Die Heiligen

21.4. Konrad v. Parzham

Konrad von Parzham

Konrad von Parzham
1818-1894
Ordensbruder

Konrad von Parzham

Johann Ev. Birndorfer erblickte am 22. Dezember 1818 als elftes Kind seiner Eltern auf dem Venushof zu Parzham im Rottaler Land das Licht der Welt. Es waren harte Zeiten und das Land erholte sich damals nur langsam von den Wirren der Napoleonischen Kriege. Von den zwölf Kindern auf dem Venushof überlebten nur acht.
Im Zuge der Säkularisation wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts etliche Klöster aufgelöst, Wallfahrten und andere Ausdrucksformen der Frömmigkeit verboten. Doch der christliche Glaube blieb im Herzen der ländlichen Bevölkerung fest verwurzelt und so wuchs auch Hans in einem stark kirchlich geprägten Umfeld auf.
Doch für Hans war der Glaube mehr als nur fromme Tradition. Schon als Kind nahm er das christliche Leben ernster als die meisten seiner Zeitgenossen. Hans war schon als Kind in sich gekehrt und zeigte eine echte Liebe zum Gebet und zur Einsamkeit. Liebevoll pflegte er seinen Hausaltar. Mit gleichgesinnten jungen Menschen traf er sich zum Rosenkranzgebet. Fluchen war in seiner Nähe verboten.
Wie es damals auf dem Land üblich war, besuchte Hans nur sechs Jahre lang die Schule. Bereits als Kind musste er am elterlichen Hof mit anpacken. Als Hans 14 Jahre alt war, starb seine Mutter, zwei Jahre darauf sein Vater. Seine Geschwister hätten es gern gesehen, wenn Hans den Hof übernommen hätte, doch sein Weg sollte ein anderer sein. Seine freie Zeit nutzte Hans zum Gebet und an den Sonntagen unternahm er weite Fußmärsche zu den Wallfahrtsorten in der Umgebung, doch worin genau seine Berufung bestand, blieb lange unklar.

Der liebe Gott wird schon einen Platz für mich haben.

In diesem Vertrauen auf Gottes Führung verrichtete Hans seine Arbeit am Venushof und praktizierte seine Frömmigkeit und wurde Mitglied mehrerer religiöser Bruderschaften. Schließlich wies ihm sein geistlicher Begleiter, der Benefiziat Dullinger von Aigen, den Weg und vermittelte seine Aufnahme bei den Kapuzinern in Altötting. Mit 31 Jahren trat Hans Birndorfer in das Kapuzinerkloster St. Anna ein und erhielt den Namen Konrad.
Bruder Konrad hatte es nicht leicht im Kloster. Seine besondere Frömmigkeit stieß bei manchen seiner Mitbrüder auf Unverständnis. Als er bereits nach kurzer Zeit den verantwortungsvollen Dienst an der Klosterpforte übertragen bekam, erweckte dies den Neid mancher älteren Brüder. Doch die Oberen hatten eine gute Wahl getroffen. 41 Jahre hindurch sollte Konrad nun den Dienst an der Pforte tun und als der "Pfortenheilige" ist er uns bis heute bekannt.
Bis zu 200 Mal läutete die Pfortenglocke am Tag. Bruder Konrad besaß bald eine tiefe Menschenkenntnis, so dass er schnell erkannte, welche Hilfe die Menschen benötigten.

Meine Lebensweise besteht in Lieben und Leiden, im Staunen, Anbeten und Bewundern der namenlosen Liebe Gottes zu den Geschöpfen. In dieser Liebe meines Gottes komme ich an kein Ende. Da hindert mich nichts. Da bin ich mit meinem lieben Gott, Maria und den Heiligen auf das Innigste vereint. Auch in meinen vielen Geschäften bin ich umso inniger mit ihm vereint. Ich rede da ganz vertraulich wie ein Kind mit seinem Vater.

Unzähligen Menschen hat Bruder Konrad in seinem Dienst an der Klosterpforte geholfen. Für alle, die mit vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen, hatte er ein offenes Ohr und noch mehr ein offenes Herz. Für sie alle, für die unzähligen Wallfahrer, aber auch für die Kinder aus den armen Altöttinger Familien, hatte er eine Gabe.

Konrad von Parzham

Bruder Konrad zeichnete sich aus durch ein inniges Gebetsleben, seine eucharistische Frömmigkeit, die Verehrung der Gottesmutter und seine Güte und Menschenfreundlichkeit gegenüber allen, die ihm an der Klosterpforte um Hilfe baten. An seiner Pforte hatte er zwei Fenster, das eine öffnete ihm den Blick zum Altar und Tabernakel der Klosterkirche, das andere war das Fenster, an dem die Menschen zu ihm kamen. Anbetung und Liebesdienst, das waren die beiden Pole seines Lebens. Er schenkte die Liebe, die er von Gott empfing, an die Menschen weiter.

Das Mittel, das ich gebrauche, mich in der Demut und Sanftmut zu üben, ist kein anderes als das Kreuz. Dieses ist mein Buch. Nur der Blick auf das Kreuz lehrt mich in jeder Gelegenheit, wie ich mich verhalten soll. Da lerne ich Geduld und Demut, Sanftmut und jedes Kreuz mit Geduld zu ertragen.

Bruder Konrad wollte allezeit in der Gegenwart Gottes stehen und sein Bemühen war es, die Nächstenliebe in sich und anderen zu bewahren und nie ein Wort zu reden, das wider die Liebe wäre. Dies gelang ihm, weil der Mittelpunkt seines Lebens das Gebet war. Er fand dafür Zeit, trotz seines 18-Stunden-Tages an der Pforte. Stundenlang und nächtelang, jede freie Minuten nutzend, betete er.
Nie klagte Bruder Konrad über die Last seiner Arbeit und wollte auch keinen Gehilfen haben. Erst drei Tage vor seinem Tod wandte er sich an den Guardian. Der ließ ihn auf die Krankenzelle bringen. In Ruhe und Gebet wollte Bruder Konrad seine Kräfte wieder sammeln, doch sie kehrten nicht zurück.

"Wie Gott will."

So gab er sich ganz in die Hände des liebenden Vaters und sah gelassen der Stunde seines Sterbens entgegen. Am Abend des 21. April 1894 starb er, während die Glocken zum Angelus läuteten. Sofort nach seinem Tod begannen die Menschen, ihn als Heiligen zu verehren. Im Jahr 1934 wurde er von Papst Pius XI. zur Ehre der Altäre erhoben. Sein Grab befindet sich in der St. Konrad-Kirche in Altötting.

Er hat sich, wie es der Herr im Gleichnis empfiehlt, wirklich auf den letzten Platz gesetzt, als demütiger Pfortenbruder. Er konnte von seiner Zelle aus immer auf den Tabernakel hinschauen, immer bei ihm sein. Von diesem Blick her hat er die nicht zu zerstörende Güte gelernt, mit der er den Menschen begegnete, die fast ohne Unterbrechung an seiner Pforte anläuteten. Ihnen allen hat er ohne große Worte durch seine Güte und Menschlichkeit eine Botschaft geschenkt, die mehr wert war als bloße Worte.
Papst Benedikt XVI.