Die Heiligen

8.3. Johannes v. Gott

Hl. Johannes von Gott

Johannes von Gott
1495-1550
Ordensgründer

"Von Gott"

Es ist ein ungewöhnliches Heiligenleben, das uns im heiligen Johannes von Gott begegnet. Walter Nigg nennt ihn einen "Heiligen aus schlechtem Holz". Heilige werden nicht schon mit einem verklärten Gesicht als brave Kinder geboren. Es ist ein weiter Weg, bis ein Mensch wirklich ein Heiliger ist und keiner kann sich selbst diese Ehre nehmen, sondern es ist immer Gottes machtvolles Wirken im Spiel. Manch ein Heiliger hat erst spät im Leben ein tiefes Erlebnis der Gegenwart Gottes, das sein Leben grundlegend verändert.
Bei Johannes von Gott hat es sehr lange gedauert, bis er zu seiner Berufung fand. Man kann seine ersten vierzig Lebensjahre durchaus mit dem Begriff "verpfuschtes Leben" bezeichnen. Über seine Herkunft wissen wir wenig. Seine Eltern waren wahrscheinlich einfache Leute und lebten in Portugal in einem kleinen Städtchen namens Montemor. Dort wurde 1495 Johannes (Juan) Ciudad geboren.
Mit acht Jahren verließ Johannes seine Eltern. Manche sagen, er sei entführt worden, andere sagen, er sei fortgelaufen, nachdem ihm ein Kleriker, der bei seiner Familie zu Gast war, begeistert von Spanien erzählt hatte. Die Eltern sollten ihn nie wieder sehen und die Mutter soll aus Verzweiflung darüber gestorben sein. Johannes aber kam bei einem Gutsbesitzer im benachbarten Spanien, etwa 60 km von seiner Heimat entfernt, unter.
Dort nannte man ihn Johannes "von Gott", eine damals durchaus übliche Bezeichnung für Menschen, deren Herkunft man nicht kannte. Als Heimatloser war er eben nicht von gewissen Eltern oder von einer gewissen Stadt, sondern einfach von Gott, ein Geschenk Gottes an diese Welt, wie es jeder Mensch sein soll. Eine etwas frömmere Überlieferung sagt, dass ein Bischof ihn den Namen "von Gott" gegeben habe, als er die Gnade Gottes im Wirken des Heiligen sah.

Hirte und Soldat

Einige Zeit verdiente Johannes sich seinen Lebensunterhalt als Hirte, lernte dabei aber auch Lesen und Schreiben. Dann verschlug es ihn zu den Soldaten. Für die Kriege der damaligen Zeit wurden immer wieder Söldner angeworben und einem Heimatlosen fiel es sicher nicht schwer, diesem Ruf zu folgen. Man darf sich unter diesen Söldnern keine ehrbaren Soldaten vorstellen. Wenn der Sold zu niedrig ausfiel, verschafften sie sich das Fehlende durch Überfälle auf die wehrlose Bevölkerung. Auch Johannes stach hier nicht durch besondere Tugendhaftigkeit hervor.
"In dem neuen Leben verlor er alles, was er an Glauben und Frömmigkeit besessen hatte. Alle moralischen Grundsätze warf er über Bord.
Ein unschönes Ereignis beendete zunächst seinen Militärdienst. Johannes war als Wache eingeteilt, aber die Beute, die er bewachen sollte, verschwand. Nur knapp entgeht er einem Standgericht. Er muss die Truppe verlassen, 1532 lässt er sich aber erneut für den Krieg gegen die Türken anwerben. Dann aber gibt er dem Militärdienst endgültig auf.
Es heißt, dass Johannes nach einer Verletzung in die guten Hände einer Frau kam, der es gelang, Johannes wieder auf den rechten Weg zu bringen. Johannes hat später einmal gesagt
"Durch diese Wohltäterin hat die Mutter Gottes zu mir gesprochen."

Der "Bettler von Granada"

Doch es ist noch ein weiter Weg bis zu seiner Bekehrung. Zunächst findet er eine Arbeit als Bauarbeiter, dann zieht er mit einem Bündel auf dem Rücken als Hausierer durch das Land. Schließlich lässt er sich in Granada nieder, wo er als Straßenhändler sein Geld verdient.
Nach der Legende soll Johannes, als er nach Granada kam, die Stimme Gottes gehört haben, die zu ihm sagte:

Granada wird dein Kreuz sein.

Hier sollte der nun über Vierzigjährige zu seiner Berufung finden.
Im Jahr 1539 trat in Granada der Bußprediger Johannes von Avila auf. Seine Predigt über die Gnade und Güte Jesu traf Johannes mitten ins Herz. Aufs tiefste erschüttert lief er durch die Straßen. Unablässig schreiend kündete er von Gottes Barmherzigkeit. Er gebärdete sich wie ein Verrückter und die Menschen hielten ihn auch für einen solchen. Die Kinder liefen hinter ihm her und warfen Steine auf ihn, bis man ihn schließlich in das Irrenhaus der Stadt einlieferte.
Im Irrenhaus von Granada wurde Johannes behandelt, wie man Verrückte in der damaligen Zeit zu behandeln pflegte. Er wurde geschlagen und musste in menschenunwürdigen Zuständen leben. Er erfuhr die Missstände, die damals in der Krankenpflege herrschten, am eigenen Leib. Mit Fesseln und Peitschenhieben wollte man den "vom Teufel besessenen Sünder" zur Vernunft bringen. Johannes war tief erschüttert über das Leiden seiner Mitpatienten und all der kranken Armen, die oft gar nicht aufgenommen wurden. Sie lagen im Schmutz, kaum einer kümmerte sich um sie, viele vegetierten bis zum bitteren Ende einfach vor sich hin.
Dem Prediger Johannes von Avila kam die Wirkung seiner Worte auf Johannes vom Kreuz zu Ohren und er besuchte ihn im Spital. Er gab Johannes den Rat, seine Begeisterung in geordnete Bahnen zu lenken, damit sie anderen Menschen nütze. Nun wusste Johannes was er zu tun hatte: Nach seiner Entlassung wollte er sein Leben ganz den Armen und Kranken widmen.

Ein Leben für die Armen und Kranken

Als man Johannes wieder entließ, fing er an, kranke Menschen zu pflegen. Das nötige Geld für Arznei und Pflegemittel verdiente er mit dem Verkauf von gesammeltem Holz oder durch Betteln. Dabei soll er gerufen haben:

Will einer sich nicht wohltun? Tut euch selber wohl um der Liebe Gottes willen, ihr in Jesus geliebte Brüder!

Johannes sammelte Arme und Kranke von den Straßen und Gassen der Stadt und brachte sie zunächst im Innenhof einer wohltätigen Adelsfamilie unter. Dort findet sich über einem Tor noch heute sein Wahlspruch:

Das Herz befehle.
Das Herz befehle, das will heißen, dass in Johannes die Liebe zum Durchbruch gekommen war, eine Liebe, die eine Macht und kein bloßes Gefühl ist, weil sie eine unwiderstehliche Kraft in sich schließt. (Walter Nigg)

Hl. Johannes von Gott

Schon bald konnte Johannes das erste Krankenhaus errichten. Dabei kümmerte er sich selbst um alles Notwendige. Er kaufte Strohmatten und Decken, trug Bettlägerige, wärmte Essen auf, spülte Geschirr und sprach abends mit den Patienten. Dem nicht genug, er zog auch nachts noch durch die Straßen, um für seine Patienten Essen und Geld zu erbetteln. Stets war er um das Wohl der Kranken besorgt. Sein Grundsatz war:

Übt stets die Nächstenliebe, denn wo keine Liebe ist, da ist auch Gott nicht.

Johannes wird als Schöpfer des modernen Krankenhauses bezeichnet. Er trennte Bettler und Pilger von den Kranken und richtete verschiedene Abteilungen ein. Frauen bekamen eine eigene Station, ebenso die psychisch Kranken. Rührend sorgt er sich um die vielen Findelkinder, die ebenfalls in eigenen Räumlichkeiten versorgt wurden. Er kümmerte sich außerdem um Straßenkinder, Prostituierte, Arbeitslose und andere Randgruppen. Bei seinen neuen Pflegemethoden ging es ihm vor allem darum, dass die Kranken menschenwürdig und mit christlicher Nächstenliebe behandelt wurden.
Immer mehr junge Leute schlossen sich Johannes an und seine Bewunderung und Verehrung in der Bevölkerung wuchs. Bald entstand ein Verein für Laien mit Aufgaben in der Krankenpflege. Dieser Verein übernahm 1572 die Regeln der Augustiner und aus ihm entwickelte sich der Orden der Barmherzigen Brüder, der 1586 vom Papst bestätigt wurde. Die Barmherzigen Brüder vom heiligen Johannes von Gott gelten als bedeutendster Männerorden für Krankenpflege und sind heute auf der ganzen Welt verbreitet.

"Jesus, Jesus, in Deine Hände empfehle ich mich!"

Im Frühjahr 1550 sah Johannes von Gott einen Jungen im Fluss ertrinken und stürzte sich sofort in die reißenden Wassermassen, um ihn zu retten, doch die Kraft des Wassers war stärker. Der Bub ertrank und Johannes von Gott starb nur kurz darauf, nachdem er sich von einer Krankheit nicht mehr erholte.
Als er seinen Tod nahe sah, kniete er am Boden nieder und rief:

Jesus, Jesus, in Deine Hände empfehle ich mich!

So starb er, auf den Knien mit dem Kreuz in der Hand. Er hatte zehn Jahre unermüdlich in der Leitung seines Krankenhauses für die Armen gearbeitet und er war so demütig, dass er sich - obwohl er der größte Heilige der Stadt war - für den unwürdigsten Sünder hielt. Er, der als Verrückter verspottet worden war, wurde vom Bischof, den Autoritäten und dem ganzen Volk wie ein Heiliger zum Friedhof begleitet. 1690 erfolgte die offizielle Heiligsprechung.

Der Heilige ist über die Treppe der Liebe zur Ehre der Altäre gelangt. (Walter Nigg)

Tut das Gute aus Liebe zu Gott,
meine Brüder.
Vertraut allein
auf Jesus Christus.
Alles vergeht,
nur die guten Werke nicht.

Wenn wir betrachteten,
wie groß das Erbarmen Gottes ist,
würden wir es nie unterlassen,
Gutes zu tun,
solange wir es vermögen;
denn wenn wir um Seiner Liebe
willen den Armen geben,
geben wir nur das,
was Er selbst uns gibt,
und Er verspricht uns das
Hundertfache in der Seligkeit
(o glücklicher Gewinn
und Wucher)!

"Das Herz befehle!"