Die Heiligen

29.7. Maria Marta Lazarus

Marta,Maria

Lk 10,38-42

In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf, und eine Frau namens Martha nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Martha aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Martha, Martha, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.

Salbung

Joh 12,1-11

Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den er von den Toten auferweckt hatte. Dort bereiteten sie ihm ein Mahl; Marta bediente, und Lazarus war unter denen, die mit Jesus bei Tisch waren. Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar.
Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt. Doch einer von seinen Jüngern, Judas Iskariot, der ihn später verriet, sagte: Warum hat man dieses Öl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Erlös den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte, sondern weil er ein Dieb war; er hatte nämlich die Kasse und veruntreute die Einkünfte.
Jesus erwiderte: Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue. Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer bei euch.
Viele Juden hatten erfahren, dass Jesus dort war, und sie kamen, jedoch nicht nur um Jesu willen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber beschlossen, auch Lazarus zu töten, weil viele Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten.

Lazarus

Joh 11,1-45

Ein Mann war krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf, in dem Maria und ihre Schwester Marta wohnten. Maria ist die, die den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihrem Haar abgetrocknet hat; deren Bruder Lazarus war krank. Daher sandten die Schwestern Jesus die Nachricht: Herr, dein Freund ist krank.
Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden.
Denn Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen.
Die Jünger entgegneten ihm: Rabbi, eben noch wollten dich die Juden steinigen, und du gehst wieder dorthin?
Jesus antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht; wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist. So sprach er. Dann sagte er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken.
Da sagten die Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, dann wird er gesund werden. Jesus hatte aber von seinem Tod gesprochen, während sie meinten, er spreche von dem gewöhnlichen Schlaf.
Darauf sagte ihnen Jesus unverhüllt: Lazarus ist gestorben. Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war; denn ich will, dass ihr glaubt. Doch wir wollen zu ihm gehen.
Da sagte Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, zu den anderen Jüngern: Dann lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben.
Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag.
Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.


Nach diesen Worten ging sie weg, rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: Der Meister ist da und lässt dich rufen. Als Maria das hörte, stand sie sofort auf und ging zu ihm. Denn Jesus war noch nicht in das Dorf gekommen; er war noch dort, wo ihn Marta getroffen hatte. Die Juden, die bei Maria im Haus waren und sie trösteten, sahen, dass sie plötzlich aufstand und hinausging. Da folgten sie ihr, weil sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen. Als Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sagte zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus.
Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb?
Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag.
Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast.
Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen!
Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.
Maria, Marta und Lazarus

Maria, Marta und Lazarus von Betanien
Freunde Jesu

Marta und Maria

Der Besuch Jesu

Jesus kannte viele Menschen und mit einigen war er auf eine ganz besondere Weise befreundet. Zu den "guten Freunden" Jesu zählten auch die Schwestern Maria und Marta und deren Bruder Lazarus. Auf der Durchreise schaut Jesus wieder einmal bei ihnen vorbei. Wenn man einen so bedeutenden Gast aufnimmt, ist es natürlich wichtig, ihn und seine Begleiter gebührend zu bewirten. Das macht jede Menge Arbeit.
Doch dieser Jesus erzählt auch viele interessante Geschichten und Gleichnisse darüber, wie Gott ist und wie die Menschen leben sollen. Aber wenn man arbeiten muss, hat man keine Zeit, ihm dabei zuzuhören, oder? So ist Marta ganz davon in Anspruch genommen, für Jesus zu sorgen, ihre Schwester Maria aber hört lieber den Worten Jesu zu.
Ungerecht, denkt sich Marta, wenn ich die ganze Arbeit allein machen muss. Jesus soll meiner faulen Schwester mal sagen, dass es so nicht geht. Jesus aber denkt anders und sagt:

Nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil erwählt.

Wie können wir das verstehen? Zuerst muss uns bewusst sein, dass Maria, wenn sie sich zu den Füßen des Herrn setzt und seinen Worten lauscht, nicht faul ist. Zu Füßen eines Meisters sitzen, heißt von ihm lernen und in seine Nachfolge eintreten. Das ist es ja, was Jesus von uns allen will. Jesus lehnt es sicher nicht ab, dass für ihn und seine Begleiter gesorgt wird. Aber alles zu seiner Zeit, könnte man sagen. Wenn Jesus lehrt, ist es wichtig, ihm zuzuhören. Da kann alles andere warten.

Von Maria wird nicht einfach gesagt, dass sie sich nahe zu Jesus setzte, sondern zu seinen Füßen. So zeigte sie ihre Liebe, ihren Eifer, ihre Aufmerksamkeit auf das, was sie hörte, und ihre große Ehrfurcht dem Herrn gegenüber. (Johannes Chrysostomus)
Es gibt nicht nur eine Tugendnorm. Dies lehrt das Beispiel der Marta und der Maria. Der Handlungsweise der einen liegt die tätige Frömmigkeit, jener der anderen die auf das Wort Gottes gerichtete religiöse Beschauung des Geistes zugrunde. ... Möge dich aber wie Maria das Verlangen nach Weisheit beseelen! Denn dies ist die wichtigere, dies die vollkommenere Beschäftigung. Nicht darf die Sorge um den Dienst die Kenntnis des himmlischen Wortes behindern, noch darfst du jene schelten und für Müßiggänger halten, welche du dem Studium der Weisheit obliegen siehst. (Ambrosius)

Tun, was die Zeit verlangt. Jesu Wort anhören, wenn es "dran" ist, die Hausarbeit dann, wenn es Zeit dafür ist. Aber es geht darum, in allem ganz auf den Herrn ausgerichtet zu sein. Davon können wir lernen. Es ist gut, wenn wir aktiv sind und uns um unsere Bedürfnisse und die anderer Menschen kümmern. Aber wir brauchen auch Zeiten der Stille, in denen wir versuchen, darauf zu hören, was Jesus uns sagt. Wenn wir beides zusammen bringen und zur jeweils rechten Zeit tun, ist das sicher eine Bereicherung für unser ganzes Leben.

Meist sind wir wie MARTA,
jene geschäftige Frau.
Wir warten täglich auf
mit tausend Dingen und
meinen das Glück zu verdienen,
während die Sorge
uns beinah erstickt.

MARIA, der Schwester,
neiden wir manchmal den Platz
und könnten doch jederzeit
schweigen und ruhen
zu Füßen des Herrn,
um sein Wort zu pflanzen
tief innen,
wohin keine Sorge dringt.

(Conrad Miesen)
Lazarus

Die Auferweckung des Lazarus

Johannes berichtet uns eine weitere Begebenheit aus dem Leben der beiden heiligen Frauen. Auch hier wird die innige Verbundenheit deutlich, die Jesus mit den Geschwistern Maria, Marta und Lazarus verband. Im Lukasevangelium sind Maria und Marta zwei Schwestern, die mit Jesus befreundet sind. Marta kümmert sich um Jesus und seine Jünger, während Maria den Worten Jesu lauscht (Lk 11,1-4). In beiden Szenen erscheint Marta die aktivere der beiden Schwestern zu sein. Lazarus hingegen ist im Lukasevangelium der Name eines armen Bettlers, der nach seinem Tod in Abrahams Schoß getragen wird (Lk 16,19-31). Auch wenn der Zusammenhang ein anderer ist, geht es in beiden Szenen um die Auferstehung.
Der Bericht über die Auferweckung des Lazarus steht in einem engen Bezug zu Jesu Tod und Auferstehung, die nahe bevorstehen. Bald wird die Stunde da sein, in der er zum Vater geht. Diese Stunde wird die Stunde seines Todes sein, aber zugleich die Stunde, in der er durch seinen Tod den Tod besiegt und selbst aus dem Tod als Lebender aufersteht und dieses Leben allen schenkt, die an ihn glauben. Gerade die Auferweckung des Lazarus wird, wie wir am Ende der Geschichte hören, ein wichtiger Grund dafür sein, dass seine Gegner ihn schnellstmöglich aus dem Weg schaffen wollen.
Leben und Tod, sie liegen oft so nahe beieinander. Menschen riskieren ihr eigenes Leben, um das Leben anderer zu retten, der Tod von Müttern bei der Geburt ihrer Kinder ist keine Seltenheit. Wir fragen uns sicher oft, warum manche Menschen bei Katastrophen sterben müssen, während andere mit dem Leben davonkommen. Der Tod scheint Leben zu vernichten. Doch Jesus nimmt dem Tod seine Macht. Was das bedeutet, zeigt anschaulich die Auferweckung des Lazarus. Sie gibt einen Vorgeschmack von dem, was Erlösung bedeutet. Sie zeigt uns, dass wir als Christen den Tod nicht mehr fürchten müssen.
Lazarus ist krank, so krank, dass er bald sterben wird. Marta und Maria schicken sofort Leute, um Jesus holen zu lassen. Doch Jesus macht sich nicht gleich auf den Weg, um seinem kranken Freund zu helfen. Jesus weiß sogar, dass dieser sterben wird und lässt das, man kann es nicht anders sagen, seelenruhig geschehen.
Als sich Jesus dann nach zwei Tagen endlich auf den Weg zu seinen Freunden macht, ist es scheinbar zu spät, um Lazarus noch zu retten. Lazarus ist gestorben und die beiden Schwestern Maria und Marta sitzen trauernd zuhause, zusammen mit Nachbarn und Freunden, die ihnen beistehen. Als sie hören, dass Jesus kommt, bleibt Maria im Haus, Marta aber geht Jesus entgegen und macht ihm sogleich Vorwürfe:

Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.

Doch zugleich zeigt sie ihr Vertrauen, dass Jesus schon weiß, was er tut und auch jetzt noch alles zum Guten wenden kann:

Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.

Zwischen Jesus und Marta kommt es zu einem Gespräch über die Auferstehung. Marta glaubt wie viele Juden damals an eine Auferstehung am Letzten Tag. Die Auferstehung, die Jesus meint, ist jedoch konkreter. Sie ereignet sich nicht irgendwann, sondern immer dann, wenn ein Mensch an Jesus glaubt. Er selber ist die Auferstehung und das Leben.

Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Es ist schon erstaunlich, dass Johannes dieses Messiasbekenntnis Marta in den Mund legt. In den anderen Evangelien kommt es Petrus zu, Jesus dieses Zeugnis auszustellen und er bekommt dafür die Schlüssel des Himmelreiches überreicht. Hier gibt Marta Zeugnis von Jesus. Sie legt das tiefste Bekenntnis ab, zu dem ein Mensch fähig ist: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Sohn Gottes bist. Ich weiß, dass alles in deiner Macht steht, ich übergebe dir mein ganzes Leben, wie du es machst, so ist es gut. Gerade in einer der schwersten Stunden ihres Lebens spricht Marta dieses Bekenntnis. Marta wird noch nicht ganz begriffen haben, was das bedeutet. Ja, sie glaubt, dass Jesus der Messias ist und sie glaubt an eine Auferstehung am Letzten Tag, aber dass Jesus selbst die Auferstehung und das Leben ist, das mag ihre Fassungskraft überstiegen haben.

Lazarus

Marta weiß darum, dass nun etwas Besonderes geschehen wird. Sie holt ihre Schwester Maria, die bis jetzt noch im Haus geblieben ist. Mit Maria kommt nun auch die Trauergemeinschaft zu Jesus, und wahrscheinlich das halbe Dorf.
Nun ist es vorbei mit der Ruhe. Die Menge aber tobt. Sie braucht ein Zeichen, um zu glauben. Da ist ja dieser Jesus. Man erzählt sich, dass er so viele Menschen geheilt hat. Und jetzt ist sein bester Freund tot. Warum hat er ihm nicht geholfen? Vielleicht ist es das, was den Herrn so traurig macht. Jesus weint. Jesus weint mit Maria, die um ihren Bruder trauert. Jesus weint mit der ganzen Trauergemeinde. Es gehört zum Menschen, dass er beim Tod eines lieben Menschen trauert. Dann aber ruft er laut:

Lazarus, komm heraus!

Wir spüren förmlich die Kraft dieses Rufes, die aus der tiefen Überzeugung Jesu kommt, den Willen des Vaters zu erfüllen. Es ist der Ruf zum Leben, der an uns alle einmal ergehen wird. Sehr schön ist dieses Ereignis vertont worden. Übersetzt heißt es da: Als der Herr die weinenden Schwestern des Lazarus am Grab sah, begann er vor den Juden zu weinen und er rief: Lazarus, komm heraus! Und mit umwickelten Händen und Füßen kam der heraus, der schon vier Tage tot war.
Und Lazarus kommt aus dem Grab. Der Tote kehrt ins Leben zurück. Jesus zeigt uns, was Auferstehung bedeutet. Nicht, dass Lazarus wieder lebt ist das größte Wunder, sondern dass in Jesus alle Toten das ewige Leben haben. Wie für Jesus die sichtbare körperliche Heilung stets ein Zeichen für die Wirksamkeit der unsichtbaren inneren Heilung, der Erlösung, der Vergebung der Sünden ist, so ist die sichtbare Auferweckung des Lazarus ein Zeichen dafür, dass Jesus alle Menschen aus dem Tod ins ewige Leben führt.

Die Salbung Betanien

Kurz vor seinem Tod ist Jesus noch einmal zu Besuch bei seinen Freunden. Während er sich tagsüber in Jerusalem aufhält, verlässt er nachts die Stadt, um in Betanien zu übernachten. Sicher werden sie bemerkt haben, dass sich bei Jesus etwas verändert hat. Nach all den Auseinandersetzungen mit seinen Gegnern war Jesus sicher erschöpft, wenn er sich am Abend bei seinen Freunden einfand.
Die Schwestern Maria und Marta meinen es gut mit Jesus. Sicher hat Marta gut gekocht für Jesus und seine Jünger. Maria zeigt ihre Fürsorge für Jesus auf eine andere Weise. Es wird berichtet, dass sie mit einem besonders kostbaren Öl Jesu Füße gesalbt und mit ihrem Haar getrocknet hat. Das passt einigen nicht. Sicher fanden es manche unschicklich, dass Jesus sich so von einer Frau berühren lässt, aber es ging auch um anderes.
Zwischen Judas Iskariot und Jesus muss es in den letzten Tagen zu Differenzen gekommen sein. Der Eiferer erwartete wohl, dass Jesus sich deutlicher als der neue König präsentiert. Das Verhalten Jesu erschien ihm vielleicht zu schwächlich. Und dann noch das mit dem Öl. Der Meister lässt sich von einer Frau die Füße salben. Das Öl hätte man besser für teures Geld verkauft und damit den Armen geholfen.
Doch nicht, weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte, sagt Judas dies, sondern um Jesus zu kränken und vielleicht auch, weil er gerne selbst etwas von dem Erlös in die eigene Tasche gesteckt hätte. Jesus aber heißt die scheinbare Verschwendung Mariens gut.

Betanien
Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue.

Es ist für Maria die letzte Möglichkeit, ihrem Freund und Meister die Ehre zu erweisen. Die Armen aber werden immer da sein. Ein seltsames Wort Jesu. Jesus will keine kleinlichen Bilanzrechnungen. Der Dienst an Jesus ist keine Verschwendung. Was wir Jesus geben, das nehmen wir anderen nicht weg. Nun ist die richtige Zeit für eine verschwenderische Salbung. Es ist die Königssalbung Jesu, die Salbung für den Tod, durch den der Tod vernichtet wird und Jesus als Herr des Lebens aus dem Grab aufersteht.
Maria von Betanien salbt Jesus die Füße. Ein letzter Liebesdienst. Doch Maria tut mehr an Jesus, als sie selbst erahnt: Sie huldigt in spontaner Liebe Jesus als dem König, der in den Tod gehen wird, um sein Volk zu erlösen.
Die beiden Schwestern Marta und Maria sind im Johannesevangelium Vorbild des Glaubens. Marta spricht das Glaubensbekenntnis zu Jesus als Gottes Sohn und Maria salbt ihn zum König. Maria und Marta zeigen uns: Es ist das verborgene Wirken von Frauen, das den Glauben in Familie und Gesellschaft verwurzelt.

Die Geschichte geht weiter

Die Heilige Schrift berichtet uns nicht weiter von den drei Geschwistern, wohl aber die Legende. Demnach soll Lazarus sich im Königreich Kition auf Zypern niedergelassen haben und dort der erste Bischof von Larnaca gewesen sein. Als um das Jahr 890 in Larnaca tatsächlich ein Sarkophag mit der Inschrift „Lazarus, der Freund Christi“ gefunden wurde, ließ der byzantinische Kaiser Leo VI. über der Fundstelle eine Kirche errichten und diese dem hl. Lazarus weihen. Die Gebeine wurden nach Byzanz überführt, ebenso wie die Reliquien der Heiligen Maria von Bethanien. Als Byzanz im Jahr 1204 im Rahmen des 4. Kreuzzugs geplündert wurde, kamen diese Reliquien nach Marseille.
Spätere Legenden, die wahrscheinlich entstanden sind, nachdem 1187 in Tarascon ein Leichnam entdeckt wurde, den man mit den Gebeinen Martas identifizierte, bringen die drei Heiligen schon früher mit Marseille in Verbindung. Sie berichten davon, dass bald nach Jesu Tod Maria, Marta und Lazarus zusammen mit anderen Gläubigen von den Juden verfolgt wurden und in ein Schiff ausgesetzt wurden, das weder Steuer noch Segel hatte. Das Schiff trieb über das Mittelmeer und landete bei Marseille. Dort ging Maria in die Einsamkeit der Berge, Lazarus wurde Bischof dieser Stadt und Marta soll ein Kloster errichtet und dort mit gleichgesinnten Frauen mehr als 30 Jahre gelebt haben.
Eine andere provenzalische Legende erzählt, dass Marta einen menschenfressenden Drachen bändigte und ihn an ihrem Gürtel nach Arles führte. Maria von Betanien wird oft gleichgesetzt mit Maria Magdalena, von der es auch in den Evangelien heißt, dass sie Jesus gesalbt hat. Daher berichten spätere Legenden oft nur von Marta von Betanien und Maria Magdalena.

Die Heilige Marta hat in letzter Zeit durch die Verbreitung des Marta-Gebets eine auch über den katholischen Bereich hinausgehende Bedeutung bekommen. Durch dieses Gebet, als Novene an neun aufeinanderfolgenden Dienstagen gebetet, sollen bereits viele Wunder und Heilungen geschehen sein.

O heilige Marta, Du Wunderbare!
Ich nehme Zuflucht zu Deiner Hilfe, mich ganz auf Dich verlassend, dass Du mir in meinen Nöten helfen und in meinen Prüfungen beistehen wirst. Zum Dank verspreche ich Dir, dieses Gebet überall zu verbreiten.
Bei der großen Freude, welche Dein Herz erfüllte, als Du in Deinem Heim in Bethanien den Heiland der Welt beherbergtest, flehe ich Dich an, bitte für mich und meine Familie, dass wir unseren Gott in unseren Herzen bewahren, und also das Heilmittel für unsere Bedürftigkeit zu erlangen verdienen, vor allem bei dieser Sorge, welche mich gegenwärtig bedrückt ...
Ich flehe Dich an, Du Helferin in aller Not, besiege die Schwierigkeiten, so wie Du den Drachen besiegt hast, bis er zu Deinen Füßen lag!
Vater Unser ... Gegrüßet seist Du Maria ... Ehre sei dem Vater ... (3x) Heilige Marta, Bitte für uns! Amen