Die Heiligen

15.3. Klemens M.Hofbauer

Klemens Maria Hofbauer

Klemens Maria Hofbauer
1751-1820
Ordenspriester

Klemens Maria Hofbauer

Kindheit und Jugendjahre

Johannes - so der Taufname - Hofbauer wurde am 26. Dezember 1751 in Tasswitz in Südmähren, etwa 100km nördlich von Wien, geboren. Er war das neunte von zwölf Kindern. Die Eltern hatten eine kleine Landwirtschaft, die gerade so die Familie ernähren konnte. Als Johannes sechs Jahre alt war, starb der Vater. Die Mutter erwartete gerade das zwölfte Kind. So war es sicher kein leichtes Leben, das Johannes in seiner Kindheit hatte und er musste schon früh bei der Arbeit in der Landwirtschaft mit anpacken.
Schon als Kind spürte Johannes die Berufung zum Priester, aber es sollte ein langer Weg sein, bis er dieses Ziel erreichen konnte, denn die Familie verfügte nicht über die Mittel, ihm die dafür notwendige Ausbildung zukommen zu lassen. Johannes wurde Ministrant und nahm am Lateinunterricht im Pfarrhaus teil. Mit 16 Jahren begann er im nahen Znaim eine Bäckerlehre. Später konnte er im Prämonstratenserstift Klosterbruck diesen Beruf ausüben und hatte zusätzlich die Möglichkeit, die dortige Klosterschule zu besuchen. Das war keine leichte Zeit für ihn:

Ich musste alle Augenblicke für die Studien verwenden, sogar die Nächte opferte ich für diesen Zweck auf. Wollte mich der Schlaf überfallen, so nahm ich das Licht in die eine Hand, in die andere das Buch und ging im Zimmer auf und ab, um den Schlaf zu überwinden und so die Zeit zu gewinnen.

Der lange Weg zur Priesterweihe

Da in Klosterbruck nur die ersten vier Klassen unterrichtet wurden und Johannes nicht das Geld hatte, an eine andere Schule zu wechseln, war er wieder einmal an eine Grenze auf dem Weg zum ersehnten Priesterberuf gekommen. Er beschloss, Einsiedler zu werden. Schon früher war Johannes mehrmals nach Rom gepilgert. 1771 ließ er sich für einige Monate als Einsiedler nahe dem etwa 30km von Rom entfernten Tivoli nieder. Dort nahm er den Namen Klemens an, den er fortan an Stelle seines Geburtsnamens trug.
In Österreich wehte damals der Geist der Aufklärung, der in Gestalt des Josephinismus einen massiven Einfluss auf das kirchliche Leben nahm. Kaiser Joseph II. war zwar prinzipiell nicht kirchenfeindlich eingestellt, aber die Kirche sollte dem Staat nützen. Sie sollte ganz in Abhängigkeit vom Staat existieren und die Priester sollten loyale Staatsbeamte sein. Nützlich in diesem Sinn war die Kirche vor allem im Bildungs- und Gesundheitswesen, ein rein kontemplatives Leben aber galt als nutzlos. Daher mussten die Klöster Schulen und Pfarreien übernehmen, um ihre "Nützlichkeit" unter Beweis zu stellen und einer drohenden Auflösung zu entgehen.
Klemens kehrte nach seiner Einsiedlerzeit in seine Heimat zurück und übte wieder das Bäckerhandwerk aus. Doch sein Ziel, Priester zu werden, ließ er nicht aus den Augen. 1779 absolvierte er einen katechetischen Kurs in Wien. Wohltäter ermöglichten ihm 1780 das Studium an der Universität, das jedoch ganz im Geist des Josephinismus stand. Dies stieß Klemens ab:

Ich sehe, dass die Lage der Christenheit immer schlechter wird, denn teilweise nimmt die Zahl der apostolischen Arbeiter immer mehr ab, andererseits werden die Arbeiter selbst in Zerstörer der Herde Christi verwandelt.

Zusammen mit seinem Freund Thaddäus Hübl beschloss er, 1784 das Studium in Rom fortzusetzen. In Rom lernten die beiden den 1732 von Alfons Maria von Liguori gegründeten Orden der Redemptoristen kennen. Nach einem Gespräch mit dem Oberen baten sie ohne langes Zögern um Aufnahme und begannen im Oktober 1784 ihr Noviziat. Damals fügte Klemens seinem Namen den Namen der Gottesmutter hinzu und nannte sich Klemens Maria.
Am 19. März 1785 legten die beiden als erste nichtitalienische Redemptoristen ihre Gelübde ab und bereits zehn Tage später wurden sie zu Priestern geweiht. Im Alter von 34 Jahren hatte Klemens Maria endlich erlangt, was er seit seiner Kindheit ersehnt hat.

Seelsorger in Warschau

Der Orden beschloss, die beiden Neupriester in den Norden zu schicken, um eine Niederlassung des Ordens aufzubauen. Da sie von der Österreichischen Regierung abgewiesen wurden und keine Erlaubnis erhielten, sich auf Österreichischem Staatsgebiet niederzulassen, zogen sie nach Warschau weiter. 1787 wurde ihnen dort die Seelsorge an der deutschen Nationalkirche St. Benno anvertraut.
Es war ein segensreiches Wirken, das die wachsende Gemeinschaft der Redemptoristen in St. Benno in Warschau entfaltete. Neben dem zentralen sakramentalen Dienst vor allem der Messfeiern und des Bußsakramentes waren die Patres auch auf dem Gebiet der Glaubensverkündigung und dem Aufbau und Unterhalt karitativer Einrichtungen tätig. So errichteten sie ein Waisenhaus für etwa 50 Kinder und eine Armenschule, die zunächst 100, später bis zu 500 Kinder aufnehmen konnte.
Klemens Maria schämte sich nicht, für den Unterhalt dieser Einrichtungen betteln zu gehen. Einmal spuckte ihm dabei ein Mann ins Gesicht. Klemens Maria wischte sich den Speichel ab und sagte nur: "So, das war für mich. Und jetzt noch etwas für meine Waisenkinder." Wenn er sich nicht mehr zu helfen wusste, ging er in die Kirche und klopfte an die Tabernakeltür: "Herr, es ist Zeit zu helfen!"
Nahezu während des ganzen Tages fanden Gottesdienste in St. Benno statt. Am Vormittag folgten mehrere Messfeiern aufeinander, dazu Predigten, der Nachmittag war geprägt von Zeiten der Anbetung sowie verschiedenen Andachten. Ab 4:30 Uhr bis spät in den Abend hinein hörten die Patres Beichte. Nach und nach wirkte St. Benno wie ein Magnet, der eine große Zahl von Menschen anzog. "In dieser Kirche war es, als würde ein ununterbrochenes Fest gefeiert."
Die Besetzung Polens durch Napoleon im Jahr 1808 machte diesem Wirken der mittlerweile 40 Redemptoristen ein jähes Ende. Sie wurden zu einem staatsfeindlichen Orden erklärt und aus Polen vertrieben. Für die nächsten zwölf Jahre sollte es den Redemptoristen nicht mehr möglich sein, eine offizielle Niederlassung nördlich der Alpen zu errichten.

Klemens Maria Hofbauer

Apostel Wiens

Klemens Maria kam 1808 wieder nach Wien. Dort wurde er zunächst Aushilfspriester an der Minoritenkirche, später Hausgeistlicher im Kloster der Ursulinen. Schon bald war er in der Stadt bekannt und immer mehr Menschen strömten zu seinen Predigten in die Ursulinenkirche. Sie kamen aus allen Gesellschaftsschichten und Altersklassen. Als Seelsorger hatte Klemens Maria Hofbauer ein äußerst gutes Gespür für die Nöte und Erfordernisse der Zeit. Immer wieder passte er sein Apostolat an die konkreten Gegebenheiten an. Ein von ihm oft genanntes Motto war:

Das Evangelium muss ganz neu verkündet werden.

Mit seiner schlichten und natürlichen Art zu predigen sprach er viele Gläubige aus allen Gesellschaftsschichten an. Klemens Maria war davon überzeugt:

Das Volk hasst die Irreligiosität, es hört die Wahrheit mit Freuden, es schließt sich eng an die Priester an, die ihm den Weg zum Himmel zeigen. Ich habe das überall erfahren, wohin mich die Stürme, die jetzt Europa aufwühlen, geschlagen haben.

Klemens Maria war nicht der geborene Redner. Er benutzte keine ausgefeilte Predigttechnik, sein Deutsch ließ zu wünschen übrig und seinen heimatlichen Akzent hat er sich nie abgewöhnt. Und doch wirkte durch ihn Gottes Geist und öffnete den Zuhörern die Herzen für das Evangelium. Es heißt, er habe seine Predigten nie aufgeschrieben, aber eine Woche lang betrachtet und durchgebetet. "Hofbauer ist ganz einzig. Ihn übertrifft niemand. Aus ihm spricht der Heilige Geist."
Segensreich war sein Wirken im Beichtstuhl. "Hofbauer war ein Kenner der Herzen, den niemand zu täuschen vermochte. Als Beichtvater zeigte er sich durchaus als väterlicher Freund und Führer; wer einmal bei ihm gebeichtet hatte, der blieb nimmer weg. Er hatte eine grenzenlose Barmherzigkeit mit den Sündern und übte über die Seelen eine große Macht aus, ohne sich dazu vieler oder gesuchter Worte zu bedienen."

Auch auf einem anderen Gebiet wirkte der Geist Gottes durch ihn. In seiner schlichten Wohnung trafen sich bald die verschiedensten Menschen, Priester, Studenten und Arbeiter, aber auch berühmte Gelehrte, Literaten und Künstler wie Friedrich Schlegel, Klemens Brentano, Zacharias Werner oder Josef Eichendorff. Hier empfing die Geistesrichtung der Romantik, die schließlich den Geist der Aufklärung überwand, entscheidende Impulse. Man bezeichnet dieses Beziehungsnetz rund um den Apostel Wiens gewöhnlich als "Hofbauerkreis" oder "Romantikerkreis".

Auch wenn es wegen der strengen staatlichen Kontrolle in Wien nicht möglich war, eine so umfangreiche Wirksamkeit wie in Warschau zu entfalten, vermochte Klemens Maria doch im Kleinen und Verborgenen viel zu erreichen. Oft heimlich konnte er vielen Armen materielle Hilfe zukommen lassen. Vielfach rief man ihn zu Kranken und Sterbenden. Rund 2000 Menschen soll er in Wien in die Ewigkeit begleitet haben. Wenn er zu den Kranken und Sterbenden ging, betete er den Rosenkranz und nahm die Menschen, die er besuchen wollte, ins Gebet hinein.

Doch auch ein Mann wie Klemens Maria Hofbauer hatte seine Schwächen und Fehler. Er war ein Mann der Tat mit einem äußerst impulsiven Charakter. Diese Eigenschaft konnte sich mitunter auch als Jähzorn äußern. Mit einem Schuss Selbstironie gestand er einmal:

Ja, das ist leider mein Fehler. Aber ich danke Gott dafür. Dies erhält mich in der Demut und bewahrt mich vor dem Stolz. Hätte ich diesen Fehler nicht, wäre ich versucht, mir selbst die Hand zu küssen aus Respekt vor mir.

Klemens Maria Hofbauer starb am 15. März 1820. Am selben Tag erteilte Kaiser Franz den Redemptoristen die offizielle Erlaubnis, sich in Österreich niederzulassen. Klemens Maria wurde 1888 selig- und 1909 heiliggesprochen. 1914 wurde er zum Stadtpatron von Wien erklärt. Seine Reliquien befinden sich dort in der Kirche Maria am Gestade.

Nur Mut!
Gott ist der Meister.
Er lenkt alles zu seiner Ehre und zu unserem Besten und niemand kann ihm widerstehen.
Alle Pläne der Menschen, und seien sie noch so gut ausgedacht, dienen nur dazu, seinen Willen zu erfüllen.
Ich habe mich in diesen Umständen ganz seinem Willen ergeben.
Ich sehe, dass alles, was uns entgegen zu sein scheint, uns dorthin führt, wo Gott will. ...
Lassen wir also Gott handeln und lenken.
Das ist das Beste.
Wir müssen mit größter Unterwürfigkeit die heiligste Vorsehung anbeten und die Hände dessen küssen, der uns hundertmal schlägt; er kann auch unsere Wunden heilen.