Advent

Übersicht

Texte zum Advent

Sonntage Advent - Lesejahr    A    B    C
1. Sonntag im Advent    A     B     C 
2. Sonntag im Advent    A     B     C 
3. Sonntag im Advent    A     B     C 
4. Sonntag im Advent    A     B     C 

Die O - Antiphonen

24.12. Adam und Eva

Adventbetrachtung

Advent - Eine Zeit ...

Maria im Advent

Johannes der Täufer

Adventheilige

Adventsgeschichte


Advent

Nun ist sie wieder da, die Adventszeit. Die Zeit der Weihnachtsmärkte und des Geschenkekaufens, die Zeit des Plätzchenbackens und der Lebkuchen in den Supermärkten. Die Zeit der Weihnachtsbeleuchtung und der Lichter. Auch wenn so Vieles kommerziell ausgeschlachtet wird, gelingt es doch immer noch, in dieser Zeit gewisse Gefühle zu wecken. Und vielleicht gelingt es uns, all den Konsum-Rummel draußen zu lassen und uns in unserer Wohnung eine kleine Advents-Oase einzurichten mit dem zart duftenden Grün der Zweige am Adventskranz und dem sanften Licht der Kerzen. Dann kann der Advent auch eine Zeit der Stille werden, eine Zeit der Besinnung und der Vorbereitung auf das Kommen des Herrn.
Der Advent lädt uns ein, innezuhalten und zurückzublicken auf das vergangene Jahr. Was ist in diesem Jahr alles geschehen, an schönen und an weniger erfreulichen Ereignissen? Welchen Menschen bin ich in diesem Jahr begegnet? Welche Menschen sind neu in meinen Bekanntenkreis getreten, welche haben sich daraus – vielleicht für immer – verabschiedet? Welche Veränderungen haben sich im Beruf ergeben? Lässt mir die Arbeit auch genügend Zeit für mich und die Menschen, die mir wichtig sind? Wo kann ich die Spuren Gottes entdecken in dieser Zeit? Wo fühlte ich mich von ihm getragen – wo hätte ich mir mehr seine Hilfe gewünscht? Gibt es etwas, das ich als ein ganz besonderes Geschenk betrachte?
Mit all diesen Gedanken können wir - nicht nur im Advent - an einem ruhigen Ort, vor einer brennenden Kerze, einem schönen Platz in der Natur oder in einer Kirche vor Gott hintreten. Wir schauen auf das, was vergangen ist, aber wir schauen auch aus nach dem, was kommt. Welche Entscheidungen stehen in der nächsten Zeit an? Was möchte ich in meinem Leben verändern – beruflich, im Umgang mit Menschen, in meinem Denken und Handeln? Was macht mir Sorgen? Worüber freue ich mich besonders? Was meine ich leicht zu schaffen, wo wünsche ich mir Hilfe? Wir dürfen alles in Gottes Hand legen und ihn um seinen Segen bitten für unseren Lebensweg und dem unserer Lieben.
Wir sind alle unterwegs auf dem Weg des Lebens, sind alle unterwegs zu einem Ziel - oder irren wir doch manchmal einfach ziellos umher? Es gibt viele Straßen, auf denen die Menschen gehen. Breite Straßen wie die Einkaufsmeilen unserer Städte, voller Lichter und Reklamen, voll mit Menschen. Wo führen sie hin? Haben sie ein Ziel? Oder halten sie die Menschen, die auf ihnen gehen, nur davon ab, vorwärtszukommen, weil sie feststecken im Gedränge, von einem Geschäft zum nächsten gehen, aber ohne Richtung und Ziel sind?
Dann gibt es dunkle Gassen, in die niemand gehen möchte. Sie sind oft gleich hinter den hell erleuchteten Einkaufsmeilen, aber niemand will sie sehen. Dort ducken sich Menschen nieder, die gezeichnet sind vom Leben und die nicht hineinpassen in diese Welt des Glitzers und des Konsums. Einsam stehen sie da, eingehüllt in dicke Mäntel, die sie etwas vor der Kälte des Winters schützen, aber nicht vor der Kälte der Herzen, die ihnen entgegenschlägt. Biegen wir manchmal ab in diese dunklen Gassen, um dort ein kleines Licht anzuzünden?
Es gibt auch kleine, verborgene Wege, die man so leicht nicht findet. Man muss etwas die Augen zusammenkneifen, um nicht zu sehr geblendet zu werden vom Licht der hellen Schaufenster an den breiten Straßen. Dann entdeckt man zwischen all den Glitzerfassaden vielleicht einen kleinen unscheinbaren Durchlass. Und dann tut sich ein geheimnisvoller Weg auf, an dem es Vieles zu entdecken gibt. Hier können uns Menschen begegnen, die nicht in Hetze sind, sondern Zeit haben für ein Gespräch. Hier gibt es einen Ort der Stille, an dem wir zu uns selbst finden können, einen Ort, an dem wir unsere Gedanken ordnen können, um neu die Richtung für unser Leben zu bestimmen. Und dann werden wir merken, dass auch wir den Menschen ganz anders begegnen, die wir auf diesem Weg antreffen. Unser Herz wird weit. Wir merken, dass wir selbst ein Licht sind, das immer heller leuchtet.
Und dann entdecken wir am Ende dieser Straße ein schwaches Leuchten, und wenn wir näher kommen und genauer hinsehen, dann erkennen wir den Stall von Betlehem und das Kind in der Krippe. Dann erleben wir Weihnachten ganz neu. Wir erfahren, dass es nicht ein Geschehen ist, das längst vergangen ist und um uns herum geschieht, sondern dass wir mitten drin sind in diesem Fest, dass Weihnachten immer neu wird, wo ein Mensch zum Licht wird und Gottes Licht in die Welt trägt.


Advent

Advent - Ankunft

Advent bedeutet Ankunft. Wir verstehen darunter die verborgene Ankunft als Mensch bei seiner Geburt und die sichtbare, wenn er am Ende der Zeiten wiederkommt in Herrlichkeit. So heißt es beispielsweise bei Cyrill von Jerusalem (4. Jhd.):

Christi Ankunft verkünden wir, nicht eine nur, sondern noch eine weitere ... die eine verborgen, die andere, zukünftige, aber sichtbar.

Doch das Kommen des Herrn hat noch eine weitere Dimension, wie Bernhard von Clairvaux (12. Jhd.) betont:

Eine dreifache Ankunft des Herrn kennen wir. ... Die dritte ist in der Mitte zwischen den anderen. ... In der ersten Ankunft kam er als Mensch und in Schwachheit. In dieser mittleren kommt er in Geist und Kraft, in der letzten in Herrlichkeit und Majestät.

Gerade dieses "mittlere Kommen" Jesu, der "adventus medius" wie Bernhard sagt, ist für unser Glaubensleben so entscheidend. Er ereignet sich bei dem, der Jesus liebt. Wenn wir Jesus zu uns einladen, dann erfahren wir in unserem Herzen seine Gegenwart.
Jesus, einmal als Mensch zu uns gekommen, bleibt bei uns, wie er es nach seiner Auferstehung den Jüngern verheißen hat: "Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt." Sein erstes Kommen im Fleisch dürfen wir freudig feiern, sein Kommen am Ende der Tage dürfen wir freudig erwarten.
Aber was tun wir heute? Was tun wir konkret in der kurzen Spanne unseres Lebens, die zwischen diesen beiden Kommen Jesu liegt? Fragen wir uns, wie wir Jesus in unserem Leben immer mehr lebendig werden lassen können. Die Grundordnung des Kirchenjahres nennt die Adventszeit "eine Zeit hingebender und freudiger Erwartung." Diese Erwartung lässt den Herrn noch tiefer wohnen in unserem Herzen. Indem wir uns so auf die Feier seines Kommens im Fleisch vorbereiten, machen wir uns auch bereit, wachend seiner zweiten Ankunft in Herrlichkeit entgegenzusehen.

Die Entwicklung des Advent

Die geschichtliche Entwicklung des Advent ist noch nicht bis ins Letzte erforscht. Seine Ursprünge liegen nicht in Rom, sondern im Spanien und Gallien des 4. Jahrhunderts. Das erste gesicherte Zeugnis liefert uns die Fastenordnung des Bischofs Perpetuus von Tours (+ 490). Diese spricht von einer Fastenzeit vom Martinstag (11.11.) bis Weihnachten. Spanien und Gallien standen damals noch stark unter byzantinischem Einfluss, weshalb diese Fastenzeit daher bis Epiphanie gereicht haben muss. Wenn man die Sonntage und die im Osten ebenfalls fastenfreien Samstage wegrechnet, kommt man dann parallel zur Fastenzeit vor Ostern auf 40 Tage. Die Parallelität zu Ostern wird noch verstärkt, wenn man bedenkt, dass Epiphanie damals analog zur Osternacht ein wichtiger Tauftermin war. Das adventliche Fasten war eine Vorbereitungszeit auf diesen Tag.
In Rom lässt sich erst im 6. Jahrhundert an der adventlichen Prägung des Winterquatembers die Entwicklung einer Adventszeit feststellen. Hier stand aber von Anfang an der Aspekt der Menschwerdung Christi im Mittelpunkt. Auch wurde diese Zeit in Rom nicht als eigentliche Bußzeit betrachtet, was sich auch darin zeigte, dass hier im Advent - anders als teilweise nördlich der Alpen - weiterhin das Halleluja gesungen wurde.
In der Folgezeit kam es zu einer gegenseitigen Vermischung der verschiedenen Liturgieformen. Mit der zunehmenden Verbreitung des römischen Weihnachtstermins am 25. Dezember lag nun zudem ein Hochfest mitten in der Fastenzeit vor Epiphanie. Andererseits gewann nun aber der Bußcharakter der Adventszeit zunehmend auch in Rom an Einfluss, was sich im Wegfall des Gloria und der violetten Farbe der Messgewänder zeigte. Jedoch wurde das Fasten hier nie in der Strenge geübt wie in der Fastenzeit vor Ostern. Nur langsam setzte sich schließlich bis zum 11. Jahrhundert die Festlegung des Advent auf die vier Adventssonntage durch.
Wir sehen, dass die Einflüsse beider Liturgieformen den Advent bis heute prägen. Die Zeit vom ersten Adventssonntag bis zum 16. Dezember steht heute mehr unter dem eschatologischen Aspekt der Wiederkunft des Herrn, während die Tage des "Hohen Advent" vom 17. bis 24. Dezember schon stark auf das Weihnachtsfest hin ausgerichtet sind. Das Gloria entfällt im Advent, damit es an Weihnachten umso freudiger erklinge, das Halleluja wird jedoch weiterhin gesungen. Der verbindliche Charakter des Fastens im Advent wurde im Jahr 1918 abgeschafft.