses im Jahr 1882 der Weg frei für eine eigenständige Missionierung.
Der Anfang der Missionierung war schwer. Es gab keine festen Missionsstationen. Die Patres reisten von einem Ort zum anderen, an dem Christen wohnten, um kamen bei ihnen unter. Immer wieder waren sie von Anfeindungen und Überfällen bedroht. Doch P. Freinademetz trug in sich eine tiefe Liebe zum chinesischen Volk, die ihn nicht verzweifeln ließ. Auch als er fast zu Tode geprügelt wurde, blieb er ruhig und sagte zu seinem mitgetretenen Freund: Heute haben wir aber die Aufmerksamkeit der ganzen Stadt genossen, so was!

„Ich liebe China und die Chinesen; hier möchte ich sterben und bei ihnen begraben werden.“

Dieser Satz ist ein aufrichtiges Bekenntnis. Seine Sorge galt den Seelen der nicht getauften Chinesen. Durch ständiges Gebet und rastloses Arbeiten versuchte er, möglichst viele Chinesen für Jesus Christus zu begeistern. Es waren seine Freundlichkeit und Menschenliebe, die ihn bei aller Herausforderung in unguten Zeiten und Verhältnissen ausgezeichnet haben. Für seine Chinesen war er schon bald ihr „Shengfu“ - Vater. Mit Hoheit und Achtung verbanden sich grenzenlose Liebe und Vertrauen.
Er erkannte bald, wie wertvoll die Mitarbeit engagierter Laien für die Erstverkündigung war. Daher lag ihm die Ausbildung von Katecheten, die dann den Glauben an ihre Landsleute weiter verkündeten, besonders am Herzen. Er übersetze christliche Texte ins Chinesische und verfasste verschiedene Broschüren über den katholischen Glauben. Zudem oblag ihm die Leitung verschiedener katholischer Einrichtungen in seinem Missionsgebiet.
1898 forderten der rastlose Einsatz und die vielen Entbehrungen ihren Tribut. Eine Kehlkopferkrankung und der Beginn einer Tuberkulose zwangen Josef Freinademetz, eine Ruhepause einzulegen. Der Bischof und die Mitbrüder drängten ihn zu einem Aufenthalt in Japan, in der Hoffnung auf vollständige Wiederherstellung seiner Gesundheit. Er kehrte erholt, aber nicht vollständig geheilt, nach China zurück.
In den Jahren 1899 bis 1901 trat mit dem Boxeraufstand eine gefährliche Situation für die Missionare ein. Heimlich gefördert vom chinesischen Kaiserhof, war mit den sogenannten Boxern eine Bewegung entstanden, die sich gewaltsam gegen alle europäischen Einflüsse richtete. Neben Militärstützpunkten und Handelsniederlassungen gehörten auch christliche Missionsstationen zu den Angriffszielen. Etwa 30.000 Christen sollen damals ums Leben gekommen sein. Nur mit einem großen Militäraufgebot konnte dieser Aufstand schließlich von den Europäern niedergeschlagen werden.
P. Freinademetz hatte keine Angst vor den Angriffen. Er hatte sich den Satz des hl. Paulus aus dem 2. Korintherbrief zu Eigen gemacht: „Für euch bin ich bereit alles hinzugeben, was ich habe, sogar mein Leben" (2 Kor 12,15). 1907 kam es zu einer Typhusepidemie. Josef Freinademetz half unermüdlich den Kranken und steckte sich dabei selbst an. Geschwächt kehrte er nach Taikia, dem Bischofssitz, zurück. Dort verstarb er am 28. Januar 1908. Man beerdigte ihn unter der 12. Station des Kreuzweges. Sein Grab wurde schnell zu einem Ort der Verehrung und der Wallfahrt für die Christen.
Josef Freinademetz wurde am 19. Oktober 1975 selig, und am 5. Oktober 2003 zusammen mit dem Steyler Ordensgründer Arnold Janssen durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.

Die Liebe ist die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen.

Der heilige Glaube ist der hell leuchtende Stern, der die dunkle Nacht erhellt.

Eine wahrhaft christliche Familie ist etwas vom Schönsten in der Welt.

Im Himmel den Chinesen ein Chinese werden" - sein Wunsch im Sterben