Die Heiligen

2.10. Heilige Schutzengel

Schutzengel

Heilige Schutzengel

Schutzengel
Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters. (Mt 18,10)

Dieses Wort Jesu ist zur biblischen Begründung für den Glauben an den Schutzengel geworden. Gott sendet jedem seiner Jünger einen Engel, der ihn behütet, der ihm beisteht in Gefahr, der ihn in Schutz nimmt vor den Anfeindungen der Menschen und der ihm in der Versuchung Kraft gibt. Der Glaube an Engel, die von Gott gesandt sind, um die Menschen zu beschützen, ist schon im Alten Testament verbreitet. Der Prophet Elija wird von einem Engel angerührt, als er verzweifelt und erschöpft in der Einsamkeit sitzt (1Kön 19,5) und in Psalm 91 vertraut der Beter auf Gott, der "seinen Engeln befiehlt, dich zu behüten auf all deinen Wegen" (Ps 91,11). Im Buch Daniel ist ein Engel bei den drei jungen Männern im Feuerofen und schützt sie vor der Hitze (Dan 3) und das Buch Tobit berichtet davon, dass dessen Sohn Tobias bei einer weiten und gefährlichen Reise von einem Engel begleitet und beschützt wird.
Im Neuen Testament sind Engel zunächst Boten Gottes, die eine Nachricht verkünden, die Maria die Geburt Jesu ankündigen und Zacharias die Geburt Johannes des Täufers. Den Hirten verkünden sie die Geburt des Messias und die Magier führen sie von weither zum Jesuskind. Aber auch vom Beistand der Engel ist die Rede. Als Jesus vor seinem Leiden am Ölberg betete, "erschien ihm ein Engel vom Himmel und gab ihm neue Kraft" (Lk 22,43). In der Apostelgeschichte lesen wir davon, dass Petrus durch einen Engel aus dem Gefängnis befreit wurde (Apg 12,7).
Es würde zu weit führen, hier alle Bibelstellen aufzulisten, in denen von Engeln die Rede ist. Wir können auf jeden Fall davon ausgehen, dass der Glaube an Engel und auch der Glaube an den persönlichen Schutz durch einen Engel Gottes bereits bei den ersten Christen verbreitet war. So deuten dann auch die Kirchenväter die oben genannte Stelle bei Matthäus ganz selbstverständlich auf den Schutz durch Engel hin.

Man sagt, jeder Gläubige, selbst wenn er ganz klein in der Kirche ist, sei von einem Engel begleitet, von dem Christus bezeugt, dass er unaufhörlich das Angesicht des Vaters schaut.

So heißt es bei Origenes und Johannes Chrysostomus schreibt:

Daraus geht klar hervor, dass den Heiligen, ja allen Menschen, Engel zur Seite stehen. ... An dieser Stelle spricht Christus jedoch nicht bloß von Engeln überhaupt, sonders von besonders hervorragenden Engeln. Durch die Worte: "das Angesicht meines Vaters" meint er nichts anderes als ihre größere Gottesvereinigung und die Fülle ihrer Ehrenauszeichnung.

Auch die heiligen Wüstenväter, die in der Einsamkeit oft großen Anfechtungen ausgesetzt waren, vertrauten auf den Schutz der Engel. So heißt es in den Apophthegmata Patrum:

Der Altvater Moses wurde einmal heftig zur Unkeuschheit versucht, und da er es in seiner Mönchszelle nicht mehr aushielt, ging er fort und meldete es dem Altvater Isidor. Der Alte forderte ihn zur Rückkehr in sein Kellion auf, was er aber mit der Begründung ablehnte: "Ich kann es nicht, Vater!"
Abbas Isidor nahm ihn mit sich, führte ihn auf das Hausdach hinauf und sagte zu ihm: "Schau nach Westen!" Er blickte hin und sah eine Menge von Dämonen - unzählbar - die in Aufruhr waren und Kriegslärm machten. Und wiederum sagte der Altvater Isidor: "Schau nach Osten!" Er blickte hin und sah unzählbare Scharen heiliger Engel in Herrlichkeit.
Und Abbas Isidor sprach: "Siehe, diese sind den Heiligen vom Herrn zur Hilfe gesandt. Die im Westen, das sind die, die gegen sie Krieg führen. Mehr aber sind die auf unserer Seite." Und so sagte der Altvater Moses Gott Dank, fasste Mut und kehrte in sein Kellion zurück.

In der Liturgie haben die Engel schon seit jeher ihren Platz. Im "Sanctus" stimmen die Gläubigen ein in den Gesang der Engel. Jedoch dauerte es relativ lange, bis in der Kirche ein eigenes Engelfest entstand. In der Kirche des Westens hat nur der Erzengel Michael bereits ab dem 5. Jahrhundert einen eigenen Festtag. Er gilt als der Engelsfürst und der anderen Engel, auch der Schutzengel, wurde an diesem Festtag gemeinsam mit ihm gedacht. Ein eigenes Schutzengelfest entstand im 16. Jahrhundert in Spanien und Frankreich. Es wurde am ersten Sonntag im September gefeiert. Im Jahr 1670 hat Papst Clemens X. das Schutzengelfest auf die gesamte Kirche ausgeweitet. Erst Papst Pius X. bestimmte den 2. Oktober als Festtag für die gesamte Kirche.

Schutzengel

Kein Mensch weiß, wie viele Engel es gibt. Aber immer schon war es der Wunsch der Menschen, einen persönlichen Engel zu haben, der uns begleitet, egal was wir tun. Gott schenkt jedem Menschen einen solchen Engel. Jeder hat einen Schutzengel. Wir wissen nicht, vor wie viel Gefahren er uns schon bewahrt hat. Auch wenn er nicht jedes Unheil abhält, so mahnt er uns doch, stets aufmerksam und vorsichtig zu sein. Wir dürfen auch im Gebet an unseren Schutzengel denken, früher haben nicht nur die Kinder dies jeden Abend getan.

Mein heiliger Schutzengel, bedecke mich mit deinem Flügel,
erhelle den Weg, dem ich folge, mit deinen Strahlen!
Komm, meine Schritte zu lenken.
Hilf mir, ich flehe dich an, gerade für heute!
(Therese von Lisieux)

In einem Psalmvers heißt es:

Ich liege wach und ich klage wie ein einsamer Spatz auf dem Dach. (Ps 102,8)

Geht es mir nicht oft so: ich fühle mich einsam und allein. Vielleicht nach einem Streit mit guten Freunden, vielleicht weil mich gerade niemand so recht versteht, vielleicht weil gerade keiner Zeit für mich hat und etwas mit mir unternehmen möchte.
Denken wir in solchen Situationen ganz besonders an unseren Schutzengel. Wir glauben, dass Gott jedem von uns einen ganz besonderen Engel zur Seite gestellt hat, der uns begleitet und behütet, auch wenn wir ihn nicht sehen. Aber vielleicht gab es schon einmal Momente, wo wir seine Nähe und Hilfe ganz besonders gespürt haben. Erinnern wir uns an eine solche Situation? Eine wunderschöne Geschichte, wie Gott durch seinen Engel Menschen zu Hilfe kommt, erzählt uns das Buch Tobit im Alten Testament. Danken wir Gott und unserem Schutzengel für die Hilfe, die wir erfahren dürfen.

Himmlischer Vater!
In deiner unendlichen Liebe
hast du für einen jeden von uns
einen Engel im Himmel ausgewählt
und ihn uns zum Führer
durch unser irdisches Leben gegeben.
Nimm an unseren Dank für diesen großen Segen.
Lass uns in all unseren Nöten
die Hilfe unseres heiligen Begleiters erfahren.
Und du, heiliger, liebender Engel und Führer,
wache über uns
mit der Güte deines himmlischen Herzens.
Halte uns allezeit auf dem Weg,
der zum Himmel führt
und höre nicht auf, für uns bei Gott einzutreten,
bis wir unser Ziel erreicht haben,
das ewige Leben bei Gott.
Dann werden wir Gott lieben auf ewig
und ihn unablässig loben und preisen
und ihm danken für all das Gute,
das er uns geschenkt hat.
Amen.
Heiliger Schutzengel,
der du mein Begleiter bist,
erleuchte mich, behüte mich,
führe und leite mich,
der ich dir von der
göttlichen Barmherzigkeit
anvertraut wurde.

O heiliger Schutzengel mein,
lass mich dir anbefohlen sein!
In allen Nöten steh mir bei
und halte mich von Sünden frei!
Bei Tag und Nacht,
ich bitte dich,
erleuchte, führe, schütze mich!
Amen.