Die Heiligen

29.4. Katharina v.Siena

Katharina von Siena

Katharina von Siena
1347-1380
Ordensfrau, Kirchenlehrerin, Schutzpatronin Europas

Katharina von Siena

Katharina von Siena gehört zusammen mit Birgitta von Schweden und Edith Stein zu den weiblichen Schutzpatroninnen Europas. Papst Paul VI. verlieh ihr im Jahr 1970 den Titel einer Kirchenlehrerin. Sie ist zusammen mit Teresa von Avila die erste Frau, die diesen Ehrentitel erhielt. Allein dies zeigt schon die große Bedeutung, die diese Heilige bis in unsere Zeit hat.

Der Name "Katharina" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "die allzeit Reine". Katharina wurde als 24. Kind des Färbers Jacopo di Benincasa und seiner Frau Lapa geboren. Mit sechs Jahren hatte sie ihre erste Vision. Sie sah Jesus Christus im Ornat des Papstes, umgeben von Petrus, Paulus und Johannes. Sie lebte schon als Kind asketisch und legte mit sieben Jahren das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Im Alter von zwölf Jahren sollte sie heiraten, weigerte sich aber, da sie sich durch das Gelübde der Jungfräulichkeit bereits mit Jesus Christus verlobt hatte. Das nahm ihr besonders die Mutter übel. Der Zwist mit der Mutter endete nach drei Jahren, als der Vater über Katharinas Kopf eine weiße Taube schweben sah.
Mit 16 Jahren trat sie dem Dritten Orden der Dominikanerinnen, den sogenannten Mantellaten, bei. Sie lebte zunächst sehr zurückgezogen, ernährte sich von Kräutern und Wasser, fastete wochenlang, betete und übte sich im Schweigen, geißelte sich blutig und schlief wenig.

Blickt man auf ihr Leben, so sieht man, wie sie Christus immer ähnlicher wurde. In einer mystischen Vision erlebte sie 1367 ihre Vermählung mit Christus und tauschte ihr Herz mit ihm. Den Ehering sah sie ihr Leben lang an ihrem Finger.
Wir beten ja: "Heiligstes Herz Jesu, bilde unser Herz nach deinem Herzen!" Katharina durfte diese Gleichförmigkeit ihres Herzens mit dem Herzen Jesu erfahren, nicht mehr ihr Herz schlug fortan in ihr, sondern das Herz des Herrn, so wie sie nicht mehr nach ihrem Willen, sondern ganz nach dem Willen Jesu lebte.
Auf dieses Ereignis hat sie sich durch harte Jahre der Askese, des Fastens und der Enthaltsamkeit vorbereitet. Erst als sie ganz zu Christus gefunden hat, ist sie bereit, auch für die Menschen zu wirken, ohne dass sie sich dabei an die Welt verlieren und ihre Verbundenheit mit Christus eine Einschränkung erfahren würde. Sie wird vielmehr Christus noch ähnlicher, was sich letztlich auch am Empfang der Stigmata zeigt.
Katharina gab nun ihr zurückgezogenes Leben auf und widmete sich mit äußerster Hingabe der Pflege von Kranken und Armen. Sie beteiligte sich auch aktiv - und das war damals sehr ungewöhnlich für eine Frau - an den aktuellen Geschehnissen der Politik, vor allem der Kirchenpolitik. Ihr Leben war von tiefer Christushingabe erfüllt und von der Liebe zur Kirche geprägt. Gerade die Kirche befand sich damals in einer schwierigen Situation. Die Zeit war bestimmt von Bürgerkriegen, Machtkämpfen und Familienfehden und der Papst residierte in Avignon. Es kam zum großen abendländischen Schisma. Katharina versuchte zwischen den zerstrittenen Parteien zu vermitteln. Ihr Leben lang - am Ende mit Erfolg - setzte sich für die Rückkehr des Papstes aus Avignon nach Rom ein. Sie sagte über die Kirche:

Im Garten der Kirche müssten die faulenden Pflanzen ausgerissen und durch frische, duftende neue Pflanzen ersetzt werden.

Von Katharina sind 381 ihrer Briefe erhalten als Zeugnisse mystischer Theologie. Als ihr literarisches Hauptwerk gilt das "Buch über die göttliche Vorsehung". In dieser Schrift richtet Katharina vier Bitten an den Herrn: um die Gnade der Buße für sich selbst, um die Reform der Kirche, um den Frieden in der ganzen Welt und vor allem zwischen den Christen, und darum dass die göttliche Vorsehung sich aller Menschen annehme.
Mehrfach musste sie ihre Visionen und ihr ungewöhnliches Verhalten vor dem Ordenskapitel der Dominikaner in Florenz rechtfertigen, konnte jedoch immer wieder die Bedenken ausräumen. Bewunderung weckten Katharinas Briefe zu spirituellen Fragen. Bald scharte sich eine Gemeinschaft von Gläubigen um sie. Katharina arbeitete weiter hingebungsvoll für Arme und Kranke in Siena. Bei der Pflege von Pestkranken steckte sie sich 1374 an, ließ sich aber nicht von ihrem Tun abhalten. Einem frierenden Bettler gab sie eines Tages ihren Mantel; kritisiert, dass es unschicklich sei, ohne Mantel auf die Straße zu gehen, antwortete sie:

Ich will mich lieber ohne Mantel als ohne Liebe finden lassen.

1375 erfolgte vor einem Kreuz in Pisa ihre Stigmatisierung. Auf wunderbare Weise erscheinen an ihrem Körper die Wundmale Jesu, bis zu ihrem Tod waren sie allerdings nur für Katharina selbst zu erkennen. Die letzten Jahre ihres Lebens ernährte sie sich nur noch von der Eucharistie. Ihr körperlicher Zustand verschlechterte sich. Sie starb am 29. April 1380 in Rom, der Überlieferung nach in der Peterskirche, die sie unter großen Mühen noch täglich aufgesucht hatte.

Ich glaube, ich werde nach meinem Tode mehr für euch tun können als im Leben.

Katharinas Leichnam ist in der Kirche der Dominikaner in Rom, S. Maria sopra Minerva, in einem Glasschrein aufbewahrt. Ihr Körper war, als er 1430 exhumiert wurde, noch immer unversehrt. Mit päpstlicher Erlaubnis wurde der Leichnam zerteilt, um Reliquien zu erhalten; dies wurde zum letzten Mal 1855 wiederholt, als ihre Überreste noch immer erstaunlich gut erhalten waren. In der Basilika San Domenico in Siena werden in einem Marmor-Ziborium ein in Silber gefasster Finger und der Kopf der Heiligen aufbewahrt.

Katharina von Siena

In ihrem Hauptwerk "Dialog über die göttliche Vorsehung" fasst Katharina ihre Visionen und Erkenntnisse zusammen. Über 400 Briefe sind von ihr erhalten.
Sie schreibt von der Zuversicht, die wir haben dürfen, dass uns nichts von Gott trennen kann:

Alles, was ist, kommt von Gott, und darum kann nichts, was dem Menschen geschieht ... ihn aus der Fassung bringen.

Dem Tapferen sind glückliche und unglückliche Geschicke wie seine rechte und linke Hand. Er bedient sich beider.

In allem können wir Gott finden und wenn wir Widerwärtiges ertragen und überwinden, so bringt uns das näher zu Gott. Allein die Sünde sollen wir meiden, denn sie führt von Gott weg.
Wir erkennen Gottes Liebe daran, dass er uns einen Weg gegeben hat, um zu ihm zu kommen: Jesus Christus.

Da zeigte mit Gott, mit welcher Liebe er den Menschen geschaffen hatte und sagte: Aus Jesus, meinem Sohn, habe ich eine Brücke gemacht, damit ihr alle hinüber gelangen könnt, um die Frucht eurer Mühen zu empfangen und zu genießen.

Mit der Sünde Adams war der Weg zu Gott unterbrochen. Der Tod hielt die Menschen seither gefangen. Christus hat in seiner Auferstehung den Weg zu Gott wieder erschlossen. Er hat die Toten aus den Gräbern geholt. Von nun an ist er der Weg, auf dem wir zu Gott gelangen.

Er verband die Höhe des Himmels mit der Erde eurer Menschheit. Ihr müsst euch also an diese Brücke halten, indem ihr die Verherrlichung meines Namens im Heil der Seelen sucht, in Pein die großen Mühen aushaltet, den Spuren jenes süßen und liebevollen Weges folgend.

Katharina sah in einer Vision die Menschen, die über diese Brücke des gekreuzigten Christus gehen:

Ich sah viele, die liefen ohne jegliche Mühe, denn sie waren frei vom Gewicht des Eigenwillens, und dies sind die wahren Kinder. Sie haben sich selbst gelassen und gehen in sehnsüchtigem Verlangen dahin, nur die Ehre Gottes und das Heil der Seelen suchend. ... Sie sind nur darauf bedacht, am Kreuz bei Christus zu verweilen, denn er ist ihr einziges Vorbild.

Der Mensch braucht Liebe, um zu leben. Der Mensch braucht auch jemanden oder etwas, das er liebt. Katharina stellt sich die Seele vor wie einen Baum, der von der Liebe erschaffen ist und deshalb einzig von der Liebe zu leben vermag.

Ohne Liebe kann die Seele nicht leben. Sie muss etwas lieben, sie ist aus Liebe geschaffen.

Die Liebe leben, das bedeutet auch, dass wir alles in unserem Leben, das Wichtige und auch das ganz Kleine, mit Gott tun sollen. Er zeigt uns den Weg der Liebe und führt uns immer mehr hinein in seine Liebe. Alles sollen wir im Gebet vor Gott hinhalten, ihn nach seinem Rat fragen, ihn um seine Hilfe bitten. So können wir herauszufinden, welches Tun vor Gott recht ist, denn nur das, was Gott von uns will, wird uns selbst auch glücklich machen.

Bevor man etwas tut, besieht und bestimmt man es vor Gott; nicht nur Wichtiges, sondern selbst das Kleinste. Erst im Ringen nach Erkenntnis und im Bund mit der ewigen Wahrheit liegt das wahre Leben und in nichts anderem. ... Wer seinen Willen nicht zur Ruhe bringt in dem Stand, den Gott ihm auferlegte, der ist immer bedrückt und unverträglich mit sich selbst. ... Zu wünschen, was man nicht hat, ist eine Bahn, auf welcher das Leiden einherkommt.

Doch es können wieder Zweifel aufkommen. Habe ich wirklich das Richtige getan? Hätte ich nicht auf einem anderen Weg viel mehr Gutes tun können? Eine solche Unruhe ist belastend und führt zu nichts. Es geht im Leben nicht darum, das zu wünschen, was man nicht hat, sondern mit dem, was man hat, sein Bestes zu geben. In diesem Zusammenhang zeigt sich auch die Bedeutung ihres oft zitierten Satzes:

Nicht der Beginn wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.

Herr, zeige mir den Weg, auf dem ich gehen soll, und lass mich erkennen, welche Fähigkeiten du mir gegeben hast, um auf diesem Weg deinen Willen zu erfüllen.
Jetzt ist die Stunde der Entscheidung, die keinen Aufschub duldet, denn wenn wir warten, könnte es einmal zu spät sein.

Warte nicht auf eine spätere, gelegene Zeit, denn du bist nicht sicher, ob du sie haben wirst. Die Zeit entschwindet unbemerkt. Darum versäumt - wer klug ist - keine Zeit und gibt die gegenwärtige Stunde, die ihm gehört, nicht ungenutzt weg für eine andere Stunde, die noch nicht sein eigen ist.