Die Heiligen

27.6. Siebenschläfer

Siebenschläfer

Siebenschläfer
+ 251
Märtyrer

Die Legende von den sieben Schläfern ist in mehreren Fassungen überliefert. Der hier vorgestellte Text ist eine freie und gekürzte Übertragung des Textes aus der Legenda Aurea.

Die sieben Schläfer wurden in Ephesus geboren. Unter Kaiser Decius kam es dort im Jahr 251 zu einer schweren Verfolgung der Christen. Alle wurden zum Opfer für die Götter aufgefordert. Wer dieses Opfer nicht brachte und sich als Christ bekannte, wurde getötet. Damals fielen aus Furcht vor Marter und Tod viele vom Glauben ab.
Sieben Christen, Maximianus, Malchus, Martinianus, Dionysius, Johannes, Serapion und Constantinus, wurden als erste vor den Kaiser geführt, bekannten sich als Christen und weigerten sich, den Götzen zu opfern. Der Kaiser ließ ihnen eine Frist, binnen derer sie die Möglichkeit hätten, sich doch noch für das Götzenopfer zu entscheiden.
Während dieser Zeit verteilten die Sieben ihr Vermögen unter den Armen und versteckten sich zusammen mit einem Hund in einer Höhle auf dem Berg Celion. Einer von ihnen ging jeweils als Bettler gekleidet in die Stadt, um Essen zu erbitten. Als nun die Frist um war und der Kaiser sie rufen ließ, gerieten sie in große Furcht. Sie aßen gemeinsam, um sich zu stärken. Als sie aber nach dem Mahl in betrübtem Gespräch und Weinen beisammen saßen, geschah es, dass sie plötzlich entschliefen. So war es Gottes Wille.
Der Kaiser aber ließ nach ihnen suchen, befragte ihre Eltern und Verwandten. Schließlich wurde bekannt, dass sie ihr Vermögen verschenkt hatten und sich in einer Höhle versteckt hielten. Da beschloss der Kaiser - durch Gottes Fügung geleitet - den Eingang der Höhle zuzumauern, damit die Sieben darin verhungern sollten. Zwei Christen konnten zwischen den Steinen heimlich ein Tafel verstecken, die von dem Geschehenen Zeugnis gab.

Über die Dauer des Schlafes gibt es unterschiedliche Angaben. Die Sieben sollen um das Jahr 440 in der Regierungszeit Kaiser Theodosius II. erwacht sein. Somit mag ihr Schlaf etwa 190 Jahre gedauert haben. Manche Legenden sprechen aber von etwa 370 Jahren. Warum es zu diesen unterschiedlichen Angaben kommt, lässt sich nicht verbindlich klären.

Um das Jahr 440 jedenfalls gab Gott einem Bürger von Ephesus ein, dass er die Steine der Höhle, in der die sieben Schläfer lagen, aufbrechen ließ, um dort einen Hirtenstall einzurichten. Das weckte die Sieben auf, die meinten, nur eine Nacht geschlafen zu haben. Malchus ging wie gewohnt in die Stadt, um Brot zu kaufen.
Er wunderte sich über die Steine vor der Höhle, noch mehr aber über die Stadt, die er so verändert vorfand. Am Stadttor sah er das Zeichen des Kreuzes, sah Kirchen und hörte die Menschen von Christus sprechen, dessen Namen man noch am Tag vor dem Schlaf der Sieben aus Furcht vor dem Kaiser nicht auszusprechen wagte.
Als er nun mit ein paar Münzen Brot kaufen wollte, war man sehr verwundert, weil keiner diese Münzen kannte. Plötzlich meinten alle, er habe einen alten Schatz gefunden und es entstand ein großer Aufruhr. Alle wollten wissen, wo der Schatz liegt, um selbst davon einen Gewinn zu haben. Weil Malchus keine Auskunft gab, band man ihm einen Strick um den Hals und schleifte ihn durch die Stadt.
Bischof und Proconsul von Ephesus wurden auf den Lärm aufmerksam und man brachte Malchus zu ihnen. Er beteuerte, dass er Bürger von Ephesus sei und dass das Geld ihm gehöre. Er benannte seine Eltern und Verwandten, aber niemand kannte deren Namen. Er fragte nach dem Kaiser Decius, aber auch an den erinnerte sich niemand mehr so richtig. Man hielt ihn für einen Lügner und wollte ihn einsperren. Malchus aber bat sie mitzukommen, damit er ihnen die Höhle auf dem Berg und seine Gefährten dort zeigen könne, als Beweis dafür, dass er die Wahrheit spricht.
Da gingen der Bischof und der Proconsul mit ihm dorthin, gefolgt von der Menge des Volkes. Malchus ging zu seinen Gefährten. Der Bischof aber fand unter den Steinen die Urkunde, die von ihrem Geschick Zeugnis gab. Da erkannten alle das Wunder, das geschehen war. Alle blickten auf die Heiligen in der Höhle und sahen deren Angesichter wie Rosen blühen. Und alle knieten nieder und lobten Gott.

Siebenschläfer

Man brachte die Kunde von dem, was geschehen war, zu Kaiser Theodosius und er kam persönlich, um dieses Wunder zu sehen. Man muss wissen, dass zu jener Zeit viele falsche Lehren im Umlauf waren und von manchen die Auferstehung geleugnet wurde. Der Kaiser selbst war ins Zweifeln gekommen, ob der christliche Glaube an das ewige Leben wahr sei. Nun hatte ihm Gott mit der Auferweckung der sieben Schläfer ein Zeichen gegeben. Maximianus, einer der Sieben, sprach zum Kaiser:

Du sollst wissen, dass der Herr uns um deinetwillen auferweckt hat vor dem Tag der großen Auferstehung, damit du ohne jeden Zweifel glaubst, dass es eine Auferstehung der Toten gibt. Denn siehe, wir sind wirklich auferstanden und leben, und wie das Kind im Mutterleib keinen Schaden spürt und lebt, so lagen auch wir und lebten und schliefen und spürten nichts.

Der Kaiser freute sich über dieses Wunder. "Wenn ich euch sehe, so ist mir, als sähe ich den Herrn, wie er Lazarus erweckte." Und der Kaiser sah ihre Angesichter wie die Sonne leuchten. Die Sieben aber neigten daraufhin ihre Häupter und entschliefen und gaben ihren Geist auf nach Gottes Willen. Der Kaiser aber ließ goldene Särge anfertigen, um sie darin zu bestatten. Aber die Sieben erschienen ihm im Traum und sagten: "Wie wir bis jetzt in der Erde gelegen waren und aus der Erde auferstanden sind, so mögen wir auch bleiben, bis der Herr uns zum anderen Mal auferwecke." Daraufhin ließ der Kaiser die Stätte mit goldenen Steinen verzieren.

Die Legende von den sieben Schläfern findet sich in ähnlicher Form auch im Koran. Der Pariser Professor Louis Massignon hat dies zum Anlass genommen, in der einzigen Siebenschläferkirche Frankreichs in Vieux-Marche eine christlich-muslimische Wallfahrt zu initiieren, der aber leider wenig Erfolg beschieden war. Das hindert uns jedoch nicht daran, die sieben Schläfer als Helfer für den Dialog und ein friedliches Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen anzurufen. In Deutschland gibt es zwei den sieben Schläfern geweihte Kirchen, in Rotthof bei Passau und in Oberbrechen bei Frankfurt.
Besser bekannt sind die Bauernregeln für den Siebenschläfertag: "Ist Siebenschläfer ein Regentag, regnet's noch sieben Wochen nach." Diese und ähnliche Sprüche besagen, dass das Wetter am Siebenschläfertag für die nächsten sieben Wochen bestimmend ist. Für diese Regeln gibt es tatsächlich eine meteorologische Begründung. Ende Juni/Anfang Juli legt sich der Verlauf des Jetstreams fest. Dieser ist ein starkes Windband, das sich in einer Höhe von fünf bis zehn Kilometern bewegt. Verläuft der Jetstream eher im Norden, gelangt Mitteleuropa unter den Einfluss von Azorenhochs, bewegt er sich weiter südlich, bestimmt eher schlechteres Wetter die nächsten Wochen.