Gedenktage

2.11. Allerseelen

Erste Lesung

2Makk 12,43-45

In jenen Tagen veranstaltete Judas, der Makkabäer, eine Sammlung, an der sich alle beteiligten, und schickte etwa zweitausend Silberdrachmen nach Jerusalem, damit man dort ein Sündopfer darbringe. Damit handelte er sehr schön und edel; denn er dachte an die Auferstehung. Hätte er nicht erwartet, dass die Gefallenen auferstehen werden, wäre es nämlich überflüssig und sinnlos gewesen, für die Toten zu beten. Auch hielt er sich den herrlichen Lohn vor Augen, der für die hinterlegt ist, die in Frömmigkeit sterben. Ein heiliger und frommer Gedanke! Darum ließ er die Toten entsühnen, damit sie von der Sünde befreit werden.

Zweite Lesung

1Thess 4,13-18

Brüder, wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben.
Wenn Jesus - und das ist unser Glaube - gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen.
Denn dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die noch übrig sind, wenn der Herr kommt, werden den Verstorbenen nichts voraushaben. Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen; dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind, zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt, dem Herrn entgegen. Dann werden wir immer beim Herrn sein.
Tröstet also einander mit diesen Worten!

Evangelium

Joh 11,17-27

In jener Zeit als Jesus in Betanien ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten.
Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus.
Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag.
Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
Allerseelen

Allerseelen

Allerseelen

Hoffnung Auferstehung

Heute an Allerseelen denken wir besonders an unsere Verstorbenen. Wir glauben daran, dass unser Gebet für sie nicht sinnlos ist, sondern dass Gott ihrer gedenkt und ihre Sünden verzeiht. Besonders wichtig ist es, dass wir unseren Verstorbenen vergeben. So können sie und auch wir selbst Frieden finden.
Einen der ersten biblischen Belege für die Wirksamkeit des Gebetes für die Verstorbenen finden wir in der Lesung aus dem Buch der Makkabäer. Wir befinden uns im 2. Jhd. v.Chr., einer Zeit, in der sich die Juden gegen die Übergriffe der hellenistischen Welt zur Wehr setzen mussten. Ihr Glaube war bedroht durch die Grausamkeit fremder Herrscher, aber mehr noch durch die Verlockungen der hellenistischen Kultur.
Es war auch eine Zeit, in der manche alte Glaubensüberzeugungen nicht mehr taugten. Früher zu Zeiten der Könige glaubten die Juden, dass Gott den Gerechten bereits in diesem Leben für seine Gerechtigkeit belohnen wird. Doch immer mehr wurde deutlich, dass es oft den bösen Menschen, die gewalttätig und habgierig sind und es verstehen, sich bei den Mächtigen einzuschmeicheln, besser geht als den Gerechten, die aufgrund ihrer Geradlinigkeit auf vieles verzichten müssen.
Immer mehr kam daher der Glaube auf, dass Gott wenn nicht in diesem Leben, so doch in einer zukünftigen Welt für Gerechtigkeit sorgen wird. Der Glaube an eine Auferstehung der Toten kam in Teilen des Judentums auf. Für diesen neuerwachten Glauben geben die Makkabäerbücher Zeugnis. Hier wird davon berichtet, dass in einer der zahlreichen Schlachten, die die Juden gegen ihre Feinde führten, besonders viele Kämpfer gestorben sind. Als man sie bestattet, entdeckt man, dass sie alle Amulette einer heidnischen Gottheit tragen. Sie haben ihre Hoffnung also nicht auf den Gott Israels, sondern auf fremde Götter gesetzt. Judas, der Anführer der Juden, sieht sie deswegen aber nicht für verloren, sondern er lässt eine Sammlung durchführen und das Geld als Opfergabe für die Verstorbenen nach Jerusalem senden.

Damit handelte er sehr schön und edel; denn er dachte an die Auferstehung. Hätte er nicht erwartet, dass die Gefallenen auferstehen werden, wäre es nämlich überflüssig und sinnlos gewesen, für die Toten zu beten. (2Makk 12,43-44)

Der Glaube an die Auferstehung der Toten gibt Hoffnung, Hoffnung darauf, dass die Gerechten ihren Lohn finden, aber auch die Hoffnung, dass Gott den Menschen verzeihen wird und sie nicht auf ewig verloren sind.
Im ersten Brief an die Thessalonicher muss Paulus die Gemeinde trösten. Die Gläubigen sind verunsichert, denn Paulus hat in seiner Predigt von einem nahen Kommen Jesu Christi gesprochen. Viele glaubten, dass das bedeutet, dass sie selbst nicht mehr sterben werden, bevor Jesus kommt, sondern noch als Lebende mit ihm von dieser Welt in das Reich Gottes hinübergehen werden. Nun aber verzögert sich die Wiederkunft des Herrn, die Menschen sterben, ohne sie erlebt zu haben. Was hat das zu bedeuten? Paulus schreibt:

Allerseelen
Wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die andern, die keine Hoffnung haben. Wenn Jesus - und das ist unser Glaube - gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus Christus auch die Verstorbenen mit ihm zur Herrlichkeit führen. (1Thess 4,13-14)

Wenn Jesus wiederkommt, wird er die noch Lebenden und die Verstorbenen zusammen in sein Reich führen, die Verstorbenen werden aus ihren Gräbern auferstehen und die Lebenden zusammen mit ihnen zum Herrn entrückt werden. Allen wird dann die unvergängliche Gemeinschaft mit dem Herrn zuteil.
Immer wieder stellen sich Menschen die Frage: Was kommt nach dem Tod? Oder anders gefragt: Kommt überhaupt etwas nach dem Tod? Hat der Mensch nur dieses Leben, in das er aus dem Nichts kommt und dorthin wieder verschwindet? Oder stehen wir in einem Kreislauf des ewigen Geboren-Werdens und Vergehens und leben wir immer neue Leben zu verschiedenen Zeiten? Oder gibt es wirklich so etwas wie das ewige Leben bei Gott, an das die Christen glauben?
Was nach dem Tod sein wird, das werden wir erst erfahren, wenn wir selber dort angelangt sind. Für jetzt bleibt der Glaube daran, dass es einen Gott gibt, der uns liebt, der uns in seinem Sohn erlöst hat, der uns einmal immer bei sich haben möchte und mit ewigem Glück und unvergänglicher Freude beschenken möchte. Die Hoffnung, dass wir diesem Gott vertrauen dürfen und dass das, woran wir glauben, auch wirklich existiert. Der Glaube an Jesu Wort:

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. (Joh 11,25-26)

Jesus ist Auferstanden. Er selbst ist die Auferstehung und das Leben und wer an ihn glaubt hat Teil an seiner Auferstehung und seinem Leben.

Allerseelen

Der Tod ist ähnlich wie das Geboren-Werden ein Durchgang zu etwas Neuem, vorher Unvorstellbarem und ist genauso wie die Geburt mit Schmerz verbunden. Das Kind im Mutterleib muss seine wohlige Umgebung verlassen, um leben zu können und es freuen sich schließlich alle über das neue Leben, auch wenn es bekanntlich nicht einfach sein wird. Haben wir es uns dann auf dieser Welt so einigermaßen wohnlich eingerichtet, dann dürfen wir nicht vergessen, dass auch dies vergehen wird. Quälend ist vielleicht der Gedanke daran, nie genau zu wissen, wann und wie dieses Leben zu Ende gehen wird.
Für Menschen früherer Zeiten war schlimmer als der Tod das unvorbereitete Sterben. Deshalb war den Menschen daran gelegen, sich die Existenz des Todes immer wieder vor Augen zu führen. Dem Heiligen Christophorus kam die Funktion des Mahners an die Sterbestunde zu und deshalb fand sich sein Bild weithin sichtbar an Türmen und Häusern. Wer ihn anblickte, dachte an den Tod und starb so nicht mehr unvorbereitet.
Jede Kultur geht anders mit dem Tod um. Alle Menschen gehen anders mit der Trauer um. Trauer ist der Schmerz um den Verlust eines lieben Menschen. Wenn ein Mensch, der uns im Leben nahe stand, der uns sehr wichtig war, plötzlich nicht mehr da ist, müssen wir lernen, ohne diesen Menschen zu leben. Selbst wenn wir daran glauben, dass dieser Mensch es nach dem Tod viel schöner hat als er es auf Erden jemals hatte, so fehlt uns doch seine Nähe und Gegenwart. Deshalb ist es wichtig, zu trauern und ich denke, dass Paulus nicht diese Art von Trauer meinte, als er sagte, dass wir sie als Christen nicht zu haben brauchen.

Ebenso wichtig wie die Trauer um einen Menschen, ist die Erinnerung an ihn. Die Toten brauchen diese Erinnerung. Christen glauben daran, dass die Toten eine Art Reinigungsprozess durchlaufen müssen, um würdig zu sein, vor Gott treten zu dürfen. Unser Gedenken und unsere Gebet sind ihnen dort eine Hilfe.
Die Verstorbenen prägen in gewisser Weise, auch wenn sie nicht mehr da sind, immer noch unser Leben. Mit dem Tod nehmen wir Abschied von lieben Menschen, wir lassen sie allmählich los, aber wir behalten sie doch in unserer Erinnerung. Unsere Dankbarkeit und Liebe für sie endet ja nicht mit ihrem Tod und wir dürfen hoffen, sie einmal wiederzusehen bei Gott.

Allerseelen

Allerheiligen und Allerseelen sind besonders Tage des Gedenkens an unsere Verstorbenen. Viele Menschen besuchen an diesen Tagen die Gräber ihrer lieben Verstorbenen, schmücken die Gräber mit einem Gesteck und zünden ein Licht an. Dabei können wir beten:

Guter Gott,
wie das Licht der Kerze brennt, so scheint das Licht von dir.
Auch wenn wir sterben, leben wir im Licht deiner Liebe.
Anders als eine Kerze, die irgendwann verlöscht,
brennt dein Licht ewig.
Deshalb dürfen wir für unsere Verstorbenen bitten:
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen.

Amen.


Still sind die Gräber,
aber die Seelen sind in deiner Hand.
Ihre Blicke sind Blicke der Liebe
aus einer anderen Welt.
Herr, leuchtende Sonne,
erwärme und erhelle die Wohnung der Verstorbenen!
Möge schwinden die bittere Zeit der Trennung.
Gib uns ein frohes Wiedersehen im Himmel!
Schenke den Entschlafenen die kindliche Reinheit,
jugendfrische Seligkeit, und möge ihr ewiges Leben
bei dir ein Osterfest sein!

Unbekannter Verfasser


Du bist nicht tot,
sondern nur untergegangen wie die Sonne.
Wir trauern nicht über einen, der gestorben ist,
sondern wie über einen, der sich vor uns verborgen hält.
Nicht unter den Toten suchen wir dich,
sondern unter den Seligen des Himmels.

Theodoret von Kyros