Die Heiligen

26.5. Philipp Neri

Philipp Neri

Philipp Neri
1515-1595
Priester

Philipp Neri

Philipp Neri wurde 1515 in Florenz geboren, ging aber als 20-jähriger nach Rom, wo er von nun an lebte. Als Philipp Neri nach Rom kam, traf er auf eine Stadt der Gegensätze. Armut und Reichtum lagen dicht beieinander. Die Kirche stellte ihre Macht zur Schau, war aber in ihrem Inneren krank. Glänzende Feste und die Verehrung der heidnischen Antike standen vor einem Leben nach dem Evangelium und der Liebe zu Jesus Christus.
Philipp Neri wollte nur das Eine: als Christ ein Leben in der Liebe zu Jesus Christus leben. Er tat dies, indem er sein Leben geheiligt hat durch Beten und die Betrachtung des Evangeliums. Das formte ihn und die Menschen spürten seine Liebe, besonders wenn er den Armen und Kranken der Stadt begegnete. Er fand seine Berufung darin, das Volk im Glauben zu unterweisen. Sein sonniges und fröhliches Naturell machte ihn bei den Menschen beliebt und führte dazu, dass bis heute viele Anekdoten aus seinem Leben bekannt sind.
Die Demut in allem war ihm alles. Stets versuchte er seine Heiligkeit zu verbergen und sich selbst lächerlich zu machen. So erschien er mal mit halbrasiertem Bart, mal mit Pelzmantel mitten im Sommer, mal mit rosa Filzpantoffeln.
Im Jahr 1551 wurde Philipp Neri im Alter von 36 Jahren zum Priester geweiht. Ihn zeichnet eine tiefe Verehrung der Heiligen Eucharistie aus, die sich auch in mystischen Erfahrungen zeigte. Oft war er während der Hl. Messe lange in stiller Andacht versunken. Oft zog er sich an einsame Orte zum Gebet zurück. Sein ganzes Leben gab Zeugnis von seiner tiefen Frömmigkeit.
Philipp Neri liebte es, Gebete bis auf ihren Kern hin auf eine kurze Formel zu kürzen und diese konnte er dann stundenlang betrachten. Das wohl bekannteste dieser Kurzgebete ist "Jesus sei mir Jesus". Von seiner Sehnsucht spricht das folgende Gebet:

Mein Jesus, ich möchte dir dienen, und finde den Weg nicht. Ich möchte das Gute tun, und finde den Weg nicht. Ich möchte dich finden, und finde den Weg nicht. Ich möchte dich lieben, und finde den Weg nicht. Ich kenne dich doch nicht, mein Jesus, weil ich dich nicht suche. Ich suche dich, und ich finde dich nicht. Komm zu mir, mein Jesus. Ich werde dich niemals lieben, wenn du mir nicht hilfst, mein Jesus. Zerschneide meine Fesseln, wenn du mich haben willst. Jesus, sei mir Jesus.

Bis heute bekannt ist Philipp Neri durch das von ihm ins Leben gerufene Oratorium. Im Rom entstand um ihn ein bunter Kreis von Menschen, die sich zum Beten und der Betrachtung der Heiligen Schrift, aber auch zum Gespräch und Musizieren versammelten. Dieser Kreis war für alle offen. Menschen jeden Standes trafen sich dort, ob hoher Würdenträger oder einfacher Bürger. Die Versammlungen wurden in einem eigens dafür eingerichteten Raum über der Kirche abgehalten.
Aus dem Kreis um Philipp Neri ging die Weltpriester-Kongregation der Oratorianer hervor. Noch zu Lebzeiten Philipp Neris entstand neben der Gemeinschaft in Rom bereits ein zweites Oratorium in Neapel und später hat sich der Orden in der ganzen Welt verbreitet. Die musikalischen Darbietungen, die in diesem Kreis abgehalten wurden, sind der Ursprung einer bis heute bekannten Gattung geistlicher Musik: dem Oratorium.
Besonders den armen Menschen, den Kranken und der Jugend blieb Philipp Neri Zeit seines Lebens zugewandt und er war beim ganzen Volk beliebt. Durch sein Leben hat Philipp Neri die Stadt Rom verwandelt und ein bleibendes Zeichen christlichen Glaubens hinterlassen.

Philipp Neri lehrt uns, dass ein Leben im Glauben nur dann gelingen kann, wenn wir Ausdauer haben und auch die kleinen und unscheinbaren Dinge stets sorgfältig tun:

Wir sollen das Gewöhnliche ungewöhnlich gut tun.
Wir dürfen nicht von unserem Gebet lassen wegen Zerstreuung und Unruhe des Geistes, auch wenn es unnütz erscheint, damit fortzufahren. Wer seine gewohnte Zeit ausharrt und dabei seinen Geist ruhig zum Gegenstand seines Gebetes hinlenkt, erwirbt sich dadurch großes Verdienst.

Lehrer des Gebets

Das Gebet prägte das Leben von Philipp Neri. Die Gemeinschaft, die sich um ihn versammelte und die sich später zu einem Orden weiterentwickelte, nennt sich Oratorium. Oratorium ist eigentlich der Gebetsraum. Zunächst kamen die Freunde Philipp Neris in einem Raum auf dem Dachboden der Kirche zusammen. Das Gebet prägte die Gemeinschaft, aber auch Musik (daraus entstand die Musikgattung des Oratoriums!) und bildende Vorträge waren von Bedeutung.
Philipp Neri war ein Lehrer des Betens. Er selbst konnte sehr leicht vom mündlichen Beten in eine tiefe Betrachtung übergehen. Daher betete er gerne das Brevier in Gemeinschaft, beim Beten für sich kam er mit dem Brevier an kein Ende, da er an vielen Stellen immer wieder in Betrachtung verfiel.
Einige seiner Aussprüche deuten an, wie viel Wert er auf das Beten legte:

Wir dürfen unser Beten und Bitten nicht aufgeben, nur weil wir nicht sofort das erhalten haben, worum wir als erstes gebeten haben.
Wir sollen und oft daran erinnern, dass Christus sagte, dass jener gerettet wird, der bis zum Ende aushält, nicht der, der beginnt.
Wer nicht in der Lage ist, längere Zeit im Gebet auszuhalten, der sollte seinen Geist durch Stoßgebete zum Herrn erheben.

Gerade diese Stoßgebete wurden zu einem Charakteristikum seines Betens, das er auch anderen weitergab. Gebetsformeln wie "Jesus, sei mir Jesus!" oder "Maria, Jungfrau und Mutter!" sind verwandt mit dem Herzensgebet, das wir aus der Ostkirche kennen. Sie können uns durch den Alltag tragen, indem wir sie in unseren täglichen Beschäftigungen immer wieder im Herzen beten. Sie können uns aber auch in eine tiefe Betrachtung einführen, indem wir sie in Zeiten der stillen Meditation in Einklang mit unserem Atem wiederholen.

Philipp Neri

Eucharistische Frömmigkeit

Philipp Neri hatte eine besonders innige Beziehung zum allerheiligsten Sakrament. Ohne Eucharistie konnte er nicht leben: Es war für ihn selbstverständlich, täglich die Heilige Messe zu feiern.
Die Anbetung vor dem Allerheiligsten war für ihn nicht eine Andachtsform unter anderen, sondern sie war das Zentrum seines geistlichen Lebens. Aus der Eucharistie schöpfte er seine ganze Kraft, um den Armen und Kranken zu dienen und sie zu lieben.
Seine Verehrung des allerheiligsten Sakramentes ging sogar so weit, dass er während der Feier der Eucharistie regelmäßig in Ekstase geriet. Die letzten Jahre seines Lebens bekam er die päpstliche Erlaubnis, für sich alleine zelebrieren zu dürfen. Dies ermöglichte Philipp Neri, ungestört in inniger Anbetung zu verweilen und hielt auch Schaulustige fern, denn es sprach sich bald herum, dass er Philipp Neri dabei sogar ein Stück über dem Boden zu schweben begann. Auch einige Zeit nach der Messfeier war er immer noch in so tiefer Andacht versunken, dass er das Geschehen um sich herum nicht wahrnahm.
Seine letzte Heilige Messe feierte Philipp Neri am Fronleichnamstag des Jahres 1595. Als er kurz vor seinem Tod die Wegzehrung empfing sagte er:

Ich bin nicht würdig, ich bin niemals würdig gewesen; komm mein Liebster!

Der humorvolle Heilige

Philipp Neri war von seinem Wesen her ein zutiefst fröhlicher Mensch. Viele Anekdoten aus seinem Leben zeugen davon. Es mag uns vielleicht verwundern wie diese Fröhlichkeit mit seiner tiefen Frömmigkeit zusammengehen kann. Doch Frömmigkeit und Fröhlichkeit sind keine Gegensätze. Der Glaube soll uns ja zu fröhlichen Menschen machen. "Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!" Diesen Wunsch hat schon Paulus in seinen Briefen zum Ausdruck gebracht.
Mit dieser Fröhlichkeit konnte Philipp Neri viele Menschen gewinnen und sie so zu einem tieferen Glauben führen. Wahre Fröhlichkeit ist nicht aufgesetzt, sondern kommt aus der Ruhe des Herzens. Freilich, es ist auch jeder Mensch anders und manche haben eher einen stillen und ernsten Charakter. Somit war seine Fröhlichkeit Philipp Neri in gewisser Weise auch in die Wiege gelegt. Aber doch können wir uns ein wenig anstecken lassen von dieser Freude, die aus einem Herzen kommt, das die Liebe Gottes erfahren hat.
Eine Anekdote berichtet, wie humorvoll selbst die strenge Lektion eines Beichtvaters sein kann. Viele Adlige Roms kamen zu Philipp Neri in den Beichtstuhl, unter ihnen auch die Contessa Bianchi. Ihr Fehler war es, dass sie des Öfteren in Gesellschaft schlecht über andere redete. Dafür bekam sie von Philipp Neri folgende sonderbare Buße auferlegt: Sie solle sich am Markt ein Huhn besorgen und dann damit zu ihm kommen. "Unterwegs musst du es so gut rupfen, dass dabei auch nicht eine Feder übrigbleibt."
Es muss ein herrlicher Anblick gewesen sein, als die Contessa federrupfend durch die Straßen Roms gezogen ist. Doch es war nicht die Absicht Philipp Neris, die adlige Frau bloßzustellen. Als sie endlich mit dem gerupften Huhn zu ihm kam, erteilte er ihr die eigentliche Lehre. Sie solle nun den Weg wieder zurückgehen und alle Federn einsammeln. Als sie entgegnete: "Das ist doch nicht möglich! Der Wind hat die Federn bereits in ganz Rom verweht." antwortete ihr der Heilige: "Daran hättest du vorher denken müssen. So wie du die einmal ausgestreuten Federn nicht mehr aufsammeln kannst, weil der Wind sie verweht hat, so kannst du auch die bösen Worte, die du einmal ausgesprochen hast, nicht wieder zurücknehmen."
Beten wir darum, dass auch wir etwas von diesem Humor des Heiligen zu spüren bekommen mit einem Gebet von Kardinal John Henry Newman, der selbst Oratorianer und ein großer Verehrer des Heiligen Philipp Neri war:

Heiliger Philipp, du hast immer die Lehre und das Beispiel des heiligen Apostels Paulus befolgt, indem du dich stets über alle Dinge freutest. Erlange mir die Gnade einer vollkommenen Hingabe an Gottes Willen, des Gleichmuts gegenüber den Dingen dieser Welt und lass mich stets den Himmel vor Augen haben, so dass ich über die göttlichen Fügungen nie enttäuscht bin, nie verzage, nie traurig oder missmutig werde; dass mein Gesicht immer offen und fröhlich sei und meine Worte freundlich und gütig, wie es denen zukommt, die in jeder Lebenslage das köstlichste der Güter ihr eigen nennen: die wohlwollende Liebe Gottes und die Hoffnung auf die ewige Seligkeit. Amen.

Zwei Anekdoten aus dem Leben des Heiligen:

Als Jugendlicher im Internat kam er oft zu spät, weil er nicht aus dem Bett kam. Sein Erzieher ermahnte ihn: "Wenn es läutet, stell dir vor, du bist im Fegefeuer und Gott ruft dich." Am nächsten Tag war er wieder verspätet und seinem Präfekten erklärte er das so: "Ja, ich dachte an das Fegefeuer. Dann aber sagte ich zu mir selbst: Du hast schon so viele Dummheiten gemacht, du musst wohl länger im Fegefeuer bleiben - und da bin ich liegen geblieben."

Einmal wurde der Heilige gerufen: Er sollte prüfen, ob eine bestimmte Schwester, die im Ruf der Heiligkeit stand, wirklich heilig sei. Die Aufgabe löste er so: Er wartete einen Tag ab, an dem es stark regnete. Dann ging er, durch Schmutz und Schlamm stapfend, zum Kloster, ließ die betreffende Schwester rufen und bat sie, ihm seine Schuhe zu säubern. Die "Heilige" lehnte empört ab. Lächelnd ging Philipp Neri wieder nach Hause.