Die Heiligen

7.3. Perpetua, Felicitas

Hl. Perpetua und Hl. Felicitas

Perpetua und Felicitas
+ 203
Märtyrinnen

Um das Jahr 200 war es gefährlich, sich als Christ im Römischen Reich zu bekennen. Wer nicht bereit war, den Göttern Roms und seinem vergöttlichten Kaiser das Opfer darzubringen, galt als Staatsfeind und wurde als solcher zum Tode verurteilt. Doch viele Christen blieben standhaft und gaben mit ihrem Mut zum Bekenntnis Zeugnis dafür, dass Jesus Christus stärker ist als die Mächte dieser Welt. Viele Menschen bewunderten die Kraft, die vom christlichen Glauben kommt und bekehrten sich.
Damals meldete sich in Karthago, einer antiken Weltstadt an der Küste Nordafrikas, eine junge Frau zur Taufe an. Perpetua war etwa 20 Jahre alt, als sie sich entschloss, Christin zu werden und darum bat, unter die Schar der Taufbewerber, der Katechumenen aufgenommen zu werden. Sie stammte "aus gutem Hause, war von vorzüglicher Bildung, wie es einer Freien geziemt, und ehrenvoll verheiratet. Ihr Vater und ihre Mutter lebten noch; auch hatte sie zwei Brüder, von denen der eine gleichfalls Katechumene war, und einen kleinen Sohn, den sie noch an ihrer Brust nährte."

Im Jahr 203 wurden die Christen Karthagos angezeigt und verhaftet. Zusammen mit Perpetua wurden ihre Sklavin Felizitas, die ebenfalls Taufbewerberin war, Revokatus, Saturninus und Sekundulus in den Kerker geführt. Zu ihnen kam später noch ihr Lehrer Saturus, der seine Katechumenen nicht alleine lassen wollte und sich freiwillig gemeldet hatte. Über ihr Martyrium besitzen wir einen ausführlichen Bericht. Die Tage bis zu ihrem Martyrium hat Perpetua selbst aufgeschrieben. Aus ihren Worten entnehmen wir, woher sie die Kraft nahm, die Strapazen der Haft und des Martyriums zu ertragen.

Gefangennahme

Als seine Tochter verhaftet wurde, versuchte der Vater von Perpetua alles, um seine Tochter vom Christentum und dem bevorstehenden Martyrium abzubringen. Doch sie widerstand klar seinen Worten und bekannte:

Ich kann mir nur einen Namen geben, der sagt, was ich bin: Christin.

Oft kam der Vater von nun an ins Gefängnis und noch am Tage der Hinrichtung versuchte er, seine Tochter mit eindringlichen Worten vom Glauben an Jesus Christus abzubringen, aber sie blieb standhaft. Perpetua sagte zu ihm:

Auf jenem Schaugerüst wird nur das geschehen, was Gott will. Du musst nämlich wissen, dass wir nicht in unserer Gewalt sind, sondern in der Macht Gottes stehen.

Dennoch konnte ihr Vater nicht verstehen und was der einzige aus ihrer Verwandtschaft, der sich nicht über ihre Passion freuen konnte.

Taufe im Kerker

Im Kerker empfing Perpetua zusammen mit den anderen Katechumenen die Taufe. Darüber schreibt sie:

Der Heilige Geist gab mir ein, vom Wasser (der Taufe) nichts anderes als die Geduld des Fleisches zu erbitten.

Bald werden die Gefangenen aus der Untersuchungshaft in den inneren Kerker überführt. Perpetua schreibt darüber:

Wenige Tage später nahm uns der Kerker auf, Entsetzt fuhr ich zurück, weil ich noch nie eine solche Finsternis erlebt hatte. Grauenhafter Tag! Drückende Hitze infolge der Menschenmenge! Bedrängnis durch die schikanösen Erpressungsversuche der Soldaten! Dazu härmte ich mich ab aus Sorge um das ferne Kind. Später erreichten die gottgesegneten Diakone Tertius und Pomponius, die uns dienten, durch Bestechung, dass wir für wenige Stunden in einen besseren Teil des Kerkers geführt wurden und uns dort erholen konnten. So verließen wir den (inneren) Kerker, und ein jeder konnte tun, was er wollte. Ich nährte das Kind, das schon schwach vor Hunger war. Aus Sorge um das Kind sprach ich hierauf meiner Mutter zu, ermahnte den Bruder und empfahl beiden den Kleinen. Ich grämte mich, weil ich sah, wie Mutter und Bruder sich abhärmten. Derlei Sorgen trug ich viele Tage. Dann setzte ich es durch, dass das Kind mit mir im Kerker blieb; sogleich erholte ich mich und wurde gestärkt in der Mühe und Sorge um mein Kind. Alsbald wurde mir der Kerker zum Palast, so dass ich dort lieber war als irgendwo anders.

Die Himmelsleiter

Ihre Mitgefangenen bewunderten den Glauben Perpetuas. Sie sollte um eine Vision bitten, den ihnen Aufschluss darüber geben sollte, was nun mit ihnen geschehen würde. Perpetua hatte daraufhin folgenden Traum:

Ich schaute eine erzene Leiter von erstaunlicher Größe; sie reichte bis zum Himmel und war so schmal, dass man nur einzeln auf ihr hinaufsteigen konnte. An den Holmen der Leiter waren alle Arten von Eisenwerkzeugen befestigt: Schwerter, Lanzen, Haken, Messer und Spieße. Wenn einer lässig hinaufstieg, nicht angespannt nach oben schaute, musste er sich an den Geräten so verletzen, dass sein Fleisch daran hängenblieb. Unter der Leiter lag ein ungewöhnlich großer Drache; er lauerte den Hinaufsteigenden auf und versuchte, sie einzuschüchtern, damit sie nicht hinaufkletterten. Zuerst aber stieg Saturus hinauf, ... er erreichte das Ende der Leiter, drehte sich um und sagte zu mir: Perpetua, ich warte auf dich. Aber gib acht, dass dieser Drache dich nicht beißt! Ich antwortete: Er wird mir nicht schaden! Im Namen Jesu Christi! Da streckte der Drache, als ob er mich fürchtete, langsam den Kopf unter der Leiter hervor. Ich aber trat ihm auf den Kopf, als sei er die erste Sprosse. Ich stieg weiter hinauf, und oben sah ich einen weit ausgedehnten Park; mitten darin saß ein weißhaariger, hochbetagter Mann in Hirtentracht und molk die Schafe. Rings um ihn standen viele Tausende in weißen Kleidern. Er hob den Kopf, sah mich an und sprach zu mir: Willkommen, Kind! Dann rief er mich herbei und gab mir ein Stückchen von dem Käse aus der Molke. Ich empfing es in meine übereinandergelegten Hände und aß es; alle Umstehenden aber sagten: Amen.

So wusste Perpetua nun, dass ihnen das Martyrium bevorstand. "Von da an setzten wir keine Hoffnung mehr auf diese Welt."

Das Urteil

Am folgenden Tag wurde Perpetua mit ihren Gefährten plötzlich weggeschleppt zum öffentlichen Verhör vor dem Statthalter. Die Kunde davon verbreitete sich in Windeseile in der ganzen Stadt und es kam eine ungeheure Volksmenge zusammen. Vor ihnen allen legten sie ihr Bekenntnis zu Jesus Christus ab. Daraufhin verkündete der Statthalter allen das Urteil:

Er verurteilte uns zu den wilden Tieren. Fröhlich stiegen wir daraufhin wieder in den Kerker hinab.

Nun übergab Perpetua ihr Kind endgültig ihren Eltern. Der Gefängnisaufseher Pudens staunte über die Kraft, die in den gefangenen Christen steckte. Bald sollte auch er sich zu Jesus Christus bekehren.
Felicitas aber war voller Sorge, dass sie nicht zusammen mit den anderen das Martyrium erleiden könne, denn sie war im achten Monat schwanger und als Schwangere durfte sie nicht hingerichtet werden. Doch sie gebar vor dem angesetzten Hinrichtungstermin ihr Kind. Ihr Kind wurde einer anderen Christin übergeben, die es aufzog. Während der schmerzhaften Geburt schrie Felicitas, woraufhin einer der Wärter spottete, wie sie denn die Schmerzen des Kampfes mit den wilden Tieren aushalten wolle, wenn sie schon unter den Schmerzen der Geburt so sehr leide. Felicitas erwidert daraufhin:

Was ich jetzt leide, das leide ich; dort aber wird ein anderer in mir sein, der für mich leiden wird; denn ich werde ja auch für ihn leiden.
Auf jenem Schaugerüst wird nur das geschehen, was Gott will. Du musst nämlich wissen, dass wir nicht in unserer Gewalt sind, sondern in der Macht Gottes stehen.

Das Martyrium

Am 7. März 203 wurden Felicitas, Perpetua und ihre Gefährten bei einer Vorführung, die Kaiser Septimus Severus zum Geburtstag seines Sohnes abhalten ließ, im Zirkus den wilden Tieren vorgeworfen. Saturninus, Saturus und Revocatus (Secundulus war schon im Gefängnis gestorben) mussten mit Bären und Leoparden kämpfen, Felicitas und Perpetua mit einer wilden Kuh. Schließlich sollten die Schwerverletzten mit dem Schwert getötet werden.

Das Volk forderte sie in die Mitte, um sich mit seinen Blicken an dem Mord zu beteiligen, wenn sie mit dem Schwert durchbohrt wurden. Darauf erhoben sich die Martyrer bereitwillig und begaben sich dorthin, wohin das Volk es wollte. Vorher küssten sie einander, damit das Martyrium durch den gewohnten Friedenskuss seine Vollendung erlangte. Die anderen empfingen das Eisen unbeweglich und schweigend. ... Perpetua aber schrie laut auf, als ihr das Schwert zwischen die Knochen gestoßen wurde und sie etwas Schmerz verkosten durfte. Sie führte dann selber die unsichere Hand des jungen Gladiators an ihre Kehle. Vielleicht konnte eine solche Frau, die von dem unreinen Geiste gefürchtet wurde, nicht anders getötet werden, als wenn sie es selbst wollte.

Bald schon wurde über dem Grab von Perpetua und Felicitas eine Kirche erbaut. Sie gehören zu den ältesten Blutzeugen des Christentums, deren Schicksal zuverlässig überliefert ist.

Die alten Vorbilder des Glaubens, die Gottes Gnade bezeugen und die Erbauung des Menschen bewirken, wurden schriftlich aufgezeichnet, damit, wenn sie gelesen und die Ereignisse durch die Lesung wiederhingestellt werden, Gott geehrt und der Mensch gefestigt werde. Warum sollen da nicht auch neue Zeugnisse aufgeschrieben werden, die ebenso diesen beiden Zielen dienen können? ... Deshalb schreiben wir die Gesichte und Wundertaten auf und feiern sie durch Lesung zur Verherrlichung Gottes.
Denn die Glaubensschwachen und Zweifler sollen nur nicht meinen, die göttliche Gnade habe allein bei den Alten verweilt, sei es, um sie des Martyriums zu würdigen, sei es, um ihnen Offenbarungen zu schenken. Gott wirkt ja immer das, was er versprochen hat, den Ungläubigen zum Zeugnis, den Gläubigen zur Wohltat.

Heiliger Gott! Du hast
Perpetua, Felicitas
und ihren Gefährten
großen Mut geschenkt.
Gewähre auch uns,
dass wir uns als würdig
erweisen die Leiter des
Opfers zu erklimmen und
in deinen Garten des
Friedens aufgenommen
zu werden.