Die Heiligen

28.9. Lioba

Lioba

Lioba
um 710-782
Äbtissin

Lioba

Als "Lehrerin Germaniens" ging die aus England stammende heilige Lioba in die Geschichte ein. Sie war eine Verwandte des heiligen Bonifatius (um 672-754), mit dem sie ihr Leben lang freundschaftlich verbunden war. Sie hat im 8. Jahrhundert im östlichen Teil des Frankenreiches zahlreiche Nonnenklöster gegründet, förderte dort die Ausbildung von Frauen und trug damit zur Festigung des christlichen Glaubens bei.
Wie viele Heiligenlegenden beginnt auch die Geschichte der heiligen Lioba mit der Schilderung einer wundersamen Geburt. Ihre Mutter, die schon alt war, wünschte sich sehnlichst ein Kind. Eines Nachts träumte sie, dass eine Glocke in ihrem Schoß läutete. Es war für sie ein Zeichen, dass Gott sie erhört hatte und dass ihr Kind zu etwas Besonderem berufen war.
Liobas Eltern Dynne und Aebbe stammten aus einem edlen angelsächsischen Geschlecht in Wessex und waren eng mit der Familie des Hl. Bonifatius verbunden. Sie gaben ihrem Kind den Namen Truthgeba ("Gottesgabe"). Die Mutter Aebbe gab dem Mädchen dazu den Beinamen Lioba ("die Liebe Gebende"). Um 720 schickten die Eltern Lioba zur Erziehung in das berühmte Benediktinerinnenkloster Wimborne in Dorset, in dem auch die heilige Walburga (um 710-um 779) erzogen wurde.
Lioba wurde Nonne und lebte in Klöstern in Kent und im Kloster Minster bei Ramsgate. Die dortige Äbtissin Eadburga unterstütze Bonifatius bei seiner Missionsarbeit. Auch Lioba interessierte sich für das Missionswerk des Hl. Bonifatius. Bald entstand eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden und sie standen in regem Briefkontakt. In einem ihrer Briefe an Bonifatius schreibt Lioba:

"Ich bin die einzige Tochter meiner Eltern, und wenn ich dich, so unwürdig ich dessen bin, an Bruder statt erhalten könnte, wäre ich sehr glücklich, weil ich zu keinem andern Menschen aus meinem Geschlecht ein solches Zutrauen habe wie zu dir."

Um 735 bat Bonifatius Lioba, ihn zu unterstützen und sie folgte ihm ins ferne Frankenreich. Bonifatius wollte durch die Errichtung von Nonnenklöstern sein Missionswerk zusätzlich festigen. Lioba wurde Äbtissin des neu gegründeten Klosters Tauberbischofsheim. Sie richtete dort eine Klosterschule ein und widmete sich besonders der Erziehung von Frauen und Töchtern des ansässigen Adels. Zahlreiche Töchter aus vornehmen Familien und angesehene Witwen nahmen den Schleier und traten in das Kloster ein. So konnte Lioba von Tauberbischofsheim aus weitere Klöster gründen. Bevor Bonifatius zu seiner letzten Missionsreise, bei der er den Märtyrertod erleiden sollte, aufbrach, rief er Lioba noch einmal zu sich und überreichte ihr als Andenken sein Mönchsgewand. Später reiste Lioba oft zum Grab des Hl. Bonifatius nach Fulda, wo sie als einzige Frau Zugang zum Kloster hatte.
Die feinsinnige, gebildete und gütige Lioba pflegte regen Kontakt mit den Mächtigen. In ihrer Vita heisst es: "Fürsten liebten sie, Bischöfe nahmen sie freudig auf und beredeten sich mit ihr über das Wort des Lebens." Pippin und seine Söhne Karl und Karlmann schätzten sie hoch, besonders mit Karls Frau Hildegard verband sie eine enge Freundschaft. Deren Base Thekla folgte ihr ab 750 im Amt der Äbtissin der Klöster Kitzingen und Ochsenfurt. Als Liobas Gebrechen immer schlimmer wurden, zog sie sich auf das ihr von Karl dem Großen mit einer Schenkungsurkunde im Jahr 782 verliehene Hofgut Schornsheim südlich von Mainz zurück, wo sie starb.
Bestattet wurde Lioba zunächst in der Klosterkirche der damaligen Benediktinerabtei Fulda nahe des Grabes des hl. Bonifatius. 836 wurden ihre Gebeine in das neu gegründete Kloster auf dem Petersberg in Fulda übertragen. Die Kirche, die im Volksmund Liobakirche genannt wird, birgt auch heute noch das Grab der Heiligen. Dort leben seit einigen Jahren Liobaschwestern. Diese 1927 gegründete Schwesterngemeinschaft wählte Lioba zu ihrer Patronin. Sie hat ihr Mutterhaus in Freiburg und ist an mehreren Orten in verschiedenen Ländern tätig.
Lioba lebte in einer Zeit, aus der uns nur wenige schriftliche Zeugnisse erhalten geblieben sind. Daher ist es schwer, ein authentisches Bild der Heiligen zu zeichnen. Wir dürfen uns Lioba aber sicher als eine tatkräftige und glaubensstarke Frau vorstellen, die ihren Dienst in der Kirche selbständig und verantwortungsbewusst ausübte. Nicht umsonst hat Bonifatius sie als Mitarbeiterin zu sich gerufen. Durch ihr gewinnendes Wesen, ihr Werk und ihre Hingabe an die Aufgaben ihrer Zeit und ihres Umfeldes war und ist sie für viele ein Vorbild. Ihre zahlreichen Klostergründungen zeigen, wie sie junge Frauen für ein Leben in der Nachfolge Jesu Christi begeistern konnte.
Lioba - die Liebe Gebende. Dieser Name war das Programm ihres Lebens. So wie sie mit Jesus Christus in Liebe verbunden war, wollte sie diese Liebe auch weiterschenken. "Alles vermögend war ihr Glaube, von großer Geduld erfüllt ihre Hoffnung, dem Nächsten zugewandt ihre Liebe." So heisst es in ihrer Vita und die Legende berichtet von einem Traum, den sie eines Nachts hatte. Sie träumte, aus ihrem Mund käme ein roter Wollfaden. Er wurde so lang, dass sie ihn kaum noch zu einem Knäuel aufwickeln konnte. Eine ältere Nonne deutete diesen Traum als Zeichen für die große Gottesliebe, die Lioba weiterschenken solle. Lioba wird daher neben Ordenskleid und Äbtissinnenstab auch mit einem Wollknäuel in der Hand oder mit der Glocke, die an ihre wundersame Geburt erinnert, dargestellt.
In der Vita der hl. Lioba wird beschrieben, wie sie eine verheerende Feuersbrunst zum Erlöschen bringt. In der Siedlung neben ihrem Kloster Tauberbischofsheim war ein Feuer ausgebrochen, das schnell von einem Haus auf das andere übersprang. Die Bewohner mühten sich ab, das Feuer zu löschen, doch ein ungünstiger Wind entfachte es immer stärker, so dass die Menschen nahe daran waren, aufzugeben.
"Alle eilten zur Äbtissin. Sie bestürmten sie, sie solle doch eilends beten, dass die drohende Gefahr abgewendet werde. Sie aber, die immer besonnenen Geistes war, wurde durch nichts aus der Ruhe gebracht. Vielmehr befahl sie, aus dem Fluss oberhalb des Eintritts in das Kloster - der Fluss ging nämlich mitten durch das Kloster hindurch - ein Gefäß mit Wasser zu füllen und schnell zu bringen." In dieses Gefäß mischt sie Salz, das vom hl. Bonifatius geweiht worden war. "Geht und schüttet das Wasser in den Fluss. Dann soll jeder aus dem Fluss unten schöpfen und damit den Feuerbrand zu löschen suchen."
"Kaum hatte sie das getan, da wurde die ganze Feuersbrunst gelöscht, wie wenn ein Regen vom Himmel sie erstickt hätte. Kein weiteres Haus wurde mehr Opfer der Flammen. Verwirrt durch das Wunder lobte das ganze Volk Gott, der durch den Glauben und das Gebet seiner Dienerin Lioba sie so schnell von einer großen Gefahr befreit hatte." Durch ihre Zuversicht und ihr Vertrauen auf Gottes Hilfe hat Lioba den Menschen neuen Mut gegeben und sie konnten die drohende Katastrophe - die Vernichtung des ganzen Dorfes - noch rechtzeitig abwenden. Lioba hat den Menschen Mut gemacht. Als deren eigener Glaube und eigene Kraft nicht mehr reichen, hat sie gezeigt, dass im Vertrauen auf Gottes helfende Gegenwart doch alles möglich ist.

Hl. Lioba - du Liebe Gebende - alles vermögend war dein Glaube, von großer Geduld erfüllt deine Hoffnung, dem Nächsten zugewandt deine Liebe.
Bitte für uns, dass auch wir stark im Glauben, geduldig in der Hoffnung und treu in der Liebe sind.