Die Heiligen

30.11. Apostel Andreas

Berufung I

Mt 4,18-22

In jener Zeit, als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.
Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie, und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus.

Berufung II

Mk 1,16-18

Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.

Berufung III

Joh 1,35-42

Am Tag darauf stand Johannes wieder dort und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister , wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte (Christus). Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels (Petrus).

Fragender

Mk 13,3-4

Und als er auf dem Ölberg saß, dem Tempel gegenüber, fragten ihn Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas, die mit ihm allein waren: Sag uns, wann wird das geschehen, und an welchem Zeichen wird man erkennen, dass das Ende von all dem bevorsteht?

Helfer

Joh 6,5-11

Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte.
Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll.
Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele!
Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer. Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen.

Vermittler

Joh 12,20-23

Auch einige Griechen waren anwesend - sie gehörten zu den Pilgern, die beim Fest Gott anbeten wollten. Sie traten an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und sagten zu ihm: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus. Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird.
Hl. Andreas

Andreas
Apostel

Hl. Andreas

Den Festtag des Apostels Andreas feiern wir zu Beginn der Adventszeit und wir können ihn durchaus auch als adventlichen Heiligen bezeichnen. Am eindrucksvollsten schildert das Johannesevangelium seine Berufungsgeschichte. Demnach war Andreas ein Jünger Johannes des Täufers. Johannes kam, um das Volk auf die Ankunft des Messias vorzubereiten. Mit seiner strengen Bußpredigt rüttelte er viele Menschen wach. Die von ihm vollzogene Taufe im Jordan war ein Zeichen der Umkehr. Durch das Wasser des Jordan rein gewaschen, sollten die Menschen nun ein neues Leben beginnen.
Andreas gehörte wahrscheinlich zum engeren Jüngerkreis des Täufers. Als Jesus an den Jordan kam und Johannes ihn als Messias erkannte, war Andreas einer der ersten, denen Johannes davon erzählt hat. Andreas folgt daraufhin Jesus, zusammen mit einem anderen Jünger - viele sehen in ihm den Apostel und Evangelisten Johannes -, und sie bleiben den ganzen Tag bei ihm. Andreas war daraufhin davon überzeugt, dass Johannes die Wahrheit gesprochen hat und Jesus wirklich der Messias ist.
Am anderen Tag trifft Andreas seinen Bruder Simon und führt ihn zu Jesus. Jesus erkennt sofort die besondere Bedeutung des Simon und gibt ihm den Beinamen Petrus (Kephas, Fels). Somit ist Andreas zwar der erste Jünger Jesu und trägt daher in der Ostkirche den Beinamen Protoklitos, der Erstberufene, steht aber in seiner Bedeutung hinter seinem Bruder Simon Petrus und auch hinter Jakobus und Johannes, die zusammen mit Petrus einen engeren Jüngerkreis bilden, und oft mit Jesus allein sind.
Bei den Synoptikern wird die Berufung des Andreas anders als im Johannesevangelium dargestellt. Matthäus und Markus berichten davon, dass Simon, der hier zuerst genannt wird, mit seinem Bruder Andreas am See Gennesaret beim Fischen ist. Als Jesus am Ufer vorübergeht, ruft er die beiden Brüder in seine Nachfolge, und sofort verlassen sie ihre Netzte und folgen Jesus. Kurz darauf begegnen ihnen die Brüder Jakobus und Johannes, die ebenfalls beim Fischen sind, und werden von Jesus in gleicher Weise berufen.
Im Lukasevangelium taucht Andreas bei der Berufungsgeschichte am See Gennesaret nicht auf. Simon Petrus steht da im Mittelpunkt, Jakobus und Johannes sind auch vor Ort und treten in das Geschehen ein, nachdem Petrus so viele Fische fängt, dass sie in seinem Boot keinen Platz haben. Will Lukas dadurch Widersprüche, die aus den unterschiedlichen Berufungsgeschichten entstehen können, vermeiden, indem er Andreas nicht erwähnt? In allen Evangelien hat Petrus eine Vorrangstellung unter den Aposteln. Andreas wird stets als Bruder des Petrus genannt, hat aber unter den Aposteln seinen Rang nach Petrus, Jakobus und Johannes. Wie kommt es aber dazu, dass Johannes und die Synoptiker die Berufungsgeschichte so unterschiedlich überliefern?
Die unterschiedlichen Überlieferungen könnten auf Traditionen aus der Zeit nach Jesu Auferstehung zurückgehen. Vielleicht greift Johannes bei seiner Schilderung der ersten Begegnung des Andreas mit Jesus auf eine Tradition zurück, die sich in den von Andreas missionierten Gemeinden gebildet hat. Andere Gemeinden kannten diese Tradition nicht und daher wird sie bei den Synoptikern nicht erwähnt. Alle Apostel waren nach Pfingsten missionarisch tätig. Nur einen kleinen Teil dieser Missionstätigkeit erfahren wir aus der Apostelgeschichte. Über das genaue Wirken der Apostel besitzen wir heute nur wenige verlässliche Quellen. Vieles davon ist nur in Legenden überliefert, die den historischen Kern mit allerlei Wunderberichten ausgeschmückt haben.
Viele Apostel sind in ferne Gegenden gereist und es gab nur wenige Augenzeugen, die dann in den bereits fest bestehenden Christengemeinden davon berichtet haben. Reisen war zudem gefährlich, der Funke des Glaubens stets bedroht. Daher hatten viele Berichte über das Wirken der Apostel, selbst wenn sie vielleicht schriftlich niedergeschrieben worden sind, nicht das Glück, wie die Schriften des Neuen Testaments in eine sichere Zeit hinüber gerettet zu werden.

Andreas war schon immer etwas Besonderes. Er war bei Jesus vom Beginn seines öffentlichen Wirkens an bis zu seinem Tod und seiner Auferstehung. Andreas gehörte auch zu den vier Aposteln, mit denen Jesus auf dem Ölberg über die Endzeit sprach (Mk 13,3). Bei der wunderbaren Speisung einer Volksmenge ist es Andreas, der einen Jungen mit fünf Broten und zwei Fischen zu Jesus bringt. "Doch was ist das schon für so viele." Doch er darf erfahren, dass Jesus mit so wenigem über 5000 Menschen satt machen konnte (vgl. Joh 6,1-15). Noch einmal erfahren wir von ihm, dass er zusammen mit Philippus Jesus Bescheid gibt, als eine Gruppe griechischer Pilger mit ihm sprechen möchte (Joh 12,22).
Im Johannesevangelium hat Andreas somit eine wichtige Bedeutung. Er ist der Erstberufene, er hat ein besonderes Vertrauensverhältnis zu Jesus und kann Menschen durch die Menge hindurch in Jesu Nähe bringen. Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass die Gemeinden, für die Johannes zunächst sein Evangelium geschrieben hat, auf die Mission des Andreas zurückgehen. Die Gläubigen sehen in ihm einen besonderen Fürsprecher, der auch ihnen in ganz besonderer Weise Gehör bei Jesus verschaffen kann.
In mehreren Legenden kommt die besondere Hilfe des Andreas zur Erlangung der Keuschheit zum Ausdruck. So betet er inständig für einen siebzigjährigen, der von sich sagt, sein ganzes Leben in Unkeuschheit zugebracht zu haben. Das Gebet des Andreas befreit ihn von diesem Laster. Auch einen Bischof bewahrt er davor, der Versuchung, mit einer hübschen jungen Frau in Sünde zu fallen, nachzugeben.
Wie die anderen Apostel ist Andreas nach der Himmelfahrt Jesu zusammen mit Maria in Jerusalem zu Gebet versammelt. Nach Pfingsten ist auch Andreas in die Welt gezogen, um von Jesus Zeugnis zu geben und den Menschen zu berichten, was er selbst mit diesem Jesus erlebt hat. Sein genaues Wirkungsfeld ist aus den verschiedenen Legenden nicht eindeutig zu erschließen. Als Wirkungsfelder werden genannt: Pontus und Bithynien südlich des Schwarzen Meeres, Kleinasien, Thrakien, Epirus und Achaia in Griechenland sowie die Donauländer. Spätere Überlieferungen nennen auch Kurdistan und Armenien als sein Missionsgebiet, auch die Kirche von Georgien gedenkt seiner Ankunft und Missionsarbeit in ihrem Land.
Sehr wahrscheinlich führte der Weg des Andreas nach Pfingsten über Kleinasien ans Schwarze Meer und in die Länder an dessen Ufer. Die Tradition sieht ihn als Gründer des Bischofsstuhls von Konstantinopel, das damals noch Byzanz hieß. In Patras in Griechenland soll er um das Jahr 60 das Martyrium erlitten haben. Als er dort missionierte, bekehrte sich auch die Frau des römischen Statthalters Egeas. Dieser wollte das nicht hinnehmen und Andreas dazu zwingen, den Göttern zu opfern. Doch Andreas legte ihn den Glauben an Jesus Christus dar. Besonders sprach er von der Heilsbedeutung des Kreuzes Christi. Wie viele Römer und Griechen konnte der Statthalter nicht an einen Gott glauben, der am Kreuz gestorben sein soll. Das Kreuz ist eine Schande, zur Bestrafung von Verbrechern bestimmt. Was könnte das für ein Gott sein, der als Verbrecher stirbt?

Hl. Andreas
Wenn ich mich vor der Pein des Kreuzes fürchten würde, so würde ich nicht das Lob des Kreuzes verkündigen. Ich will aber, dass du das Mysterium des Kreuzes erkennst, damit du glaubst und gerettet wirst.

Andreas wird für sein Bekenntnis zum gekreuzigten Herrn Jesus Christus mit dem Tod bestraft und zwar mit der Hinrichtung an einem Kreuz, das die Form eines X hat. Die Legende berichtet davon, wie Andreas, am Kreuze sterbend, das Lob des Kreuzes verkündet hat, und damit viele Menschen bekehrt hat:

O gutes Kreuz, geweiht durch den Leib Christi und durch seine Glieder wie mit Perlen geschmückt, schon lange habe ich dich gewünscht, heiß dich geliebt, ohne Unterlass dich gesucht, und finde dich jetzt für mich zubereitet. Bevor der Herr dich bestieg, lag irdische Furcht in dir, jetzt aber enthältst du himmlische Liebe und wirst mit Freuden umfangen. Die Gläubigen wissen ja, welch große Lust du in dir hast und zu welch herrlichen Belohnungen du führst. Ruhig und freudig komme ich zu dir, nimm mich auf als einen Schüler dessen, der an dir gehangen hat. Nimm mich weg von den Menschen und übergib mich meinem Meister, dass er durch dich mich aufnehme, der durch dich mich erlöst hat!

Andreas ist nicht der einzige Apostel, der wie Jesus durch Kreuzigung hingerichtet wurde. Die Legende berichtet, dass Petrus – mit dem Kopf nach unten – gekreuzigt wurde und auch Philippus starb durch das Kreuz. Doch keiner von ihnen wird in der Überlieferung so eng mit dem Kreuz in Verbindung gebracht wie Andreas, so dass wir bis heute vom Andreaskreuz sprechen.

Hl. Andreas

Die Szene der Berufung von Petrus und Andreas finde ich sehr schön dargestellt auf dem Bild von Giusto de' Menabuoi. In einer Predigt am Festtag des hl. Andreas spricht Gregor der Große davon, was es bedeutet, alles zu verlassen, um Jesus nachzufolgen:

Manch einer mag denken, was haben denn diese Fischer aufgegeben, die so gut wie nichts besaßen? ... Viel hat verlassen, wer nichts für sich zurückbehielt, viel verließ, wer alles aufgab, mag es auch noch so wenig sein.
Ohne Zweifel besitzen wir unsere Habe mit Liebe, und was wir nicht haben, verlangen wir voller Leidenschaft. Viel haben also Petrus und Andreas verlassen, als beide sogar das Verlangen aufgaben, etwas ihr Eigen zu nennen. Viel hat verlassen, wer zusammen mit dem Besitz auch auf die Begierden verzichtet. Von denen, die nachfolgten, wurde also so viel verlassen, wie von denen, die nicht nachfolgten, begehrt werden konnte.
Niemand möge also zu sich sagen, auch wenn er sieht, wie einige viel aufgegeben haben: Ich will diese Weltverächter schon nachahmen, doch habe ich nichts, was ich aufgeben könnte. Viel gibt der auf, der auf irdisches Verlangen verzichtet. Denn unsere noch so geringen äußeren Gaben genügen dem Herrn. Er schaut nämlich auf das Herz, nicht auf die Sache; auch erwägt er nicht, wie viel ihm zum Opfer gebracht wird, sondern aus welcher Gesinnung heraus.
Denn wenn wir die äußere Sache erwägen: Seht, wie unsere heiligen Händler das ewige Leben der Engel um den Preis ihrer Netze und ihres Bootes erworben haben. Es gibt zwar keinen festen Preisanschlag, doch kostet das Reich Gottes so viel, wie du besitzt. Es kostete nämlich Zachäus die Hälfte seines Vermögens ... Petrus und Andreas den Verzicht auf Netzt und Boot ... die Witwe zwei kleine Münzen ... einem anderen einen Becher kühlen Wassers. Bedenkt also, ob es etwas für einen geringeren Preis zu kaufen, etwas Kostbareres zu besitzen gibt.

Hl. Andreas
Ich will stets ein Suchender sein
und erwarten was Gott uns beschert
ich will nicht feste Phrasen dreschen
die einmal für immer gelehrt

Ich will den neuen Stern entdecken
den keiner noch sah am Firmament
und wenn alle sagen es bleibt wie es ist
dann wag ich das Experiment

Fischer am See von Galiläa war damals ein solider Beruf. Wir hatten unser Auskommen. Es war ein schönes Leben, draußen auf dem See, aber auch harte Arbeit. Wir freuten uns, wenn Gott uns einen reichen Fang beschert hatte, aber waren auch dankbar, wenn die Netzte mal nicht so voll waren. Wir mochten diese Arbeit, doch sie war nicht alles. Wir waren Suchende. Wir sahen uns Gott ganz nahe. Am Morgen, wenn die Sonne aufging über dem See, dankten wir ihm für die Schönheit der Schöpfung, ebenso am Abend, wenn die Sonne wieder niedersank.

Gott, du bist deinem Volke nah! Wo ist ein Gott, so groß wie unser Gott, wo ist ein Gott, der so gut zu den Menschen ist, wie du!

Und dann trat dieser neue Prophet auf, Johannes der Täufer. Er sah wüst aus mit seinem Gewand aus Kamelhaar. Von Heuschrecken und wildem Honig hat er gelebt. Sein ungeschnittenes Haar war lang und zerzaust. Das Leben da draußen in der Wüste hatte tiefe Spuren in ihn gezeichnet. Ein Mann Gottes, wie er schon lange nicht mehr aufgetreten ist. Auf so jemanden hatten wir immer gehofft, aber wir dachten schon, die Zeit der Propheten wäre Geschichte. Doch Gott wirkt immer wieder Neues in seinem Volk. Er sendet seine Heiligen zu allen Zeiten, wir müssen nur Augen und Ohren offen halten, um sie zu entdecken.
Johannes hatte für jeden einen Spruch und war nicht zimperlich mit seinen Worten. Dem Volk rief er zu: "Schlangenbrut! Wer hat euch gelehrt, dass ihr dem Gericht entgehen könnt? Zeigt eure Umkehr und lasst sie Früchte tragen! Sonst werdet ihr wie ein Baum umgehauen und ins Feuer geworfen!"
Ja, umkehren sollten die Menschen, immer wieder darüber nachdenken, wie sie eigentlich leben und wie Gott will, dass sie leben. All diese Gleichgültigkeit, die unter den Menschen herrscht, war ihm ein Gräuel. Er wollte Entschiedenheit. Viele kamen und ließen sich von Johannes taufen als Zeichen der Umkehr, dass sie bereit waren, zu einem neuen Leben. Auch ich ließ mich taufen. Wir waren einige junge Männer, die sich öfter um Johannes versammelten, mit ihm redeten, mit ihm zusammen nach dem Willen Gottes für unser Leben suchten.
Doch Johannes hat die Menschen immer von seiner Person weggelenkt. Er wollte nicht im Mittelpunkt stehen. Er war nur ein Bote Gottes. Ich bin nicht der Messias, auf den ihr wartet, hat er oft gesagt. Aber der Messias kommt bald. Ich bereite ihm den Weg.
An jenem denkwürdigen Tag geschah es am Jordan. Da kam dieser Jesus. Bisher kannte ihn noch niemand. Er stammte aus einem kleinen Dorf in Galiläa, Nazaret, wohin keiner freiwillig ging. Ein armseliges, verschlafenes Nest, fernab der Zivilisation. Von dort sollte der Messias kommen? Es hieß doch, aus Betlehem, der Stadt Davids. Später erfuhren wir, dass Jesus tatsächlich in Betlehem geboren worden war, dann aber hat es seine Familie irgendwie in den Norden verschlagen.
Jesus stand in der langen Schlange der Täuflinge. Doch Johannes hat ihn gleich erkannt. Als Jesus dann an der Reihe war, haben die beiden lange miteinander geredet. Dann endlich tauchte Johannes Jesus in das Wasser des Jordan und taufte ihn. Johannes hat uns danach erzählt, was er gesehen hat: Als Jesus ins Wasser stieg, öffnete sich der Himmel und der Geist Gottes kam wie eine Taube auf ihn herab.
Jetzt war er da, für den Johannes den Weg bereiten sollte. Auch uns, die wir öfter bei ihm waren, hat er sofort zu Jesus geschickt.

Seht, das ist er, von dem ich euch erzählt habe und auf den ich gewartet habe. Er ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.

Nun war Johannes Geschichte. Dieser Jesus aber faszinierte mich. Ich wollte ihn kennenlernen, mit ihm in Kontakt kommen. Komm mit Johannes, sagte ich zu meinem Kumpel, der wie ich bei Johannes dem Täufer war. Beide gingen wir Jesus nach, wollten sehen, wohin er geht. Jesus bemerkte, dass wir ihm folgten. Er drehte sich um: Was sucht ihr? Wir antworteten: Meister, wo wohnst du? Jesus lud uns zu sich ein. Wir lernten einander kennen. Jesus erzählte uns viel von sich. Auch wir erzählten von unserem Leben, von unserer Suche nach Gott. Jesus sagte uns: "Folgt mir nach, dann werdet ihr lernen, wer Gott ist." Bis in die Nacht hinein blieben wir bei Jesus. Am anderen Morgen konnten wir nicht wieder an unsere Arbeit gehen. Etwas Neues war geschehen. Wir hatten nun eine wichtigere Aufgabe. Wir wollten mit Jesus gehen, von ihm lernen, und mit ihm am Reich Gottes bauen.
Simon, mein Bruder, hatte sich bereits gewundert, dass ich am Abend so spät nach Hause gekommen war. Jetzt, als ich ihn am Morgen sah, musste ich ihm sofort von der Begegnung mit Jesus berichten:

Hl. Andreas
Wir haben den Messias gefunden! (Joh 1,41)

Sagte ich freudestrahlend. Das, worüber wir so lange nachgedacht haben, ist nun geschehen. Gott ist mitten unter uns und er will, dass wir mit ihm sind. Komm, jetzt ist die Zeit da, in der das Neue Wirklichkeit wird! Ich musste nicht lange reden. Simon brannte darauf, Jesus zu sehen. Wir liefen hin. Jesus freute sich, als ich mit Simon kam. "Du bist Petrus, der Fels", sagte Jesus sogleich, als er Simon sah, so als würde er ihn schon längst kennen.
Ja, Simon war schon immer der Stärkere von uns beiden, er hatte ein besonderes Talent, war der geborene Anführer, der die Mannschaft zusammenhalten konnte. Dabei aber nicht überheblich, man hörte gerne auf ihn. Auch wenn ich sozusagen der Erstberufene bin, sollte doch Petrus der Erste von uns werden.
Der Erste von uns - den zwölf Aposteln, die Jesus nun um sich beruft als Bild für das neue Volk Gottes. So wie Israel einst aus zwölf Stämmen bestand, so soll das neue Volk Gottes auf die zwölf Säulen der Apostel gegründet sein.
Säule, auf die das Reich Gottes gegründet ist. Wenn mir das damals jemand gesagt hätte, hätte ich ihm gesagt, du spinnst. Ich und eine Säule ... Wir mussten noch viel lernen von Jesus. Immer wieder mussten wir erkennen, dass wir nicht verstanden, was er uns so ausführlich erklärt hat. Die Liebe Gottes, die Gott allen Menschen schenken will, gerade denen, die sie nach menschlicher Einschätzung nicht zu verdienen scheinen.
Wir waren überrascht, als Jesus uns in die Häuser der Zöllner mitnahm, in die wir niemals freiwillig einen Fuß gesetzt hätten, schämten uns anfangs, als Jesus plötzlich eine Dirne in unsere Mitte holte und mit ihr über die Liebe Gottes sprach, mit solchen Leuten hätte ich nie gesprochen. Aber diejenigen, die als die Angesehenen galten, die Schriftgelehrten und die Pharisäer, die stieß Jesus immer wieder vor den Kopf. Immer stärker spürten wir ihre Feindschaft.
Wir mussten auch lernen, auf Gottes Vorsehung zu vertrauen, ihm Wunder zuzutrauen. Als einmal mehrere tausend Menschen Jesus gefolgt sind und eine lange Rede von ihm angehört hatten, da wollte er plötzlich allen noch etwas zu Essen geben, bevor er die Menschen nach Hause schickte. Woher hätten wir das Geld nehmen sollen, um für so viele Menschen Brot zu kaufen? Zufällig sah ich einen kleinen Jungen mit fünf Broten und zwei Fischen. Ich weiß nicht, wie es geschah, aber plötzlich nahm ich diesen Jungen an der Hand und brachte ihn zu Jesus. Aber fünf Brote und zwei Fische, was ist das schon für so viele.
Doch Jesus schien das nicht zu bekümmern. Die Leute sollten sich setzen. Er sprach ein Dankgebet und wir sollten von den fünf Broten und zwei Fischen an die Leute austeilen. Und wir teilten aus, hatten immer die Hände voll, um allen zu geben, bis zum letzten Mann in der hintersten Reihe. Jeder konnte bekommen, soviel er wollte, und alle wurden satt.
Diese schöne Zeit mit Jesus war bald vorbei. Ich erinnere mich noch an den letzten Weg nach Jerusalem. Jesus trug schwer an der Last dessen, was auf ihn zukommen sollte. Er hatte es uns mehrmals erklärt, aber wir konnten - wollten es nicht verstehen. Jesus am Kreuz, wie ein Verbrecher hingerichtet. "Das darf nicht geschehen!" hatte Petrus einmal gesagt und damit uns allem aus dem Herzen gesprochen - aber Jesus hat ihn danach ordentlich zurechtgewiesen. Es geht nicht darum, was wir wollen und was uns gefällt, sondern darum, was der Wille Gottes ist. Jesus musste sterben, um der Welt das Heil zu bringen. Ich erinnerte mich an die Worte, die der Täufer damals, als alles begann, gesagt hat: Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.

Mit Jesu Tod schien alles zu Ende, aber eigentlich fing nun alles erst so richtig an. Jetzt waren wir gefragt. Jetzt war es an uns, das umzusetzen, was wir von Jesus gelernt hatten. Doch Jesus ließ uns nicht allein. Er war ja auferstanden, er lebte, er war immer bei uns. Er hat uns den Heiligen Geist gesandt, der uns Dinge eingab, auf die wir selbst nicht gekommen wären, der uns den Mut gab, das zu tun, was uns selbst unmöglich schien.
Zunächst waren wir in Jerusalem, dann aber gingen wir hinaus in die weite Welt, in Länder, die wir nicht kannten, von denen wir noch nicht einmal gehört hatten. Überall verkündeten wir den Menschen Jesus Christus. Wir sprachen von der Liebe Gottes, die so groß ist, dass Gott seinen Sohn am Kreuz geopfert hat für unser Leben. Wir brauchen nicht mehr die vielen Schlachtopfer, die überall auf den Altären dargebracht wurden. Nicht immer neue Opfer. Gott will, dass wir leben, dass wir in ihm das Leben haben. Wir haben die Menschen getauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, so wie Jesus es uns aufgetragen hat und sie so zu Kindern des Reiches Gottes gemacht.
Doch es gab auch Neider. Die Priester der alten Götter sahen ihre Macht bedroht. Überall stieß unsere Verkündigung auf Widerstand, doch wir haben weitergemacht, haben uns nicht schrecken lassen. Denn was sollte uns ängstigen, wussten wir doch, dass Jesus bei uns ist und dass sein Reich, das nicht von dieser Welt ist, auch nicht durch Menschenkraft zerstört werden konnte.

Es war um das Jahr 60, etwa 30 Jahre nach Jesu Tod, da kam ich nach Griechenland in die Stadt Patras, um das Evangelium zu verkünden. Viele waren schon gläubig geworden und haben sich taufen lassen, unter ihnen auch die Frau des römischen Statthalters. Der tobte vor Wut, dass der neue Glaube nun bis in seine Familie gedrungen war. Er ließ mich ins Gefängnis werfen. Er spottete darüber, dass ich diesen Jesus verkündete, der am Kreuz gestorben ist. Das Kreuz war für ihn nichts als ein Zeichen der Schmach und er wollte auch mir zeigen, dass das Kreuz kein Heil bringt, sondern nur den Tod. Doch ich fürchtete mich nicht vor dem Kreuz und sagte:
"Wenn ich mich vor der Pein des Kreuzes fürchten würde, so würde ich nicht das Lob des Kreuzes verkündigen. Ich will aber, dass du das Mysterium des Kreuzes erkennst, damit du glaubst und gerettet wirst."
Doch der Statthalter sah im Kreuz kein Geheimnis. Seine Wut wurde nur noch größer und es kam der Tag, an dem ich mein Kreuz zu nehmen hatte, so wie es Jesus einmal gelehrt hat:

Wer mir nachfolgen will, nehme sein Kreuz auf sich.

Dies war für mich nun Wirklichkeit geworden. Doch nicht wie unser Herr wollte ich am Kreuz hängen, das erbat ich mir. So machte man mir ein X-förmiges Kreuz, bis heute als Andreaskreuz bekannt.
Zwei lange Tage hing ich am Kreuz. Der Herr gab mir die Kraft, die Schmerzen zu ertragen. Viele Menschen kamen, um dieses Schauspiel zu sehen. Ich redete unaufhörlich vom Geheimnis des Kreuzes, von Jesus, der für die Menschen am Kreuz gestorben ist, der allen Heil und Leben schenken möchte und viele wurden gläubig. Nach zwei Tagen wir meine Qual zu Ende und Gottes Herrlichkeit umfing mich. Nun bin ich immer bei Jesus, den meine Seele liebt, aber auch mitten unter euch, nicht nur als Statue, sondern als lebendiger Stein.