Osterzeit - Brauchtum

rund um das Osterfest

Osterzeit

Brauchtum rund um das Osterfest

Wie jedes Fest, so ist auch Ostern mit einem reichen Brauchtum verbunden. Ich möchte hier nur einige wenige Osterbräuche vorstellen, die bei uns gebräuchlich sind. In jeder Gegend haben sich unterschiedliche Bräuche herausgebildet. Zudem gibt es in anderen Ländern und Kulturen Bräuche, von denen wir vielleicht noch nie etwas gehört haben. Ich kann hier nur eine kleine Auswahl bieten. Gerne können Sie mir von Osterbräuchen berichten, die in Ihrer Heimat üblich sind und ich werde diese mit Ihrem Einverständnis hier vorstellen.

Das Osterei

Ostern

Das Ei gilt schon seit alter Zeit als Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. So haben die Chinesen bemalte Eier bereits vor 5.000 Jahren zum Frühlingsanfang verschenkt. Auch in römisch-germanischen Gräbern wurden Eier als Grabbeigabe gefunden. Im Christentum wurde das Ei schon bald zum Symbol der Auferstehung.
Das Ei ist hart wie ein Stein, tot, leblos und kalt und so zunächst ein Bild für das Grab Jesu. Und doch beinhaltet es das Leben, das aus ihm hervorgeht. Die Botschaft des klassischen Ostereis lautet: Christus ist auferstanden, er lebt! Er hat Tod und Grab überwunden. Dies wurde zusätzlich durch die rote Farbe betont, mit der die Eier ursprünglich bemalt wurden. Das rot gefärbte Osterei symbolisiert die Macht Gottes über den Tod.

Das Schenken von Eiern zu Ostern durch Christen lässt sich schon in den ersten Jahrhunderten in Armenien nachweisen und hat sich dann in der Ostkirche weiter verbreitet. In Ägypten sind seit mehr als 1.000 Jahren farbige Eier bekannt. In der Westkirche setzte das Bemalen von Ostereiern im 12./13. Jahrhundert ein. Neben den roten Eiern traten die Farben grün, blau, gelb und schwarz auf, aber auch silbern und golden. Die Eier waren bald nicht mehr nur einfarbig, sondern wurden verziert, besprenkelt, ausgekratzt, beschrieben, beklebt, bemalt, ausgeblasen und gefüllt. Es haben sich in den einzelnen Gegenden ganz unterschiedliche Formen der Verzierung von Ostereiern herausgebildet, die im Brauchtum teilweise bis heute erhalten sind.
Warum aber gerade das Ei zum zentralen Symbol des Osterfestes wurde, hat noch andere Gründe. Früher verzichtete man während der Fastenzeit neben Fleisch auch auf andere tierische Produkte, so auch auf Eier und Eierspeisen. Gerade im Frühjahr waren aber die Hennen besonders legefreudig. Was also tun mit den vielen Eiern? Eier konnte man nur für kurze Zeit konservieren - durch Einlegen oder durch Erhitzen. Man löste das "Eierproblem" auf zwei verschiedene Weisen:
Zum einen wurden vor Beginn der Fastenzeit etliche Hühner (die sog. Fastnachtshühner) geschlachtet. Für die in der Fastenzeit gelegten Eier fand man dann ganz besondere Verwendungsarten: Eier waren eine gebräuchliche Weise, den Pachtzins zu zahlen. Solche Pachteier wurden eingelegt als Soleier oder in Erde eingegraben frisch gehalten und unverziert übergeben. Daneben gab es aber auch die Schenkeier. Diese wurden, nachdem sie haltbar gemacht waren, mit unterschiedlichsten Techniken verziert. So hatten die Ostereier auch eine ganz "weltliche" Aufgabe zu erfüllen.
Die Protestanten lehnten den katholischen Eier-Brauch schlichtweg ab. Hingewiesen wurde dabei auch auf Gesundheitsrisiken durch übermäßigen Eierverzehr. Doch die Ablehnung der katholischen Ostereier hat die Einführung von - jetzt allerdings säkularen - Ostereiern bei evangelischen Christen nicht verhindern können. Das städtische evangelische Bürgertum bereitete den Nährboden für die sich anbahnende evangelische Ostereierakzeptanz. Ähnlich wie Weihnachten wurde Ostern nun zu einem Familienfest.
In der bürgerlichen Gesellschaft waren nun die Eier nicht mehr religiöses Symbol für die Auferstehung Jesu Christi, sondern Teil einer familiären und zugleich säkularen österlichen Festinszenierung - als Kindergeschenke. Typisch für diese säkularen Ostereier war, dass sie - von den Eltern versteckt - von den Kindern gesucht werden mussten. Eine solche Ostereiersuche ist für 1783 aus dem Hause Goethes in Weimar belegt. Nicht ohne Grund, denn die Ostereiersuche und damit dann auch der Osterhase tauchen ausnahmslos in evangelischen Gegenden und bei evangelischen Autoren auf. Wie nun der Osterhase hier zu seiner Rolle kam, soll im folgenden Abschnitt gezeigt werden.

Der Osterhase

Ostern

Heutzutage ist der Osterhase geradezu zum Symboltier für Ostern geworden. Bei den Kirchenvätern dagegen war der Hase verpönt. Seiner ausgedehnten Liebeswerbung und seiner Fruchtbarkeit wegen galt der Hase früher als Symbol der Sinnlichkeit. Und doch kann man eine christliche Deutung des Osterhasen finden. Da der Hase keine Augenlider hat und mit offenen Augen schläft, ist er in der byzantinischen Tiersymbolik ein Symbol für Christus, der im Tod das Leben gebracht hat.
Im 17. Jahrhundert entstanden als Symbol für die Dreifaltigkeit Bilder, auf denen drei Hasen mit drei Ohren abgebildet sind, wobei jeweils zwei Hasen ein Ohr gemeinsam haben. Das bekannteste Beispiel für sein solches Dreihasenbild findet sich im Kreuzgang des Paderborner Doms.

Mehr aber ist der Hase wegen seiner starken Vermehrung mit bis zu 20 Jungen im Jahr ein Symbol der Fruchtbarkeit und der Zeugungskraft. Zudem verharren Hasen während der vorösterlichen Paarungszeit still auf einer Stelle, was zu der Vorstellung geführt haben könnte, dass sie dabei Eier legen. Allerdings hätte man solche Geschichten nie Landkindern erzählen können. Der Osterhase ist - ähnlich wie der Storch, der vermeintlich die Kinder bringt - eine städtische Erfindung.

Ostern

Der Osterhasenbrauch entstand vor mehr als 300 Jahren in der Pfalz, dem Elsass und am Oberrhein. In einem Text aus dem Jahr 1682 heißt es: "In manchen Gegenden werden die Ostereier Haseneier genannt, nach der Fabel, die man den Naiveren und den Kindern einprägt, dass der Osterhase solche Eier lege und in den Gärten im Grase, in den Obststräuchern usw. verstecke, damit sie von den Knaben um so eifriger gesucht würden, zum Lachen und zur Freude der Älteren."
Damit geht dieser Brauch auf den Erklärungsnotstand der Erwachsenen gegenüber den Kindern zurück. Denn die Hennen als Überbringer waren weniger glaubhaft als der Hase. Auch ist der Hase viel niedlicher als ein Huhn. So wurden die bunten Eier dem Osterhasen zugeschrieben, weil er viel flinker ist und die Hennen keine bunten, verzierten Eier legen konnten. Süßwarenindustrie, Kinderbücher und Postkarten machten den Kult des Osterhasen populär. Während der Brauch des Osterhasen spätestens bis 1900 in den Städten verbreitet ist, ist er in den 1930er Jahren auch in alle ländlichen Gegenden gedrungen. Doch bei manchen Familien ist er bis heute verpönt. So heisst es in einem Spruch: "Die Mutter färbt die Eier, der Vater legt sie ins Gras. Dann meinen die dummen Kinder, das wär' der Osterhas."
Mittlerweile gibt es, ähnlich der Aktion der "Weihnachtsmann freien Zone", Bestrebungen, das christliche Symbol des Osterlammes gegenüber dem Osterhasen wieder stärker zur Geltung zu bringen. Was es mit dem Osterlamm auf sich hat, soll der nächste Artikel zeigen.

Osterlamm und Osterfahne

Beim jüdischen Paschafest, aus dem das christliche Ostern hervorgegangen ist, war es üblich, ein Lamm zu schlachten und zu verspeisen. Besonders das Johannesevangelium zeigt uns Jesus Christus als das Lamm Gottes. Nach Johannes fand die Kreuzigung Jesu genau zur Zeit der Schlachtung der Paschalämmer statt. Auch in der Offenbarung des Johannes begegnet uns das Lamm, das geschlachtet wurde, aber lebendig ist, als Bild für Jesus Christus.
Im Christentum ist daraus der Brauch des Osterlammes entstanden, das mit einer Fahne als Zeichen des Sieges dargestellt wird. Als Besonderheit an Ostern gibt es das gebackene Osterlamm. Das aus Rührteig entstandene Backwerk wird mit viel Aufwand verziert und bildet an vielen Ostertischen den Mittelpunkt.
Die Fahne gilt etwa seit dem 10. Jahrhundert auch im Christentum als Zeichen des Sieges und Triumphes. Die Oster- oder Auferstehungsfahne war zunächst ein rotes Velum (Schal), mit dem das Kreuz zu Ostern geschmückt wurde. Auch Christus als der Auferstandene wird nun mit diesem Siegeszeichen in der Hand dargestellt, für das sich die Bezeichnung Osterfahne einbürgerte. So symbolisiert auch die Fahne, die das Osterlamm bei sich trägt, den Sieg des Lebens über den Tod.
Den Sieg des Lammes besingt die berühmte Ostersequenz aus dem 11. Jahrhundert:

Ostern
Singt das Lob dem Osterlamme,
bringt es ihm dar, ihr Christen.
Das Lamm erlöste die Schafe:
Christus, der ohne Schuld war,
versöhnte die Sünder mit dem Vater.
Tod und Leben, sie kämpften
unbegreiflichen Zweikampf;
des Lebens Fürst, der starb,
herrscht nun lebend.
O Maria uns sage,
was sahest du am Pfade?
Das Grab Christi des Lebendigen,
die Herrlichkeit des Auferstandenen.
Engel hört' ich künden,
sah das Schweißtuch und die Binden.
Meine Hoffnung Christus erstand:
er geht voraus in's galiläische Land.
Lasst uns glauben,
was Maria den Jüngern verkündet.
Sie sahen den Herren,
den Auferstandenen.
Ja, der Herr ist auferstanden,
ist wahrhaft erstanden.
Du Sieger, König, Herr, hab Erbarmen!

Speisenweihe

In der katholischen Kirche kam und kommt mancherorts noch immer das Osterei nicht aus dem Hühnernest auf den Frühstückstisch, sondern nimmt seinen Weg durch die Kirche. In einem Körbchen werden die geschmückten Ostereier und andere Speisen, neben Eiern auch Osterfladen, Osterbutter, ein Stück Schinken oder Speck, Wurst, Meerrettich und Salz, in die Kirche getragen, wo nach der Osternacht oder dem Osterhochamt die Speisenweihe stattfindet. Vielerorts ist es Brauch, einen Teil der geweihten Speisen in einer gemeinsamen Agape, einem Osterfrühstück, zu verzehren.
Der Brauch der Eier- oder Speisenweihe zu Ostern ist uralt. Im 12. Jahrhundert führte die Kirche die feierliche Benedictio ovorum ein. Zur Zeit Papst Pauls V. (1605-1621) betete der Priester in der Ostermesse: "Segne, Herr, wir bitten dich, diese Eier, die du geschaffen hast, auf dass sie eine bekömmliche Nahrung für deine gläubigen Diener werden, die sie in Dankbarkeit und in Erinnerung an die Auferstehung des Herrn zu sich nehmen."

Osterfeuer und Osterkerze

Ostern

Das Feuer ist schon im Altertum den Menschen heilig gewesen. Das Feuer ist auch ein Symbol für die Sonne. Ohne die Sonne ist kein Leben möglich. Mit den Osterfeuern wurde im Frühjahr die Sonne begrüßt. Sie galten auch als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, des Wachstums und der Ernte. Im 8. Jahrhundert bekamen die Osterfeuer eine christliche Deutung. Jesus Christus ist das Licht der Welt, das unser Leben erleuchtet.
Als altes Brauchtum wird heute noch in zahlreichen Städten und Gemeinden Holz, Reisig oder ähnliches Brennbares gesammelt und zum großen Osterfeuer aufgeschichtet. Das Osterfeuer wird am Beginn der Liturgie der Osternacht vor der Kirche entzündet und geweiht. Dann wird die Osterkerze am Osterfeuer entzündet und in feierlicher Prozession in die dunkle Kirche getragen. Dabei erschallt dreimal der Ruf "Lumen Christi" - Christus ist das Licht.

Ostern

Die Osterkerze symbolisiert den Sieg des auferstandenen Herrn Jesus Christus über Tod und Sterben. Osterkerze und Lichtfeier haben ihre frühesten Wurzeln im Brauch der alten Kirche, die Osternacht mit zahlreichen Kerzen zu erhellen. Die Osterkerze ist in Rom ab dem 4. Jahrhundert belegt und hat sich bis zum 10. Jahrhundert in den verschiedenen Regionen der westlichen Welt verbreitet.
Die festlich geschmückte Osterkerze wird nach dem Einzug auf dem Osterleuchter angebracht und ihr Licht wird unter die Gemeinde verteilt. Damit soll bekundet werden, dass Jesus der Ursprung des Lebens ist und Licht in die Dunkelheit bringt. Die Osterkerze ziert ein Kreuz, um das herum die Jahreszahl des entsprechenden Jahres angegeben ist. Mit fünf Wachsnägeln werden die Kreuzeswunden Jesu angedeutet und oberhalb des Kreuzes wird der erste griechische Buchstabe Alpha für Anfang und unterhalb der letzte griechische Buchstabe Omega für Ende plaziert. Die weiße Kerzenfarbe steht für die Hoffnung und das neue Leben.
Die Osterkerze brennt nur während der 50tägigen Osterzeit von Ostern bis Pfingsten. Während des gesamten Jahres brennt die Osterkerze aber auch bei Taufgottesdiensten, um an ihr die Taufkerze zu entzünden und bei Begräbnisgottesdiensten. Damit soll die Verbindung zwischen Tod, Taufe und Auferstehung verdeutlicht werden.

Osterquiz

1. Wann feiern wir Ostern?
a) Am ersten Sonntag im Frühling
b) Am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond
c) Am Sonntag nach der Zeitumstellung
d) Am ersten Sonntag im April

2. Wer entdeckte zuerst das leere Grab?
a) Die Soldaten
b) Die Apostel
c) Frauen aus dem Gefolge Jesu
d) Petrus und Johannes

3. Wer hatte den Stein vom Grab weggewälzt?
a) Petrus und Johannes
b) Petrus und Andreas
c) Maria und Marta
d) Ein Engel

4. Welche beiden Jünger veranstalteten einen Wettlauf zum leeren Grab?
a) Jakobus und Johannes
b) Matthäus und Andreas
c) Petrus und der Jünger, den Jesus liebte
d) Petrus und Jakobus

5. Welches sind die Namen der beiden Emmausjünger?
a) Petrus und Johannes
b) Kleopas und ein anderer Jünger
c) Johannes und Kaiphas
d) Wir kennen ihre Namen nicht

6. Was nimmt man zur Speisenweihe an Ostern mit?
a) Eier, Schinken, Brot und Salz
b) Kaffee und Kuchen
c) Würstel und Pommes
d) Wein und Schmalz

Lösung zum Osterquiz

1b) Wir feiern Ostern am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Dieser Termin hat sich nach längeren Streitigkeiten im 4. Jahrhundert durchgesetzt. Anfangs haben einige Christen das Osterfest am Termin des jüdischen Pascha-Festes gefeiert, das am Tag des ersten Frühlingsvollmondes gefeiert wird. Es setzte sich aber die Überzeugung durch, dass das Fest der Auferstehung des Herrn immer an einem Sonntag gefeiert werden sollte. Um zu vermeiden, dass Pascha-Fest und Ostern am selben Tag gefeiert werden, bestimmte die Kirche schließlich den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond als Termin des Osterfestes. Daher ist das Datum des Osterfestes jedes Jahr unterschiedlich.
2c) Am Ostermorgen gingen in aller Frühe Frauen aus dem Gefolge Jesu mit wohlriechenden Salben zum Grab. Sie fanden den Stein vom Eingang des Grabes weggewälzt und das Grab leer.
3d) Im Grab begegneten die Frauen zwei Engeln, die ihnen verkündeten, dass Jesus von den Toten auferstanden ist.
4c) Nach dem Johannesevangelium liefen Petrus und der Jünger, den Jesus liebte, zum Grab, nachdem die Frauen den Jüngern vom leeren Grab berichtet hatten. Der andere Jünger kam zuerst ans Grab, wartete aber dort auf Petrus, der dann als erster hinein ging.
5b) Am Ostermorgen machten sich Kleopas und ein anderer, nicht mit Namen genannter Jünger, auf dem Weg nach Emmaus. Dort begegneten sie Jesus, dem Auferstandenen. Wir hören dieses Evangelium am Ostermontag. Es gibt die Tradition, am Ostermontag eine Wanderung zu machen, die "Emmausgang" genannt wird.
6a) Traditionell nimmt man zur Speisenweihe an Ostern Eier, Schinken, Brot und Salz mit. Diese Speisen werden am Schluß des Gottesdienstes gesegnet und mit ihnen feiert die Familie zuhause ein Ostermahl.