Die Heiligen

15.4. Damian de Veuster

Damian de Veuster

Damian de Veuster
1840-1889
Apostel der Aussätzigen

Joseph De Veuster wurde am 3. Januar 1840 im flämischen Tremelo als siebtes von acht Kindern einer Bauernfamilie geboren. Nach dem Besuch der Handelsschule trat er 1860 in die Kongregation von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens (SSCC, in Deutschland später auch "Arnsteiner Patres" genannt) ein und nahm den Ordensnamen Damian an. Dieser im Jahr 1800 gegründete Orden war zunächst in der Volksmission in Frankreich tätig, bald auch in Übersee. 1827 entsandte er die ersten katholischen Missionare in die Südsee.
Auch P. Damian wurde vom Orden für die Mission vorgesehen und brach 1863 zu den Sandwich-Inseln (dem heutigen Hawaii) auf. Nach fast 150 Tagen auf See erreichte er Honolulu. Dort wurde er am 21. Mai 1864 zum Priester geweiht und war danach als Missionar und Seelsorger tätig. An seine Eltern schreibt er über seine Arbeit:

Ich bin in diesem neuen Land, das mir der Herr als Anteil gegeben hat, vollkommen zufrieden ... und bin viel unterwegs, um arme Seelen für den lieben Gott zu gewinnen. ... Ich bin hier der einzige Priester weit und breit und habe im Augenblick erst vier Kirchen, bin aber damit beschäftigt, weitere zu bauen. ...
Wenn ich am Abend in einer Christengemeinde ankomme, wird die Trompete geblasen, und die Christen kommen zum Gebet: in einer Kapelle, wenn es eine gibt, oder einfach in einem Haus. Man betet zusammen das Abendgebet, dann halte ich eine kurze Predigt, höre Beichte usw. Dann gehen alle nach Hause, um am nächsten Morgen zur Heiligen Messe wieder zu kommen. Danach redet man ein wenig miteinander, der Priester besucht die Kranken, wenn welche da sind, versucht, einige Ungläubige zu bekehren, bringt ihnen die Gebete und anderes Notwendige bei und tauft sie bei seiner Rückkehr.

Zu den Hawaii-Inseln gehört auch die Insel Molokai. Auf sie wurden um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Leprakranken der Hawaii-Inseln deportiert und ihrem Schicksal überlassen. Lepra galt lange Zeit als eine unheilbare Krankheit mit höchster Ansteckungsgefahr. Darum mussten Leprakranke früher unter unmenschlichen Bedingungen abseits menschlicher Siedlungen leben. Etwa 800 Kranke vegetierten unter unvorstellbaren Bedingungen auf Molokai vor sich hin, als sich P. Damian De Veuster im Jahr 1873 freiwillig dazu meldete, unter diesen Menschen als Seelsorger zu leben und zu wirken.
P. Damian de Veuster hatte keine Berührungsängste diesen Menschen gegenüber. Es war ihm klar, dass die Lepra jederzeit ihn selbst befallen konnte. Er war von nun an zusammen mit den anderen Kranken auf der Insel eingesperrt. Doch nun war jemand da, der sich um die Kranken kümmerte, ihre Wunden pflegte und sie mit Kleidung und Medikamenten versorgte. Er tat viel, um die Lebensbedingungen dieser Menschen zu verbessern. Unter seiner Regie wurden aus den notdürftigen Grashütten Holzhäuser, ein Bewässerungssystem entstand, Gärten und Äcker wurden angelegt.
P. Damian ließ eine Kirche bauen, in der er täglich mit den Kranken die Heilige Messe feierte. Die Seelsorge war seine Hauptaufgabe. Er errichtete ein Waisenhaus, in dem er sich um etwa 40 Kinder kümmerte. Durch sein Wirken wurde aus der "Insel der Verdammten" eine menschliche Siedlung, in der die Würde der Ausgestoßenen geachtet wurde.

1884 erkrankte P. Damian selbst an Lepra. Immer mehr entstellte ihn die Krankheit und zehrte an seinen Kräften. So lange es ging arbeitete er weiter. Der Orden stellte ihm zwei Patres an die Seite. Am 15. April 1889 starb P. Damian im Alter von 49 Jahren. Er wurde neben der von ihm erbauten Kirche auf Molokai begraben. 1936 wurde sein Leib nach Belgien überführt und in der Krypta der Klosterkirche in Leuven beigesetzt. 2009 wurde P. Damian de Veuster durch Papst Benedikt XIV. heiliggesprochen.

Damian de Veuster

Über sein Wirken unter den Aussätzigen auf Molokai schreibt er an seine Eltern:

Seit sechs Monaten bin ich jetzt Pfarrer eines großen Hospitals, wo unsere Regierung 800 Aussätzige versammelt hat. Ich habe nicht mehr die Freiheit, den Ort zu verlassen, eine halbe Stunde lang geht es an einem sehr hohen Berg entlang, und auf der anderen Seite ist das Meer. Ich habe hier zwei kleine Kirchen - die eine habe ich mit meinen eigenen Händen gebaut - ganz aus Holz, mit einem schönen Turm. Ich warte noch auf die Glocke, die darin hängen soll. Ich wohne in einem kleinen Holzhaus und habe einen alten Mann, der mir die Küche besorgt. Meine Nahrung besteht aus Fleisch und Reis, manchmal ein wenig Brot und Milch, zum Glück bekomme ich jeden Tag eine gute Tasse Kaffee.
Wenn auch diese schreckliche Aussatz-Krankheit meiner geistlichen Kinder ansteckend ist, ist meine Gesundheit noch immer dieselbe. ... Meine normale Beschäftigung ist: die Kranken besuchen und ihnen die Sakramente spenden. Fast jeden Tag muss ich ein Begräbnis halten, für die armen Toten mache ich selbst den Sarg.
Unsere Schwestern schicken mir viele Kleider, die an die Kranken verteilt werden, so dass ich diesen armen Geschöpfen nicht nur geistlichen, sondern auch leiblichen Beistand geben kann. Ich finde mein größtes Glück darin, dem Herrn in seinen armen und kranken Kindern zu dienen, die von den anderen Menschen verstoßen werden. Ich versuche, sie alle auf den Weg des Himmels zu führen.
Ich fühle mich glücklich und zufrieden, und wenn ich die Wahl hätte, von hier in voller Gesundheit wegzugehen, würde ich ohne Zögern sagen: Ich bleibe bis zum Ende meines Lebens bei meinen Aussätzigen.