Die Heiligen

22.2. Kathedra Petri

Erste Lesung

1Petr 5,1-4

Eure Ältesten ermahne ich, da ich ein Ältester bin wie sie und ein Zeuge der Leiden Christi und auch an der Herrlichkeit teilhaben soll, die sich offenbaren wird: Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, wie Gott es will; auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Neigung; seid nicht Beherrscher eurer Gemeinden, sondern Vorbilder für die Herde! Wenn dann der oberste Hirt erscheint, werdet ihr den nie verwelkenden Kranz der Herrlichkeit empfangen.

Evangelium

Mt 16,13-19

In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!
Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus - der Fels -, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.

Vesper-Lesung

1Petr 1,3-9

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu geboren, damit wir durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten eine lebendige Hoffnung haben und das unzerstörbare, makellose und unvergängliche Erbe empfangen, das im Himmel für euch aufbewahrt ist.
Gottes Macht behütet euch durch den Glauben, damit ihr das Heil erlangt, das am Ende der Zeit offenbart werden soll. Deshalb seid ihr voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müsst. Dadurch soll sich euer Glaube bewähren und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist.
So wird (eurem Glauben) Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung Jesu Christi. Ihn habt ihr nicht gesehen und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklärter Freude, da ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet: euer Heil.
Kathedra Petri

Entwicklung des Festes

An dem in der lateinischen Liturgie gefeierten Fest Kathedra Petri, im deutschen Sprachraum auch Petri Stuhlfeier genannt, dankt die Kirche Gott für die Sendung, die dem Apostel Petrus und seinen Nachfolgern anvertraut wurde. Der Ursprung des Festes liegt wohl in einem Totengedenken, das in Rom vom 13. bis 22. Februar begangen wurde. Dabei wurde im Rahmen eines Totenmahles für bestimmte Verstorbene ein Sessel (Kathedra) aufgestellt. Da der genaue Todestag des hl. Petrus unbekannt war, feierten ihn die Christen im Rahmen dieses allgemeinen Totengedenkens am 22. Februar. In der Legenda Aurea heißt es dazu:

Petri Stuhlfeier wird auch Petri Mahl genannt. ... Es war eine Gewohnheit der Heiden von alters her, dass sie an einem gewissen Tag im Monat Februar Speisen auf die Gräber ihrer Vorfahren stellten. ... Diese Gewohnheit der Totenmähler konnte auch unter den Christen kaum ausgetilgt werden. Das sahen die heiligen Väter an und setzten an deren Stelle das Fest Petri Stuhlfeier zu Rom und zu Antiochia.

Im 4. Jahrhundert war die Kirche bestrebt, die aus heidnischer Zeit stammenden Formen des Totengedenkens abzuschaffen. In dieser Zeit erfuhr auch die "Kathedra Petri" eine entscheidende Umdeutung. Nicht mehr der Sessel für den Verstorbenen war damit gemeint, sondern der Bischofsstuhl oder Lehrstuhl, den Petrus gemäß seiner Berufung zum Hirten- und Lehramt in der Kirche innehatte.

Die Kathedra ist in der ursprünglichen Wortbedeutung der feste Sitz des Bischofs, der in der Hauptkirche einer Diözese aufgestellt ist, die deshalb Kathedrale heißt. Sie ist außerdem das Symbol der Autorität des Bischofs und insbesondere seines Lehramtes, das heißt der Lehre des Evangeliums, die er als Nachfolger der Apostel bewahren und an die christliche Gemeinde weitergeben soll. (Benedikt XVI.)

In Gallien feierte man bereits im 4. Jahrhundert am 18. Januar ein Fest der Primatsübertragung an Petrus. Dieses wurde von Rom übernommen und der Tradition gemäß, die Petrus als Bischof zunächst von Antiochien und dann von Rom sah, bildete sich bis um das Jahr 600 in der Römischen Kirche ein Fest der Stuhlbesteigung in Rom am 18. Januar und eines der Stuhlbesteigung in Antiochien am 22. Februar heraus. Erst Papst Johannes XXIII. vereinigte im Jahr 1960 die beiden Feste unter Wegfall des Festes am 18. Januar zum Fest Kathedra Petri am 22. Februar.

Das Fest Kathedra Petri wird seit dem 4. Jahrhundert in Rom gefeiert und soll ein Zeichen sein für die Einheit der Kirche, die auf dem Fundament der Apostel gegründet ist.

So heißt es in der lateinischen Einführung zu diesem Fest. Beten wir um die Einheit aller Christen.

Die Wiederherstellung der Einheit sämtlicher Getaufter ist tatsächlich ein Geschenk Gottes, und unser Einsatz, um sie zu fördern ist zwar nicht hinreichend zu ihrer Erfüllung, doch wenn Christen zusammenkommen, wenn sie sich als Brüder erkennen, wenn sie zusammenarbeiten, um Leiden zu lindern und wenn sie für die Einheit beten, tragen sie mit zum Glanz des Antlitzes Christi und zu seinem Ruhm bei. (Papst Franziskus)
Die Kirche ist jederzeit angewiesen auf den Petrusdienst. Über alle Entstellungen der menschlichen Geschichte hinweg ist das Petrusamt gerade heute klar zu erkennen. Der Glaube, der durch diesen Dienst immer neu gestärkt wird, und die durch ihn gestiftete Einheit geben unserer Zeit eine große Hoffnung. (Franz Huber)
Gott, unser Vater,
du hast uns in Jesus den Einen geschenkt,
der für alle gestorben ist.
Er hat unser Leben gelebt, ist unseren Tod gestorben.
Du hast sein Opfer angenommen
und ihn zu einem neuen Leben mit dir auferweckt.
Lass uns, die wir mit ihm gestorben sind,
eins werden durch den Heiligen Geist
und schenke uns Leben in der Fülle deiner göttlichen Gegenwart
jetzt und in Ewigkeit.
Amen.
Kathedra Petri

Du bist Petrus (Mt 16,13-19)

Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? (Mt 16,13)

Das Messiasbekenntnis des Petrus und seine Einsetzung zum Fels der Kirche geschehen nach dem Bericht des Matthäus nahe bei Cäsarea Philippi. Diese Stadt liegt ganz im Norden des Siedlungsgebietes Israels am Fuße des Hermon-Gebirges. Hier entspringt der Banyas, einer der Quellflüsse des Jordan. Nur wenige Kilometer entfernt liegt die alte jüdische Stadt Dan, die nördlichste Stadt Israels gemäß der biblischen Verheißung, nach der das gelobte Land von Dan (im Norden) bis Beerscheba (im Süden) reicht.
Ursprünglich hieß dieser Ort "Paneas", was darauf hinweist, dass sich dort ein wichtiges Heiligtum des Pan befand, das an die Stelle einer früheren Kultstätte des Baal getreten war. Der römische Kaiser Augustus hat diese Gegend dem Herodes geschenkt, der ca. 20 v.Chr. dort einen Tempel für Augustus und die Göttin Roma errichten ließ. Der Sohn des Herodes, der Tetrarch Philippus, errichtete hier die Hauptstadt seines Herrschaftsgebiets und nannte sie "Cäsarea" zu Ehren des römischen Kaisers.
Ursprünglich entsprang der Fluss aus einer hoch im Felsen gelegenen Grotte. Ein Erdrutsch führte aber dazu, dass das Wasser nun tiefer aus dem Berg austrat. Zurück blieb die Grotte, die wegen ihrer düsteren Tiefe auch als Tor zur Unterwelt (Hades) bezeichnet wird. Flavius Josephus schreibt darüber:

Hier steigt ein Berg in eine schwindelnde Höhe auf und neben der unten am Berg befindlichen Schlucht öffnet sich eine düstere Grotte, in der sich ein Abgrund in unermessliche Tiefe hinabsenkt, der mit stehendem Wasser angefüllt ist. Will man mit dem Senkblei die Tiefe ausloten, so reicht keine noch so lange Schnur aus.

Wir können uns vorstellen, wie die Jünger Jesu staunend vor der hohen Felswand standen und wie ihnen ein Schauder über den Rücken lief, als ihnen Einheimische die Geschichten vom Tor des Hades erzählt haben. Direkt vor Augen stand ihnen auch der mächtige Tempel, den Herodes zu Ehren der römischen Kaiser errichten ließ. Und wer sind sie selbst? Ein paar armselige Fischer, dir einem einfachen Rabbi aus dem Hinterland gefolgt sind. Ist dieser einfache Jesus tatsächlich Gottes Sohn? Jesus weiß, was in den Jüngern vorgeht und er überrascht sie mit seiner Frage. Petrus ist der erste, der die Fassung wiedergewinnt und eine klare Antwort auf die Frage Jesu findet.

Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. (Mt 16,14)

Für wen halten die Leute den Menschensohn? Diese Frage Jesu an seine Jünger hat bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Die Menschen damals haben Jesus mit einem der Propheten in Zusammenhang gebracht. Heute halten manche Jesus einfach für einen besonders guten Menschen, für einen besonders weisen Menschen, einen Religionsgründer, wie es ihn auch in anderen Religionen gibt, wie zum Beispiel Buddha oder Mohamed. Oder Jesus wird zum Sozialreformer, zum Kämpfer für die Armen. Man könnte die Liste wohl unbegrenzt erweitern.

Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! (Mt 16,15-16)

Jesus ist Gott und Gottes Sohn. Alle anderen Antworten, die in Jesus nur einen besonderen Menschen sehen, greifen zu kurz. Wer Jesus das Gott-Sein abspricht, wird ihm nicht gerecht. Was aber bedeutet, dass Jesus Gott ist und Gottes Sohn, der auf Erden Mensch geworden ist? Das ist ein Geheimnis, über das die Menschen zu allen Zeiten nachgedacht und auch gestritten haben.
Wenn man also eh nicht so genau weiß, was es mit diesem Jesus auf sich hat, der vor etwa 2000 Jahren hier auf Erden gelebt haben soll, kann man dann nicht jedem sein eigenes Jesusbild machen lassen? Im Wort Jesu an Petrus meine ich zu lesen, dass Jesus selbst es anders gewollt hat.

Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein. (Mt 16,17-19)

Simon Barjona, nur hier nennt Jesus ihn so. Spielt Matthäus hier auf das Zeichen des Jona an, von dem unmittelbar zuvor die Rede war? Ist Simon ebenso wie Jona ein Zeuge und Verkünder, der eine zweite Berufung braucht? Wir denken hier an seine Verleugnung Jesu und an die Frage des Auferstandenen an ihn: "Liebst du mich?", die uns Johannes überliefert. Zugleich trägt Simon auch den Beinamen Petrus, der Fels, und als dieser wird er zum Fundament der Kirche. Wenn Jesus hier von den Mächten der Unterwelt spricht, so spielt Matthäus hier sicher an die Tore des Hades an, vor denen Jesus mit seinen Jüngern gerade stand. Keine dunkle Macht und scheint sie noch so mächtig, kann das Reich Gottes überwältigen, denn es steht fest gegründet auf einen Felsen, der mächtiger ist als der Fels von Cäsarea Philippi.

Als denkbar festes Fundament der vom Messias Jesus zu erbauenden Heilsgemeinde soll Simon das sichernde Prinzip ihres Bestandes und ihrer Einheit sein. Und in dieser Funktion wird er mit heilsmittlerischer Vollmacht ausgestattet sein, wie das Bildwort von der Übergabe der Schlüssel zum Himmelreich und die Übertragung verbindlicher Binde- und Lösegewalt erläuternd hinzufügen. (Anton Vögtle)

Gott will die Kirche. Seine Offenbarung soll nicht von jedem Menschen eigenmächtig ausgelegt, sondern Gott selbst bestellt Menschen, die in seinem Namen das sagen, was er gesagt haben will. Es ist Petrus, der im Namen aller und im Auftrag Gottes Zeugnis für Jesus ablegt und auf Petrus als den verlässlichen, von Gott eingesetzten Zeugen, baut Christus seine Kirche, die durch nichts erschüttert werden kann. So ist die Kirche der Garant für die wahrheitsgemäße Vermittlung der Offenbarung Gottes. Gott beruft in dieser seiner Kirche immer wieder Menschen, die in seinem Namen von der Wahrheit Zeugnis geben.
Man kann einwenden, dass die Kirche doch aus vielen fehlerhaften Menschen besteht und dass durch die Kirche auch viel Unrecht geschehen ist. Ohne Zweifel, die Kirche besteht aus Menschen mit ihren Fehlern. Auch Petrus war schwach, er wird Jesus verleugnen. Aber doch ist die Kirche mehr als die Menschen in ihr. Die Kirche ist die Braut Christi, die er sich angetraut hat. Daher liebt Christus die Kirche und führt sie durch alle Schwierigkeiten hindurch. Er beruft immer wieder Menschen, die die Fehler anderer wieder gut machen, soweit das eben möglich ist. Daher ist die Kirche als ganze heilig und kann auf Dauer nicht irren.
Jesus liebt seine Kirche. Er will, dass auch wir die Kirche lieben, dass wir zu ihr halten, trotz aller Fehler, die wir in ihr sehen. Jesus will, dass wir in Einheit stehen mit dem Nachfolger des Apostels Petrus, dem Papst in Rom. Wenn wir in Liebe mit der Kirche verbunden sind und auf sie hören, dann erfahren wir auch die Wahrheit darüber, wer Jesus Christus ist.

Kathedra Petri

Schwäche uns Stärke des Petrus

Ich habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht erlischt. (Lk 22,32)

Diese Worte Jesu an Petrus hat die Kirche am heutigen Fest Kathedra Petri als Eröffnungsvers der Messe gewählt.
Jesus hat Simon Petrus zum Fels berufen, auf den er die Kirche bauen möchte und ihm die Schlüssel des Himmelreiches übergeben. Jesus setzt auf Petrus, aber er weiß auch: Petrus ist ein Mensch, der Fehler macht. In der Leidensstunde verlassen alle Jünger Jesus, auch Petrus versteckt sich, ja er leugnet dreimal, Jesus zu kennen. Hat sich Jesus in Petrus getäuscht? Nein. Petrus bereut, was er getan hat und geht aus seinem Fehltritt umso stärker hervor.

Und wenn du wieder zurückgefunden hast, dann stärke deine Brüder. (Lk 22,32b)

So geht Jesu Wort an Petrus weiter. Nach der Auferstehung Jesu verkündete Petrus unerschütterlich den Glauben an Jesus Christus. Er wurde zusammen mit den anderen Aposteln zum Fundament der Kirche, die sich über die ganze Erde ausgebreitet hat. Zunächst wirkte Petrus in Jerusalem. Am Pfingstfest trat er mit seiner Predigt zum ersten Mal in die Öffentlichkeit. In der Apostelgeschichte erfahren wir, dass es beim Apostelkonzil in Jerusalem die Leitung innehatte. Als König Herodes Agrippa den Jakobus hinrichten ließ, entkam Petrus nur knapp dem Tod und verließ Jerusalem, dann schweigt die Heilige Schrift über ihn.
Petrus wurde zum ersten Bischof von Antiochien, der damals drittgrößten Stadt des Römischen Reiches, wo Paulus die Mission begonnen hatte und die Jünger zum ersten Mal Christen genannt wurden. Später kam er nach Rom, dem Zentrum der damaligen Welt. Als erster Bischof von Rom hat er in der Kirche das Petrusamt begründet, das dem Bischof von Rom den Vorrang vor allen anderen Bischöfen zukommen lässt. Unter Kaiser Nero erlitt er zwischen 64 und 67 das Martyrium.
Wie Petrus waren auch die Päpste manchmal schwache Menschen und manche ihrer Fehler lasten bis heute auf der Kirche. Doch immer wieder gab es auch Kräfte der Erneuerung und wir dürfen dankbar sein, dass wir in unserer Zeit heiligmäßige Päpste haben, die den Dienst der Stärkung des Gottesvolkes treu erfüllen.

Beten wir darum, dass Gott seiner Kirche auch in Zukunft solch heiligmäßige Päpste schenkt, die den Dienst, den Jesus Petrus anvertraut hat, in Treue fortführen.

Zur Vesper-Lesung

Lobpreis und Freude, diese beiden Haltungen begegnen uns in der heutigen Lesung zur Vesper am Fest Kathedra Petri. Der Dank an Gott, dass er uns in Jesus Christus erlöst hat. Christus ist für uns gestorben und auferstanden, um uns den Weg zum Himmel zu öffnen. Er ist zum Vater gegangen, um uns dort eine Wohnung zu bereiten.
Ewig bei Gott wohnen zu dürfen, Heimat haben bei Gott, das ist die Hoffnung die uns trägt und es ist das Ziel unserer Sehnsucht. Wirklich? Was bedeutet uns Heimat, Zuhause? Allzu oft machen wir leider in unseren Wohnungen die Erfahrung von Streit und Zwietracht, es wird uns dort ungemütlich. Viele Menschen dürfen gar nicht die Erfahrung machen, was es bedeutet ein Zuhause zu haben. Aber doch hat jeder Mensch eine Ahnung davon, wie ein schönes Zuhause aussehen könnte. Jeder Mensch sehnt sich nach einem Ort, an dem er Liebe und Geborgenheit erfahren darf. Wenn wir unsere idealste Vorstellung von Heimat noch einmal unendlich überbieten, dann haben wir annähernd das, was Heimat bei Gott bedeutet, einfach etwas unvorstellbar Schönes.
Der Gedanke an ein solches Zuhause bei Gott soll aber für uns mehr als eine Vertröstung auf eine bessere kommende Welt sein. Die Hoffnung, dass wir bei Gott Heimat haben, soll uns schon jetzt Kraft und Hilfe sein in unserem Alltag, wo wir nur selten ein ideales Zuhause erleben. Der Glaube an unsere Heimat bei Gott holt schon etwas von dieser idealen erhofften Heimat zu uns auf unsere Erde. Der Glaube soll uns helfen, wenn wir jetzt in Nöten sind, er soll uns helfen, dass auch wir anderen helfen können. Wenn wir an unsere Heimat bei Gott glauben, wird es auch uns leichter fallen, anderen ein Stück Heimat zu geben.
Der Ort, wo wir auf dieser Erde Heimat, Zuhause erfahren, sind in erster Linie unsere Familien. Aber auch die Kirche soll ein solcher Ort sein, an dem Heimat, Zuhause erfahrbar wird. Dabei soll zum einen die Kirche als Gebäude ein Ort sein, in dem wir uns wohl fühlen, aber auch die Gemeinschaft der Gläubigen soll uns diese Heimat geben können. Von der Freude an der Kirche kündet der Psalm 84:

Wie liebenswert ist deine Wohnung, Herr der Heerscharen!
Auch der Sperling findet ein Haus, und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen.
Wohl denen, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben.

Mein Lieblingsvers ist der Vers 11. Da heißt es in der Vulgata: "Elegi abiectus esse in domo Dei mei." In der Einheitsübersetzung: "Lieber an der Schwelle stehen im Haus meines Gottes - als wohnen in den Zelten der Frevler." Aber der lateinische Text formuliert noch extremer, in etwa kann man es im Deutschen so wiedergeben: "Ich habe es mir ausgesucht, im Haus meines Gottes ganz hinten zu sein." Der letzte Platz im Haus Gottes ist besser als der erste Platz in einem Haus, in dem man Gott nicht kennt.
Sich wohl fühlen in der Kirche, in der konkreten Kirche vor Ort, aber auch in der die ganze Welt umspannenden Kirche. Um diese Heimat in der Kirche zu finden, ist vor allem auch die Einheit der Kirche notwendig. Beten wir heute an diesem Festtag für die Einheit der Kirche, damit sie allen Menschen auf der Welt Heimat geben kann. Beten wir aber auch ganz besonders darum, dass unsere Kirche hier vor Ort den Menschen Heimat geben kann, dass wir selbst zu Menschen werden, die anderen Heimat und Geborgenheit schenken.