Texte über Maria

Braut d. Hl. Geistes

Maria

Maria, Braut des Heiligen Geistes

Wir nennen Maria Braut des Heiligen Geistes und sie trägt diesen Titel zurecht. An vielen Stationen ihres Lebens offenbart sich die enge Verbindung zwischen ihr und der dritten göttlichen Person. In der Heiligen Schrift ist nicht oft von Maria die Rede, aber wenn wir ihr dort begegnen, dann an den entscheidenden Wendepunkten, die bis heute die Geschichte der Welt bestimmen. Immer zeigt sich, wie Maria sich hier ganz führen lässt vom Heiligen Geist. Er wirkt die Gnade Gottes in ihr und zeigt ihr den rechten Weg.

Die Erwählung Mariens

Durch das Wirken des Heiligen Geistes wurde Maria schon vom Beginn ihres Lebens an von der Erbsünde bewahrt. In seiner Gnade hat Gott sie herausgenommen aus der Verstrickung in das Böse, in die wir alle hineingeboren werden. Diese Gnade hat sich Maria ihr Leben lang bewahrt, indem sie nicht in die alte Sünde Evas zurückgefallen ist, sondern trotz aller Anfechtungen, die sie sicher erfahren musste, als neue Eva Gottes Willen gehorsam blieb und sich die Reinheit des Leibes und der Seele bewahrt hat.
Maria bewahrte ihren Leib als ein reines Gefäß für den Herrn. Als dann eines Tages der Engel bei ihr eintrat und ihr die Botschaft brachte, dass sie Gottes Sohn zur Welt bringen soll, konnte sie zunächst nicht verstehen, wie das geschehen kann, da sie noch mit keinem Mann zusammen gekommen ist. Der Engel aber antwortet ihr:

"Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden." (Lk 1,35)

Gott selbst wirkt in Maria auf wunderbare und uns unerklärliche Weise das Wunder der Geburt des Sohnes Gottes in menschlichem Fleisch. Gottes Kraft ist der Heilige Geist, durch den dieses Geschehen Wirklichkeit wird. Maria darf hier das Wirken des Heiligen Geistes an sich erfahren wie kein anderer Mensch es je erfahren hat noch je erfahren wird. Fortan wird Maria eine ganz neue und innige Beziehung zum Heiligen Geist haben, die sie den Titel Braut des Heiligen Geistes zurecht tragen lässt.

"Der Heilige Geist tritt in dem Maß in unser Leben ein, in dem wir ihm durch unser Ja das Herz öffnen. Je stärker das Ja ist, um so vollkommener ist das Geschenk seiner Gegenwart. Zum besseren Verständnis können wir auf eine ganz einfache Wirklichkeit Bezug nehmen: auf das Licht. Wenn die Fensterläden fest geschlossen sind, kann die Sonne, obwohl sie scheint, das Haus nicht erleuchten. Wenn ein kleiner Spalt offen ist, tritt ein Lichtstrahl ein; wenn man den Fensterladen ein bisschen weiter öffnet, wird es im Zimmer heller; aber erst wenn alles vollständig offen ist, können die Sonnenstrahlen den Raum erhellen und erwärmen. Maria wird vom Engel begrüßt als "voll der Gnade", was genau das bedeutet: Ihr Herz und ihr Leben sind ganz offen für Gott und deshalb vollständig von seiner Gnade erfüllt." (Papst Benedikt XVI.)

Wie der Heilige Geist in besonderer Weise die Geburt des Sohnes Gottes in Maria gewirkt hat, so wirkt er auch weiter in ihrem Leben. Maria ist ihr ganzes Leben lang ihrem "Ja" zum Willen Gottes treu geblieben. Der Heilige Geist war es auch, der sie den Sohn Gottes in rechter Weise erziehen ließ. Er hat ihr gezeigt, welche Bedeutung ihr Kind für die Welt hat. Wenn es heißt, dass Maria all die geheimnisvollen Geschehnisse um ihren Sohn, von denen uns einige in den Kindheitsberichten der Evangelien überliefert sind und von denen es sicher unzählige weitere gegeben hat, in ihrem Herzen bewahrte, so können wir sicher sein, dass sie das Erlebte im Gebet mit dem Heiligen Geist besprochen hat und von ihm die Einsicht in diese Ereignisse bekommen hat. Auch in den schweren Stunden stand der Heilige Geist ihr bei und ließ sie nicht an der Sendung ihres Sohnes zweifeln. Sie gehört zu den wenigen, die unter dem Kreuz Jesu ausharrten.

Ein persönliches Pfingsten

Die Menschwerdung Gottes beginnt mit dem Ja Mariens. Wir hören von Marias ganz persönlichem Pfingsten. "Der Heilige Geist wird über dich kommen," (Lk 1,35) so verheißt es ihr der Engel Gabriel. Maria ist so die erste, die das Wirken des Heiligen Geistes in seiner ganzen Fülle an sich erfährt.
Wir erfahren in dieser Begegnung Marias mit dem Heiligen Geist auch etwas über uns. Auch uns ist diese Begegnung mit dem Heiligen Geist verheißen. Nur so können wir Gottes Willen - und Gott hat mit jeder und jedem von uns einen Plan - erkennen und erfüllen. Der Heilige Geist will jeden Menschen erfüllen und ihn in seiner Einzigartigkeit rufen in die persönliche Begegnung mit Gott.

"Es ist die eigentliche Funktion des Heiligen Geistes, menschliche Wesen als Personen zu erfüllen. Der Heilige Geist ist für jeden Menschen das höchste Geschenk der Einzigkeit, dieser Einzigkeit, die den ewigen und absoluten Wert jeder Person begründet. Gott ist für jeden Menschen eine einzigartige und persönliche Enthüllung, als sähe jede Person in Gott in einer ausschließlichen Beziehung, in einer einzigartigen Liebe und in persönlichster Gemeinschaft ein einzigartiges, ihr zugewandtes Antlitz."
Alexander Schmemann

Maria zeigt uns, wie diese persönliche Begegnung mit Gott im Heiligen Geist gelingen kann. Wenn wir ihrem Beispiel folgen und unser Ja zu Gott im entscheidenden Moment sagen und unser ganzes Leben lang wiederholen, dann wird auch unser Leben zu seiner höchsten Erfüllung gelangen, einer Erfüllung, von der wir vielleicht jetzt noch gar kleine Vorstellung haben.

Maria

Betende Gemeinde mit Maria

Während des öffentlichen Wirkens Jesu hören wir wenig von seiner Mutter. Sie tritt ganz in den Hintergrund. Aber ist es nicht bezeichnend, dass wir sie nach Jesu Auferstehung mitten im Kreis der Jünger sehen, wie sie zusammen mit ihnen im Gebet um den Heiligen Geist vereint ist (Apg 1,12-14)? Was Maria an sich erfahren hat und ihr ganzes Leben vertieft hat, das gibt sie an die Jünger weiter. Sie kennen den Heiligen Geist noch nicht. In seinen Abschiedsreden hat Jesus zu ihnen vom Heiligen Geist gesprochen, sie kennen ihn also vom Hörensagen, haben aber sein Wirken noch nicht erfahren.
Maria kennt das Wirken des Geistes. Wir können sagen, dass ihr Leben eine einzige Erfahrung des Heiligen Geistes war. Immer tiefer ist sie durch den Heiligen Geist in das Geheimnis Gottes und somit auch in das Geheimnis ihres Sohnes eingedrungen. Maria lehrt die Jünger, um den Heiligen Geist beten. Die Apostel wussten um die besondere Erwähltheit Mariens. Daher ist für sie die Hilfe und der Beistand Mariens wichtig in diesen Stunden vor Pfingsten.
Bitten auch wir Maria, dass sie uns über den Heiligen Geist belehrt, dass sie uns zeigt, wie wir in rechter Weise um den Heiligen Geist beten sollen, dass sie uns hilft, uns ganz seinem Wirken zu öffnen, wie sie es getan hat. Papst Paul VI. hat einmal gesagt:

"Wir Christen brauchen als Allererstes das Gebet zum Heiligen Geist und zur Muttergottes, die uns zu ihm führt, genauso, wie sie uns zu Christus trägt. Er ist der Lebensspender, der Heiligmacher. Er ist der Friede und die Freude, ist Unterpfand und Anfang des seligen und ewigen Lebens. Wir müssen im Heiligen Geist leben, ganz von seiner Liebe durchdrungen und erfüllt sein, um ein Leben im Dienste der Liebe zu Gott und dem Nächsten leben zu können."
Maria

Himmlische Vermählung

Maria, die schon ganz vom Heiligen Geist erfüllt ist, erlebt mit den Jüngern Jesu das Pfingstfest. Sie darf sich darüber freuen, dass auch sie nun ganz vom Heiligen Geist erfüllt sind. Dann wird es still um Maria. Erst von ihrem Tod und ihrer Aufnahme in den Himmel erfahren wir wieder, wenn auch nur aus der Legende. In der Himmelfahrt Mariens erfüllt sich das, was sie in ihrem Leben gelebt hat. Sie darf nun ganz bei ihrem Sohn sein und ich denke wir gehen nicht fehl, wenn wir in der Himmelfahrt Mariens auch ihre himmlische Vermählung mit dem Heiligen Geist sehen. Diese Deutung lässt auch die bekannte Darstellung der Himmelfahrt Mariens von Egid Quirin Asam in der Klosterkirche von Rohr (Niederbayern) erkennen. Dort finden wir die (im Original lateinische) Inschrift:

Komm du Taube, du einzige, empfange die drei Ehrenzeichen, denn du bist des Dreieinen Tochter, Braut und Mutter.

Die Darstellung zeigt uns diese Ehrenzeichen: Mit Krone und Szepter erheben Gott Vater und Sohn Maria zur Königin des Himmels. Der Heilige Geist aber kommt ihr in Gestalt einer Taube mit dem Brautring entgegen. Maria, die selbst nach der Liebessymbolik des Hohenliedes als Taube angesprochen wird, erhebt ihre Hand zum Himmel, so als ließe sie sich im nächsten Moment den Brautring des Heiligen Geistes anstecken.
Im gesamten Geschehen um die Geburt und das Leben des Gottessohnes steht der Heilige Geist im Mittelpunkt. Ist es nicht bezeichnend, dass in der oben genannten Inschrift der Heilige Geist als dritte göttliche Person in seiner Beziehung zu Maria an die zweite Stelle tritt? Erst durch seine enge Beziehung zu Maria und ihr Offensein für sein Wirken konnte geschehen, was geschehen ist. Erst als Maria, die Tochtes des Vaters, zur Braut des Heiligen Geistes wurde, konnte sie auch zur Mutter des Sohnes Gottes werden.
Die enge Beziehung Mariens zum Heiligen Geist ist der Schlüssel für das Verständnis ihres Lebens. Die Vollendung dieser Beziehung im Himmel lässt uns auf ihre wirkmächtige Fürsprache vertrauen. Beten wir mit Maria darum, dass auch wir das Wirken des Heiligen Geistes an uns erfahren dürfen und stets bereit sind, sein Wirken an uns zuzulassen.

Mutter, wir bitten,
dass du uns bereitest,
Antwort zu geben
dem Rufe des Herrn:
"Mir geschehe,
wie du es gesagt."

Lass Kirche uns sein
als verlässliches Zeichen,
als mystischer Leib
Christi des Herrn.
Auch wir werden tun,
wie er uns gesagt.

So erwarten wir hoffend
das Wunder von Kana,
dass Tränen sich wandeln
in Freude und Wein
und Wein uns werde
zu Blut und Leben.

Möge die Freude
uns alle erfüllen,
und Christus neu leben
in jedem von uns,
Anfang und Ende
des Einklangs der Welt.

Du bist, Maria,
die Pforte zu Christus,
fruchtbarer Boden,
der ihn gebiert,
du, die lebendige
Wohnstatt des Wortes.

Gott, dem Vater,
dem Sohne, dem Geiste,
danken wir freudig
mit jubelndem Herzen
für die Erwählung
der niedrigen Magd.
Maria

Maria - Ikone des Heiligen Geistes

Gott will in jedem Menschen durch den Heiligen Geist auf eine ganz einmalige und einzigartige Weise wirken. Der Heilige Geist schenkt sich selbst jedem Menschen als Gott für mich und in mir. Er wird so ganz zum Inhalt meines Lebens und zeigt sich mir als Erfüllung und als das Beste meines Lebens. Wer sich so vom Heiligen Geist führen und beschenken lässt, in dem scheint der Glanz des Geistes in diese Welt.

"Der Heilige Geist hat keine eigene Ikone, keinen eigenen Namen. Die Heiligung besteht eben darin, dass jedes Wesen, ja jedes Ding zu einer solchen Ikone und zu einem solchen Namen werden. Wenn die Menschen durchsichtig für den Heiligen Geist sind, wenn sie seine Schönheit und Güte widerspiegeln, wenn sie vollkommen ein Leben in ihm führen und wahrhaftig seinen Duft verbreiten, werden sie einerseits vollkommen sie selbst als Personen und andererseits werden sie zu wirklichen Ikonen und Namen des Heiligen Geistes." (Alexander Schmemann)

Maria hat auf vollkomene Weise den Heiligen Geist an sich wirken lassen. So können wir Maria als erste Ikone, erste Sichtbarwerdung des Geistes bezeichnen. Maria ist die erste in der gesamten Schöpfung, durch die wir den Heiligen Geist kennen lernen.
Zugleich lehrt uns aber auch der Heilige Geist, Maria selbst immer besser zu erkennen. Der Heilige Geist hat die Kirche immer tiefer eingeführt in die Verehrung Mariens. Er will jeden Menschen zur Begegnung mit der Gottesmutter führen, damit Maria allen ihren Sohn zeigen kann. Gott wollte im Heiligen Geist durch Maria Mensch werden. Gott will, dass jeder Mensch im Heiligen Geist durch die Mutter den Sohn erkennt.
Maria war ganz die Mutter ihres Sohnes. Das war ihre Berufung. Ganz Christus gehören, das ist auch unser Ziel, das uns Maria zeigt, wenn sie auf ihren Sohn hinweist. Christus und nichts anderes im Leben zu haben, das bedeutet ja ein letztes Ganzsein, ein absolutes Erfülltsein der Menschheit.
Herr, Jesus Christus, sende jetzt Deinen Geist über die Erde. Lass den Heiligen Geist wohnen in den Herzen aller Völker, damit sie bewahrt bleiben mögen vor Verfall, Unheil und Krieg.
Möge die Frau aller Völker, die selige Jungfrau Maria, die Braut des Heiligen Geistes, unsere Fürsprecherin sein.

O Maria, Braut des Heiligen Geistes,
deinem unbefleckten Herzen empfehlen wir die ganze Menschheit an. Zeige ihr den Weg zur Erkenntnis des einzigen und wahren Erlösers Jesus Christus! Bewahre sie vor allem Unheil, vor aller Sünde und ihren Folgen. Gib der ganzen Welt den Frieden in der Wahrheit, in der Gerechtigkeit, in der Freiheit und in der Liebe.
Amen.
Maria

Maria Sitz der Weisheit

Als Braut des Heiligen Geistes ist Maria auch Sitz der Weisheit Gottes. Der Titel Mariens als "Sitz der Weisheit" begegnet uns in der Lauretanischen Litanei, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. Zur selben Zeit entstehen auch überall in Europa Marienfiguren, bei denen die Muttergottes - einem Throne gleich - Christus auf ihrem Schoß trägt.
Maria hat vieles von ihrem Sohn, in dem die Weisheit Gottes Mensch geworden ist, gelernt. Doch auch Christus, der als Sohn Mariens ganz Mensch geworden ist, hat vieles von seiner Mutter gelernt. Gott, der die Fülle der Weisheit ist, begibt sich ganz in die Schule der Menschen.
Begeben auch wir uns in die Schule Mariens. Die Muttergottes kann auch uns den Weg des Lebens lehren. Kommen wir mit unseren Fragen zu ihr, wenn wir nicht wissen, wie wir uns entscheiden sollen, wenn wir nicht wissen, wie es weiter gehen soll in unserem Leben. Vertrauen wir ihr unseren Lebensweg an und bitten sie darum, dass sie uns die Weisheit schenke, die rechten Entscheidungen zu treffen und das zu tun, was Gott von uns möchte.

"Wir bitten Maria, Sedes Sapientiae, uns die wahre Weisheit zu lehren, jene, die in Jesus Fleisch geworden ist. Er ist der Weg, der von diesem Leben hin zu Gott, zum Ewigen führt. Er hat uns das Antlitz des Vaters offenbart und uns so eine Hoffnung voller Liebe geschenkt. Daher wendet sich die Kirche an die Mutter des Herrn. Von ihr wollen wir lernen, in dieser Hoffnung, die nicht enttäuscht, zu leben und zu sterben."
Benedikt XVI.
Maria, Mutter Gottes, du Sitz der Weisheit und Thron des Wortes Gottes! Du bist Jesus so nahe, wie kein anderer Mensch. Du hast Gottes Wort in deinem Herzen bewahrt und demütig den Willen Gottes gesucht.
Lehre auch mich, ein offenes Ohr zu haben, wenn Gott mich ruft.
Lehre mich, in allem den Willen Gottes zu erkennen, und gib mir Mut, den Willen Gottes in meinem Leben Wirklichkeit werden zu lassen, damit ich so das Leben finde und einst zum ewigen Leben gelange in Gemeinschaft mit dir und deinem Sohn, mit dem Vater und dem Heiligen Geist, mit allen Engeln und Heiligen.
Amen.