Die Heiligen

18.10. Evangelist Lukas

Lukas

Evangelist Lukas

Lukas

Lukas wird seit dem zweiten Jahrhundert als Verfasser des seit dieser Zeit nach ihm benannten Evangeliums und auch der Apostelgeschichte genannt. Beide Werke machen selbst keine Angaben über ihren Verfasser. Gewidmet sind sie einem gewissen Theophilus. Dieser könnte ein wohlhabender Gönner gewesen sein. Der Name bedeutet „Gottlieb“ oder „Gottesfreund“ und kann so im übertragenen Sinn auch als Anrede an all jene verstanden werden, die auf ihrer Suche nach Gott das Evangelium als Wegweiser benutzen.
Über das Leben des Evangelisten Lukas haben wir kaum zuverlässige Nachrichten. Er stammte der Tradition nach aus einer vornehmen Familie in Antiochien und war, wie der Apostel Paulus angibt, von Beruf Arzt (Kol 4,14). Die Sprache des Evangeliums zeigt ihn uns als gebildeten Schriftsteller griechischer Muttersprache, der wohl aus dem hellenistischen Kulturkreis stammte, aber auch mit dem Alten Testament und der jüdischen Tradition vertraut war. Er war Heide und gehörte vielleicht zu den Gottesfürchtigen, das sind Nichtjuden, die den Kontakt zum Judentum suchen.
Seine Bekehrung zum Christentum erfolgte wahrscheinlich um das Jahr 43. Barnabas und Paulus, die in Antiochien missioniert haben, scheinen ihm Lehrer und Führer gewesen zu sein. Man geht davon aus, dass Lukas den Apostels Paulus auf zwei seiner Missionsreisen begleitet hat. Im Zweiten Timotheusbrief wird bezeugt, dass er treu bei seinem verehrten Meister ausgeharrt hat (2Tim 4,11). Auch im Brief an Philemon wird er von Paulus erwähnt (Phlm 24). Wahrscheinlich hat er Paulus auch auf seinem Weg nach Rom begleitet. Alten Quellen zufolge hat Lukas nach dem Martyrium des Paulus in Kleinasien und Achaia gelebt. Als Bischof von Theben soll er um das Jahr 63 im Alter von 84 Jahren gestorben sein, nach anderen Quellen hat er zu Patras den Märtyrertod erlitten haben.
Lukas wird verehrt als Patron der Ärzte und der Künstler und mit einem Stier dargestellt, als Symbol des von ihm verfassten dritten Evangeliums gemäß einer Vision in der Offenbarung des Johannes. Der Stier ist hier eines der vier Lebewesen, die zuerst der Prophet Ezechiel und später der Seher Johannes in visionärer Schau vor Gottes Thron Gottes stehen sahen. Diese wurden von den Kirchenvätern Hieronymus und Gregor dem Großen auf die vier Evangelisten übertragen. Die Reliquien des heiligen Lukas wurden im Jahre 357 aus Theben in Böotien nach Konstantinopel gebracht, wo man sie in der Apostelkirche beisetzte.

Er bringt den Armen eine gute Nachricht. (Jes 61,1 - Lk 4,18)

Diese Worte, die der Prophet Jesaja über den Messias sagt, setzt der Evangelist Lukas als Überschrift über das Wirken Jesu. Nicht nur in Worten, sondern auch in Taten wird in Jesus Christus die liebende Nähe Gottes zu den Menschen erfahrbar. Doch die "gute Nachricht" ist keine populistisch aufgemachte reißerische Rede. Sie zielt nicht darauf ab, die Menschen mit rhetorischen Mitteln und die Rede begleitenden Wundertaten zu täuschen. Sie ist für die Menschen nicht billig verpackt, zeigt sich nicht in Aufsehen erregenden Wundern und erschließt sich nicht der großen Masse. Nur wer bereit ist, ruhig und sorgfältig hinzuhören, wer sich für die Botschaft Gottes öffnet, sich auf sie einlässt und bereit ist, sein Leben zu ändern, der wird die Freude erfahren, von der diese gute Nachricht kündet.
Die Besonderheit des Lukasevangeliums ist unter anderem die Schilderung von Szenen aus der Kindheit Jesu. In diesen kommt Maria, der Mutter Jesu, eine besondere Bedeutung zu. Es gibt daher eine Tradition, in der Lukas in besonderer Weise als Maler der Gottesmutter bezeichnet wird. Viele Bilder künden von dieser Tradition und zeigen Lukas, wie er das Bildnis Mariens malt. So wird ihm auch das Gnadenbild „Salus Populi Romani“ in der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom zugeschrieben.

Lukas
Ich habe mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen. (Lk 1,3)

Es könnte Paulus gewesen sein, der den gebildeten Lukas dazu veranlasste, sein Evangelium zu schreiben. Wie Lukas in der Einleitung schreibt, ist er allem, was er über Jesus in Erfahrung bringen konnte, sorgfältig nachgegangen. Diese Sorgfalt scheint ein besonderer Charakterzug des Heiligen gewesen zu sein. Wir wissen sie noch heute zu schätzen, wenn wir betrachten, was er uns in seinem Evangelium von Jesus und Maria, aber auch vom Entstehen der ersten Christengemeinden in der Apostelgeschichte überliefert hat.
Lukas schrieb sein Evangelium wahrscheinlich zwischen den Jahren 80 und 90, also etwa 50 Jahre nach den Ereignissen, von denen er berichtet. Vieles ist seither geschehen. Die Menschen sind vielleicht auch verunsichert, ob sie dem Vertrauen schenken können, was die Christen verkünden.
Lukas orientiert sich an der Form antiker Geschichtsschreibung. Während er sich bei den Kindheitsgeschichten manche erzählerische Freiheiten nimmt, wird er beim Bericht über das Leben Jesu weit präziser. Er nennt sein Werk selbst eine „Erzählung“ (die Einheitsübersetzung gibt dieses Wort mit „Bericht“ wieder). Diese Gattung bildet einen Sonderzweig der antiken Geschichtsschreibung, die mit den dramatischen Mitteln antiker Tragödie und Komödie ein Lebensbild der Hauptperson schafft. Dabei ahmt er auch den Stil der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, nach und zeichnet das Bild von Johannes und Jesus gemäß den Vorbildern der großen Propheten und Gerechten des Alten Testaments, das zugleich die Erfüllung deren Verheißungen ist.
Als Quellen seines Evangeliums dienen Lukas Berichte, die zu seiner Zeit im Umlauf waren und die sich auf die Überlieferung von Menschen stützen, die selbst Augen- und Ohrenzeugen Jesu Christi gewesen sind. Es müssen also zu der Zeit, als Lukas sein Evangelium geschrieben hat, bereits verschiedene Aufzeichnungen über Leben und Wirken Jesu Christi im Umlauf gewesen sein. Besonders denken wir dabei an das ältere Markusevangelium und die Logienquelle, eine nicht mehr vorhandene Sammlung von Worten und Taten Jesu Christi. Alle diese Quellen hat Lukas sorgfältig überprüft, damit zum einen der Adressat des Evangeliums, ein gewisser Theophilus, aber auch alle Menschen bis hin zu uns heute sich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen können, in der sie unterwiesen wurden.
Der Aufbau seines Evangeliums orientiert sich Lukas weitgehend am älteren Markusevangelium, wobei er einiges davon weglässt, mehr jedoch aus anderen Quellen hinzufügt. So kann man sagen, dass sein Evangelium jeweils etwa zu einem Drittel aus dem Stoff des Markusevangeliums, der Logienquelle und aus Sondergut besteht.