Die Heiligen

24.1. Franz von Sales

Hl. Franz von Sales

Franz von Sales
1567-1622
Bischof
Kirchenlehrer

Hl. Franz von Sales

Franz von Sales wurde am 21. August 1567 auf Schloss Sales in der Nähe von Thorens in Savoyen geboren. Die Eltern gehörten der wohlhabenden und anerkannten katholischen Adelsfamilie derer von Sales an. Seine Mutter war bei seiner Geburt erst 14 Jahre alt. Als Sohn des Adels erlebte Franz eine behütete und harmonische Kindheit. Er wurde von seinen Eltern christlich erzogen und lernte schon früh, christliche Nächstenliebe zu üben. In der Schule erkannten seine Lehrer bald seine besonderen Fähigkeiten. Im Jahr 1578 kam er zum Studium nach Paris und lebte dort im Kolleg Clermont der Jesuiten. Er wollte das Studium mit einem Leben in Frömmigkeit verbinden und hatte damals bereits den Wunsch, Priester zu werden, obgleich sein Vater ihn gerne als ranghohen Soldat oder Juristen gesehen hätte.
In Paris stürzte Franz von Sales Ende des Jahres 1586 in eine tiefe Krise, die ihn für sein weiteres Leben entscheidend geprägt hat. Damals kam es in Frankreich zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Calvinisten. Dabei ging es auch um die Frage, wie der Mensch gerettet wird. Die Calvinisten lehrten, dass alles allein von der Vorherbestimmung oder Prädestination Gottes abhinge, nach katholischer Lehre könne auch der Mensch durch gute Werke an seinem Heil mitwirken. Franz von Sales hatte plötzlich den Eindruck, dass er für die Hölle vorherbestimmt sei. Wegen seiner Zerrissenheit in dieser geistlichen Frage wurde er auch körperlich krank, bis er beim Gebet vor der Statue der Schwarzen Madonna von St. Etienne des Gres von seinen Zweifeln befreit wurde. Er ließ sich völlig in die Hände Gottes fallen.

Es ist völlig egal, ob ich in den Himmel oder in die Hölle komme, wichtig ist allein das Vertrauen, dass alles, was geschieht, Ausdruck der göttlichen Liebe ist.

Gott ist die Liebe, und egal wie Gott mit mir verfährt, es wird immer gut sein, denn die Liebe will immer nur das Beste. Diese Erfahrung der Liebe Gottes wird Franz von Sales von nun an für sein ganzes Leben bestimmen. Er trägt daher auch den Titel "Lehrer der Liebe".
Im Jahr 1588 wechselte Franz von Sales von Paris an die Universität von Padua und studierte dort sowohl Rechtswissenschaften - um den Wunsch seines Vaters zu erfüllen - als auch Theologie - um seinem eigenen Wunsch nachzukommen, einmal Priester zu werden. 1591 promovierte er zum Doktor im weltlichen und kirchlichen Recht. In dieser Zeit verfasste er eine persönliche Lebensregel, in der er genau festhielt, wie er seinen Tag verbringen möchte, damit jeder Tag ein Tag zur größeren Ehre Gottes werde. Nun galt es nur noch, den Vater davon zu überzeugen, dass er Priester werden möchte. Dazu trug entscheidend Bischof Claude de Granier von Genf-Annecy bei, der Franz von Sales kurzerhand zum Dompropst ernannte. Bald darauf empfing Franz von Sales die niederen Weihen bis zur Diakonenweihe und wurde schließlich am 18. Dezember 1593 in Annecy zum Priester geweiht.
Seine erste Aufgabe war es, die Bevölkerung des Chablais, einer Gegend am Südufer des Genfer Sees, die geschlossen zum Calvinismus übergetreten war, wieder zum katholischen Glauben zurückzuführen. Angesichts der heftigen Auseinandersetzungen zwischen Calvinisten und Katholiken war diese Mission durchaus lebensgefährlich. Vier Jahre lang setzte er all seine Kräfte ein und predigte, um den Irrtum der Calvinisten nachzuweisen. Zu diesem Zweck verfasste er auch Flugblätter, die er in der ganzen Stadt verteilte. Einige Male entrann er nur knapp geplanten Mordanschlägen. Davon und von den anfänglichen Misserfolgen ließ er sich nicht entmutigen. Schließlich, nach vier Jahren, waren fast alle Menschen im Chablais wieder katholisch geworden.
Ende des Jahres 1598 wurde Franz von Sales von seinem Bischof nach Rom gesandt. Dieser wollte, dass der Papst Franz von Sales zu seinem Stellvertreter mit dem Recht auf die Nachfolge im Bischofsamt einsetze. Im März 1599 hatte Franz von Sales seine Bischofsprüfung vor Papst Clemens VIII. und seinen Kardinälen abzulegen. Er tat es in so ausgezeichneter Weise, dass seiner Ernennung zum Bischof nun nichts mehr im Wege stand. Am 8. Dezember 1602 wurde er schließlich in seiner Heimatkirche in Thorens zum Bischof geweiht. Sein Wahlspruch lautete: "Non excidet" - "Es wird nicht untergehen." Darin spiegelt sich sein unbedingter Optimismus wider: Wenn es im Leben auch drunter und drüber geht, wir werden nicht untergehen, wenn wir Gott nicht aus den Augen verlieren. Bei seiner Weihe machte er eine tiefe Erfahrung, die er später so formuliert:

Gott hat mich mir selbst genommen, um mich zu sich zu nehmen und mich dann dem Volk zu geben, das heißt er hatte mich verwandelt von dem, der ich für mich war, zu dem, der ich für die Menschen wurde.

Dieses Dasein für andere wird sein ganzes Leben als Bischof prägen. Er hatte ein offenes Ohr für alle Menschen, die seinen Zuspruch suchten. Es gibt viele Anekdoten, die von seiner Liebenswürdigkeit und seiner Nähe zu den Menschen, aber auch von seinem Humor Zeugnis geben. Er wurde allen alles, den Kindern ebenso wie den Königen, der einfachen Dienstmagd ebenso wie der Prinzessin von Frankreich, dem Papst oder den Kardinälen. Allen begegnete er in Liebe. Als Seelsorger lag ihm besonders die Reform des Klerus und die Erziehung der Jugend am Herzen. Er führte ein "Fest des Katechismus" ein als ein Fest für die Kinder, die eingeladen waren, in den Dom zu kommen, zu feiern und vom Bischof im Glauben unterrichtet zu werden. Wenn er Kindern begegnete, nahm er sich Zeit für sie und wollte "Kind sein mit den Kindern". Einmal schrieb er darüber:

Ich komme gerade vom Katechismusunterricht, wo wir heute mit unseren Kindern ein wenig übermütig waren und damit die Anwesenden zum Lachen brachten, indem wir uns über Masken und Bälle lustig machten. Denn ich war recht gut aufgelegt und eine große Zuhörerschaft ermutigte mich durch ihren Beifall, auch weiterhin Kind mit den Kindern zu sein. Man sagt, das stünde mir gut an, und das glaube ich auch.

Als Bischof hatte er ein enormes Arbeitspensum zu bewältigen. Über seine Arbeitsmethode schreibt er:

Sei sorgfältig und gewissenhaft in allen Obliegenheiten. Gott hat sie dir anvertraut und will, dass du große Sorgfalt darauf verwendest. Vermeide aber dabei jede Ängstlichkeit und Aufregung, das heißt verrichte sie ohne Unruhe, ohne ängstliche Besorgnis oder hitzigen Eifer. Verrichte deine Arbeit niemals hastig, denn jede aufgeregte Hast trübt Vernunft und Urteil; damit hindert sie uns, eine Sache gut zu machen, auf die wir solch blinden Eifer verwenden.
Hl. Franz von Sales

All sein Tun begleitete eine tiefe Frömmigkeit.

Mit einem Wort, ich werde Gott am Morgen bitten, dass er mich würdig mache, den Tag zu verbringen, ohne ihn zu beleidigen.

Im Jahr 1604 begegnete er bei einer Predigtreise einer Witwe, der Schwester des Erzbischofs Fremyot von Burgund. Sie hieß Johanna Franziska von Chantal (1572-1641) und beide sollte von nun an eine lange und innige geistliche Freundschaft verbinden. Zusammen mit ihr gründete er im Jahr 1610 den Orden der "Heimsuchung Mariens", die Salesianerinnen.

Gott, so scheint es mir, hat mich ihnen gegeben; dies wird mir mit jeder Stunde mehr zur Gewissheit. Das ist alles, was ich ihnen zu sagen vermag. Empfehlen Sie mich ihrem Schutzengel.

Eine Anekdote zu dieser Freundschaft: Johanna Franziska von Chantal wurde am 23. Januar 1572 geboren. Offenbar war es ihr ein Anliegen, an diesem Tag von Franz von Sales einen Glückwunsch zu erhalten. 1617 hat er offenbar darauf vergessen und antwortet ihr in einem Brief mit folgenden Worten:

Meine sehr teure Tochter! Es hat mich gefreut, von ihnen zu erfahren, dass heute ihr Geburtstag ist, denn ich dachte nicht daran. Ijob (3,3) wünschte, der Tag seiner Geburt möge gestrichen werden; ich aber wünsche, dass der Tag, der die Geburt meiner sehr teuren Mutter gesehen hat, unter die glücklichen und in alle Ewigkeit gesegneten Tage gezählt werde. Doch sollen diese unsere Geburtstage uns demütigen, indem sie uns das Nichts sehen lassen, aus dem wir kommen, und sie sollen uns zugleich Mut geben, indem sie unser Augenmerk auf das Ziel richten, für das uns Gott einst in die Welt treten ließ.

Über die Freundschaft schreibt Franz von Sales:

Liebe jeden mit echter, starker Nächstenliebe, Freundschaft dagegen schenke nur solchen, die mit dir Verbindung in wertvollen Dingen aufnehmen können. ... Wenn ihr einander die Liebe, die Frömmigkeit, die christliche Vollkommenheit vermittelt, wie wertvoll wird dann eure Freundschaft sein! Sie wird eine ausgezeichnete sein, weil sie von Gott kommt, weil sie auf Gott hinzielt, weil Gott ihr Band ist, weil sie ewig in Gott weiterleben wird. Wie schön ist es, auf Erden so zu lieben, wie man im Himmel lieben wird, und zu lernen, einander auf dieser Welt so herzlich verbunden zu sein, wie wir es in der anderen ewig sein werden.

Die Frömmigkeit und Gelehrsamkeit des Heiligen Franz von Sales findet ihren Ausdruck in einem umfangreichen Briefwechsel und mehreren Büchern. Im Jahr 1877 wurde er daher zum Kirchenlehrer ernannt und im Jahr 1923 zum Patron der Journalisten und Schriftsteller erklärt. Sein berühmtestes Werk ist seine im Jahr 1609 erschienene "Anleitung zum frommen Leben", auch "Philothea" genannt. Dort gibt der Heilige eine Anleitung zum christlichen Leben, besonders für Gläubige, die in der Welt leben, also keine Ordensleute sind. Dieses Büchlein zählt zu den meistgelesenen christlichen Büchern und hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren.
Christliches Leben zeigt sich im Alltag gerade in der Treue zu den kleinen Dingen. Dazu gibt es einige einprägsame Worte des Heiligen:

Nicht das Außergewöhnliche tun wollen, sondern das Gewöhnliche außergewöhnlich gut tun.
Wenig und gut.
Alles aus Liebe, nichts aus Zwang.

Sein theologisches Meisterwerk ist die 1616 erschienene "Abhandlung über die Gottesliebe" oder "Theotimus". Franz von Sales befasst sich darin mit der Liebe, vor allem mit der Liebe Gottes zu den Menschen und der Liebe des Menschen zu Gott und erweist sich so als herausragender Mystiker.

Unser gütiger Jesus, der uns mit seinem kostbaren Blut erkauft hat, verlangt mit unendlicher Sehnsucht danach, dass wir ihn lieben und so ewig selig werden; und er verlangt danach, uns selig zu sehen, auf dass wir ihn ewig lieben. Zielt doch seine Liebe nach unserem Heil, unser Heil aber nach seiner Liebe.

Franz von Sales verzehrte sich in seinem Dienst an den Menschen. Seine rastlose Tätigkeit ging auf Kosten seiner Gesundheit, die er ohnehin nie sehr ernst nahm. Eine offene Beinwunde plagte ihn über Jahre hinweg, er litt an Magenproblemen und Bluthochdruck. Als er in den Bergen um Annecy die renovierte Einsiedelei des hl. Germanus einweihte, träumte er davon, dort oben seinen Lebensabend in aller Stille und Einsamkeit zu verbringen und Gott mit dem Rosenkranz und der Feder in der Hand zu dienen. Doch dazu sollte es nicht kommen. Er unternahm weiterhin große Reisen und wollte sein Arbeitspensum nicht reduzieren.
Ende des Jahres 1622 reiste er auf Einladung von König Ludwig XIII. von Frankreich zu einer Feier in Avignon. Auf der Rückreise verbrachte er im Heimsuchungskloster von Lyon die Weihnachtsfeiertage. Am 27. Dezember erlitt er dort einen Schlaganfall und starb am 28. Dezember. Sein Leichnam wurde im Januar 1623 nach Annecy überführt. Nach einem feierlichen Requiem wurde er dort in der Kirche des Heimsuchungsklosters beigesetzt. Bald wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet. Im Jahr 1632 wurde sein Sarg geöffnet und man stellte dabei die Unversehrtheit des Leichnams fest. Im Jahr 1661 erfolgte die Seligsprechung und im Jahr wurde Franz von Sales 1665 heiliggesprochen.