Die Heiligen

24.4. Fidelis

Fidelis von Sigmaringen

Fidelis von
Sigmaringen
1578-1622
Ordenspriester,
Märtyrer

Markus Roy, wie Fidelis mit Geburtsnamen heißt, wurde geboren im Jahr 1578 als zweitjüngstes von sechs Kindern des Gastwirts Johannes Roy, der gleichzeitig Bürgermeister von Sigmaringen war. Der hochbegabte Junge besuchte zuerst die Lateinschule seiner Heimatstadt und anschließend das Jesuitenkolleg in Freiburg. Danach studierte er Philosophie und Rechtswissenschaften an der Universität in Freiburg.
1604 begleitete er für fünf Jahre als Hofmeister eine Gruppe junger Adeliger auf ihren Reisen durch Deutschland, Frankreich, Oberitalien und einige spanische Provinzen. Dabei lernte er die französische und italienische Sprache fließend zu beherrschen. Nach seiner Rückkehr promovierte Markus Roy in Villingen, wohin sie Universität wegen der in Freiburg wütenden Pest umgesiedelt war, zum Doktor beider Rechte.
Seine juristische Laufbahn begann er als Advokat und Beisitzer am obersten Gerichtshof in Ensisheim, das damals die Hauptstadt der österreichischen Vorlande war. Er erwarb sich dabei den Ruf, ein Advokat der Armen zu sein. Zugleich stieß ihn die gewissenlose Berufsauffassung einiger seiner Kollegen ab, durch die es in Folge der allgegenwärtigen Korruption zu zahlreichen Fehlurteilen der Gerichte kam. Daher gab er bereits nach einem Jahr sein Amt wieder auf.
Aber es waren nicht nur die Missstände in der Rechtsprechung, die Markus zu diesem Schritt bewogen haben, es war da auch eine innere Unruhe, eine Sehnsucht nach etwas höherem, nach einem erfülltem Leben. Im Jahr 1612 wird Markus Roy zum Priester geweiht und bittet um Aufnahme in das Kloster der Kapuziner in Freiburg. Die Kapuziner waren damals eine junge Reformbewegung innerhalb der franziskanischen Familie. Markus Roy war begeistert vom Ideal der franziskanischen Armut, das von den Kapuzinern wieder in seiner ursprünglichen Strenge gelebt wurde. Er war angetan von ihrem Eifer im Gebet. Besonders beeindruckt hat ihn der unerschrockene Einsatz der Kapuziner in der Pestzeit bei der Pflege der Kranken.
Bei seiner Einkleidung erhielt Markus Roy den Ordensnamen Fidelis, der Treue. Der Novizenmeister sagte zu ihm: „Esto fidelis usque ad mortem…“, ein Wort aus der Offenbarung des Johannes: „Sei treu bis in den Tod und ich werde dir die Krone des ewigen Lebens geben“ (Offb 2,10). Im Noviziat war Fidelis neben Gottesdienst und Gebet viel mit Hausputz, Gartenarbeit und Küchendienst beschäftigt. Der brillante Advokat schälte Kartoffeln.
Nach Ablegung der feierlichen Gelübde wirkte Fidelis als Missionar in der Schweiz, im Elsass und in Vorarlberg. Er unterwarf sich einer strengen Askese, verteidigte die Rechte der Armen und kümmerte sich um Typhus- und Pestkranke in den Spitälern. Seine Tätigkeit war verbunden mit langen und mühsamen Wanderungen durch Schnee, Regen und Kälte. Seine Briefe unterschrieb er zu dieser Zeit mit 'Bruder Fidelis, in Kürze eine Speise der Würmer'.
In Altdorf sagte ein Zuhörer zu ihm: „Herr Pater, wenn Ihr hier gute Suppen essen wollt, dann müsst ihr anders predigen.“ Fidelis erwiderte ihm: „Was kümmern mich eure Suppen. Nicht der Suppen wegen predige ich, sondern ich sage das, was mein Gewissen mir sagt.“
1618 leitete Fidelis als Guardian das Kapuzinerkloster Rheinfelden. 1620 übernahm er dieses Amt in Freiburg und 1621 in Feldkirch. Sehr bald zeigte sich sein Talent als Prediger und sein Ruf drang bis nach Rom. Es war damals die Zeit der Glaubensspaltung und der erbitterte Streit der unterschiedlichen christlichen Lehren entlud sich in den grauenvollen Kämpfen des Dreißigjährigen Krieges. Protestantische Reformatoren und katholische Gegenreformatoren kämpften mit Rückendeckung staatlicher Gewalt um ihre Einflussbereiche.
Als im Jahr 1621 Truppen der katholischen Habsburger Teile der heutigen Schweiz besetzten, begann unter dem Schutz österreichischer Waffen sofort die Missionierung bzw. Rekatholisierung der protestantischen Eidgenossen. Pater Fidelis kam dabei eine Schlüsselrolle zu. Angesichts der erbitterten Kämpfe und dem Hass und Streit zwischen den Konfessionen, war es eine heikle Aufgabe, den katholischen Glauben zu verkünden. Die Mission des Fidelis im protestantischen Graubünden, im Prättigau und Engadin war extrem gefährlich. Die Eidgenossen wehrten sich entschieden gegen die Habsburgischen Eindringlinge und die Verbindung zur verhassten Besatzungsmacht diskreditierte die katholischen Prediger.
Auch wenn Fidelis selbst gegen jeden Zwang und gegen jede Gewaltanwendung war, vielmehr werben und überzeugen wollte, sah man in ihm doch einen Helfershelfer der österreichischen Besatzungsmacht. Die Atmosphäre war extrem aufgeheizt. Als Fidelis am 24. April nach Seewis kam, einem Bergdorf unterhalb der Montafongipfel, war es im nahe gelegenen Schiers bereits zu heftigen Kämpfen zwischen Bündnern und Österreichern gekommen, bei denen auch die Kirche in Brand geriet. Die Tumulte griffen auf Seewis über, aufgebrachte Bauern begannen mit Dreschflegeln und improvisierten Waffen, die Soldaten zu vertreiben, die Fidelis zu seinem Schutz begleiteten.
Zusammen mit den Soldaten ergriff auch Fidelis die Flucht, jedoch holte die wütende Meute ihn ein. Fidelis wurde erschlagen, seine Leiche eilig am Wegesrand verscharrt. Einige Tage später kamen einige Mitbrüder, um den Leichnam zu holen, und nach Feldkirch ins Kloster zu überführen. Dabei kam es abermals zu einem Tumult. Truppen des Bischofs von Chur wollten den Toten beschlagnahmen. Im Handgemenge wurde dabei der Kopf des Märtyrers abgetrennt. Aus diesem Grund ist der Leib des heiligen Fidelis in der Kathedrale von Chur beigesetzt, das Haupt dagegen ruht in Feldkirch.
Fidelis ist der erste Märtyrer des Kapuzinerordens. Seine Heiligsprechung erfolgte im Jahr 1746 durch Papst Benedikt XIV. Er wird dargestellt mit einer Stachelkeule, dem so genannten Prättigauer Prügel, und einem Schwert.

Der Grat zwischen einem glühenden Glauben und Fanatismus ist oft schmal. Ein Gebet des Heiligen Fidelis kann uns helfen, dass die Kraft des Glaubens nicht in rohe Gewalt umschlägt:

Gütigster Jesus, bewahre mich davor, dass ich je einen Menschen, und mag er mich noch so hassen und verfolgen, verachte, gering schätze, ihn herabsetze oder mich von ihm abwende. Lass in mir niemals Hass oder auch nur eine bittere Empfindung gegen ihn aufkommen, und lass nicht zu, dass ich an seiner Besserung verzweifle, solange er lebt.