Die Heiligen

27.6. Cyrill v.Alexandrien

Cyrill von Alexandrien

Cyrill von Alexandrien
380-444
Kirchenlehrer

Cyrill von Alexandrien

Cyrill wurde im Jahr 380 geboren und entstammte einer vornehmen Familie. Sein Onkel Theophilus war Patriarch von Alexandrien in Ägypten. Dieser Bischofssitz gehörte neben Rom, Konstantinopel, Jerusalem und Antiochien zu den fünf großen Patriarchaten der Kirche. Während der Bischof von Rom seit alters her im Westen die Vorrangstellung innehatte und auch im Osten große Autorität genoss, kam es zwischen den vier Patriarchaten des Ostens in der damaligen Zeit zu heftigen Auseinandersetzungen. Dabei ging es zum einen die rechte Auslegung des Glaubensbekenntnisses, darüber hinaus aber auch um den Kampf um die Vormachtstellung im Osten. Bischöfe sprachen einander die Rechtgläubigkeit ab und schlossen den Gegner aus der Gemeinschaft der Kirche aus. Dabei war die jeweilige Seite nicht zimperlich in der Wahl der Mittel, man verdrehte oft die Worte des Gegners, dass aus einer missverständlichen Formulierung tatsächlich eine Häresie wurde, nahm einzelne Worte aus dem Zusammenhang und wiegelte damit den Kaiser und das Volk gegen den Gegner auf. Wer den besseren Draht zum Kaiser und auch zum Bischof von Rom besaß, war deutlich im Vorteil.
Als besonders streitbar erwiesen sich stets die Patriarchen von Alexandrien. Zwar wurde durch ihre Hartnäckigkeit der Einfluss vieler Irrlehren von der Gesamtkirche abgewendet - man denke hier vor allem an Athanasius den Großen, der von seinem Bischofsstuhl Alexandrien aus mehrfach in die Verbannung geschickt wurde - da sich in späteren Zeiten aber der Kampf um die rechte Lehre unentwirrbar mit dem Kampf um eine innerkirchliche Vorrangstellung verband, bedeuteten diese Auseinandersetzungen auch einen großen Schaden für die Einheit der Kirche.
Als Cyrill im Jahr 412 zum Nachfolger seines Onkels auf dem Bischofsstuhl von Alexandria wurde, hatte er ein schweres Erbe anzutreten. Der Streit zwischen Theophilus und Johannes Chrysostomus von Antiochien war so weit eskaliert, dass die kirchliche Einheit zerstört war. Zwar gelang es Cyrill, die kirchliche Einheit wiederherzustellen, dennoch konnte er die Wunde, der durch die Auseinandersetzung der beiden großen Patriarchate entstanden war, nicht vollständig heilen. Zudem war ihm ein neuer Gegner erwachsen, Nestorius, der Patriarch von Konstantinopel, in dem Cyrill einen neuen Judas sah und dem er vorwarf, mit seiner Lehre die Göttlichkeit Jesu Christi zu leugnen. Auch hier gab es viele Missverständnisse und Fehlinterpretationen, die vielleicht auf einem friedlichen Weg im Sinne der Rechtgläubigkeit hätten gelöst werden können. Die von Cyrill initiierte Absetzung des Nestorius riss aber erneut eine tiefe Wunde in die Einheit der Kirche.

Cyrill besaß ein aufbrausendes Temperament und war ein Meister der Polemik, der mehr darauf bedacht war, seine Gegner niederzuwerfen, als einen möglichen Kompromiss zu suchen. Im Gegensatz zu seinem Onkel war Cyrill jedoch theologisch hochgebildet und durchdrungen von einer tiefen Frömmigkeit. Vor seiner Erwählung zum Bischof lebte er als Einsiedler. Eines seiner großen Verdienste war es, die Verehrung der Gottesmutter zu fördern. Leidenschaftlich verteidigte er ihren Titel als Gottesgebärerin (Theotokos), um zu zeigen, dass aus ihr der wahre Gott und wahre Mensch Jesus Christus geboren wurde. Dieser Titel Mariens wurde auf dem Konzil von Ephesus (431), das unter der Leitung Cyrills stattfand, offiziell bestätigt. Seine rechtgläubige Theologie, die sich in seinem umfangreichen Werk niederschlägt, ist auch der Grund dafür, dass die Kirche in ihm sein jeher einen Heiligen und Kirchenlehrer sieht.

Wir grüßen dich, Maria, Gottesgebärerin!
Ehrwürdiger Schatz des ganzen Universums, Stern, der nicht untergeht, Krone der Jungfräulichkeit, Zepter der Rechtgläubigkeit, unzerstörbarer Tempel, Wohnung des Unermesslichen, Mutter und Jungfrau, um derentwillen in den heiligen Evangelien seliggepriesen wird, der da kommt im Namen des Herrn kommt.
Wir grüßen dich! Du hast in deinem jungfräulichen Schoß den umfasst, den die Himmel nicht fassen können, durch dich wird die Heilige Dreifaltigkeit auf der ganzen Erde gepriesen und angebetet, durch dich frohlockt der Himmel, durch dich jubeln die Engel und Erzengel, durch dich werden die Dämonen in die Flucht geschlagen, durch dich ist der Versucher vom Himmel gefallen und werden die gefallenen Menschen in den Himmel erhoben.
Durch dich, heilige Gottesgebärerin, ist die ganze Welt, die im Götzendienst verfangen ist, zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt, durch dich wird denen, die glauben, mit dem Öl der Freude die heilige Teufe gewährt, durch dich sind auf der ganzen Erde die Kirchen begründet worden, durch dich werden die heidnischen Völker zur Bekehrung gebracht. Durch dich hat das Licht des einzigen Sohnes des Vaters denen geleuchtet, die im Finsternis saßen und im Schatten des Todes.
Wer könnte Maria so loben, wie es ihr gebührt? Sie ist sowohl Mutter als auch Jungfrau. Was für ein Wunder! Wer hat je sagen hören, dass der Erbauer daran gehindert werden kann, in dem Tempel zu wohnen, den er selber errichtet hat? Wer würde es wagen, den zu tadeln, der seiner Magd den Titel Mutter verliehen hat? Es freut sich also alle Welt. Es möge uns vergönnt sein, die unteilbare Dreieinigkeit zu verehren und ihr Ehrerbietung zu erweisen, indem wir das Lob Mariens, der immerwährenden Jungfrau, also der heiligen Kirche, singen, und auch das Lob ihres Sohnes und das Lob ihres makellosen Gemahls.

(Cyrill von Alexandrien)